Читать книгу Blutspur in die Vergangenheit - Robert Zirlewagen - Страница 11
8. wie geht es im Tagebuch weiter?
Оглавление…….Frauen im Haus, überrage ich diese auch locker um 15 cm. Mit 13 gewann ich, unter Angabe falscher Geburtsdaten, die erste Miss-Wahl in Köln. Ich gewann, da ich meinen älteren Kontrahentinnen in den Kurven schon überlegen war und dazu mit dem wohl unschuldigsten Engelsgesicht und meiner Jugend brillierte.
Im Gegensatz zu meinen beiden eher pummeligen, schwarzhaarigen Schwestern, wo zumindest die Kleine meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, wurde ich schon immer als Prinzessin bezeichnet. Die Lobeshymnen, was ich doch für ein hübsches Kind sei, bereitete mir immer ein schlechtes Gewissen gegenüber den beiden Kleinen. Obwohl mich Claudia und Andrea sicher für meine Makellosigkeit hassten, ließen sie es mich glücklicherweise nie richtig spüren.
Was wiederum nicht zu meinem Wesen passte, waren die Prügeleien, mit welchen ich auf dem Schulhof viel Aufsehen erregte.
Wenn jemand meine Schwestern ärgerte oder sie Dickerchen nannte, ergriff ich sofort Partei und verteidigte die beiden. Gebrochene Nasenbeine und Arme sowie zerfetzte Kleider mit Kratzspuren waren meist das Ergebnis auf der anderen Seite. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie gelang es mir fast immer, ohne größere Blessuren aus der Arena zu treten und dabei war es egal, wie groß und wie alt meine Gegner waren.
Ich erregte außerdem Aufsehen, mit meinem Erfolg in der Schule. Zuerst die dritte, dann die sechste und zum Schluss noch die zehnte Klasse auf dem Gymnasium, konnte ich locker überspringen. Da ich bereits mit fünf Jahren eingeschult wurde, machte ich das Abi mit fünfzehn.
Warum ich nur einen Schnitt von 1,2 erreichte und somit den Preis der Jahrgangsbesten verpasste, verdankte ich einem älteren Lehrer, der von mir einmal kurz und knapp den Hinweis bekam, er solle nicht dauernd in meine Bluse starren. Der Notenabzug war aber trotzdem hart, weshalb ich diesen Typ auch nicht ungeschoren davonkommen lassen wollte und mich eines Abends noch mal mit ihm traf.
Es sollte schnell und schmerzlos über die Bühne gehen. Erläutern werde ich den Abend, welcher komplett mit dem Handy aufgezeichnet wurde, hier nicht, um weiteres schlechtes Licht von mir abzuwenden. Es kam auch nicht final zum Sex, wenn das jemand an dieser Stelle denken könnte.
Aber es war eine echte Sauerei, was den Notenabzug im Nachhinein nun auch rechtfertigte. Ich hatte meine Eltern nach der Zeugnisausgabe natürlich auf diesen Abend und den Patzer des Lehrers hingewiesen.
Mein Vater, auf dessen mächtige Stellung in unserer Region ich vielleicht später noch zu sprechen komme, wurde darauf kurz bei der Schulleitung vorstellig.
Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, ob dies der Grund war, weswegen mein Busen starrender Lieblingslehrer nach dem Urlaub nicht an die Schule zurückkehrte? Mein Preis für die Schulbeste war trotzdem weg.
Also begann ich mit sage und schreibe fünfzehn Jahren mein Rechtswissenschaftsstudium in München. Auch hier gab ich kräftig Gas, wobei mich meine älteren Kommilitonen auch in das schöne Nacht-Leben einführten. Wenn ihr jetzt glaubt, dass ich hierbei auf mein erstes Mal anspiele, dann sollte ich vielleicht zuerst noch mal zwei Jahre zurückspringen.
Das passierte nämlich bei der Vorbereitung auf diesen Modelwettbewerb. Er hieß Jan, war 21 und saß als erfahrenes Model in der Jury. Natürlich sah er auf meiner Anmeldung, dass ich eigentlich 16 war. In meinem Jurastudium erfuhr ich dann, dass er sich in diesem Fall nicht strafbar gemacht hätte, da ich zwischen 14 und 16 Jahren als Jugendliche geführt wurde und das Ganze ohne Zwang und Bezahlung ablief. Hätte er gewusst, dass ich erst 13 war, hätte es allerdings einiges schlechter für ihn ausgesehen.
Das ist jedoch alles Schnee von gestern und den eigentlichen Akt rentiert es sich, nach meinem heutigen Wissensstand, nicht wirklich zu erläutern.
Jan blieb jedoch bis zum Jurastudium nicht der Einzige. Ich möchte diese Typen aber nicht alle aufzählen, da sie mich sonst, sollte dieses Tagebuch mal in falsche Hände gelangen, alle für das vernichtende Urteil hassen würden. Lediglich ein Referendar, der sich nach dem Sport in der Umkleidekabine auf dünnes Eis verführen ließ, hätte das Prädikat ´Gut´ verdient.
Es war ein Heidenspaß, da auch dieses Kribbeln mit dem erwischt werden, gemischt mit einem gewissen Zeitdruck, im Einklang stand. Aber wie gesagt, das ist alles Schnee von gestern.
Ich landete also in Bayern und wurde von meinen Kollegen in das Nachtleben der Lederhosen verschleppt. Ich meine dies nicht abwertend. Es dürfte dort, zumindest am Anfang, eine meiner schönsten Zeit gewesen sein. Wir zogen durch Pubs und Discotheken und man glaubte es kaum, ich packte, im Gegensatz zu manch anderen Partykönigen, die ersten vier Semester im Handumdrehen. Dass mir jedoch die Jungs immer hinterher gafften und mich mit blöden Sprüchen zu umgarnen versuchten, brachte mich plötzlich auf eine neue Geschäftsidee.
Jetzt ging es noch wilder weiter als bisher, weshalb ich hier eine Rechtfertigung für mein Verhalten angemessen fände.
Meine Eltern lobten mich immer in den Himmel und präsentierten mich als Vorzeigekind. Wer dies schon mal erlebt hat, kann nachvollziehen, wie zum Kotzen so etwas ist. Immer alles richtig zu machen und „schaut mal, was die schon alles kann und wie hübsch sie ist!“ Irgendwann nimmt man dann Reißaus.
Ich spielte dieses Spiel einfach nicht mehr mit, weswegen mir Papi die ganzen Zahlungen einstellte. Es begann ein gnadenloser Krieg, in welchem er nur zeigen wollte, dass ich ohne ihn eigentlich ein Niemand war.
Ohne den ehrenwerten Herrn bringst du es zu gar nichts und kommst bald wieder angekrochen. „Mach keinen Fehler und denke immer daran, dass es nicht alle gut mit dir meinen.“
Mit diesem Hinweis versuchte er mir Angst zu machen, wobei ich spürte, wie ernst es ihm dabei war und er auf jemand ganz Bestimmten anspielte. Auf wen oder was, wurde mir bis heute jedoch nicht klar.
Ich begriff zu der Zeit aber, was für eine verwöhnte Göre Samantha Bauer doch war und wie schwer es wurde, ohne den üppigen Geldsegen zurechtzukommen. Er hatte die Miete für mein Appartement, tausend Euro im Monat, gezahlt und dazu noch zwei Riesen Taschengeld draufgepackt. Also war ich tatsächlich von ihm abhängig.
Allerdings entdeckte ich dann bald eine Disco, in welcher ein etwas solventeres Publikum verkehrte. Mein Schema war das gleiche wie früher schon in anderen Pubs. Du setzt dich an die Bar, versprühst deinen Charme und zack kommt der erste Drink angeflogen. Gratis saufen, lautete das Motto!
An einem Abend passierte dann etwas ziemlich Merkwürdiges. Ein Mann, ich schätzte ihn so um die vierzig, setzte sich neben mich und spendierte einen Drink nach dem anderen. Zum Schluss fragte er ohne Umwege, ob ich heute Nacht bei ihm übernachten möchte. Eigentlich hatte ich schon Lust, war aber viel zu müde, weshalb meine Antwort sehr lange auf sich warten ließ. Die Bedenkzeit sollte sich jedoch auszahlen, da er schnell nachlegte: „Einen Riesen, wenn du mitkommst!“ Ich glaubte nicht richtig zu hören. Meine Miete, die gerade nach diesem Betrag schrie, wäre mit einer Nacht beglichen gewesen. Ziemlich betrunken und über das bevorstehende Geschehen keine Gedanken gemacht, stimmte ich zu und raffte mich auf.
Es war eine normale Liebesnacht und er hat mir danach einfach den Tausender hingelegt. Der Knaller kam, als er noch fünfhundert drauflegte, wenn er mich wieder anrufen dürfte.
Meine Miete war bezahlt und die neue Geschäftsidee geboren. Ich war gerade achtzehn geworden und glaubte niemandem mehr Rechenschaft ablegen zu müssen. Ciao Papi, dir werde ich’s…………..
an dieser Stelle siegte wieder mal die Müdigkeit und ließ Samantha über dem Buch einschlafen.