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10.12.12

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Heute Nacht geträumt, einen Rollkragenpullover mit hohem Kragen zu tragen. Glaubte, dadurch ein markantes Kinn zu bekommen. Ich fühlte mich wieder jung.

Danach ein sexueller Traum. G. steckte mir einen Trinkhalm in den Mund. Anschließend küsste sie um ihn herum meine Lippen ab.

Wieder in dem Buch „1913“ von Florian Illies gelesen. Es besteht aus einer großen Anzahl von kurzen Texten, die mosaikartig ein Bild des Jahres „1913“ ergeben. Neben vielen anderen Personen handeln sie zum Beispiel von Thomas Mann, Franz Kafka, Franz Marc, aber auch von Hitler und Stalin. Die Texte sind so interessant geschrieben, dass man nicht mehr aufhören möchte, sie zu lesen. Hatte mir deshalb vor einiger Zeit nach meiner Lektüre der digitalen Leseprobe von „1913“ gleich den Gesamttext dieses Buchs auf mein Lesegerät heruntergeladen. Von dem Autor Florian Illies hatte ich vorher noch nichts gelesen.

Auch heute kam mir wieder ein Satz von Karl Kraus in den Sinn, auf den ich in „1913“ gestoßen war. Er lautet wie folgt:

„Ein Gedicht ist so lange gut, bis man weiß, von wem es ist.“

Kraus bezieht sich hier auf Franz Werfel. Zunächst hatte er die Gedichte Werfels gerühmt. Doch dann äußerte sich Kraus von dem Augenblick an über sie abfällig, als er erfuhr, dass Werfel über Sidonie Nádherný Gerüchte verbreitete. Diese Frau war damals Kraus’ Geliebte.

Musste bei dem Satz von Kraus daran denken, dass ich seit langem schon keinen Text von Peter Handke mehr lesen kann. Dass sich letzterer nach wie vor nicht von seiner Parteinahme für Milošević distanziert hat, erbittert mich immer noch zu sehr, als dass ich mich auf einen Text von ihm einlassen könnte.

Noch eine weitere Stelle aus „1913“ fiel mir heute wieder ein. In ihr sagt Döblin über die Kokotte: „Die Sexualorgane sind ihre Betriebswerkzeuge.“ Habe mich bei diesem Zitat sofort an Kants berühmt-berüchtigte Definition der Ehe erinnert, in der er vom „Besitz“ der „Geschlechtseigenschaften“ spricht. Sollte die Ehe bei Kant also nur eine verkappte Form von Prostitution sein?

Zwei Bilder, mit denen ich mich einmal näher beschäftigen möchte:

 - „Wölfe (Balkankrieg)“ von Franz Marc

 - “Berliner Straßenszene“ von Ludwig Kirchner

Heute in einem Zeitungsartikel gelesen, dass es nach 1945 in Polen Pogrome gegen Juden gegeben hat. Die damals herrschenden polnischen Kommunisten unternahmen dagegen nur wenig. Warum? Sie wollten nicht, so der Artikel, dass die Polen in ihnen Anwälte jüdischer Interessen sähen.

Hier einige Regieanweisungen aus Stücken Schillers:

mit zerstörtem Gesicht, mit großer innerer Bewegung, mit schmerzvollem Lächeln, mit ungewissem Blick, einen schmelzend ansehen, weichmütig, krampfig, schäumend, mit Befremden umhersehen, mit vollem Blick

Noch zwei Wochen bis Weihnachten. Der Trubel in der Stadt ist deshalb sehr groß. Mitten im Gedränge fiel mein Blick einmal auf einen nahe gelegenen Kirchturm. Er kam mir plötzlich höher vor als sonst.

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