Читать книгу Die Mangrovenblüte - Robin Kerr - Страница 3
1. Irgendwo im Karibischen Meer, südlich von Guanimar
ОглавлениеDer bärtige Mann mit dem von der Sonne gegerbten Gesicht hat sich seine dunkelblaue Kappe weit über die Stirn gezogen um seine Augen vor der Sonne, die gerade über dem Meer aufging zu schützen. Mit stoischer Ruhe stand er hinter dem Steuerrad und beobachtete, wie sein Boot gemächlich durch die am heutigen Tage sanften Wellen über das Meer glitt. Jim war mit zugekniffenen Augen an Deck gekommen und wünschte dem Kapitän einen guten Morgen. Der erwiderte seinen Gruß, indem er leicht nickte und dabei knurrte. »Scheint ja ein ruhiger Tag auf See zu werden«, murmelte Jim mit noch belegter Stimme und versuchte damit ein Gespräch anzubahnen. Doch der alte Seebär gab wieder nur dasselbe Nicken und Knurren von sich wie zuvor. »Ein schönes Boot haben sie da Salvador! Hat es einen Namen? « »Sieben« »Was«, fragte Jim verwundert nach. »Es hat sieben Namen? « »Es trägt den Namen Sieben, weil es mein siebentes Boot ist! «, klärte der mittlerweile genervte Kapitän auf. Aha dachte sich Jim, dann habe ich schon einen Verdacht, wie das nächste Boot heißen wird. »Wann werden wir die Insel erreichen? «, wollte Jim noch wissen. »Irgendwann spät in der Nacht «, brummte der Kapitän zurück. »Wir werden dann sofort euer Zeug ausladen. Ich muss wieder aus der Lagune hinauskommen so lange es dunkel ist, sonst sitze ich dort drinnen einen ganzen Tag fest.
»Oh nein«, pflichtete Jim ihm bei.
»Das wollen wir wirklich nicht. Es gibt da allerdings noch eine Sache, die mir Sorgen bereitet. Laszlo war dabei ein Flugzeug zu organisieren, das uns von der Insel wegfliegen sollte. Wissen sie etwas von dem Plan? «
Der Kapitän schüttelte den Kopf.
»Nein, überhaupt nichts. Wie habt ihr euch das eigentlich vorgestellt? Mit einem Wasserflugzeug etwa?«
»Nein«, erwiderte Jim.
»Laszlo hat gemeint, dass sich im südlichen Teil der Insel eine lange, gerade Straße befindet, die an den Hotels vorbeiführt. Dort sollte das Flugzeug landen und gleich danach wieder starten. «
»Ah ja da«, murmelte Salvador.
»Kenne ich, könnte klappen. Und wo bekommt ihr euer Flugzeug her, wenn ihr auf der Insel festsitzt?«
»Na«, meinte Jim, »den einzigen Kontakt, den wir jetzt noch zur Außenwelt haben, sind Sie. Ich dachte mir, Sie würden uns dabei helfen. «
»Wie stellen Sie sich das vor? «, brummte der Seebär und schüttelte dabei den Kopf.
»Ich habe doch nicht die geringsten Verbindungen zu irgendwelchen Piloten! «
»Nein, die brauchen Sie auch nicht«, klärte Jim ihn auf.
»Ein Kumpel aus meiner ehemaligen Einheit arbeitet jetzt bei der CIA. Sie müssten nur mit ihm Kontakt aufnehmen und er wird dann alles organisieren. «
»Na klar«, Salvador wurde zynisch!
»Ich gehe in das nächste Postamt, lass mich mit der CIA in Amerika verbinden und bestelle ein Flugzeug nach Cayo Largo.
Für so etwas war Laszlo der richtige Mann, nicht ich! «
Jim erkannte, dass es mit dem Mann schwierig werden würde, ein Flugzeug zu organisieren. Aber er konnte es drehen und wenden, wie er wollte.
Es musste irgendwie über Salvador laufen, es gab außer ihm keine weitere Kontaktperson.
Jim nickte.
»Ich verstehe schon, es ist nicht Ihr Job! Ich werde versuchen exakte Anweisungen für Sie auszuarbeiten, wie diese Aktion so risikolos wie nur möglich für Sie verlaufen kann. Aber ohne Ihre Hilfe kommen wir nun einmal nicht mehr hier weg.«
»Es ist mir schon klar«, brummte der Kapitän, »das ihr von hier wieder weg wollt, aber ich werde mich garantiert keinem Risiko aussetzen, das ich nicht abschätzen kann. «
»Ja, ich hab schon verstanden«, bekundete Jim.
»Ich werde jetzt zuerst einen Plan ausarbeiten, den wir dann gemeinsam durchgehen. «
»Ja, tun Sie das«, war die brummige Antwort des Kapitäns.
»Eines noch Salvador. «
Jim hatte eine Idee.
»Sagen Sie wie viele Kilometer könnten es sein bis zu den Kaiman Inseln? Zweihundertfünfzig bis dreihundert Kilometer schätze ich. Was meinen Sie? «
»Keine dreihundert«, antwortete er.
»Aber wenn Sie glauben, dass ich da hinausfahre, dann vergessen Sie es gleich wieder.
Ich habe eine Lizenz für den Golf von Batabano ..., sowohl für den Transport als auch die Fischerei. Die Küstenwache kennt mich und sie wissen, dass ich üblicherweise alle zwei Wochen hier herauskomme.
Ein paar Kilometer östlich von Cayo Largo liegt Cayo Blanco. Dort enden der Golf von Batabano und auch meine Konzession.
Wenn ich über diese Grenze hinausfahre, wird es Nummer Sieben nicht mehr geben und Nummer Acht werde ich dann nicht mehr brauchen, wenn Sie wissen, was ich meine! «
»Verstehe«, antwortete Jim resignierend.
»War ja auch nur so eine Idee.
»Ja ja«, brummte der Seebär.
»Solche Ideen kenne ich! «
Jim war zum Bug des Bootes gegangen, lehnte sich an die Reling und sah dem Wasser dabei zu, wie es sich unter das Boot schob.
Da hängte Marcia ihren Arm in seinem ein und drückte ihren Kopf an seine Schulter.
»Was grübelst du herum Jim? «
»Ach«, seufzte Jim.
»Ich weiß nicht, wie wir zu einem Flugzeug kommen sollen. Mit dem Boot kommen wir von Cayo Largo aus nicht mehr weiter. Das wäre zu gefährlich.
Und der alte Kauz da ist für Ideen auch nicht gerade aufgeschlossen.
»Oje«, meinte Marcia.
»Der liegt also nicht auf deiner Wellenlänge! «
Da löste Jim ihren Griff, drehte sich zu ihr hin und sah sie mit großen Augen an.
»Ja natürlich, du hast recht. Das könnte funktionieren. «
»Ah ... was?«
Marcia schüttelte den Kopf.
»Ich habe ja überhaupt nichts ... was, meinst du? «
»Können Sie mir ein Funkgerät mit Langwellensender besorgen? «, rief Jim zum Kapitän.
»Ja das müsste sich machen lassen«, meinte er.
»Aber ich habe es Ihnen gesagt, ich bin frühestens in vierzehn Tagen wieder da. «
»Dann ist das eben so«, meinte Jim.
»Ich brauche zusätzlich zum Funkgerät noch andere Teile.
Am Besten schreibe ich eine Liste, damit Sie alles besorgen können. «
»Machen Sie das«, brummte Salvador.
»Aber wenn Sie glauben, Sie können dann so mir nichts dir nichts einen Funkspruch absetzen wie „Hallo wir machen Badeferien auf Cayo Largo, bitte holt uns hier ab?, dann werden Sie Augen machen, wer alles hier aufkreuzt! «
Der alte Seebär lachte amüsiert.
Marcia sah Jim an und meinte nur.
»Der Kerl hält dich wohl für einen Idioten, was. «
»Das macht nichts. Hauptsache er bringt mir das Funkgerät«.
Dann wandte er sich dem noch immer lachenden Kapitän zu und sagte:
»Sie brauchen sich darüber keine Sorgen zu machen. Ich hab da schon meine Möglichkeiten. «
»Na dann«, meinte der Seebär nur ironisch dazu.
»Aber jetzt möchte ich, dass ihr zwei Turteltäubchen wieder unter Deck verschwindet, denn wenn euch die Küstenwache zufällig durch das Fernglas sieht, brauche ich euch nichts mehr besorgen. «
»Turteltäubchen«, echauffierte sich Marcia.
»Was glaubt der eigentlich, der Typ? «
»Ich kann dir sagen, was ich glaube. Ich glaube, der Typ ist eifersüchtig. «
Marcia sah Jim an und lächelte.
»Und was soll das jetzt wieder heißen?«
»Ich denke, wir sollten doch lieber unter Deck gehen«, lenkte Jim ab.
»Er hat recht, man könnte uns sehen! «