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Kontrolle und Selbstüberschätzung

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Eine weitere Schwierigkeit, die sich automatisch aus der Alltagsrealität ergibt, ist eine Ausrichtung auf Kontrolle. Wie bereits benannt, ist die Grundmotivation der Konsensusrealität auf Funktionalität ausgerichtet. Aus diesem Grund erschafft sie eine objekthafte Wirklichkeit, die wir oberflächlich immer besser handhaben können. Das erzeugt aber gleichzeitig das Gefühl, dass wir die Dinge im Griff haben. Wir verfallen immer mehr der Illusion von Kontrolle und erheben dabei unsere Ideen und Vorstellungen über das tatsächliche lebendige Geschehen.

So wird irgendwann das Hilfskonstrukt einer Gedankenrealität, mit der wir ursprünglich die Gegebenheiten abbilden wollten, damit wir uns darin organisieren und zurechtfinden können, zu einem Diktat, dem der Lebensverlauf folgen soll. Das entspricht einer völligen Umkehrung der Verhältnisse. Das Denken und unsere Vorstellungen dienen uns dabei nicht mehr als Werkzeuge, um uns dem Leben anzunähern, sondern erheben sich zu einer herrischen Gottheit, die das Leben unterwerfen will. Das kann nicht gut gehen.

Bei dieser Haltung einer chronischen Selbstüberschätzung muss es nicht verwundern, dass sich daraus viele Schwierigkeiten ergeben und uns die Lebensumstände oft als feindlich erscheinen. Wir erfahren Enttäuschungen und Schicksalsschläge, und viele Pläne im Kleinen wie im Großen werden im Laufe unseres Lebens durchkreuzt. Aber anstatt unser gewohntes Festhalten an Kontrolle aufzugeben oder die Überzeugung, dass wir wüssten, wo es langgehen muss, zu überdenken, klammern wir uns an unsere Vorstellungen und fühlen uns als Opfer.

Bei genauer Betrachtung machen uns nicht die Umstände oder andere Menschen zum Opfer, sondern unsere Überzeugung, dass unsere Pläne und Vorstellungen richtig sind. Solange wir unserer Ideenwelt mehr Glauben schenken als dem tatsächlichen Leben, erzeugen wir unbewusst einen Leidenskreislauf, da wir uns über die Schöpfung erheben und dabei scheitern müssen. Selbst wenn wir unsere Konzepte und unsere Funktionalität immer mehr optimieren, werden wir über kurz oder lang an die Grenzen der Machbarkeit stoßen, denn das Leben ist ein schöpferisches und damit nicht lineares, also komplexes Geschehen, das sich nicht berechnen oder kontrollieren lässt.

Erst wenn wir das anerkennen und uns damit wieder in die Schöpfung einordnen und demütig werden, wenn das Denken vom Olymp der Götter herabsteigt und zum einfachen Werkzeug wird, das uns dient, werden wir uns wieder auf eine natürliche Weise einfügen und sind nicht mehr in ständiger Kampfbereitschaft. Dadurch können wir dem Lebensfluss wieder folgen und es entsteht eine Grundhaltung, die von Vertrauen geprägt ist.

Wir werden überrascht sein, wie viele unserer gefühlten Schwierigkeiten durch eine Veränderung unserer Lebenshaltung von Kampf in Richtung Vertrauen von selbst verschwinden, denn den meisten sogenannten Problemen liegen Vorstellungen und Überzeugungen zugrunde, an denen wir krampfhaft festhalten. Wir verhalten uns dabei wie jemand, der sich in einem reißenden Fluss an einem Ast, der ins Wasser ragt, anklammert. Die ganze Kraft der Strömung zieht und zerrt an uns und erscheint uns als feindlich und höchst bedrohlich. Doch kaum lassen wir los, fügen wir uns wieder in den Strom des Lebens ein und fühlen uns dadurch getragen. Das Einzige, was wir dabei opfern, sind ein paar lieb gewonnene Vorstellungen.

Zwischen Zeit und Ewigkeit

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