Читать книгу Slow Dancing In A Burning Room - Rika Mayer - Страница 4
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Оглавление„Du musst ihn nicht tragen.“ Er saß im Bett, völlig verschlafen, mit wirrem Haar und starrte auf die kleine Schachtel die Linnea ihm in die Hand gelegt hatte, kaum dass sie ihn mit einem langen Kuss wach geküsst hatte. Sie saß vor ihm und beobachtete ihn, sah wie die Gedanken in seinem Kopf übereinander stolperten und wusste, sie hätte ihm etwas anderes schenken sollen. Etwas Banales. Oder gar nichts. „Haydn“, versuchte sie, die Sache etwas herunterzuspielen. „Haydn, ich hab ihn nur gesehen und gedacht, er könnte dir gefallen. Es hat nichts zu bedeuten, oder so.“ Er erwiderte immer noch nichts und sie begann etwas nervös zu werden. „Ich kann ihn bestimmt zurückgeben und dir ein paar neue Gitarrenseiten kaufen.“ Er nahm den Ring aus der Schachtel und drehte ihn langsam hin und her. „Haydn…“ „Léa“, sah er endlich auf. „Würdest du aufhören, dich dafür zu entschuldigen?“ Oh… „Ich… Ich habe nur aus deinem Blick gelesen.“ „Ich habe nur noch nie etwas Derartiges bekommen.“ Okay, das stimmte nicht, aber das konnte er ihr nicht sagen. Er reichte ihr den Ring und hielt ihr seine Hand hin. Seine linke Hand. Sie ließ seinen Blick nicht los, als sie ihn ihm ansteckte. „Was ist mit den Ringen die du immer trägst?“ Er hielt ihre Hand fest. „Den einen habe ich dem Rektor der Schule in Paris geklaut.“ Sie betrachtete ihre Hände ineinander, sein Ring an ihrem und ihr Ring an seinem Finger. „Hast du nicht.“ „Lies mein Zeugnis. Am Ende findest du eine Notiz an meine Eltern.“ „Nach allem was du mir vor Weihnachten erzählt hast, schaffst du es immer noch, mich zu überraschen.“ Seine Augen blitzten und er hob ihre Hand an den Mund, um seinen Ring zu küssen. „Wetten, ich schaff das noch mal?“ Sie zog eine Augenbraue hoch und er reckte sich zu seinem Nachttisch und öffnete die oberste Schublade.
„Um was wetten wir?“, richtete er sich wieder auf. „Haydn“, winkte sie ab. „Ich wette nicht mit dir.“ „Weil du weißt, dass du verlieren würdest“, triumphierte er und legte eine Box vor sie hin. Sie musterte sie einen Moment, als könnte sie jeden Moment explodieren und nahm dann den Deckel ab. „Oh, eine Schachtel in der Schachtel.“ „Es wird noch besser“, lachte er und sie öffnete die Schachtel. „Oh…“ Es war eine Kette. Eine fast unsichtbar schmale Silberkette und daran ein kleiner blauer Saphir-Anhänger. „Haydn...“ Er nahm die Kette aus der Schachtel und deutete ihr an sich umzudrehen. „Der Stein ist doch nicht echt, oder?“ Sie fasste ihr Haar zusammen und er lege ihr die Kette um den Hals und schloss sie in ihrem Nacken. „Nein, er war eine Zugabe zu einer Tüte Popcorn“, küsste er ihre Schulter und sie sprang auf, um sie im Spiegel zu betrachten. „Haydn… Sie ist wunderschön.“ Sie drehte sich wieder herum und kam zu ihm zurück, um sich zu ihm zu beugen und ihm einen langen Kuss zu geben. „Danke, danke, danke“, war sie völlig überwältigt. „Ich weiß leider nicht, was man seiner Frau so schenkt“, lächelte er und küsste sie zurück. „Or any woman for that matter… Schon gar nicht, wenn sie 30 wird.“ Sie streckte ihm die Zunge heraus und er war schnell genug, um es in einen Kuss zu verwandeln. „Wie fühlt es sich an, so alt zu sein?“ „Warte noch zwei Jahre, dann weißt du es.“ „Ich werde immer jung sein.“ „Natürlich wirst du das.“ „Die Kette passt zu dir, sie ist antik.“ „Haydn…“ „Lass mich dich noch einen Moment damit aufziehen.“ „Die Kette ist wunderschön, Haydn. Sie ist perfekt.“ Sie küsste ihn wieder und er packte sie und brachte sie unter leisem Quieken neben sich zu Fall. Dann schob er den Saphir zur Seite und küsste ihre Haut darunter. „Iiiieh, das kitzelt. Lass das!“ Er zog ihren Slip über ihre Knöchel. „Weißt du, dass du verdammt sexy bist?“ „Sagst du das zu allen alten Frauen, die dein Baby erwarten?“ „Ja.“ „Gut.“ Sie zog ihn zu sich herunter. „Haydn?“ „Ja?“ „Du musst den Ring nicht tragen.“ Er lachte. „Ich geb ihn aber nicht zurück.“ „Haydn!“ „Hey, ich mag diesen Ring“, zog er seine Hand zurück und legte sie an seine Brust. „Er gefällt mir und du hast ihn mir gegeben.“ „Haydn…“ „Hey, ich hab dir noch nicht dein ganzes Weihnachtsgeschenk gegeben. Und dein Geburtstagsgeschenk.“ „Oh“, setzte sie sich lachend auf, doch er drückte sie wieder nach unten. „Erst Sex, dann der Rest.“
„Der Mann in meinem Abteil hatte einen Mäusekäfig auf der Gepäckablage.“ „Mach deine Jacke zu.“ „Er hat ihn manchmal herunter geholt und dann hat er den Finger durch das Gitter gesteckt und sie haben daran geknabbert.“ Er zog ihr ihre Haube über die Ohren. „Es war ekelig.“ „Manche Leute glauben wirklich, dass sie alles tun können.“ Linnea holte Brionys Handschuhe aus ihrer Jackentasche und zog sie ihr über. „Irgendwie war es aber auch cool.“ „Du kriegst keine Mäuse.“ „Wir haben doch aber auch Cookie.“ „Ja, aber sie ist ein Hund, lebt in ihrer Hütte und braucht allenfalls ein bisschen Futter und ein paar Streicheleinheiten.“ „Außerdem ist sie süß und kann ein Haus bewachen.“ „Thanks, Baby.“ „Anytime, honey.“ Die drei verließen den Bahnhof, das Kind in der Mitte, ein klein bisschen schmollend.
Zurück in der Wohnung folgte der dritte Teil von Linneas Weihnachts-/Geburtstagsgeschenk. Während Linnea mit Briony in ihrem Zimmer saß und sich von dem Mädchen die neue Dampfmaschine erklären ließ, stand Haydn in der Küche und ging seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung nach: Kochen. Was schon etwas eigenartig war für jemanden, der nicht aß. Die beiden Mädchen dabei nicht um sich zu haben machte die Sache um Einiges leichter. Er konnte seine eigene Musik hören und konnte alles ausbreiten und vorbereiten, ohne dass sie ihm im Weg waren und ihn mit ihrem Geplapper nervten.
„Papa, sieh mal was Léa mir geschenkt hat.“ Er verbrannte sich fast an der Ofentür. „Bibi!“ „Pardon.“ Er schüttelte seine Hand und richtete sich dann auf. „Schon okay. – Also, was hat sie dir geschenkt?“ „Eine DVD mit coolen Filmen.“ Sie streckte ihm das Geschenk entgegen und er nahm es an. „Astrid Lindgren. Das ist gut, du magst ihre Geschichten.“ „Ja!“, riss sie ihm die DVD wieder aus der Hand und hüpfte auf und ab. „Können wir das heute Abend ansehen?“ „Whoa, calmes-toi, chouchou!“, klopfte er ihr auf den Kopf. „Sonst hörst du nicht mehr auf zu hüpfen.“ Er drehte sie herum und sie hüpfte fast Linnea auf die Zehen, die gerade herein kam. „Hey, Gummiball.“ „Hej, Mamma!“
„Wow, es riecht großartig!“ Sie warf einen Blick in einen der Töpfe. „Danke“, schob er sie aus dem Weg und streute etwas Petersilie in die Suppe. „Du hättest ein Chef werden sollen.“ „Ich hätte vieles werden sollen. – Nimm deine Finger da weg.“ Sie gehorchte eilig. „Übrigens werden wir es Briony sagen müssen“, murmelte sie dann und holte einen Teebeutel aus dem Oberschrank. „Man sieht es mir an.“ Sie hatte bereits ihre komplette Garderobe auf den Kopf stellen müssen. Es war nicht so lustig Schwangerschaftsmode zu kaufen wie normale Kleidung. Vor allem, weil es schwerer war die Sachen an- und auszuziehen. „Léa…“, begann er das organisierte Chaos aufzuräumen. „Du hast gesagt, sie würde sich freuen“, warf sie ein. „Und du hast gesagt, dass du deine Zeit nicht teilen willst, also willst du uns alle gemeinsam zusammen sehen. – Hab ich noch etwas vergessen?“ Sein Blick war, gelinde gesagt, überrascht – und Linneas war fast so etwas wie triumphierend. Immerhin waren es seine Worte gewesen. „Erm…“, legte er das Schneidbrett in der Spüle ab. „Maybe.“ Ohne Fragezeichen. „Okay“, nahm sie darüber trotz allem überrascht eine Karotte und biss hinein, bevor sie sich umdrehte und wieder nach draußen ging. Haydn blieb an der Spüle zurück und runzelte die Stirn. Hatten sie gerade nicht gestritten? Linnea fragte sich dasselbe, während sie das Leintuch glatt strich. Sie waren gerade noch rechtzeitig am Bahnhof angekommen, aber das Bett zu machen war nicht mehr drin gewesen.
Nach einem großartigen Essen gab es sogar noch eine kleine Torte. Und ja, Haydn hatte sie selbst gebacken, bevor Linnea angekommen war. Mohntorte mit Sahne. Das hatte er sich tatsächlich gemerkt? „Du solltest öfter einen Zusammenbruch haben“, konnte Linnea nur kommentieren, die ein bisschen das Gefühl hatte, dass sie in einem Paralleluniversum aufgewacht war und hoffentlich den Weg zurück vergessen hatte. „Ja, ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass hier irgendwas nicht ganz koscher ist. I just can’t quite get my head around it.“ „Papa, haben wir Schlagsahne?“ Er löste sich von Linneas Blick. „Ja, im Kühlschrank.“ „Okay“, rutschte Briony von ihrem Stuhl und trottete zum Kühlschrank. Nicht ohne zwischen ihrem Vater und Linnea etwas skeptisch hin und her zu sehen. Sie war zwar kein Kleinkind mehr, aber Erwachsenensprache verstand sie trotzdem noch nicht.
„So, ich nehme an das bedeutet, dass du wirklich mal in einer Küche gearbeitet hast“, nahm Linnea eine Gabel voll Torte in den Mund und Haydn schenkte ihr Traubensaft nach. In ein Weinglas, damit es festlicher wirkte. „Ich hatte zig Jobs, um meinen Anteil am Hausleben finanzieren zu können. Und man bekommt einiges an einem Tag unter, wenn man nicht zur Schule geht.“ „Ich gehe gern zur Schule“, kam Briony zurück und kletterte wieder auf ihren Stuhl. „Hat dir Papa erzählt, dass ich einen Preis für mein Science Projekt gewonnen habe?“ „Nein“, schüttelte Linnea den Kopf. „Aber das ist toll! Ich gratuliere dir“, drückte sie die Hand des Kindes. „Danke“, grinste das Mädchen fröhlich und furchtbar stolz auf sich selbst. „Ich bin mir ja noch immer nicht sicher, ob ich dir zu deinem nächsten Geburtstag nicht doch ein Barbiehaus und ein Prinzessinnenkleid schenken sollte“, ertappte sich Haydn dabei wie er tatsächlich einen Bissen Torte aß. Linnea fiel es ebenfalls auf und sie schmunzelte zu sich selbst. „Kein Prinzessinnenkleid“, schüttelte Briony heftig den Kopf. „Prinzessinnen sind doof. – Aber ein Barbiehaus nehm ich gern.“ „God, you’re way too sharp witted.“ „Das hab ich von dir. – Entre autres choses.” „Kein Zucker mehr für dich.“ Linnea lehnte sich zurück und beobachtete das Schauspiel vor ihr mit einem zweideutigen Blick.
Nachdem der Geschirrspüler vollgeladen war, schleppte Haydn seine Tochter ins Wohnzimmer und ließ sie auf die Couch plumpsen. „Okay, dann sehen wir uns jetzt deinen Film an und dann ab ins Bett mit dir.“ „Mamma soll bei mir sitzen!“ Linnea, die es sich längst im Fauteuil bequem gemacht hatte und der der Gedanke daran, sich wieder aufhieven zu müssen gänzlich missfiel, warf Haydn einen eiligen Blick zu. Dieser reagierte sofort, setzte sich, packte Briony und klammerte sich an sie. „Nein, ich lass dich nicht gehen. Ich hab dich noch nicht richtig zerknuddelt.“ „Iiiiieh.“
Haydn schaffte es, bei der Hälfte des ersten Films einzuschlafen. Linnea und Briony flüsterten darüber und kicherten, ließen ihn aber schlafen. So konnte er ihnen den Film nicht verderben. Linnea liebte Pippi Langstumpf, es mit einem Kind zu sehen und ihre Schwangerschaft boten ihr die perfekte Entschuldigung, selbst wieder ein Kind zu sein. Am Ende des Films schickte Linnea ihre Stieftochter ins Badezimmer und erschrak dabei über den Gedanken, dass sie sie geistig als ihre Stieftochter bezeichnet hatte. Gut, sie war ihre Stieftochter, aber sie sollte dieses Wort niemals gebrauchen, auch nicht in Gedanken. Zumindest nicht in Haydns Gegenwart – auch wenn er schlief. Sie schüttelte sich, dann weckte sie den Vater.
„Du hast es alles versäumt“, saß Briony in ihrem Bett und zog die Decke über sich. „Pippi ist mit einem Ballon um die ganze Welt geflogen.“ „Nicht um die ganze Welt“, reichte er ihr ihren Teddy und drückte sie sanft in die Kissen. „Nur um die Stadt.“ „Du hast geschlafen, du hast es nicht gesehen.“ „Ah, du hast also die Extended Version. – Augen zu und schlafen, Kröte.“ Er ließ sich umarmen und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann, noch bevor er sich umdrehen und sein Blick auf Linneas treffen konnte, räusperte er sich und strich dem Mädchen eine Strähne aus der Stirn. „Übrigens habe ich noch ein etwas verspätetes Weihnachtsgeschenk für dich.“ „Ja?“, war das Kind sofort wieder hell wach, ohne die Geste bemerkt zu haben. „Ja...“ Er zögerte, dann nahm er ihre Plüsch-Mickey-Maus vom Fußende des Bettes, setzte sie in seinen Schoß und seufzte. „Aber vorher möchte ich dir nur sagen, dass das nicht heißt, dass sich etwas an unserem Arrangement ändert, das geht einfach noch nicht. Du wirst nur ein bisschen was von Schweden zu sehen kriegen.“ „Schweden?“ Er nickte und Linnea war in diesem Moment eben so überrascht wie das Kind vor ihr. Was hatte er vor? „Das ist das Land wo Pippi wohnt“, erriet sie. „Erm… Ja.“ „Können wir dann Pippi besuchen?“ „Aber sicher.“ „Cool.“ „Bibi?“, spielte er ein bisschen mit der Maus, um Zeit zu gewinnen. „Léa wohnt auch in Schweden.“ „Kennst du Pippi?“, sah das Mädchen hinter ihn. „Bibi“, hob er den Finger, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Hast du verstanden, dass das das Einzige ist, was sich ändern wird?“ Sie stutzte und nickte dann. „Okay.“ Er schluckte. „Du bekommst im Frühjahr dein Geschwisterchen, Bibi.“ Ihre Augen erhellten sich auf der Stelle und sie kämpfte sich aus ihrer Decke. „Ja?“, fragte sie aufgeregt and kniete sich vor ihren Vater. „Ja“, nickte Haydn langsam. „Huuiii“, fiel sie ihm in die Arme. Dann machte sie sich los, fiel halb vom Bett, wenn Haydn sie nicht abgefangen hätte, und streckte dann Linnea die Arme entgegen. Und obwohl es nicht so einfach war, hob Linnea sie hoch und drückte sie an sich. Es fühlte sich so gut an.
„Okay, okay“, nahm Haydn Briony aus Linneas Armen. „Jetzt ab ins Bett mit dir.“ „Aber…“ „Nein!“, wickelte er sie in ihre Decke. „Es ist spät und du willst ja morgen nicht den ganzen Tag verschlafen, oder?“ „Nein.“ „Gut. – Arme hoch!“ „Wo ist meine Schwester?“ „Ich weiß nicht, ob es eine Schwester wird“, hoffte er, dem ersten Teil der Antwort zu entgehen. „Ich will aber eine Schwester“, ließ sie sich zudecken. „Das kann man nicht bestimmen, Schatz.“ „Weißt du was?“, kam Linnea Haydn zur Hilfe. „Morgen früh kannst du mir alle Fragen stellen die du willst“, beugte sie sich zum dem Mädchen und küsste sie auf die Wange. „Aber jetzt wird geschlafen.“ „Okay“, gab sie den Kuss zurück und machte wie auf Befehl die Augen zu.
„Du hast’s ihr gesagt“, flüsterte Linnea, als Haydn die Tür zu Brionys Zimmer hinter sich schloss. Obwohl sie es ihm praktisch befohlen hatte, konnte sie trotzdem nicht ganz fassen, dass er es tatsächlich getan hatte. „Ja“, schob Haydn die Hände in die Hosentaschen und ging zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch fallen und legte die Beine auf den Tisch. Linnea folgte ihm mit etwas Abstand und setzte sich nicht neben ihn, sondern ins Fauteuil, aber sie machte es sich nicht bequem. Er gab sich zwar alle Mühe es zu verstecken, aber sie konnte ihm ansehen, dass er die letzten Minuten am liebsten sofort wieder rückgängig gemacht hätte. Bevor sie etwas sagen konnte, beugte Haydn sich nach der Fernbedienung und drehte den Fernseher auf. Das war neu. Sie sahen nie fern. Haydn hatte keine Ahnung von Fernsehshows, also nahm sie an, dass er, auch wenn er allein war, den Fernseher kaum benutzte. Außer um sich Filme anzusehen.
„Hey“, stemmte sie sich wieder hoch und ging zu ihm. „Wir könnten uns den französischen Film ansehen“, setzte sie sich zu ihm. „Den den Lafayette dir geschenkt hat.“ Doch anstatt zu antworten, legte er den Arm um ihren Nacken und bettete ihren Kopf auf seine Schulter. Es war der wahrscheinlich verwirrenste Moment in ihrer ganzen Beziehung.
Sie gingen getrennt zu Bett. Linnea schlief bereits als Haydn den Fernseher abdrehte, seine Sachen auf den Schaukelstuhl legte und unter die Decke kroch. Als Linnea aufwachte, hatte er sie an sich gezogen und sie spürte seinen Atmen in ihrem Nacken. Er schlief tief und fest. Das war der zweitverwirrenste Moment in ihrer Beziehung. Und das Letzte was sie erwartet hatte, nach allem was im Dezember passiert war.
Doch der Moment währte nur sehr kurz, denn, als würde er spüren, dass sie wach war, zog er plötzlich seinen Arm zurück und drehte sich auf die andere Seite. Dann stöhnte er, schlug die Decke zurück und ging in die Küche. Linnea setzte sich auf und seufzte. Gut, sie hatte es nicht anders erwartet. Etwas steif hievte sie sich hoch und ging auf die Toilette. Überglücklich, dass sie von morgendlicher Übelkeit und Fressanfällen verschont geblieben war, konnte sie das von ihrem Harndrang nicht sagen.
Haydn stand in der Küche und machte Frühstück. „Hey“, kam sie herein und zog ihren Morgenmantel zu. Das Fenster stand offen und es war kalt. „Es ist früh, was machst du schon auf?“ „Ich brauchte eine Zigarette“, sah er kurz von den Eiern auf und streute dann etwas frisch geschnittene Petersilie darüber. „Dann fiel mir wieder ein, dass ich damit aufgehört habe, aber ich war schon zu munter.“ Ihr war schon aufgefallen, dass er sich nie mehr entschuldigt hatte und keine Zigaretten mehr in der Wohnung herumlagen. Er hatte ihr gesagt, dass er damit aufhören musste, als er krank war, sie hatte nicht erwartet, dass er einen kalten Entzug machen würde. „Soll ich Briony wecken?“, akzeptierte sie seine Ausrede. „Dann können wir zusammen frühstücken.“ Er nahm die Pfanne vom Herd und stellte sie in den Ofen. „Wenn du möchtest...“ „Okay“, ging sie rückwärts aus dem Zimmer, aber er sah ihr nicht nach.
Den Vormittag verbrachten Vater und Tochter mit Malen. Briony hatte eine kleine Leinwand auf dem Boden ausgebreitet und malte darauf eine Küstenlandschaft mit Leuchtturm; Haydn saß auf der Couch, hatte einen Block auf den Knien und skizzierte ein neues Outfit für den roten Teppich. Linnea saß ihm gegenüber und blätterte in einer Zeitschrift für Babyausstattung die sie am Flughafen gekauft hatte.
„Also, wo ist meine Schwester?“, tauchte Briony dann plötzlich neben ihr auf. „Hm?“, legte Linnea ihre Zeitschrift zur Seite. „Wo ist meine Schwester?“ Haydn sah ebenfalls erwartungsvoll von seinem Block auf, gespannt, was Linnea einem kleinen Mädchen antworten würde und Linnea nahm Brionys Hand, um sie auf ihren Bauch zu legen. „Da drin.“ „So wie Gracey in Mamies Bauch war?“ „Genau.“ „Mamie war aber viel dicker als du.“ „Das Baby wird noch wachsen“, rückte Linnea zur Seite, sodass Briony sich neben sie setzen konnte. „War ich auch im Bauch meiner Mamma?“, legte sie beide Hände auf Linneas. „Jedes Baby ist im Bauch seiner Mutter, bevor es auf die Welt kommt.“ „Wie kommt es da rein?“ Linnea warf Haydn einen kurzen Blick zu, der sich grinsend hinter seinem Block versteckt hatte. Er amüsierte sich königlich darüber, dass nicht er es war, der diesen ach so komplizierten Fragen ausgesetzt war. „Erm… Das erzähl ich dir, wenn du älter bist.“ „Warum?“ Haydn schnaubte hinter seinem Block. „Weil du noch ein bisschen zu jung bist.“ „Warum?“ „Bon“, legte Haydn seinen Block weg. „Wer hat sonst noch Lust zu tanzen?“ „Ich! Ich!“, sprang das Mädchen eifrig auf und lief sofort zur Plattensammlung.
„Und jetzt musst du mit Mamma tanzen“, ließ Briony schließlich Linneas Hände los und hängte sich ihren Vater auf den Rücken, der am Boden hockte und eine Plattenhülle studierte. „Muss ich das?“, sah er nicht auf und sie nahm seinen Kopf und deutete damit ein Ja. Linnea war etwas schwindlig und sie saß auf dem Hocker vor dem Schlagzeug. Sie wäre eigentlich ganz froh gewesen, sich wieder ausruhen zu können, da erhob er sich langsam und setzte seine Tochter ab. Dann ging er zur Anlage und wechselte die Platte. „Also gut.“ Es rauschte und knackte. „Darf ich bitten, Mylady?“, verbeugte er sich dann vor ihr und sie musste lächeln. „Komm schon, Mamma“, drängte Briony von hinten und Linnea legte seufzend ihre Hand in seine. „Gerne, der Herr.“ Es war ein Frank Sinatra Song und er hätte keine überraschende Wahl treffen können. Linnea brauchte einen Moment, um darüber hinwegzukommen und stieg ihm dabei zweimal auf die Füße, sodass Briony laut lachen musste. „Du bist ja schlimmer wie ich!“, rief sie fröhlich und Linnea lachte ebenfalls. „Ja, viel schlimmer.“ Aber er war zu gut. I get no kick from champagne. Mere alcohol doesn't thrill me at all. So tell me why should it be true that I get a kick out of you?