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5. Kapitel
Оглавление»Estote misericordes!« hallte es durch den hohen Raum. »Seid barmherzig, wie auch Euer himmlischer Vater barmherzig ist! ›Vergebt einander!‹ forderte der Herr in jenen Tagen von seinen Jüngern. Und richtet nicht eilfertig, damit ihr nicht selbst gerichtet werdet!« Eindringlich vermittelte an diesem ersten Sonntag im Juli der Dekan von St. Peter noch einmal die Botschaft des eben feierlich gesungenen Lukasevangeliums. Die Menge lauschte ergriffen, zumal viele der Kirchgänger selbst Zeugen des schrecklichen Schauspiels am Vortag geworden waren. Und die Kunde von der Gerichtsverhandlung hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Der Dekan nannte keine Namen und war weiß Gott über jeden Vorwurf erhaben, er wolle das Urteil seiner Standesgenossen kritisieren. Aber jedermann hatte sogleich das hartherzige Auftreten des alten Pütrich vor Augen. Freilich auch den schlimmen Fluch des Jakob.
»Schöne Worte hat er wieder gesagt, der Herr Dekan«, brummelte Paul nach der Messe mit einem Anflug von bitterem Hohn vor sich hin, während er mit Peter das Wirtshaus ansteuerte. »Der hat leicht reden.«
»Worte des Herrn, Paul, vergiß das nicht!«
»Aber eben nur Worte. Und wo, bitte schön, wo bleiben die Taten? Da fällt’s mir einfach schwer, an Barmherzigkeit zu glauben – und an Gerechtigkeit sowieso.«
»Ich fürchte nur, wir haben uns auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert und vor Tatendrang geglänzt. Du darfst da dem Herrgott keinen Vorwurf machen.« Peter litt noch immer unter seinem erbärmlichen Auftritt bei Gericht und war daher in seinem Urteil sehr zurückhaltend und um Mäßigung bemüht.
»Jetzt redet der auch schon wie ein Pfaff.« Paul verdrehte mit gespieltem Entsetzen die Augen zum Himmel. »Kannst gleich beim Gottschalk in die Lehre geh’n.«
»Nein im Ernst, ich hab’ mich auch gefragt, was wohl den Kaufmann so verbittert hat.«
»Willst du den jetzt etwa noch in Schutz nehmen? Mein Freund – Prediger der Sanftmut. Ich hab’s ja geahnt.«
»Unsinn, ich bin auf den Kerl genauso wütend wie du. Aber überleg doch mal. Der Kaufmann verliert eine Floßladung. Sicher nicht angenehm. Aber was ist das schon, gemessen an seinem sonstigen Reichtum. Selbst wenn es wiederholter Verlust ist, erklärt das wirklich seinen Haß?«
»Hast du schon einen Pfeffersack gesehen, der lächelnd auch nur einen Pfennig verliert? Aber ich kenn’ viele, die wegen ein paar Pfennigen zum Richter gerannt sind.«
»Magst ja recht haben. Aber schau dir auch den Bruder an. Die beiden sind doch verschieden wie Tag und Nacht.«
»Für mich ist das alles eine Sippschaft. Und keine Krähe hackt einer anderen das Auge aus.«
»O nein, nein! Ich hab’ die beiden während der Verhandlung beobachtet. Sie haben kein Wort miteinander gesprochen. Und dem Ludwig schien es furchtbar peinlich zu sein, während der Alte gewütet hat. Der hat ja sogar seinem Bruder vorgeführt: Ich bin der Herr des Handelshauses! Mein Geld ist verloren! Ich glaub, der Ludwig hat selbst nichts zu lachen unter diesem Tyrannen.«
»Warum geht er dann nicht einfach fort? Weil ihm wohl auch das Geld wichtiger ist als die Ehr’. Ach, mir ist das ganze Pack gleichgültig.« Paul sog genießerisch die Bratendüfte ein, die aus der Wirtsstube entgegenwehten. »Das sind die wahren Argumente, und schon bin ich überzeugt!«
Peter streckte klaglos die geistigen Waffen vor dem Angriff fleischlicher Gelüste und schob den Freund lachend durch die Türe zur Gaststube.
Anstelle des üblichen fröhlichen Lärmens beherrschte ungewohnte, ja fast unheimliche Stille den Raum. Seit dem Urteil waren Wut und Enttäuschung unter den Flößern zu spüren, aber mehr noch tiefe Betroffenheit. Und der Gewissenswurm nagte, ob sie den Jakob nicht irgendwie im Stich gelassen hatten. Er stammte zwar aus Wolfratshausen und doch war er einer von ihnen. Schließlich konnte schon morgen einem jeden, der den wilden Fluß befuhr, ähnliches widerfahren.
Nur im Schatten des Ecktisches herrschte eitel Freude über die Flößer, die wie ein Häuflein armer Sünder beisammensaßen. Schuster, Pfaffe und Zuschenk hüteten sich jedoch, ihrer Schadenfreude lauthals Ausdruck zu verleihen.
»Jetzt, wo es einen von ihnen erwischt hat, sitzen sie ganz maulfaul und betreten da«, tuschelte der Wast.
»Man müßte viel öfter dreinfahren und das Pack zur Ordnung rufen«, flüsterte der Schuster seine Zustimmung.
»Der Herr ist mein Zeuge, daß ich niemandem Böses will«, schickte Gottschalk vorsichtshalber voraus, »aber die Strafe war doch viel zu mild. Bestohlen hat dieser Kerl meinen Herrn und das nicht zum ersten Mal. Die frevlerische Hand hätten sie ihm abschlagen und ihn danach aufhängen müssen. Sagt nicht die Schrift, wer…«
»Pssst, nicht so laut!«
»Halt’s Maul, Gottschalk! Oder willst du uns die Brüder auf den Hals hetzen?«
Der Schuster und der Wirt konnten den Kaplan gerade noch stoppen, bevor der wieder zu einer endlosen Bußpredigt anhob.
Als Agnes einen halben Eimer in die Runde stellte, waren die Flößer bald von ihrer Trübsal kuriert, und der Rest von Melancholie, der schwarzen Galle, die Schwermut bewirkte, löste sich im heilenden Gerstensaft auf.
»Ich frag’ mich ja schon«, lenkte Peter nach einer Weile auf ernsthaftere Überlegungen hin, »was das nun wirklich für ein Riese war, von dem der Jakob gesprochen hat. Nicht, daß ich ihm nicht glauben würd’, aber seltsam klingt’s allemal.«
»Vielleicht war’s ein Berggeist oder Dämon, der in die Gestalt eines Riesen schlüpfte«, gab Benedikt zu bedenken. »Und nach seiner Untat, da hat er sich einfach verflüchtigt. Drum hat man auch nichts gefunden von ihm.«
»Hat denn überhaupt einer nach ihm gesucht?« warf Paul lakonisch ein.
»Bei Baierbrunn, da haust doch eine gefährliche Wassernix. Vielleicht hat die den Jakob verhext, daß er die Herrschaft übers Floß verloren hat.« Mathes verstand sich als Fachmann für alles Überirdische und Numinose, weil seine Großmutter Hebamme gewesen war und Natur und Heilkraft der Kräuter gekannt hatte.
»Ich glaub’ ja, daß hier viel irdischere Geister die Hand im Spiel hatten«, argwöhnte Peter.
»Ja, genau«, ließ sich der Michl vernehmen. »Wenn es wahr ist, was die Leute sagen, daß der neidische Friedrich und sein tollwütiger Bruder Leopold wieder kriegslüstern sind, dann stecken doch bestimmt die Österreicher dahinter.«
»Ja«, pflichtete Mathes sofort bei, »und der Friedrich hat auch einen magischen Ring, mit dem er Dinge herzaubern und verschwinden lassen kann.«
»Von wegen Ring«, widersprach Alois dem geisterkundigen Mathes, »glaubst du vielleicht, der Ludwig hätte keinen Zauber in der Hinterhand? Erstens ist er der rechtmäßige König und zweitens, wer hat denn in. Gammelsdorf den Nebel aufziehen lassen, damit unsere Leute die Österreicher umgehen und völlig verwirren konnten? War das vielleicht ein Spukteufel oder war’s Ludwig, der in Gottes Gnaden steht?«
»Aber wozu soll es denn gut sein, wenn die Österreicher unsere Flöße abfangen?« fragte Benedikt unbedarft.
»Bist du denn blind? Was siehst du, wenn du rausschaust zur Isar?« Michl, der sich für den gewitztesten Strategen hielt, gab auch gleich selbst die Antwort: »Ein riesiges Loch siehst du, das die Herren Ritter geradezu einlädt, in die Stadt zu spazieren. Ohne Steine und Holz keine Mauer, ohne Mauer kein Schutz, ohne Schutz – gute Nacht, schöne Heimat!«
Benedikt stand der Mund offen ob der rasenden Schlußfolgerung. Aber auch andere hatten ihre Mühe damit. Das Stadtgebiet war noch im vorigen Jahrhundert beinahe sechsfach erweitert und seither in unermüdlicher Arbeit mit einem starken Mauerring und wehrhaften Türmen umgeben worden. Es stimmte, daß zur Isar hin in diesem zweiten Ring noch eine Lücke klaffte. Aber dadurch blieb nur der vorgeschobenste Teil des sogenannten Grieß ungeschützt. Durch Mauer und Tor am Kaltenbach war die Stadt auch nach Osten hin sehr wohl zu sperren. Und die Wehrhaftigkeit hatte sich 1315 schon erwiesen, als Ludwig in den Wirren nach seiner Wahl die Stadt in Verteidigungsbereitschaft hatte setzen lassen. Kein Österreicher hatte damals an die Tore Münchens geklopft, und seine Bürger vertrauten auch jetzt darauf. Dennoch bestand ein ungeheurer Holzbedarf, und nicht nur, weil die meisten Häuser noch aus Holz gebaut wurden, sondern in Anbetracht eines möglichen Krieges vor allem für die Ausbesserung und Vervollständigung der Wehrgänge, als Brennholz, um Pech und heißes Wasser am Sieden zu halten, und die Essen der Waffenschmiede verschlangen Unmengen von Holzkohle.
Jetzt meldete auch der zurückhaltende Ulrich Hiltpurger seine Zweifel an: »Angenommen, ihr hättet recht und die Habsburger und Rudolf täten sich zusammen zu dem verrückten Plan, warum sperren sie dann nicht einfach die ganze Isar? Ich hab’ auch nichts davon gehört, daß man die Rot-Weißen an Isar und Loisach gesichtet hätte.«
»Aber fällt euch denn nicht auf, daß es meistens Flöße vom Pütrich waren, die plötzlich verschwunden sind?« fragte Paul nun mit der ganzen Abgeklärtheit und Erfahrung seiner Jahre. »Ich sag’ euch, dieser Sippschaft klebt ein unseliger Fluch am Wappen, wie dem Schuster das Pech unter den Füßen. Und das schon vor des Jakobs Verwünschung!«
Die Flößer lachten zwar über Pauls launigen Vergleich, aber damit hatte er zugleich schlagartig das Gespräch wieder auf Jakob und seine Peiniger gerichtet. Nun geriet Pütrich in einen Hagel wüster Beschimpfungen.
»Ich möcht’ ja nicht in seiner Haut stecken«, unkte Mathes, »so wie der Jakob den verflucht hat. Jede Stunde muß er nun Angst haben, es könnt’ ihn ein Unglück und die Strafe des Herrn treffen. Ihr werdet seh’n, dem noblen Herrn passiert bald was.«
Peter hatte die ganze Zeit nachgedacht, und fragte jetzt ganz plötzlich: »Hat jemand von euch einmal bemerkt, daß der Jakob – abgesehen vom Peitinger – irgendwelche Feinde hatte?«
Ein vielstimmiges Nein war die erwartete Antwort.
»Eben!«
Darauf glotzte ihn eine Herde Schafe mit offenen Mäulern an, als hätte er verkündet, die Erde sei eine Kugel und trage im Süden einen vierten Kontinent mit Antipoden, wo doch der heilige Augustinus versicherte, die Söhne Noahs hätten nur Europa, Asien und Afrika in Besitz genommen.
»Überlegt doch! Wenn der Jakob keine Feinde hatte, wer wollte ihm dann so etwas antun? Ich bin aber überzeugt, daß den Pütrich eine Menge Leute zum Teufel wünschen. Also könnte es doch sein, daß der Anschlag eigentlich ihm beziehungsweise seinem Eigentum galt und daß Jakob nur das bedauerliche Opfer einer geplanten Missetat gegen den Pütrich wurde.«
Peters hochfliegende Überlegungen trugen eher zu weiterer Verwirrung bei, so als hätte er trotzig auch noch behauptet, die Erde kreise wie eine Kugel an unsichtbarem Faden um das Sonnengestirn.
Da platzte Michl, der sich wie die meisten plötzlich um ein liebgewordenes Feindbild betrogen sah, heraus: »Verzeiht, verehrter Herr Barth« – schon die gespreizte Anrede drückte seine geballte Verachtung aus –, »wollt Ihr etwa den Schurken noch in Schutz nehmen, der dem Jakob das alles eingebrockt hat? Entweder bin ich verrückt oder Ihr seid’s!«
»Aber, ich…« Peter hörte seine eigene Stimme nicht mehr in dem Sturm der Entrüstung, der nun von allen Seiten über ihn hereinbrach.
»Und überhaupt«, schrie der Leonhart am lautesten, »überhaupt ist doch der Peitinger am meisten schuld! Wenn dieser Mistkerl nicht den Jakob angeschwärzt hätte, dann war ihm vielleicht gar nichts passiert. Dem Sauhund sollt’ einer die Zähne einschlagen, daß er sein Schandmaul nicht mehr gebrauchen kann!« Er schüttelte drohend die mächtige Faust und reckte sie unter der jubelnden Zustimmung seiner Gefährten schon wie ein Siegeszeichen empor.
Konrad Peitinger hatte sich während der letzten Tage nicht blicken lassen und vorgegeben, daß er heftig an Fieber und Magenpein leide. Er wußte um den Sturm, den er entfacht hatte, und fürchtete nun, daß er arg zerzaust würde. In ein paar Tagen würde es vielleicht nur noch ein Lüftchen sein und dann dürfte er sich wieder hervorwagen.
Die Flößer schrien jetzt alle durcheinander und die Freundlichkeiten, die sie dem Peitinger angedeihen ließen, reichten von Zunge und Ohren abschneiden bis zu siedendem Öl. Kurz vor seiner endgültigen Auflösung und Vernichtung platzte mitsamt dem Nickel Caspar eine aufrüttelnde Neuigkeit in den Schankraum.
»Habt ihr’s schon gehört?« – Iiihhhch – Er sog pfeifend und krächzend die Luft ein, völlig außer Atem. »Wißt ihr – keuch – schon die Neuigkeit…«
Caspar trieb sich den ganzen Tag in der Nähe der Märkte oder Stadttore herum, sog jede Neuigkeit, oder was danach aussah, wie ein Schwamm begierig in sich auf und spuckte sie andernorts ungefragt oder gegen klingende Münze wieder aus. Die meisten mieden ihn oder wechselten bei seinem Auftreten schnell die Straßenseite oder zumindest das Thema, andere benutzten ihn gezielt für ihre Zwecke. Wer morgens an einem der Stadttore ein Gerücht ausstreute, der begegnete ihm spätestens zur Mittagsstunde am Marktplatz wieder und konnte beim Abendläuten sicher sein, daß es die heimkehrenden Bauern auch schon in die umliegenden Dörfer mitgenommen hatten.
»Jetzt red’ schon!« drängten die neugierig gewordenen Flößer.
»Beim Pütrich – also, während grad’ alle in der Kirche waren, da ist eingebrochen worden. Ausgeraubt haben sie ihn, den Pfeffersack! Und, haha, ausgerechnet während der Messe; hat wahrscheinlich wieder kein Almosen gegeben, der alte Geizhals. Jaja, die Wege des Herrn…«
Die Nachricht wirkte zunächst so überraschend wie der Schweifstern auf die Hirten in Bethlehem. Doch sobald sich die Verblüffung der Flößer etwas gelegt hatte, machten sich nur schallendes Gelächter und hämische Freude breit.
Paul dachte wie immer eher praktisch: »Wieviel war’s denn? Ich hoffe, ein beträchtliches Sümmchen. Und wenn er erst ein armer Schlucker ist, dann werd’ ich ihm sein protziges Haus abkaufen und darin residieren.« Er lachte schallend über seinen eigenen Witz, als hätte er sich eben schon die Taschen mit Pütrichs Pfennigen vollgestopft. Er warf sich stolz in die Brust und setzte mit tiefer, auf Ehrwürdigkeit getrimmter Stimme hinzu: »Ein Palast für den ehrenwerten Meister Knoll, Ritter des vollen Humpens und Beherrscher des erlesenen Bratens. Ihr seid meine Diener. Auf, auf, legt mir vor!«
Die Flößer bogen sich vor Lachen und stiegen sofort in das frivole Spiel ein, indem sie mit Knochen und fettigen Fleischbrocken nach ihm warfen: »Freßt, ehrwürdiger Herr, wir geben gern und reichlich!«
»Verzeiht, Ihr edlen Spender«, gab Paul prustend und zugleich Zerknirschung mimend zurück, »man hat mich um die Börse erleichtert. Ich kann Euch nicht entlohnen.«
»Dann seid unser Knecht«, brüllten die Flößer, »und zählt statt der Pfennige Floßbäume und Faßdauben, bis Ihr die Huld des Jakob Krinner wieder erreicht habt!«
Caspar berichtete zwar noch, daß der alte Anselm zu Hause gewesen sei, aber wie immer nichts gehört habe und daß der genaue Schaden noch nicht ermittelt sei. Als er bemerkte, daß seine Ausführungen in der allgemeinen Heiterkeit völlig untergingen, gab er sich bereitwillig dem spendierten Bier hin und saugte dazu die ebenfalls reichlich fließenden Äußerungen der Flößer in sich auf.
Peter saß dabei und verwünschte sich ob seiner Skrupel. Er lächelte etwas gequält zu den derben Scherzen um ihn herum. Wie gerne hätte er mitgealbert, doch forderten in ihm schon wieder Besorgnis und ernste Gedanken Raum. Der alte Pütrich würde dies nicht einfach hinnehmen. Er würde die Flößer, die hier alberten und sich diebisch freuten, beschuldigen und – ja natürlich, er würde wahrscheinlich dem Jakob die Geschichte wieder anhängen wollen. Der hatte schließlich gedroht.
Mein Gott – er wird doch nicht… Für einen Augenblick beschlichen Peter selbst quälende Zweifel. Aber das konnte unmöglich sein, denn Jakob war sicher längst zu Hause und außerdem hätte er gar nicht mehr die Kraft dazu gehabt. Und überhaupt war das nicht Jakobs Art. Nein, Peter war sich da ganz sicher und schämte sich fast wegen seines flüchtigen Zweifels.
Drei andere Herren fanden es auch beschämend, was sich vor ihren Augen soeben abspielte. Angewidert und unter dem Gejohle der enthemmten Zecher schlichen Gottschalk und Heinrich Füss aus der Gaststube. Sebastian Graessel hätte sich nur zu gerne angeschlossen, durfte und wollte aber seine Wirtin nicht im Stich lassen. So sann er heimlich auf Rache und hätte den verhaßten Säufern am liebsten ins Bier geschifft, wenn es der Stolz auf sein eigenes Gebräu nur zugelassen hätte.