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Kapitel 2

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Andru sollte längst zurück sein. Ich kann ihn auch nicht erblicken oder seinen Geist in der Ferne wahrnehmen. Es muss etwas schief gegangen sein.” Sarbor von Marillien, der oberste Schwarzmagier des Gottes der Dunkelheit, wurde bei seinem inneren Monolog durch ein Klopfen an der Tür seines Gemaches unerwünschter Weise unterbrochen.

Er war ein herrschsüchtiger und hasserfüllter Anführer und einige vermuteten, dass er ständig in direktem Kontakt zu Almonara stand.

Dennoch vermutete man auch, dass er niemandem die gesamten Pläne des Gottes anvertraute. Ob er es nun durfte oder Almonara es ihm verbot, aber aufgrund dieser Tatsache war er kein beliebter Anführer.

Mit gespannter Miene blickte er zur Tür seines sehr luxuriös eingerichteten Zimmers und schrie die Tür schon fast an: „Eintreten. Wehe, es sind keine wichtigen Botschaften die Ihr überbringt.”

Herein kam ein recht spärlicher junger Mann. In der Ebene von Kranon würde man ihn Diener nennen. Hier in der Wüste von Mandroma war er jedoch ein Sklave, welcher sehr ängstlich und mit schwacher Stimme sprach: „Herr und Meister, verzeiht die Störung, aber ein gewisser Meister Dorian des Lichts, Magier des dritten Kreises der Magie, wünscht sie in der Eingangshalle zu sprechen.” Der Sklave verbeugte sich und machte Anstalten so schnell wie möglich zu verschwinden, ohne eine Antwort abzuwarten.

Sarbor war verwundert. Was wollte ein Magier des Lichts in Marillien, der Hauptstadt der Wüste und zugleich auch noch dem Erscheinungsort Almonaras? Hier im Heiligtum des Tempels soll er einst seinen Vorfahren erschienen sein. Sarbor spürte, dass es nicht mehr lange dauerte, bis Almonara erneut erschien. Die Präsenz seines Gottes war nicht zu leugnen und er fühlt, dass er ihn, als seinen einzigen und obersten aller Diener, erheben würde. Er würde eine unvorstellbare Menge der göttlichen Macht in sich aufnehmen dürfen.

Doch um dies zu schaffen sprach Almonara regelmäßig zu ihm. Einige Menschen in Marillien und in der ganzen Wüste Mandroma beunruhigte dies. Almonara hatte ihm gesagt, dass er zuerst seinen alten Diener, den Dämon des verlorenen Tales, vernichten müsse. An ihn war seine Macht noch gebunden. Wenn er das schaffen sollte, brauchte er jedoch mehr magische Energie und nicht nur die Almonaras, sondern auch die seiner Brüder, so sprach Almonara zu ihm. Er benötige mindestens 5 Artefakte des Lichts und er musste eine Möglichkeit finden, die Macht von mindestens 5 Magiern der Ausgeglichenheit in sich aufzunehmen. Selbst, wenn dies nur durch ihren Tod funktionierte, dann sollte es so sein, prophezeite ihm Almonara.

Denn nach seiner Ernennung würde ihn nichts aufhalten können diesen Krieg zu gewinnen.

Während dieser ganzen Überlegungen ging er mit geistesabwesenden Gesichtsausdruck durch den gesamten Tempel. Der Tempel Almonaras in Marillien war zwar nicht so prunkvoll und schön eingerichtet wie die Universität oder die Gotteshäuser des Iknars auf der Ebene von Kranon oder der Hohetempel in der Eiswüste von Arbonar, aber in der Wüste legte man weniger Wert auf die Inneneinrichtung als mehr auf die funktionierende Klimatisierung eines Gebäudes.

Der Tempel von Marillien hatte ein äußerst kompliziertes System verschiedener Rohre und Schächte in den Wänden, durch die jede Sekunde, mithilfe von Magie, kalte Luft floss, um die Wände kühl zu halten, damit der Raum nicht der prallen Hitze der Wüste ausgesetzt war. Im Boden einer jeden Etage des Tempels floss, ebenfalls mit Magie, kalt gehaltenes Wasser, damit den Menschen nicht die Sohlen von den Füßen schmolzen. Letztendlich, hatte er nun durch den Aufzug die Eingangshalle erreicht. Der Aufzug wurde keineswegs durch primitive Flaschenzüge oder ähnliches bewegt. Nur Magier waren in der Lage ihn zu bewegen. Lehrlinge und Sklaven mussten Treppen steigen. Da sah er nun den Magier des Lichts in seiner rot-goldenen Prunkrobe. Die verlängerten Kragen welche sich über den Brustkorb bis hin zu den Füßen zogen waren, wie bei Magiern des dritten Kreises üblich, schwach glänzend und rotbraun. Mit jedem Kreis, den ein Magier des Lichts meisterte, änderten sich diese Farben. Der erste Kreis hatte zu der roten Robe einen schlichten blassroten Kragen. Der zweite Kreis nahm nun schon ein etwas dunkleres und schimmerndes Rot an. Im dritten Kreis mischte sich in das schimmernde Rot ein leichter Braunton. Dieses Phänomen vollendet sich im vierten Kreis.

Nun sind Rot und Braun gleichermaßen stark und glänzend. Der fünfte Kreis wiederum trägt anstatt rot schon ganz leicht gelb-goldene Farbtöne zusammen mit dem Braun. Im sechsten verschwinden die Brauntöne fast vollends und weichen einem leicht silbernen Glanz. Nur die höchsten Magier des Lichts, die den siebten Kreis meistern, tragen einen Kragen aus einem reinem Goldton, welcher der Sonne und des Lichts ähneln soll.

Sarbor hielt von dem Gesamten rein gar nichts. Er hielt es für Wichtigtuerei und befand seine schwarzen Roben als wesentlich praktischer und effektiver. Bei den Schwarzmagiern hielt sich alles etwas einfacher. Mit jedem Kreis gewann man einen weiteren Silber glänzenden Almonarakopf auf seinem Kragen. Diese schlichte und einfache Form bevorzugte er, weil man sofort sehen konnte mit wem man es zu tun hat und nicht erst auf Farbspielerei und Lichteinflüsse achten musste.

Die Magier des Umodes hatten sogar gar keine Robenordnung. Nur die führenden fünf höchsten Magier tragen andere Roben. Die restlichen Magier kleiden sich in Einheitsroben.

Aber er wollte diesen Darion nicht noch länger anstarren. Er sah ohnehin schon sehr gequält und ermüdet aus und für sein junges Alter sehr gezeichnet vom Leben.

Doch konnte er nicht anders, als mit einer gewissen Ironie die Frage stellen: „Ein Erwählter Iknars in unseren heiligen Hallen, was verschafft uns die Ehre, dass ein Diener unseres ehrenwerten und höchsten Gottes in diese bedauernswerten Räumlichkeiten Almonaras wandelt?”

Darion widerten dieser Spott und die Großkotzigkeit des Schwarzmagiers an. Dennoch antwortete er gefasst: „Nun ich vermute der oberste schwarze Magier Almonaras und sein Mund und offenes Ohr sollten wissen, warum Iknar, gepriesen sei er, seine Diener zu den Hallen seines Bruders schickt oder ist er nicht so gesprächig wie seine Marionette denkt?”

Sarbor wusste nicht worauf er hinauswollte, hatte jedoch eine schreckliche aber wahrscheinliche Vermutung. Andru, dafür wird er bezahlen und wenn es nötig ist auch mit seinem erbärmlichen Leben. Es gibt genügend andere Sklaven, denen ich meine Kraft entnehmen kann.

Darion schien zu wissen, was er wollte: „Nun Meister der Dunkelheit sprecht oder soll ich euch ein wenig Hilfestellung geben? Es geht um jemanden namens Andru. Er muss sich gerade vor dem Hohen Rat des Lichts rechtfertigen, warum er diesen bestohlen hat.”

Sarbor zog es sämtliche Farbe aus dem Gesicht: „Den Hohen Rat? Bestohlen? Einer meiner Sklaven? Was sollte ihn dazu bewogen haben?”

Darions Miene wurde nun wütend. Er blieb jedoch ernst: „Vielleicht sollten wir diese Unterhaltung nicht in aller Öffentlichkeit in der Eingangshalle fortsetzen. Ladet mich doch auf einen Gang durch euren erstaunlichen Garten ein, ich fand die Geschichten der blühenden Wüste schon immer faszinierend. Es wäre zu schade mir dieses Schauspiel nicht anzusehen, wo ich doch schon einmal hier bin.”

Sarbor war verärgert über diese unfassbare Selbsteinladung und Dreistigkeit dieses hochnäsigen Magiers. Dennoch hatte dieser nun mal die besseren Karten bei dieser Verhandlung, also blieb ihm nichts übrig als zuzustimmen: „Ja, ich denke sie werden Euch gefallen, da unsere Räumlichkeiten an den Glanz eurer Tempel auf der Ebene keineswegs herankommen.”

So schritten sie gemeinsam aus dem Tor. Auch in diesem Tempel öffneten sich die Tore und Türen von allein. Sie gingen ein kleines Stück um den Tempel herum und dann erblickte Dorian etwas, dass ihn wirklich staunen ließ. All die Pracht und die Verzierungen in den Tempeln Iknars waren nichts gegen dieses Wunder der Natur. Selbstverständlich wusste er, dass dies alles unmöglich wäre ohne Magie. Doch eine unglaubliche Pflanzenvielfalt erbot sich vor ihm. Mitten in der tristen Wüste floss ein Bach in einem ewigen Kreislauf durch diesen Garten. Er war auf mehrere Stufen angebaut, sodass das Wasser teilweise in kleinen Wasserfällen von einer auf die andere Stufe fiel. Inmitten des Gartens war eine runde Fläche angelegt worden, umgeben von einer Dornenpflanze, aus der sich das Abbild der drei Götter, ähnlich wie im Eingangsbereich der Universität von Largon, erhob. Nur dass die Statuetten hier nicht durch das Lichtspiel, sondern direkt von Baldonit, Draktonit, Talakonit, Prutuonit, Maknal, Aroknal, Roknal und Tarknal ihre typischen Farben bekamen. Die meisten dieser Quarze und Erze waren höchst selten und hatten teilweise von Natur aus, einen gewissen Teil magischer Energie gespeichert. Außerdem waren Pflanzen aus allen Teilen des Reiches vertreten.

Sogar einige Eisrosen, die nur in der Eiswüste Arbonar gedeihen konnten, waren in einem faszinierenden Beet angelegt worden.

Sarbor empfand eine gewisse Genugtuung, als er den beeindruckten Ausdruck auf Darions Gesicht sah, was er ihn auch gleich spüren lies:

„Wie ich sehe, scheinen wir doch tatsächlich auch die verwöhnten Magier des Lichts noch zum Staunen zu bringen.”

Darion stieg Röte ins Gesicht und musste beschämt zugeben, dass Sarbor Recht hatte: „Ja, in der Tat, alles andere wäre gelogen. Ich habe selten einen solch idyllischen Ort gesehen. Ich werde ihn bei Gelegenheit erneut aufsuchen, aber dann mit einem schöneren Hintergrund. Wir wissen beide ganz genau, dass Andru nicht aus freiem Willen und eigener Überzeugung gehandelt hat. Und dass er ausgerechnet Pymos von Kohenstein sein Lichtamulett stehlen musste, war ein für ihn bedauerlicher Zufall.

So leid es uns tut, aber das wird als kriegerische Tat gewertet. Wir sind bereit Gnade walten zu lassen, wenn ihr auf Andru verzichtet. Er wird in die Lehre des Lichts geführt, ob er will oder nicht, das ist seine Bestrafung. Pymos von Kohenstein war diesbezüglich sehr konkret. Entweder Andrus Tod oder der Verzicht seines Meisters, das sind sie Meister Sarbor auf Andru als Energielieferant für Magische Kraft. Des Weiteren die Zustimmung zur Aufnahme in den Orden des Lichts oder aber Krieg zwischen Schwarzmagiern und Magiern des Lichts. Wir gehen davon aus, dass sich die Magier des Umodes raushalten werden und das Gleichgewicht erst wieder versuchen herzustellen, wenn die Seite, welche im Recht war, siegreich war.

Also für welchen Weg entscheidet ihr euch, Kampf oder Kompromiss.”

Diese Informationen trafen Sarbor mit solch einer Wucht, dass ihm erstmal die Sprache wegblieb. Almonara du mein Herr und Gott erhöre mein Flehen und erweis mir die Ehre deines Beistandes… Sarbor wartete einen Augenblick und hielt Darion noch eine Weile hin: „Diese Entscheidung bedarf einer gewissen Überlegung. Ich werde mich in die Mitte des Gartens zum Abbild der Götter begeben und Ihnen Meister Dorian meine Entscheidung in spätestens zwei Stunden mitteilen. Sie sind gerne eingeladen, so lange Sie wünschen, im Garten zu verweilen.”

Mit dieser Antwort hatte Darion am aller wenigsten gerechnet.

Ist der oberste Schwarzmagier, Meister Sarbor wirklich bereit einen offenen Krieg zwischen den Städten der Ebene Kranons und der Wüste zu riskieren?

Diesen Gedanken schob er ganz schnell beiseite und suchte nach dem Geist von Pymos: „ Pymos?…” „Darion? Was ist los, gibt es Probleme beim Aushandeln der Bedingungen?” Pymos klang genervt und ungeduldig. Er war ein weiser und gerechter Anführer, doch starke Nerven und Geduld waren nicht das, was man als seine Stärken bezeichnen würde. “ In der Tat, Sarbor ist wirklich bereit einen offenen Krieg zu riskieren, er verlangte zwei Stunden Bedenkzeit.”

Pymos wusste, dass es nicht um Bedenkzeit ging, er hielt Rücksprache mit Almonara. “ Na mein Freund, du solltest ab und zu mal deinen scharfen Verstand einsetzen, um die Dinge richtig zu kombinieren. Er berät sich mit Almonara, Darion. Teil mir Almonaras Entscheidung mit, sobald er sie seiner erbärmlichen Marionette prophezeit hat.”

Ein gewisses Gefühl von Scham stieg erneut in Darion auf, wie konnte er nur so blind sein, vielleicht lag es daran, dass es seine erste Verhandlung solch großen Ausmaßes war.

Die zwei Stunden zogen sich in die Länge und Darions Gedanken schweiften ab. Zu einer besonderen Person, Marga von Dak, die einzige Magierin des Lichts. Keiner Frau wurde es erlaubt Magie zu wirken, geschweige denn zu studieren. Nur Marga von Dak, die einst eine mächtige Kriegerin war. Sie war eine der Frauen, die in der kaiserlichen Garde gedient hatten und geholfen hatten, den Hohen Tempel Iknars in der Eiswüste zurück zu erobern. Die Gesetzlosen von Gynuss waren in ihn eingefallen und besetzten ihn einige Wochen, sie raubten einige der bedeutendsten Schriften aus der Bibliothek des Tempels und zerstörten wertvolle Artefakte im Tempel, um Gewinn daraus zu schlagen.

Einmal war er der jungen Frau erst begegnet. Sie war ungefähr in seinem Alter und hatte doch schon noch wesentlich mehr erlebt als er. Iknar selbst hatte den Altmeistern des Lichts damals befohlen, ihr für ihre Verdienste um seinen Schrein und seine Hallen die Würde der Magie zu verleihen.

Sie war die letzte, die die Altmeister in die Reihen der Magier aufnahmen. In den letzten 5 Jahren hat sie seitdem jedes Jahr einen neuen Kreis gemeistert, sie wartet nur noch auf die Erlaubnis von Meister Pymos, in den siebten Kreis treten zu dürfen.

Seit seiner Begegnung mit ihr ging sie ihm nicht aus dem Kopf, auch wenn Darion wusste, dass es eine verlorene und verwunschene Liebe war. Niemals würde sich die mächtige Marga von Dak, Meisterin des sechsten Kreises der Magie und Herrin der Bergfestung Dak auf ihn einlassen.

Einen normalen, durchschnittlichen Magier des dritten Kreises, der nichts Besonderes in seinem bisherigen Leben geleistet hat, nur schon in seinen jungen Jahren zu viel erlebt hatte.

Sarbor sprach im Geiste erneut die zeremoniellen Worte: “Almonara, du mein Herr und Gott erhöre mein Flehen und erweise mir die Ehre deines Beistandes…” Eine unglaubliche Macht und Kraft erschien in ihm, Almonara war in ihn gekehrt, dieses Gefühl war das höchste an Gefühlen, was Sarbor bisher jemals erlebt hatte und er hoffte, es schon bald dauernd in sich tragen zu dürfen. “Sarbor, fass dich kurz ich hab noch andere Pflichten und Aufgaben als Gott und bin immer noch seit Jahren mit der Suche nach Rakon beschäftigt. Also was hast du mir mitzuteilen?”

Sarbor fiel auf die Knie vor Ehrfurcht: “Almonara, Andru ist gescheitert das Licht wünscht seinen Tod oder unsere Zustimmung zu seiner Bekehrung und damit Verrat an dir, oh du mein Meister. Andernfalls wollen sie einen offenen Krieg Sind wir dazu schon bereit, Herr?”

Kurzes Schweigen trat ein, danach seine Antwort und selbst Götter schienen manche Entscheidungen schwer und mit Sorge zu treffen:

“ Keinen offenen Krieg. Wir sind zu schwach und diese arroganten Diener meines Bruders bekommen wesentlich mehr Zuspruch und Verstärkung durch Kaiser Boranto den II., als wir jemals bekommen werden. Ihre Mittel und Wege in der Ausbildung neuer Magier scheinen unbegrenzt zu sein. Nein, erlaubt Andru den Verrat. Er muss am Leben bleiben, ich werde ihn noch benötigen, wenn die Zeit reif ist. Ich gehe nun.”

Das berauschende Gefühl verließ Sarbor und er sprach die zeremoniellen Worte zum Abschied: “ Almonara, du mein Herr und Gott, ich danke dir für deinen Beistand und werde deinen Willen, soweit es meiner Menschlichkeit möglich ist verwirklichen.”

Er rief einen Sklaven zu sich, der gerade mit der Pflege der Eisrosen beschäftigt war: “ Du, Sklave, finde diesen Magier des Lichts, welcher heut Morgen hier eintraf und richte ihm aus, die Entscheidung ist gefallen, mehr nicht.”

Der Sklave war so erschrocken, dass der oberste Magier ihn ansprach, dass er fast die Verbeugung und das: “ Ja Meister” vergaß, was er nun allerdings beides zugleich ausführte, worauf Sarbor nur sagte: “ Verschwinde endlich. Deine erbärmlichen Formalitäten kannst du im Theater aufführen.”

Darion hatte sich in das Lesezimmer im Erdgeschoss des Tempels zurückgezogen und war vertieft in eine Legende von einem längst verlorenen Tal und Tempel Umodes aus einer alten Welt, “ ein verlorenes Tal, schon wieder? Legende heißt nicht Wahrheit, aber beruht oft auf…”

“Meister Darion? Der ehrenwerte Herr und Meister Sarbor, Magier des 7. Kreises der Magie und bescheidener Diener Almonaras wünscht sie zu sprechen. Er lässt ausrichten: Die Entscheidung sei gefallen.”

Verärgert über das Verhalten des Sklaven erwiderte er: “ Ich werde aufbrechen und bitte lass dieses ewige Geschwätz von ehrenwert und 7. Kreis. Ich mache mir nicht viel aus Formalitäten und ich bitte dich - keine Verbeugung. In meiner Heimat ist Sklaverei verboten und unsere Diener werden entlohnt für ihre Dienste.”

“ Ich werde mich nie wieder vor irgendeinem Meister verbeugen!” dachte der Sklave und ging an einem anderen Schwarzmagier vorbei ohne formelles Verhalten, welcher ihn sofort bestrafte und ihn mit Hilfe eines magischen Hiebes in die Magengegend zur Verbeugung zwang.

Darion konnte sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen und machte sich auf den Weg zum Garten.

Sarbor wartete nicht lange, als er in der Ferne schon die rote Robe des Magiers des Feuers sah, welche er immer noch für übertrieben hielt. Er ging Darion entgegen und zweifelte keineswegs an der Entscheidung seines Gottes.

Voller Selbstvertrauen und mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck sah Darion den Meister der Dunkelheit auf sich zukommen. Wie auch immer er sich entschieden hat und was auch immer Almonara ihm mitgeteilt hatte, er war sich der Sache so sicher, dass Darion wusste, es hätte keinen Sinn, ihn von einer unweisen Entscheidung abzubringen.

Er konnte nur hoffen, dass der Gott der Finsternis, etwas der Weisheit und Reinheit Iknars in sich trug und in diesen Zeiten keinen offenen Krieg riskierte.

Sarbor sprach mit übertriebener Höflichkeit, beinahe schon ekelhaft, schlimmer als die Sklaven: “ Meister des Lichts, Beherrscher des dritten Kreises der Magie und erwählter Magier Iknars unseren obersten Gottes, Darion aus Largon, ich kann euch hiermit mitteilen, dass der Waffenstillstand und Frieden zwischen der Wüste und der Ebene Kranon bestehen bleibt. Mein ehrenwerter Herr und Gott teilte mir mit, dass der Sklave Andru nun mehr ein freier Mann sei. Wir entschieden ihn der Gnade des hohen Rates unterkommen zu lassen und wie auch immer der Hohe Rat über ihn richtet, akzeptieren wir ihr Urteil, denn ihre Absichten sind weise und ehrlich.

Auch wird er von unserer Seite aus nicht bestraft werden, sofern er Verrat an Almonara begeht und in den Feuerclan Iknars eintritt. Eine Bedingung ist jedoch hinzugekommen. Er ist von nun an verbannt aus der Wüste Mandroma und der Heimat der Schwarzmagier.”

Diese ganze Sache und die übertriebene Höflichkeit gefiel Darion gar nicht, er hatte eine dauernd gedankliche Verbindung zu Pymos aufgebaut. Er sah und hörte alles, was Sarbor sagte und tat. Pymos übermittelte ihm: “Nimm das Angebot dankend an und kehre schnellstmöglich zurück. Komm zuerst zu uns ins Kloster. Bis dahin werden wir über Andru gerichtet haben und ich hoffe, ich kann die Meister Garon, Altoren, Sahiro und Ukarno davon überzeugen, dass wir diesen Jungen benötigen. Er scheint mir eine wichtige Rolle in dem Krieg der Götter zu spielen und seine Verbannung aus der Wüste kommt mir nur recht. Ich werde ihn an die Universität schicken, wo er sein magisches Studium beginnen soll. Und dann werde ich ihn aus Gründen, die mir bis dahin noch einfallen, dazu verdammen in das verlorene Tal zu gehen. Dieser Mann, scheint einer der wichtigsten Lehrlinge zu sein, den wir haben werden. Achte auf ihn. Er wird ein Ausgestoßener sein, er kommt als Sklave aus der Wüste und wird erneut ins verlorene Tal verbannt. Mach ihm seine Zeit an der Universität in Largon möglichst angenehm.

Ich werde ihn an dich übergeben. Wenn das Urteil gesprochen ist, du wirst zu allererst mit ihm nach Marga von Dak reisen, er darf die Teleporter nur in Begleitung nutzen und ich brauche dich in Largon. Nach deinem Aufenthalt in Dak wirst du sofort nach Largon teleportieren und alles Nötige für die Aufnahme Andrus in die Wege leiten. Überzeuge die höheren Magier mit allen Mitteln. Sie sollen nicht wissen, dass er ein “Günstling” von mir ist. Die Straßen sind zu gefährlich für uns geworden, aber Marga ist auch der Kriegskunst mächtig. Sie wird Andru sicher auf direktem Weg, über Fargona und Kohenstein, nach Largon führen. Es wird für ihn eine anstrengende Reise und mehrtägig. Aber ich glaube der Aufenthalt in Dak kommt nicht nur ihm zugute, nicht wahr mein Freund? Also wir sehen uns spätestens morgen im Kloster. Erbitte Sarbor um den Gefallen ihre Teleporter zu nutzen, aber ruhe dich erst noch eine Nacht aus. Die vor dir liegenden Verhandlungen mit den höheren Magiern werden anstrengend und nervenaufreibend für dich sein. Ich erwarte keine Antwort von dir. Lass Sarbor nicht länger warten. Wir sehen uns. “

Mit diesen Worten zog sich Pymos zurück. Darion konnte nicht anders als zu lächeln. Pymos wusste genau, dass er Marga verehrte, sonst hätte er ihn mit Andru direkt in die Universität geschickt und ihm ein Gästequartier vermacht bis er die Verhandlungen mit den höheren Magiern abgeschlossen hatte. Er konnte nicht umhin als seinem alten Freund dankbar für diese Tat sein. So hatte er die Möglichkeit Marga von Dak mindestens zweimal zu sehen, einmal in ihrer Bergfestung Dak, wenn er Andru ablieferte und ihr alles erklärte und das nächste Mal einige Tage später in Largon, wenn es umgekehrt lief und sie Andru als ihre Empfehlung abgab. Manche Lügen durften selbst Magier des Lichts verwenden, sofern sie zum Wohle des gesamten Reiches dienten. So antwortete er Sarbor nach einigen Minuten, dieser schien nicht verwundert über die längere Verschwiegenheit von Darion. Ihm war sicher klar, dass er Rücksprache mit dem Hohen Rat hielt. “Die Magier des Lichts nehmen eure Bedingungen mit Dank an und freuen sich über dieses Übereinkommen. Jetzt lassen wir das förmliche Gerede aber mal weg und ich erbitte um eine Nacht in eurem Tempel nächtigen zu dürfen und auch bitte ich um die Benutzung eures Teleporters, um eine möglichst schnelle und bequeme Heimreise zu haben, der Hinweg ging zwar schnell, innerhalb eines Tages und einer Nacht, doch habe ich nicht die Zeit und bin ein wenig bequem, was die Bewegung zu Fuß oder zu Ross angeht.”

Sarbor musste leicht auflachen: ”Ja die Wüste hat schon ihre Tücken es sei dir gestattet hier zu nächtigen und deine Heimreise über unseren Teleporter anzugehen. Die feinen Magier des Lichts waren schon immer zu faul zu Fuß und auf Ross. Ich werde mich nun in meine Gemächer zurückziehen, wenn ihr gestattet.”

Gekränkt aber zufrieden erwiderte Darion: “ Ich werde dich nicht aufhalten, geh in deine Kammern und ich bedanke mich für die Erlaubnis euren Teleporter zu nutzen. Ich werde noch ein wenig im Garten bleiben und dann mein Gästequartier im Erdgeschoss einnehmen. Es wäre nett, wenn ihr mir ein Getränk und eine kleine Mahlzeit in meinem Zimmer bereitstellen könntet. Ich sollte mich noch stärken, bevor ich morgen aufbreche.”

“ Aber natürlich, ihr seid unser Gast” “ aber ich nicht der Wirt einer billigen Taverne” fügte Sarbor mit weiterhin freundlich aufgesetzter Miene in seinen Gedanken hinzu. Er befahl einem Sklaven, der ihm grade über den Weg lief, ein kühles Wasser und einen Salat aus dem Garten mit etwas Geflügelfleisch auf das Zimmer des Magiers des Lichts zu bringen. Einem anderen Schwarzmagier befahl er später, im Tempel den Teleporter für morgen früh zu aktivieren. Darion genoss die letzten Stunden des Tageslichts im Garten und seine Gedanken schweiften hin und her, zwischen Marga von Dak und der Frage was so wichtig an Andru sei, dass sich die oberen Magier so um ihn stritten und sorgten. Er bezog in der Abenddämmerung sein Zimmer und sah einen wunderschönen Salat mit allen Kräutern und Pflanzen, welche essbar waren, aus dem Garten und mit etwas mickrigem Wüstenhuhnfleisch, was aber wahrscheinlich normal für Lebewesen in der Wüste war. Nach dem Mahl legte er sich auf das dürftige Bett des Gästequartieres und schlief sofort ein.

Die Erwählten der Götter

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