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2. Havanna Polizeirevier Barrio Chino; Samstag, den 22.September 9.00 Uhr

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Oberst Jury Karpoff hatte seit den frühen Morgenstunden alle eingegangenen Berichte von den in der Nacht installierten Polizeisperren an allen Ausfahrten Havannas sorgfältig studiert.

Dabei war ihm besonders ein Bericht aus dem Süden der Stadt aufgefallen, indem man erwähnte, dass eine Gefangene von zwei Polizisten in das Gefängnis nach Jovellanos...... überstellt wurde. Karpoff winkte einen Beamten zu sich.

»Rufen Sie im Gefängnis von Jovellanos an und erkundigen Sie sich, ob die Gefangene, die in jener Nacht überstellt wurde, auch in derselben Nacht bei ihnen angekommen war? «

Der Beamte kehrte nach ein paar Minuten zurück, um zu berichten, dass man im Gefängnis von Jovellanos weder eine Gefangene erwartet hatte, noch sei eine angekommen.

»Die Polizeistation im Distrikt Santos Suorrez.........«, fragte Jury den Beamten, »kennen Sie die?«

»Ja«, sagte dieser,

»Ganz unten im Süden«

»Dann bringen Sie mich auf der Stelle dorthin. Aber informieren Sie den Diensthabenden vorher darüber, dass jeder Mann, der gestern in der Nacht an dieser Sperre Dienst hatte, augenblicklich im Revier antanzen soll! «

Im Revier von Santa Suorrez angekommen teilte der diensthabende Beamte Karpoff mit, dass von den fünf Männern, die in der Nacht an dieser Sperre Dienst taten, erst drei hier erschienen sind, da die Männer schließlich heute einen freien Tag hätten.

Die beiden fehlenden wären aber auf dem Weg hierher.

Während Karpoff wartete bis die beiden Männer am Revier eintreffen würden las er noch einmal sorgfältig den Bericht durch. »Ist Ihnen an diesem Auto irgendetwas Besonderes aufgefallen? «, wollte Karpoff wissen, als sie schließlich vollzählig waren.

Aber die Männer verneinten. Es habe sich um einen ganz gewöhnlichen Streifenwagen der kubanischen Polizei gehandelt. Und der Mann, der ausgestiegen war, hatte sich ordnungsgemäß ausgewiesen. Es schien nichts an seinem Auftreten außergewöhnlich oder verdächtig gewesen zu sein.

»Beschreiben Sie mir den Mann« hakte Karpoff nach.

»Der Mann war groß und untersetzt«, begann einer der Männer zu berichten.

»Er hatte eine feste, befehlshaberische Stimme und überhaupt war sein Auftreten sehr resolut, eben ganz seinem Rang entsprechend. «

»Welchen Rang bekleidete er? «

»Er hatte den Rang eines Colonels, glaube ich. «

»Was heißt glaube ich? War er ein Colonel oder war er kein Colonel?«

»Ja«, bestätigte ein Anderer, »dieser Mann trug die Abzeichen eines Colonels! «

»Gut, Sie sagen er hätte sich ausgewiesen. Wenn er seinen Ausweis gezeigt hat, werden Sie seinen Namen gelesen haben.«

»Na ja«, begann einer herumzustammeln, » es war finster und wir konnten ihn nicht so richtig lesen in der Dunkelheit.«

»Hat er seinen Namen erwähnt? «

»Das kann sein. «

»Was heißt, das kann sein? Hat er seinen Namen erwähnt oder nicht? «

»Ja das stimmt, er hat ihn erwähnt. Aber wir können uns nicht mehr an den Namen erinnern. «

Karpoff wurde allmählich zornig.

»Sie hatten die beiden wahrscheinlich meist gesuchten Personen Kubas vor Ihrer Nase und haben sie einfach entwischen lassen.

Was war mit dem zweiten Mann? Wie sah der aus? Können Sie sich wenigstens daran erinnern? «

»Der Zweite«, begann ein Anderer zu berichten; »der saß am Steuer und ist nicht ausgestiegen. Wir konnten nur sehen, dass auch er eine Polizeiuniform trug, aber sein Gesicht haben wir nicht erkannt. «

»Es hätte uns aber auch nicht viel genutzt, wenn wir sein Gesicht gesehen hätten, denn es wurde uns zum Zeitpunkt der Überwachung kein Foto übermittelt.

So konnten wir nicht wissen wen wir suchen sollen. «

»Aber eine Beschreibung haben Sie bekommen, oder auch die nicht? «

»Doch, die haben wir bekommen, aber nach einer Beschreibung in der Dunkelheit jemanden zu erkennen ist nicht gerade einfach! «

Für Karpoff war die Sache klar. Der Amerikaner und das Mädchen waren in diesem Auto gewesen. Aber wie zum Teufel war es ihnen in letzter Sekunde gelungen einen Polizeiwagen, und zwei Uniformen zu organisieren?

Außerdem wer war dieser ominöse große dritte Mann? Denn der war in seinen bisherigen Ermittlungen noch nie aufgetaucht.

Da beschlich Karpoff ein Verdacht. Nein, das glaube ich jetzt nicht, sagte er zu sich, drehte sich zu den Beamten um und fragte:

»Hieß dieser Mann vielleicht Juan Garcia? Colonel Juan Garcia?«

Die Männer sahen einander abstimmend an, nickten mit den Köpfen und einer sagte dann:

»Ja, ich glaube, so hat der Mann geheißen. «

»Ja«, bestätigten die Anderen, »das glauben wir auch! «

Jury grinste.

Dieser verdammte Schweinehund steckt doch tatsächlich mit denen unter einer Decke. Das hätte ich niemals für möglich gehalten!

Aber man stößt im Leben immer wieder auf unerwartete Überraschungen. Und laut sagte er:

»Danke meine Herren, das war alles. Sie können jetzt wieder nach Hause gehen. «

Die nächste wesentlich größere Überraschung erwartete ihn jedoch, als er wieder im Revier in Barrio Chino zurück war.

Dort betrat er das ehemalige Büro von Ortega, in dem er jetzt Stellung bezogen hatte.

Er wollte sich gerade den Autoschlüssel für Ortegas Dienstwagen aus dessen Schreibtisch nehmen, da überreichte ihm ein Beamter dieses Schreiben, das soeben per Fernschreiber hereingekommen war.

Es war ein Schreiben vom sowjetischen Obermilitärs-Kommando aus Moskau und war adressiert an ihn.

Er traute seinen Augen nicht, was er jetzt zu lesen bekam:

Die ungarische Regierung hatte bereits am frühen Morgen eine offizielle Protestnote an den Kreml übersandt, in der man die Stürmung der ungarischen Botschaft auf kubanischem Boden auf das Schärfste verurteilte. Und die eine sofortige Stellungnahme auf internationaler Ebene vom Kreml erwarte.

Schließlich habe es auf ungarischem Territorium aufgrund einer militärischen Aktion unter der Leitung eines russischen Offiziers mehrere Tote und Verletzte gegeben.

So wusste der ungarische Botschafter aus Havanna zu berichten.

Des Weiteren ging fast zeitgleich eine Beschwerde des kubanischen Polizeipräsidiums ein, die Karpoff anlastete aufgrund schlechter Vorbereitungen, falscher Aufklärung und letzten Endes dilettantischen Einsatzbefehlen den Tod von insgesamt sieben kubanischen Polizisten verschuldet zu haben.

Das oberste sowjetische Militärkommando sehe sich deshalb gezwungen Oberst Jury Karpoff Befehls- und Einsatzgewalt zur Gänze zu entziehen.

Auch habe er sich sofort am Flughafen von Havanna einzufinden, wo eine Maschine der sowjetischen Luftwaffe stationiert war, mit der er auf der Stelle nach Moskau zurückgebracht werde.

Karpoff trieb es die Zornesröte in das Gesicht und er fluchte, wie ein russischer Kolchosbauer dem man zum fünften Mal die Ernte gestohlen hatte.

Karpoff wusste zwar, das diese Abberufung seiner weiteren militärischen Karriere keinen Abbruch tun würde, wusste aber auch das seine Ermittlungen hier zu Ende waren. Und das, wo er gerade neue Türen aufgestoßen hatte.

Aber eine Sache, sagte der Russe zu sich, habe ich noch zu erledigen!

Er rief den Beamten, der ihm das Schreiben übergeben hatte, zu sich zurück in das Büro.

»Hat außer Ihnen noch jemand dieses Schreiben gelesen? «, wollte er vom Beamten wissen.

Dieser erwiderte, er sei der Einzige, der dieses Schreiben gesehen hatte. Es sei ja erst in diesem Moment gekommen.

»Gut«, meinte Jury.

»Dann nehmen Sie jetzt Ihr ganzes Hirn zusammen und hören Sie mir gut zu.

Ich habe dieses Schreiben nicht gelesen, weil Sie mich nicht gesehen haben und ich, als Sie vorhatten mir das Schreiben zu übergeben, bereits das Büro verlassen habe.

Ich habe noch etwas zu erledigen und Sie überreichen mir dieses Schreiben, wenn ich wieder zurück bin. Haben Sie das verstanden? «

»Ah ... Ich weiß nicht, ob ich das ... «

Der Beamte begann zu stammeln.

»Haben Sie das verstanden? «, brüllte Jury ihn an.

»Jawohl Oberst, ich habe verstanden. «

»Nehmen Sie dieses verdammte Papier und stecken es in eine Schublade, sodass es niemand zu sehen bekommt. Ziehen Sie es erst wieder heraus, wenn ich durch diese Türe herein komme«.

»Sehr wohl Herr Oberst«

Dann nahm Karpoff die Wagenschlüssel und machte sich auf den Weg nach Matanzas.

Die Mangrovenblüte

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