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Vorwort

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Dieses Buch sollte eigentlich schon 1998 fertig gestellt werden, aber der Plan wurde immer wieder aufgeschoben. Es erforderte ein weites Ausholen, um nach meiner Untersuchung über den Zusammenbruch des Staatssozialismus und das Ende der traditionellen marxistischen Weltinterpretation (»Der Kollaps der Modernisierung«, 1991) auch den Prozess der kapitalistischen Globalisierung jenseits des Kalten Krieges gegen den Mainstream eines öden »Chancen-und-Risiken«-Diskurses aufzuarbeiten. Dazu war es zunächst einmal erforderlich, die kapitalistische Geschichte der drei industriellen Revolutionen in einer integrierten Darstellung von wesentlichen Schüben der Produktivkräfte, ökonomischen Entwicklungsstufen, politischer »Formatierung«, philosophischer Reflexion und Ideologiegeschichte neu aufzurollen (»Schwarzbuch Kapitalismus«, 1999).

Die sozialökonomische Analyse der Globalisierung vor dem Hintergrund der gewonnenen Einsichten mußte dann jedoch erneut vertagt werden, weil nach den Terrorangriffen des 11. September das politisch-militärische Moment der krisenhaften planetarischen Vergesellschaftung als zwingende Ereignisgeschichte in der Vordergrund trat. Hatte sich bereits mit dem zweiten Golfkrieg 1991 eine neue Qualität der Kriegführung und des imperialen Zugriffs abgezeichnet, so machten die Interventionen in Afghanistan und im Irak vollends den Charakter eines post-nationalen Sicherheitsimperialismus deutlich. Die Analyse der Globalisierung musste sich deshalb zuerst den Wandel des Imperialismus unter den Bedingungen der dritten industriellen Revolution zum Gegenstand machen und die liegen gebliebene traditionelle Imperialismusdebatte aufarbeiten, um den Übergang von der nationalimperialen Expansion in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über den Systemkonflikt der Supermächte nach 1945 zum widersprüchlichen »ideellen Gesamtimperialismus« und Krisenkolonialismus heute begreiflich zu machen (»Weltordnungskrieg«, 2003).

Wenn nun zwei Jahre später endlich die politisch-ökonomische Analyse der Globalisierung vorgelegt werden kann, so folgt die Darstellung verständlicherweise nicht mehr dem ursprünglichen Plan. Die Entwicklung vollzieht sich in einem derart atemberaubenden Tempo, dass der Reflexionsstand von Mitte der 90er Jahre längst überholt und ein größerer Überblick möglich geworden ist. Inzwischen hat sich der ohnehin theoretisch seichte Globalisierungsdiskurs vorläufig erschöpft und ist in einen ebenso pragmatischen wie prekären Krisenverwaltungsdiskurs umgeschlagen. Das gibt Gelegenheit, im Kontext einer Realanalyse der fortgeschrittenen Globalisierung die bisherige Debatte darüber in Grundzügen darzustellen und einer notwendig polemischen Kritik zu unterziehen. Diese Polemik zielt gerade auch auf die Bewegung der so genannten Globalisierungskritik selbst, die bis jetzt weitgehend verkürzten und obsoleten Interpretationen traditionslinken und neo-kleinbürgerlichen Zuschnitts verhaftet geblieben ist. Für Hinweise danke ich Uli Leicht, Hanns von Bosse, Petra Haarmann, Roswitha Scholz, Horst Ribbeck und Hans-Jochen Vogel.

Den aufmerksamen Leserinnen und Lesern dieses Buches wird nicht entgehen, dass eine bestimmte Dimension des Globalisierungsprozesses ausgespart bleibt: nämlich die politische Ökonomie der letzten Weltmacht USA im Zusammenhang des Weltsystems, die Rolle des Dollar, der pazifische Defizitkreislauf mit dem problematischen Aufstieg samt einprogrammiertem Absturz zuerst Japans, dann der Tigerländer und neuerdings Chinas, die damit verbundene Vorstellung eines »pazifischen Jahrhunderts« sowie das Verhältnis von USA und EU. Zunächst sollten diese Zusammenhänge in einem abschließenden Kapitel aufgenommen werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies den Rahmen des Buches gesprengt hätte, weil es sich um verschiedene Ebenen der Analyse handelt. Im »Weltkapital« geht es um die Krisenstruktur des transnationalen Kapitals im allgemeinen, während die Vermittlungen auf der Oberfläche des Weltmarkts und die dabei virulenten weltregionalen Besonderheiten einer anderen Stufe der Konkretion angehören. Diese Ebene soll daher in einem Folgeprojekt mit dem Arbeitstitel »Politische Ökonomie der letzten Weltmacht« aufgerollt werden. Nach dem »Weltordnungskrieg« und dem jetzt vorliegenden »Weltkapital« wäre dies dann der dritte und abschließende Band einer theoretischen Analyse der Globalisierung als Krisenprozess des modernen warenproduzierenden Systems.

Das Weltkapital

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