Читать книгу Wissen, Weisheit, Wohlstand - Robert Seidl - Страница 6
ОглавлениеVORWORT
Jeder Mensch wird zwangsweise damit konfrontiert, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Nur wer dazu in der Lage ist, kann andere Menschen oder ein Unternehmen führen. Die eigene Lebensführung ist die Wurzel allen Erfolges. Prinzipiell ist jeder Mensch nicht nur mit der Selbstführung beauftragt, denn wir haben Kinder, Partner, Geschwister, Freunde, Mitarbeiter …, die wir bewusst und unbewusst führen; für die wir Vorbilder, Ratgeber oder Lehrer sind. Aus diesem Grund ist dieses Werk für jeden geeignet, der Interesse hat, im Leben weiterzukommen.
Europa zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Schon seit mehreren Jahren berichten Medien und sprechen Politiker von Wirtschafts-, Währungs- und Finanzkrisen. Eine Krise jagt die andere, und es scheint, als habe sich eine unaufhaltsame Abwärtsspirale in Bewegung gesetzt. Aber noch lebt der Mammon in der Gestalt des Konsums. Alles hat einen Wert und wird in Geld bewertet. Ursprünglich als Tauschmittel erfunden, kann es sich sogar ohne jegliche Wertschöpfung selbst vermehren. Und viele Menschen streben nach Geld, da es Sicherheit und Befriedigung aller Bedürfnisse verspricht. Die herrschende Religion ist der Materialismus, und somit hat der Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe Erich Fromm (1900 – 1980) mit seiner Einschätzung der Situation aus dem Jahr 1956 recht behalten:
„Der moderne Mensch hat sich in eine Ware verwandelt; er lebt seine Lebensenergie als Investition, mit der er entsprechend seiner Stellung und seiner Situation auf dem Personalmarkt einen möglichst hohen Profit erzielen möchte.“1
Die gesellschaftliche und politische Situation, in der Ursache und Wirkung miteinander korrelieren, beschreibt Fromm wie folgt:
„Unsere Gesellschaft wird von einer Manager-Bürokratie und von Berufspolitikern geleitet; die Menschen werden durch Massensuggestion motiviert; ihr Ziel ist, immer mehr zu produzieren und zu konsumieren, und zwar als Selbstzweck. Sämtliche Aktivitäten werden diesen wirtschaftlichen Zielen untergeordnet; die Mittel sind zum Zweck geworden; der Mensch ist ein gut ernährter, gut gekleideter Automat, den es überhaupt nicht mehr interessiert, welche menschlichen Qualitäten und Aufgaben ihm eignen. Wenn der Mensch zur Liebe fähig sein soll, muss der Mensch selbst an erster Stelle stehen. Der Wirtschaftsapparat muss ihm dienen, und nicht er ihm.“2
Aus heutiger Sicht war Erich Fromm fast ein prophetischer Vordenker seiner Epoche. Es ist an der Zeit, wenn nicht schon höchste Zeit, neue Wege zu gehen, heraus aus dem betäubenden Konsum. Wahrer Wohlstand lässt sich in Geld nicht messen, genauso wie sich der Wert eines Menschen nicht in Geld bewerten lässt. Wohlstand ist mehr als nur „Reichtum“ und wahrer Wohlstand beinhaltet auch ein Wohlergehen. Mir geht es um Wohlstand für die Natur und uns Menschen. Wir sind ein ungetrennter Teil der Natur und der Schöpfung, darum schließe ich diese nur allzu gerne mit ein. Dieses Buch handelt von Wohlstand und wie wir im Wohlstand leben können. Doch zuvor bedarf es Wissen und Weisheit.
Betrachten wir das Leben als ein Spiel, dessen Spielregeln wir bei unserer Geburt nicht kennen. Auch werden uns im Laufe unseres Lebens nicht alle Regeln auf dem Silbertablett serviert. Es gibt eine Art der Verpflichtung, selbst die Spielregeln zu „er-fahren“. Dabei geht es darum, die wirkungsvollen Spielregeln zu erkennen und anzuwenden.
Die meisten Religionen legen die Betonung auf ein verheißenes besseres Leben nach dem Tod. Wie dies funktionieren soll, ist mir schleierhaft, denn mein Streben gilt dem erfüllten und wahrhaftigen Leben vor dem Tod, im Hier und Jetzt. Dabei bin ich persönlich davon überzeugt, dass die viel zitierte „Erlösung“ oder „Erleuchtung“ nicht nach dem Tod, sondern in diesem Leben geschehen kann. Immanuel Kant schreibt dazu:
„Zum einen ist der Mensch ein Sinnenwesen, das in der eigenen Glückseligkeit seine Bestimmung als Naturwesen findet.“3
Ich lade Sie ein, gemeinsam diese andere Sichtweise zu betrachten beziehungsweise zu definieren. Diese neue Sichtweise kann Ihr Leben erheblich bereichern.
Drei besondere Unternehmer, die Sie durch das Buch begleiten
Seit Anbeginn der Menschheit lernt die jüngere von der älteren Generation. Denn neben Bildung ist es die Lebenserfahrung, die die individuelle Weisheit eines Menschen nährt. Auch bereichern persönliche Erfahrungen noch weit mehr als rein theoretisches Wissen.
Also suchte ich Menschen, die ich für das Buchthema inspirierend fand, weil ihr Wohlstand nicht nur ein pekuniärer, sondern auch ein umfassender, innerlicher ist. Auch habe ich bewusst Gesprächspartner mit ganz unterschiedlichen Biografien und Erfolgsgeschichten ausgewählt. Ausschnitte aus diesen Interviews ziehen sich durch das ganze Buch und untermauern die dargestellten Grundsätze.
KURT TEPPERWEIN, der Älteste der drei, übte in seinem Leben 19 verschiedene Berufe aus. Zurzeit (2015) beschäftigt er sich mit seiner Lebensbibliothek, in der er alle seine Lebenserfahrungen (learnings) reflektiert und zusammenfasst. Lange Zeit hielt ich ihn für einen „Esoterikpapst zweifelhaften Rufes“, bis ich ihn persönlich kennen- und schätzen lernte. Seine Lehren und Methoden wendet er in seinem Leben selbst an und verbessert diese auch nach neuesten Erkenntnissen. Dies hat zur Folge, dass Herr Tepperwein physisch wie psychisch alterslos scheint. Nicht verschwiegen werden soll natürlich, dass er im Laufe seines Lebens auch eigene sowie gesetzliche Grenzen sprengte. Durch die daraus folgenden Konsequenzen lehrte ihn das Leben, stets ethisch zu handeln. Die Authentizität sowie den jung gebliebenen Geist dieses Mannes finde ich beeindruckend. Seine Bücher und Seminare beeinflussen eine Vielzahl von Menschen.
PROF. DR. CLAUS HIPP gilt als Pionier in der ökologischen und biologischen Landwirtschaft, hat ein erfolgreiches Firmenimperium aufgebaut und „steht dafür mit seinem Namen“. Mich interessierte, wie Herr Hipp „im wahren Leben“ ist – wirkt er doch in den Werbespots für seine Produkte sehr nahbar und „auf dem Boden geblieben“. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass es zwischen der TV-Werbung und dem direkten Gespräch keinen Unterschied gibt. Auch Claus Hipp ist ein äußerst authentischer Mensch mit einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein. Während Kurt Tepperwein an das eigens innewohnende Schöpferpotenzial glaubt, ist Herr Hipp bekanntermaßen eher katholisch geprägt. Aus der Familie schöpft er Kraft und Inspiration, andererseits trägt er eine große Verantwortung für das Familienunternehmen. Interessant sind auch seine anderen Fähigkeiten wie Reiten und Malen, in denen er durchaus erfolgreich ist.
In Bezug auf Familie verlief das Leben von DR. HANNES ANDROSCH, meines dritten Interviewpartners, anders. Sein beruflicher Aufstieg ging nach eigener Aussage meistens zulasten der Familie. Ich interviewte ihn, weil er der Lieblingspolitiker meines Vaters war: „Einer, der aus der Wirtschaft kommt, mit Herz und Hirn dem Volk diente und dann wieder erfolgreich in der Wirtschaft zu gebrauchen ist“, so mein Vater. Das Durchhaltevermögen und die Wirkungskraft von Herrn Androsch sind in Österreich bestens bekannt. Trotz seines Ausscheidens aus der aktiven Politik setzt er sich für einen gesellschaftlichen Wertewandel, insbesondere im Bereich der Bildung, ein. Beeindruckt haben mich unter anderem sein philosophisches Verständnis und seine fundierten interreligiösen Kenntnisse. Herr Androsch vertritt klare Standpunkte, die für das derzeit herrschende Bildungssystem revolutionärer nicht sein könnten.
Trotz der Unterschiede der drei in diesem Werk zitierten Herren haben sie einiges gemeinsam: Alle drei sind Visionäre und somit ihrer Zeit meistens voraus. Dies führte auch bei allen zu Differenzen mit bestehenden Systemen – es wurden auch gesetzliche Grenzen gesprengt, die spürbare Konsequenzen mit sich brachten. Aber das ist nicht Thema dieses Buches. Vielmehr ist mir daran gelegen, die Erkenntnisse sowie die Erfahrungen der drei Herren zu extrahieren, um damit den Lesern den oft schmerzvollen Weg der Erkenntnis zu ersparen. Das Lernen von anderen, ohne selbst alle Fehler machen zu müssen, gilt als Königsweg der Weisheit. Sie haben stets beharrlich das Unmögliche versucht, um das Mögliche zu erreichen. Bei der Wahl der Mittel war keiner fehlerlos, aber sie lernten und lernen immer noch aus den eigenen Fehlern, die in Wirklichkeit „Erfahrungen“ sind.
Kurt Tepperwein, Hannes Androsch und Claus Hipp hatten zum Interviewzeitpunkt ein Alter zwischen 75 und 81 Jahren. Alle verfügen über ein enorm hohes geistiges Potenzial, körperliche Fitness und eine ausgeprägte Herzensbildung. Nicht zu vergessen, dass sie Krieg, Hunger, Wirtschafts- und Finanzkrisen hautnah erlebten. Es wurden Notzeiten durchgestanden, die sich Menschen heute kaum vorstellen können. Aber sie sind nicht daran zerbrochen, ganz im Gegenteil: Wer sie kennt, sieht in ihren Augen Lebensfreude, Optimismus und Dankbarkeit. Von diesem Bewusstsein und ethisch geprägter Lebenseinstellung können nachkommende Generationen ungemein profitieren, und zwar besonders im Wirtschaftsleben, in dem sich Egoismus, Profitgier und Menschenausbeutung zunehmend verbreiten. Ich bin dankbar für jede Begegnung, die mein Leben ungemein bereichert hat. Dankbar, dass diese Menschen ihr Wissen, ihre Weisheit und damit auch ihren Wohlstand mit mir teilen.