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1.3 Theoretische Bezugspunkte und methodische Vorgehensweise

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Die in der Einführung dargestellten sozioökonomischen Entwicklungen und das Ausmaß der psychischen Belastungen und Beeinträchtigungen sollen die Relevanz dieser Herausforderungen für die Erwachsenenpädagogik verdeutlichen. Eine Erwachsenenbildung, will sie professionell sein, kann im Hinblick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen an den psychopathologisch wichtigen Themenfeldern nicht vorbeigehen, zumal die aktuellen Statistiken von einem immensen Dunkelfeld ausgehen.

Eine Untersuchung von Jacobi, Klose u. Wittchen (2004) der 12-Monats-Prävalenz psychischer Störungen in Deutschland ergab, dass jeder Dritte im Alter von 18 bis 65 Jahren betroffen ist (31 %). Die häufigste Gruppe bilden die Angststörungen (Frauen 20 %, Männer 9 %), gefolgt von den depressiven Störungen (Frauen 14 %, Männer 8 %).

Somit kann konstatiert werden: Jede Maßnahme der Erwachsenenbildung wird mit Teilnehmern zu tun haben, die unter Angststörungen oder Depressionen leiden (und wenn nicht im pathologischen Ausmaß, dann doch in sub-pathologischer Hinsicht), d. h. mit Menschen, die aus sozioökonomischer Hinsicht Einflüssen ausgesetzt sind, die zu einer psychischen Beeinträchtigung jedweder Art führen können. Eine professionelle Erwachsenenpädagogik muss also immer auch psychologische, biologische und medizinische Kenntnisse einbeziehen, soll sie tatsächliches Verstehen des Selbst, der Gesellschaft sowie der Welt ermöglichen können.

Zu verschiedenen Zeiten wurde die Frage nach dem Verstehen des Selbst und der Welt von unterschiedlichen Disziplinen beantwortet: von der Theologie (Verstehen durch Offenbarung), zur Philosophie (Verstehen durch Erkenntnis), zur Psychologie (Verstehen durch Beobachtung des Verhaltens), hin zu den modernen Wissenschaften der Neurobiologie, der Neuropsychologie sowie der Bewusstseinsforschung, zusammengefasst als Sciences of Mind (Verstehen des Selbst durch Erforschung des Gehirns). Die Pädagogik und die Erwachsenenbildungswissenschaft können sich den „neuen“ Erkenntnissen der o. g. Sciences of Mind nicht entziehen, wie man an der Entwicklung von Disziplinen wie der Neurodidaktik oder der Neuropädagogik erkennen kann. Im Hinblick auf die Erwachsenenpädagogik sei im Rahmen dieser Arbeit ganz besonders der systemkonstruktivistische Ansatz genannt, der weitestgehend auf neurobiologischen Erkenntnissen fußt, welche die Philosophie des Konstruktivismus, d. h. der subjektiven Konstruktivität der Wirklichkeit auf der Grundlage der individuellen neuronalen Muster bestätigen.

Will eine Erwachsenenpädagogik in der heutigen Zeit relevant sein, muss sie psychische Dynamiken kennen, erkennen, verstehen und ggf. auf Bewältigungsstrategien und Hilfen hinweisen können. Damit steht sie an der Grenze zur Psychotherapie, eine Grenze, die wiederum nicht überschritten werden darf, soll das pädagogische Personal in den jeweiligen „institutionellen Begrenztheiten“ nicht überfordert werden. Das in dieser Arbeit dargestellte Konzept soll diese Grenze zur Psychotherapie respektieren und sollte sich daher als genuin pädagogisches Modell verstehen. Theoretische Grundlagen für das hier zu entwickelnde Konzept sind die Arbeiten zur emotional-konstruktivistischer Erwachsenenbildung von Arnold sowie Erkenntnisse der Neuropsychologie und Psychotherapie zur Entstehung und zum Umgang mit psychischen Belastungen und Beeinträchtigungen.

Methodisch soll in dieser Arbeit daher so vorgegangen werden, dass erstens eine hermeneutische Auseinandersetzung mit pädagogischen Theorien als Grundlagen eines erwachsenenpädagogischen Konzeptes anschließend Erkenntnisse zu der Differenzierung zwischen Kognition und Emotion dargestellt und diese mit neuen Erkenntnissen der Neurobiologie/​Neuropsychologie verbunden werden, um daraus inhaltliche und methodische Bausteine für das Konzept zu ermitteln. Weitere für ein erwachsenenpädagogisches Handeln relevante theoretische Bezugspunkte sollen erörtert und in dem Konzept zusammengefasst werden. Letztlich sollte ein auf diesen Theorien basierendes Konzept exemplarisch anhand einer oder mehrerer Erwachsenenbildungsmaßnahmen beobachtet und bewertet werden. Insgesamt soll am Ende ein erwachsenenpädagogisches Konzept stehen, das sowohl zu behandelnde Inhalte, Wissen, Kompetenzen als auch konkrete „Tools“ für Erwachsenenpädagogen beschreiben kann.

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