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2.1 Konstruktivismus und Identität als Grundannahmen des Deutungsmusteransatzes 2.1.1 Konstruktivismus

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Ausgangspunkt des Deutungsmusteransatzes von Rolf Arnold ist die Annahme der Existenz des Konstruktes „Identität“ als soziologische Begriffsordnung sowie einer sozial-konstruktivistischen Sichtweise der Welt. Die ursprüngliche Begründungsgrundlage des Deutungsmusteransatzes von Arnold war der symbolische Interaktionismus von Blumer, der heute in den sozialen Konstruktivismus überführt wurde (vgl. Blumer 1973, hierzu siehe Seite 27). An dieser Stelle soll nur kurz erläutert werden, was mit dieser konstruktivistischen Sichtweise gemeint ist.

Der radikale Konstruktivismus (vgl. Schmidt 1987 u. 1992) geht davon aus, dass es keine ontologische, d. h. strukturell seiende und objektiv wahrnehmbare Wirklichkeit gibt, sondern lediglich eine subjektive Interpretation der eigenen Wahrnehmungen:

„Kennzeichnend für eine konstruktivistische Sicht der Wirklichkeit ist die vollständige Lösung vom repräsentationistischen Denken, d. h. von der Vorstellung, Erkenntnis sei die „Suche nach ikonischer Übereinstimmung mit der ontologischen Wirklichkeit“ (zitiert in Arnold 2006, S. 9).

Um mit eigenen Worten zu sprechen, stellt die subjektive Erkenntnis somit nicht ein fotografisches Abbild einer existenten, seienden Wirklichkeit dar, sondern sie ist immer eine subjektive Projektion und Interpretation in die Welt hinein. Dies bedeutet, dass wir nicht von einer Übereinstimmung zwischen unserer Wahrnehmung und einer absoluten Wahrheit ausgehen können:

„Gleichwohl können wir nicht mehr länger in einem naiven Realismus davon ausgehen, dass unsere Sinneseindrücke und unser Denken jemals mit einer absoluten, ontischen Wirklichkeit übereinstimmen können (…)“ (Arnold 2006, S. 9).

Um es in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen, kann gesagt werden, „dass wir die Welt, in der wir zu leben meinen, uns selbst zu verdanken haben“ (v. Glasersfeld 1990, S. 17).

Der Mensch als Teil seiner Umwelt – so ergänzend der systemische Blickwinkel des Konstruktivismus – bleibt immer Teil seiner Umwelt, auch während er die Umwelt beobachtet. Somit schafft er als Teil immer auch den von ihm beobachteten Raum:

„Ein Beobachter kann nicht sehen, was er nicht sehen kann. Er lässt sich durch die Offensichtlichkeit der ihn überzeugenden Form blenden“ (Luhmann 1990, S. 69, zitiert in Arnold 2006, S. 9). „Der Mensch bildet demnach als Beobachter der Welt diese nicht einfach ab, sondern er konstruiert und erschafft das, was er zu erkennen glaubt im Akt der Beobachtung selbst (…)“ (Arnold 2006, S. 9).

Genau hierin liegt die Begründung für den Begriff „Konstruktivismus“: Die von dem Subjekt wahrgenommene „Wirklichkeit“ ist immer (zumindest auch) Konstrukt des Subjektes. In Bezug zum Belastungs-Beanspruchungs-Modell erkennen wir einen wichtigen Zusammenhang. Nicht die objektive Situation führt zu einer psychischen Beeinträchtigung, sondern die individuelle Bewertung der Situation, z. B. auf der Grundlage kognitiver Bewertungen.

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