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1.6 Das Belastungs-Beanspruchungs-Modell

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Das in dieser Arbeit dargestellte Konzept des emotional-archetypischen Deutungslernens bezieht sich auf die in der Einleitung dargestellten sozioökonomischen Entwicklungen der steigenden psychischen Beeinträchtigungen in Deutschland und deren Konsequenzen für die Erwachsenenbildung, insbesondere die berufliche Weiterbildung. Die Darstellung bestimmter Theorien wird immer in Bezug zu diesen sozioökonomischen und sozio-psychologischen Fakten stehen, daher sollen hier kurz die wichtigsten Aspekte definiert werden:

Die psychische Arbeitsbelastung wird gemäß der DIN EN ISO 10075 - 1 „Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung“ wie folgt definiert: „Psychische Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.“

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei dem Begriff „psychische Belastung“ – im Gegensatz zum umgangssprachlichen Verständnis – zunächst nur um Einflüsse handelt, die sowohl positiv als auch negativ bewertet werden können. Im Sinne der DIN EN ISO handelt es sich hierbei um alle messbaren Einflüsse, die im Menschen psychische Vorgänge auslösen. Bezogen auf die Arbeitswelt können folgende Einflussfaktoren aufgeführt werden: Arbeitsaufgabe, Arbeitsumgebung (physikalisch, sozial), Arbeitsorganisation, Arbeitsablauf, Arbeitsmittel und der Arbeitsplatz (vgl. Hacker 1984).

Erst die Intensität und Dauer der Inanspruchnahme durch psychische Belastungen sowie bestimmte Voraussetzungen bestimmen, ob eine psychische Belastung zu einer psychischen Beanspruchung im Sinne der DIN EN ISO 10075 - 1 wird. Dort wird psychische Beanspruchung wie folgt definiert:

„Psychische Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien.“

Als psychische Beanspruchungen werden also die Auswirkungen der psychischen Belastungen definiert, die abhängig von bestimmten Voraussetzungen nicht mehr neutral wahrgenommen werden, sondern negativ oder positiv sein können.

Bei den Voraussetzungen handelt es sich um Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen, Kenntnisse, Anspruchsniveau, Motivation, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Einstellungen, Bewältigungsstrategien sowie Gesundheit, Alter, Geschlecht, körperliche Konstitution, Ernährung, Allgemeinzustand, aktuelle Verfassung und Ausgangslage der Aktivierung (vgl. Richter 2000, DIN EN ISO 10075).

Je nach Voraussetzung können die psychischen Belastungen als Beanspruchung empfunden werden, wobei kurzfristige Beanspruchungen entweder positiv als erwünschte Beanspruchung oder aber negativ als unerwünscht beeinträchtigende Fehlbeanspruchung gewertet werden können. Erwünschte Beanspruchungen führen nach Richter (2000) zu einer Anregung (Aufwärmung, Aktivierung), während kurzfristige unerwünschte Fehlbelastungen (in Form von Unter- oder Überforderung) zu psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen führen können (dazu zählen Ermüdung, ermüdungsähnliche Zustände wie Monotonie, herabgesetzte Wachsamkeit und Sättigung sowie Stress).

Langfristige erwünschte Beanspruchungen führen zu Übung, Weiterentwicklung körperlicher und geistiger Fähigkeiten, Wohlbefinden und Gesunderhaltung, während langfristige Fehlbeanspruchungen allgemeine psychosomatische Störungen und Erkrankungen (u. a. Verdauungsbeschwerden, Herzbeschwerden, Kopfschmerzen), Ausgebranntsein (Burn-out), Fehlzeiten, Fluktuation und Frühverrentung hervorrufen können (vgl. ebenda, DIN EN ISO 10075).

Besonders hervorgehoben werden soll im Rahmen dieser Arbeit noch einmal eine der Voraussetzungen, anhand derer eine psychische Belastung als erwünschte Beanspruchung oder unerwünschte Fehlbeanspruchung wahrgenommen wird: die individuellen Bewältigungsstrategien. Als Beispiele für Bewältigungsstrategien (Coping) werden in der DIN EN ISO folgende genannt: Suche nach Verhaltensalternativen, Änderung der Bedingungen, Problemsituationen kognitiv neu bewerten oder einen Handlungsplan entwerfen sowie Ziele und Werte verändern. Abbildung 2 zeigt eine Übersicht des o. g. Modells.

Abbildung 2:

Das Belastungs-Beanspruchungs-Modell (BAuA 2007)

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