Читать книгу Slow Dancing In A Burning Room - Rika Mayer - Страница 9
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Оглавление„London sure is a dreary place around this time of year!“, zog Haydn an seinem Hemdkragen und schlang seinen Schal einmal elegant um den Hals. „Oh, you miserable sod“, hakte Devon sich fröhlich bei ihm unter. „London is simply the most devine place in the world – anytime of year.“ „My sentimental old friend“, wich Haydn einem Hund aus und Devon zwickte ihm in den Oberarm. Nicht, dass er durch ihre Handschuhe, seinen Mantel, das Jackett und das Hemd viel gespürt hätte. „You’re in love with Montréal.“ „Ja, aber dort wurde ich geboren.“ Sie lachte laut und Passanten, Touristen die keine Sekunde ihres Aufenthalts mit Schlafen versäumen wollten und eilige Büroangestellte drehten sich zu ihnen herum. Welche Gestalten wandelten durch London so früh am Morgen? Daraufhin reckte Devon das Kinn vor und setzte einen Blick auf, der Milliardärstochter sagte. Der falsche Pelzmantel, die Schuhe und die kurzen Fingerwellen halfen dabei ebenso wie die Tatsache, dass sie am Arm eines jungen Mannes in schwarzem Anzug, schwarzem Mantel, weißem Schal und schwarzem Hut hing. Heute Nacht waren es die Zwanziger gewesen. Sie hatten einen Jazzclub besucht und in einem Nachtclub einen Drink genommen und waren dann mit einem Taxi zum Ritz gefahren, wo sie sich Champagner aufs Zimmer bestellt hatten, sich in der Badewanne geliebt hatten und das Hotel wieder verlassen hatten, um auf der Tower Bridge den Sonnenaufgang zu beobachten. Nun waren sie auf dem Heimweg, übernächtigt und aufgedreht und Devon tanzte an Haydns Arm, obwohl ihre Füße in den etwas engen Schuhen entsetzlich schmerzten.
Am darauffolgenden Wochenende waren es die Siebziger. Toupiertes Haar, Schlaghosen, Rüschenhemden, Plateausohlen. Rollschuhlaufen mit Kopfhörern im Hydepark – in Ermangelung einer Rollerdisco und trotz des Wetters – und eine schrille Disco am Abend, danach in die Wohnung eines befreundeten Künstlers, wo sie im Lichte einer Lavalampe psychedelische Bilder malten und Haschischpfeifen rauchten.
Einige Tage später war es Hollywood im Savoy. Die guten alten Tage der Schauspielerlegenden, um genau zu sein. Herren waren in Smoking und Fliege, Damen in Abendkleid, Brillianten und Pelz. Die anwesende und in diesem Fall sogar geladene Presse liebte es. Glamour war gar kein Ausdruck. Haydn Cavendish zog an einer Zigarre, schob seinen Hut aus der Stirn und sprühte vor Charme. Devon an seinem Arm war eine Puppe aus Porzellan mit tiefroten Lippen unter den grünen Augen, in einem Kleid aus fließendem Gold und einer Pelzstola die nur knapp ihre aufreizende Rückenansicht verdeckte.
Der Champagner floss in Strömen, es spielte eine Bigband und um Mitternacht gab es eine private Vorführung von An Affair to Remember. Die Band saß auf einem Divan, umgeben von glitzernden Bewunderinnen, lachte, diskutierte und gestikulierte. Andere Berühmtheiten wechselten laufend die Plätze mit ihnen. Zeitungen nannten es eine eitle Parade der jungen Stars und Starlets. Haydn nannte es seine Geburtstagsparty.
Am Morgen, um 6:24 Uhr um genau zu sein, wurde er 28. Er stand im Bad seines Hotelzimmers, der Hut zu weit nach hinten gerutscht, die Fliege lose über dem aufgeknöpften Kragen, einen Lippenstiftabdruck auf der Wange und drehte eine kleine Dose in seiner Hand hin und her. Selbst hier oben hörte man das Gelächter und den Gesang der mittlerweile angetrunkenen Partygesellschaft die Zimmer im Hotel genommen hatte ohne daran zu denken sie aufzusuchen. Er musterte sein Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken. Sah er anders aus? Etwas war anders an seinem Gegenüber, aber er konnte bei Gott nicht sagen, was. „Joyeux anniversaire“, flüsterte er. Für die letzten zehn Jahre hatte er sich an jedem seiner Geburtstage fast besinnungslos getrunken und hatte dann eine Dose Schlaftabletten geschluckt. Nur um sie auszukotzen, bevor die Tabletten richtig wirken konnten. Er nahm den Deckel von der Dose und leerte den Inhalt in seine Hand. Diesmal war er nicht betrunken genug. Er zählte die Tabletten und sah dann wieder auf sein Spiegelbild. Es widersprach ihm nicht. Und plötzlich machte er auf dem Absatz kehrt und ging zur Toilette. Jede einzelne Tablette ließ er in die Muschel fallen, dann drückte er den Spülknopf. Er hatte vergessen einen Abschiedsbrief zu schreiben.
Should I Tell the Truth Or Something Beautiful?