Читать книгу Die Prätorianer - Ritchie Pogorzelski - Страница 30
Die Ausbildung der Prätorianer
ОглавлениеBevor sie in die Garde aufgenommen wurden, hatten die Prätorianer harte, entbehrungsreiche Dienstjahre in den Legionen verbracht. Sie waren Aufsteiger, die schon oft für den Senat und das Volk von Rom ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Wie uns Herodian (5, 4, 8) berichtet, wurden nur die tüchtigsten und stattlichsten Männer ausgesucht. Nach etwa fünf Dienstjahren sah man die Männer als genügend erprobt und voll ausgebildet an. Ihr Ehrenkodex wurde von ihnen selbstherrlich eine Stufe höher angesetzt als jener der Legionen. Sie waren stolz auf das, was sie darstellten und besaßen einen ausgeprägten Korpsgeist. Die Ausbildung der Prätorianer auf dem campus cohortium praetorianarum vor der castra praetoria war aufgrund der Zeit, die ihnen neben dem Wachdienst und Reisen mit dem Kasier für die Ausbildung zur Verfügung stand, mit Sicherheit intensiver als die der Legionäre, wobei die Garde den gleichen Vorschriften folgte wie die restliche Armee. Ihr Campus war ganz speziellen Göttinnen (campestres) des Exerzierplatzes geweiht, die von der ganzen Truppe verehrt wurden. Die campestres waren somit für das Wesen der kompletten Garde von besonderer Bedeutung und zeigten deren intensive Kampfausbildung an. Diese eingehende Schulung in der Kampftechnik diente in erster Linie der Erhöhung der Schlagkraft der Garde. Dass bei den Prätorianern die Kampfübungen eine größere Rolle als bei den übrigen Truppen spielten, zeigen die hierauf bezogenen Dienstgrade. Ein doctor ist nur sicher für die Prätorianer bezeugt. Er war nach Vegetius Ausbilder an der Waffe. Der campidoctor ist bis zum Ende des 3. Jhs. n. Chr. ebenfalls nur für die Prätorianer und die equites singulares augusti bezeugt. Auch der exercitator armaturarum kommt nur bei den Prätorianern vor. In den Legionen kennen wir nur den Dienstgrad der armaturae und als Ausbildungsoffiziere die evocati, die ehemals Prätorianer waren, auch als armidoctores oder exercitatores bezeichnet. Nicht umsonst wurden länger dienende Prätorianer als evocati bei den Legionen als Ausbilder eingesetzt bzw. in den Stand eines centurio versetzt. Sie verbreiteten die in Rom erlernten Kampftechniken in den neuen Einheiten des gesamten Imperiums. Somit konnte eine gleichmäßige Ausbildung der Legionen nach den in der castra praetoria festgelegten Normen sichergestellt werden. Die Funktion der Garde war also nicht nur das politische Druckmittel der Kaiser gegenüber dem Senat sowie die Bewachung des Kaisers und seiner Familie, sondern auch eine Art Offiziers- und Kriegsschule für die römische Armee.
„Zu jener Zeit (24 n. Chr.) führte Tiberius den Senatoren den Drill seiner Prätorianer vor, so als wäre ihnen die Schlagkraft dieser Truppe unbekannt. Er verfolgte dabei das Ziel, dass sie ihn angesichts seiner zahlreichen Beschützer noch mehr fürchteten.“
(Cassius Dio, Buch 57, 24, 5)
Die Möglichkeit, in die Elitetruppe der Prätorianer aufzusteigen, erhielten nur die besten Soldaten der Legionen und nur die Besten stiegen in den Rang eines centurio oder eines Tribuns auf. Die Mindestgröße für einen Legionär betrug laut Vegetius 1,72 m, für die Prätorianer kann man eine ähnliche, wahrscheinlich aber höhere Anforderung annehmen. Von Neros eigener Legion wissen wir, dass diese sogar sechs Fuß groß sein mussten, also ca. 1,80 m. Wir dürfen nicht vergessen, dass es ihre wichtigste Aufgabe war, die Sicherheit des Princeps zu gewährleisten. Es ist also logisch, dass dieser sich der besten Soldaten versicherte, sowohl in Friedenszeiten als auch auf Feldzügen. Ihre Ernennung und Beförderung behielt sich der Princeps persönlich vor. Darüber, dass der Princeps Ungewöhnliches von ihnen forderte, waren sie sich bewusst. So ist es bezeichnend, dass Tiberius´ Sohn Drusus im Jahre 14 n. Chr. zusammen mit den Prätorianern eine Meuterei der Legionen in Pannonien niederschlug. Niemand, außer der kaiserlichen Garde, hätte es wagen dürfen, gewaltsam gegen die eigenen Leute vorzugehen.