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Timmrin sah noch einmal an sich herunter, kurz bevor er die Nordbrücke erreichte, deren Zugang bewacht war.

Er hatte sich einen langen, jägergrünen Samtgehrock mit Lederknöpfen und leicht tailliertem Schnitt zugelegt – ein kostspieliges Kleidungsstück. Darunter trug er ein weißes Hemd, unter dessen Kragen er eine breite, dunkelrote Schleife gezogen hatte, deren enden sich im Ausschnitt des Gehrocks aufbauschten. Auf eine Weste hatte er verzichtet und bei der Wahl der Beinkleider auf eine eher schlichte, beige Hose gesetzt. Geschnürte Wildlederstiefel – ein klarer Stilbruch – ragten ihm bis zu den Knien. Sein wirres, fettiges braunes Haar hatte er zu einem Zopf zusammengebunden und sich einen schwarzen Hut mit schmaler Krempe aufgesetzt, die an der rechten Seite mit einer Eisenbrosche nach oben geschlagen war. Unter dem Rock steckte in einer Lederscheide am Gürtel jetzt auch ein kleines, aber scharfes Messer.

Von dem Geld im Beutel waren ihm gerademal 40 Thamen übriggeblieben. Er musste sparsam sein, bei den Preisen, die ihn in der Gastronomie des Reichenviertels erwarteten.

Timmrin war zufrieden mit seinem Äußeren. Es verlieh ihm ein geradezu beflügelndes Gefühl. Sein Gang und seine Haltung hatten sich geändert. Der Schnitt seiner neuen Kleidung, die leicht gepolsterten Schultern des Gehrocks, all dies begünstigte ein verändertes Erscheinungsbild.

Gut, dass Timmrin so gut wie keinen Bartwuchs hatte. Der Barbier hätte ihm die letzten Thamen aus der Tasche gezogen.

Als er die Brücke erreichte, blickte er in die scharf spähenden Augen des vordersten Wachpostens, der links am Weg stand und jeden begutachtete, der über die Brücke ging. Die anderen beiden Wächter standen mit geschulterten Gewehren am Tor.

Timmrin blieb neben dem Vorderen stehen und deutete kurz auf seinen Orden, den er sich unterhalb der rechten Schulter angesteckt hatte. Der Soldat nickte leicht. Timmrin ging weiter. Er musterte im Vorbeigehen einen der beiden anderen Wächter, der ihn mit großen Augen anstarrte.

Timmrin trat auf den mächtigen Rundbogenbau. Auf der Mitte der Brücke, dem höchsten Punkt angekommen, blieb er stehen und blickte nach Süden. In einiger Entfernung konnte er die Dukorbrücke sehen, die beide Ufer der Stadt mit der Kasernenanlage verband. Wieder regte sich die Erinnerung, die er erneut verdrängt hatte. Panischer innerer Schmerz überkam ihn. Er begann schneller und hastig zu atmen.

Sofort suchte Timmrin diese Gedanken zu vertreiben. Er konzentrierte sich darauf, langsam und gleichmäßig Luft zu holen, dachte wieder an seine Aufgabe.

Er musste herausfinden, wo Argahl lebte, oder vielmehr, wo er nächtigte.

Warum war der Alte nicht selber nach drüben gegangen, um sich umzuhören? Dafür musste es Gründe geben. Sicher wurde er wegen irgendetwas gesucht. Kein Wunder, falls sich Ereignisse, wie jenes in der Taverne „Aller Herren“, schon öfter in Zusammenhang mit seiner Person zugetragen hatten.

Warum konnte er überhaupt derartig kämpfen und das in diesem Alter? Sicher war er ein Veteran. Wo sonst sollte dieses Schwert herkommen, wenn Skhat nicht jemanden dafür…Timmrin blockierte den Gedanken.

Auf was hatte er sich da eingelassen?

Nun, was immer Timm tat, es konnte kaum wagemutiger sein, als mit einer Horde Alter und Krüppel, mit Stöcken und Fackeln bewaffnet, zu versuchen, die Dukorkaserne niederzubrennen.

Timmrins Gedanken führten ihn abermals zurück in die Nacht des Überfalls.

Um die eigentlichen Mauern der Kaserne zog sich ein weiterer Wehrring, der von beiden Seiten des Flusses über die zwei Brückenteile frei betretbar war. Eine kleine Mauer umsäumte die Ränder der riesigen künstlichen Plattform, die von unzähligen Pfählen in einer Untiefe im Fluss getragen wurde. In ihrer Mitte war die Kaserne gebaut.

Das eigentliche Gebäude hatte innerhalb seiner Mauern einen großen Innenhof, der zu Ausbildungszwecken genutzt wurde. An jeder Ecke des Gebäudes befand sich ein kleiner Rundturm mit Aussichtsplattform, darüber Spitzdächer, an deren Enden die Fahnen Thamhalls im Herbstwind flatterten.

Timmrin konnte erkennen, dass auf jedem dieser Türme ein Wachposten stand. Menschen gingen von beiden Seiten her auf die Plattform, an den Mauern der Kaserne vorbei, hinüber auf den andere Teil der Brücke und aufs andere Ufer des Ghor, sofern die Wachen dies zuließen.

Zu beiden Ufern schienen auch dort mindestens drei Soldaten den Durchgang zu überwachen.

Die Dukorbrücke war die einzige, die nachts passierbar war. Tore, die abends geschlossen wurden, so, wie an den anderen Brücken, gab es an der Dukorbrücke keine. Nur die Kaserne hatte zwei Tore, die jedoch nur bei Bedarf geöffnet wurden.

Warum waren keine Wachen da gewesen in jener Nacht? Das hätte ihn und die anderen misstrauisch machen müssen.

Timmrin rief sich das Gefecht, oder vielmehr die Hinrichtung, wieder genau ins Gedächtnis, versuchte aber seine Gefühle dabei zu unterdrücken.

Die unterste Fensterreihe der Kaserne war niedrig genug, aber verglast und vergittert. Sie hätten die Fenster zunächst einschlagen müssen, danach die Fackeln hindurchschieben.

Hineinschleudern hätte man sie nicht können, wegen der Gatter.

Vermutlich wären die Fackeln auf dem Boden gelandet, die Soldaten hätten bestenfalls einen Schreck bekommen, wären aus ihren Betten aufgesprungen und hätten sie dann ausgetreten…

Aber wie es auch ausgegangen wäre, unmöglich hätten die Mannschaften schnell genug reagieren können, um einen Gegenschlag zu organisieren. Wie Gespenster wären Timmrin und seine Freunde gekommen und wieder verschwunden.

Doch nun waren sie alle tot. Und das konnte nur das Werk des Verrates sein.

Timmrin wandte sich wieder dem Ufer zu und ging durch das zweite Tor hinein in den Bezirk.

Auch dieses wurde von drei Soldaten bewacht, die allerdings weitaus nachlässiger wirkten.

Als Timmrin das Viertel betrat, viel ihm zuerst eine außergewöhnliche Sauberkeit auf, wie er sie nicht gewohnt war.

Auf den Straßen herrschte reges Treiben. Die Leute waren in elegante Kleider gehüllt. Beinahe jeder hier trug einen Hut, oft einen Zylinder, hier und da tauchte ein Zweispitz auf.

Was Timmrin aber an den Leuten auf seinem Weg durch die Hauptstraße am meisten verwunderte, war, in welcher Geschwindigkeit sie alles taten.

Sie gingen langsamer, hielten langen, ausgiebigen Plausch inmitten der Straße. Timmrin kannte so etwas nicht.

Schließlich blieb er stehen, atmete tief durch. Wieder sah er an sich herunter. Er versuchte sich vorzustellen, einer von ihnen zu sein, ein Adliger, Ein Fabrikant, ein Erfinder, eben ein edler Herr. Was musste das für ein Leben sein, ohne all die Arbeit. Wie musste es sich anfühlen, jederzeit stehen bleiben zu können, jeder Zeit nachdenken zu können.

Freilich, es war Sonntag – auch die Arbeiter hatten heute frei. Aber sie mussten die Zeit meist damit zubringen, ihre Kleider zu waschen oder sich auszuruhen für eine neue, harte Arbeitswoche. Sie hatten ihre Unterkünfte zu säubern, nach Möglichkeit ein Bad zu nehmen und wenn etwas Zeit übriglieb, wurde sie meist in einer der Trinkhallen zugebracht.

Es war alles so…ungleich! Eines Tages würden die Zeiten sich ändern, sie mussten sich ändern!

Timmrins Gedanken wurden gebremst durch die visuellen Eindrücke, die sich ihm aufdrängten: Die Häuser waren viel höher hier, nicht so eng aneinander gebaut. Es gab zahlreiche Fachwerkhäuser, aber auch andersartige, weitaus größere Gebäude, wie man sie auf der anderen Seite nur sehr selten sah. Es waren hohe Häuser mit stumpfwinkligen Dächern und zahllosen Fenstern in Rundbogenform, von kunstvollen Rähmen umspielt. Überhaupt wurde Glas hier sehr viel weniger sparsam eingesetzt. Auch farbiges sah man hier und dort.

Je tiefer er in den Bezirk kam, desto höher schienen die Gebäude in den Himmel zu wachsen, die oft von kleinen Türmen und gewaltigen Balkonen erweitert wurden.

Anders als in den Arbeitervierteln gab es hier zahlreiche kunstvoll gearbeitete Straßenlaternen.

Die Straßen waren breit. Eine edel anmutende blaue Kutsche kreuzte Timmrins Weg, die von zwei Grauschimmeln gezogen wurde.

Timmrins Blick folgte ihr, viel dann aber auf einen riesigen Balkon. Dort saßen einige Männer, welche der Kälte trotzend lange Pfeifen schmauchten, während sie auf die Straße hinab blickten.

Am Straßenrand stand ein Mann mit einem Stativ, der die Szene überflüssiger Weise zu porträtierten schien.

Ein riesiges rotes Holzschild mit einem weißen, merkwürdig geschwungenen Schriftzug, das auf Timmrin einen grotesken Eindruck machte, ließ eine Taverne vermuten.

Als er aber hinging und einen Blick rein warf, stellte er fest, dass es sich um einen Friseursalon handelte. So etwas gab es auf der anderen Seite nur im Händlerviertel – auch dort nur einen. Timmrin folgte weiter der Hauptgasse.

Schließlich ließ ihn die Abbildung eines Kruges auf dem Schild über einer Tür eine Trinkstube vermuten. Als er eintrat, wurde dies bestätigt.

Es war eine kleine Gastwirtschaft mit wenigen Tischen und langem Tresen, der aus einem edlen, dunklen Holz gearbeitet war. Die Kneipe war kein eigenes Gebäude, sondern Teil eines größeren Baus, der mehrere Lokalitäten, wie auch den Friseursalon, beherbergte.

Timmrin ging hinein und sprach den Mann hinterm Tresen an, der Gläser putzte: „Ein Glas Wein, bitte.“

„Gern, Sir! Welcher darf es sein, rot oder weiß? Lieblich oder trocken?“

Timmrin war überfragt und begann sich bereits jetzt sehr fremd in seiner Haut zu fühlen.

„Welchen du empfiehlst“, antwortete er zaghaft.

„Heldenblut! Lieblich, Spätlese – wird hier sehr gern getrunken!“

„Gern.“

Schon stand er da, ein Weinkelch aus grünem Glas. Timmrin betrachtete zunächst das Trinkgefäß, hob es und trank in einem Zug halb leer.

Neben ihm stand noch ein Mann an der Theke. Er wirkte nicht besonders wohlhabend. Seine Kleidung war einfach, aber sauber. Er hatte seinen kurzen Zylinder auf der Theke neben seinem Weinkelch abgelegt. Auch er schien Rotwein zu trinken. Neben seinem Glas jedoch stand noch eine große Glaskaraffe, aus der er seinen Becher gerade neu füllte.

„Ein kühler Tag, nicht wahr?“, versuchte Timmrin unbeholfen ein Gespräch zu beginnen.

„Herbst eben“, entgegnete der Angesprochene.

„Habt Ihr von den Unruhen an der Brücke gehört?“

„Allerdings!“, polterte der Gefragte, „was für eine Schande!“

„In der Tat“, warf Timmrin ein, der über seine Art, sich zu artikulieren, selbst staunen musste.

Das musste er von seinem Großvater haben, der ihm als Kind oft Geschichten erzählt hatte. Er hatte ihm eine Menge erklärt und beigebracht, so auch, sich einigermaßen gewählt auszudrücken.

„Was der Kommandant wohl dazu zu sagen hat?“, versuchte Timmrin das Gespräch weiter in eine Richtung zu lenken.

„Was soll er dazu sagen, Sir? Er hat die notwendigen Konsequenzen gezogen. Die Gefangenen sollen heute in einer Woche hingerichtet werden!“

„Gefangene?“, fragte Timmrin.

„Na die vier oder fünf, die es noch sind. Ein paar sind ja bereits an ihren Wunden verreckt“, der Mann lachte kurz und dreckig, trank dann wieder einen Schluck.

Timmrin war beinahe versucht, nach dem Messer zu greifen, nippte dann an seinem Wein, atmete tief durch und setzte die Konversation fort: „Ich bin nicht im Bilde, Sir! Werden sie hier hingerichtet werden, im ersten Bezirk?“

„Selbstverständlich! Drüben wäre es nicht sicher. Sie werden am Troil-Brewek-Platz ihrer gerechten Strafe zugeführt. Stand heute Morgen im Bezirkskurier. Ein schnelles Urteil, keine Frage, aber die Verhandlungsergebnisse waren eindeutig.“

„Eine Verhandlung bereits gestern, zum Samstag und schon ein Urteil?“, Timmrin kannte sich wirklich nicht mit solchen Dingen aus. Dennoch erschien es ihm merkwürdig, dass solcherlei Angelegenheiten in so kurzer Zeit abgehandelt werden konnten.

„Tja, das geht schneller als man denkt, Sir, wenn die Beweise schlagend sind…“, der Mann trank seinen Kelch leer und füllte hastig nach.

„Nun, Argahl ist ein konsequenter Kommandant“, erwiderte Timmrin, „und die Richter wissen, was in solchen Fällen zu tun ist. Das sind schon gefährliche Zeiten, wenn ein Kommandant in seiner eigenen Kaserne im Schlaf Gefahr läuft, erdolcht zu werden“, Timmrin versuchte das Gespräch erneut auf den Kommandanten der Kaserne zu lenken und etwas über seinen Wohnsitz zu erfahren.

„Nein Sir, da liegt ihr falsch! Argahl muss sich nicht fürchten. Dieses Pack stellt keine Bedrohung dar. Ich bin selbst Vorarbeiter in der Gießerei Kopiljyr! Ich bin Tag für Tag mit diesem Gesindel zusammen, sorge dafür, dass sie nicht einschlafen bei der Arbeit. Man mag über sie denken, was man will, aber es würden sich nie genug finden, um eine wirklich gefährliche Revolte zu beginnen. Und nachdem, was vorletzte Nacht geschah, werden sie es so schnell ohnehin nicht mehr wagen. Ist ja nun wirklich kein Geheimnis, dass diese Dreckfresser flegelhaft sind und undankbar. Aber diese Sache---“ „Wohnt der Kommandant eigentlich selbst in der Feste?“, unterbrach ihn Timmrin jetzt frei heraus, weil er dem Kerl nicht länger zuzuhören vermochte. „Weiß nicht“, antworte der Gefragte und widmete sich wieder seinem Wein. Einem Mann, der sich selbst gern reden hörte, konnte man nur schwer Informationen entlocken, die man wirklich benötigte. Timmrin trank leer. „Verzeiht mir die Frage, Sir, aber dürfen alle Vorarbeiter in den ersten Bezirk?“ Timmrin verstörte der Gedanke, dass dem so wäre. „Nein“, lachte der Gefragte. „Sir Alfregoel hat seinen langjährigen Vorarbeitern Unterkünfte im ersten Bezirk zukommen lassen und Wohngenehmigungen erwirkt. Wer in den Bezirk kann und wer nicht, oder wer hier wohnen darf, entscheiden letztendlich die Fabrikanten.“ Eine gerissene Art, sich die Loyalität ihrer Schinder zu sichern, dachte Timmrin. Er griff in seiner Tasche nach etwas Geld um zu bezahlen, als er plötzlich eine Stimme sagen hörte: „Du kommst von Tag zu Tag früher, Derry“, Timmrin konnte die schweren Schritte eines Mannes hören. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer gerade den Raum betreten hatte. Er kannte diese Stimme nur zu gut. Es war die eines Mannes namens Pargolos - jenes Mannes, dem er Schikane bei der Arbeit, eine gehörige Tracht Prügel und letztlich den Verlust seiner Anstellung verdankte. Timmrin verhielt sich still und umklammerte seinen Weinkelch. Pargolos trat hinzu und stellte sich neben Derry an den Tresen. „Du musst langsam aufpassen, alter Derry, sonst bleibt dir am Ende des Monats nicht mehr viel. Bist ja mehr hier als zuhause“, seine Stimme klang heiter, Timmrin aber konnte sie nicht über die Gefahr hinweg täuschen, die von diesem Mann ausging. „Ich bin zuhause!“, brummte Derry. Pargolos lachte auf und hob die Hand, um den Schankwirt herzubeordern, da drehte sich Timmrin um und ging in Richtung Tür. Doch gerade in diesem Moment wandte Pargolos den Kopf und sah zu ihm herüber: „Das ist doch…“ Timmrin rannte aus der Gaststube, Pargolos ihm nach. Als Timmrin sich im Lauf kurz umdrehte, um nach dem Verfolger zu sehen, stieß er mit einer Person zusammen und stürzte – da war Pargolos auch schon bei ihm. Blitzschnell richtete Timmrin sich auf, wollte weiter, spürte dann aber die Hand seines ehemaligen Schichtführers, die ihn am Kragen festhielt. Timmrin wandte sich um und schlug mit aller Kraft zu, zielte auf das Gesicht des Verfolgers. Der aber zog seinen Kopf blitzschnell zur Seite, wich dem Hieb aus und schlug Timmrin mit der linken ins Gesicht. Timmrin taumelte zurück, spürte eine Erschütterung des Kopfes, ein Taubheitsgefühl auf den Lippen, schmeckte Blut im Mund. Dann hob er die Fäuste, um sich zu wehren, aber Pargolos war schneller. Der nächste Hieb traf ihn am Kinn und warf ihn zu Boden. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Dann sah er verschwommen wieder Pargolos, der über ihm stand. Auch Derry war herbei geeilt. Ein Ring von Menschen hatte sich gebildet, die halb empört, halb schaulustig dreinblickend, die Szene verfolgten. „Kein Grund zur Sorge, meine Herren und Damen!“, Pargolos brüllte aus vollen Lungen. „Wir haben hier einen gefährlichen Betrüger. Wie ihr sehen könnt, trägt er den Orden eines Kriegers. Aber er war nie im Krieg. Noch vor einer Woche hat er unter mir gearbeitet.“ Alle Augen waren auf Timmrin gerichtet. Warum nur hatte er das Schicksal erneut herausgefordert. Skhat würde ihm jetzt nicht mehr helfen können, niemand würde das. Er fühlte sich allein, unendlich allein und erniedrigt. Er versuchte aufzustehen, Pargolos aber trat nach seinem Gesicht, dass Timmrin mit seinen Unterarmen zu schützen versuchte. Ein halbes dutzendmal trat er auf ihn ein und fauchte dabei: „Du widerwärtiger Verbrecher! Hol die Garde Derry!“ Timmrin hatte sich auf den Bauch gerollt, knöpfte den Gehrock vorsichtig auf und schob die Hand darunter. Pargolos beugte sich zu ihm herunter, packte ihn am Genick und drückte sein Gesicht aufs Pflaster: „Was du tust, ist nicht nur gesetzeswidrig! Du bist eine Schande für all die Veteranen, die auf dem Feld der Ehre gefallen sind, du---“, er konnte nicht weitersprechen: Timmrin hatte sein Messer hervorgezogen und es ihm, blind nach hinten stechend, mit aller Kraft in den Rumpf gerammt. Pargolos keuchte. Plötzlich stand er auf und betrachtete ungläubig die blutende Wunde. Dann verdrehte er die Augen und brach zusammen. „Mörder!“, hörte Timmrin eine Stimme brüllen, raffte sich auf, rannte los, bremste aber sofort wieder. Da stand er nun und blickte in die Mündung einer kleinen Pistole. Der Träger war ein Mann mittleren Alters mit nur einem Bein und zwei Krücken. Eine hatte er fallen lassen, um die Waffe zu ziehen. Er trug einen schwarzen Gehrock und einen Zweispitz, an den ein eisernes Veteranenabzeichen geheftet war. Die Augen des Mannes betrachteten Timmrin mit Abscheu: „Das Messer weg!“, sagte er kühl. Timmrin leistete der Aufforderung Folge und schloss die Augen. Nun würde es vorbei sein. Bald darauf hörte er eine Gruppe von Leuten kommen, die sich im flotten Gleichschritt näherten. Es waren Soldaten, die ihn festnahmen und fortbrachten.





Herbstfeuer

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