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4. Matanzas Samstag den 23.September 13.00 Uhr

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Als Karpoff im Polizeipräsidium von Matanzas nach dem Colonel Garcia fragte, wurde ihm mitgeteilt, dass dieser erst wieder am Montag erwartet werde.

Er ließ sich daraufhin die Privatadresse des Colonels geben, die ihm vom Dienst habenden Beamten widerwillig ausgehändigt wurde.

Juan Garcia hatte, so wie er es an allen dienstfreien Tagen zu tun pflegte, seinen kleinen Rauhaardackel an die Leine genommen um vor dem Mittagessen noch eine kleine Runde durch die Siedlung zu drehen.

Dabei den Blick auf das Meer zu genießen und in der Kneipe die zufällig auf seinem Weg lag den einen oder anderen Aperitif zu sich zu nehmen.

Während der Dackel heftig an der Leine ziehend vor ihm herlief, näherte sich ein Auto, das Garcia bekannt war.

Doch als der Wagen näher gekommen war erkannte er Karpoff, der am Steuer saß. Karpoff hielt an und stieg aus dem Wagen.

»Stört es Sie, wenn ich Sie ein paar Schritte begleite, Colonel? «

»Ja«, antwortete Garcia kurz und ebenfalls grußlos, »denn es könnte sein, das meine Hündin Sie anfällt.

Was wollen Sie hier überhaupt? Ich dachte, zwischen uns beiden ist alles besprochen? «

»Das habe ich auch geglaubt Colonel, aber nur bis heute Nacht. «

»Warum Oberst? Sie werden doch nicht schlecht von mir geträumt haben? «

»Nein«, entgegnete Karpoff.

»Im Gegenteil ich denke, ich träume noch immer, denn wie kann es sein, dass ein Mann in Ihrer Position mit Ihrer Lebenserfahrung, am Ende seiner beruflichen Karriere, eine solche Dummheit begeht? «

Garcia schlenderte gelassen mit dem Dackel an der Leine ziehend den Gehsteig entlang, rümpfte nur leicht die Nase und sagte dann mit ruhiger Stimme:

»Sie erfrorener russischer Hornochse, jetzt werde ich Ihnen etwas erklären.

Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten mit ansehen müssen, wie unsere Leute unter Batista geschunden wurden.

All ihre Hoffnung auf Besserung in der Revolution keimte, um danach festzustellen, dass der Comandante sie direkt in den Sozialismus und in die damit verbundene Isolation führt. «

»Das da unten«, und er deutete mit der Hand zum Zentrum der Stadt, »sind alles meine Kinder, die wieder wegen des politischen Starrsinns und Wahnsinns leiden müssen!

Und dann kommen Sie, samt ihrem aufgeblähten sowjetischen Militärapparat und versuchen mit KGB Methoden das letzte Quäntchen Hoffnung aus unserer Bevölkerung zu pressen.

Ich bin einem Hilferuf von Menschen aus Havanna gefolgt, die nicht mit ansehen konnten und wollten wie Sie und ihre Handlanger aus rein persönlichen Motiven heraus ein Desaster auslösen und Tragödien unter Menschen anrichten, die nie jemandem etwas zu Leide getan haben.

Ich jedenfalls werde bei diesem Spiel nicht mitmachen, wie auch immer Sie gedenken fortzufahren! «

Karpoff war erstaunt, mit welcher Gelassenheit ihm der alternde Colonel seine politischen Ansichten mitteilte, die im Zusammenspiel mit seinen Taten der vergangenen Nacht unter Umständen sogar seine Hinrichtung bedeuten könnten.

Stattdessen spazierte der große Mann dem Gehsteig entlang und fügte hinzu:

»Sehen Sie sich doch um Karpoff«, und machte eine große, ausladende Bewegung mit seiner Hand.

»Wie schön dieses Land ist. Warum müssen gerade wir am Ende der Kette

hängen? «

Karpoff ging neben ihm her und dachte über seine Worte nach.

»Ich bin heute vom sowjetischen Generalstab aus Kuba abberufen worden«, eröffnete ihm der Russe.

»Aber sagen Sie mir, warum ich nicht einen letzten Bericht abgeben sollte, der alles aufdeckt? «

Garcia blieb stehen und sah ihm in die Augen:

»Sie werden diesen Bericht nicht schreiben Oberst. Sie werden ihn deshalb nicht schreiben, weil Sie letztlich ein Mann der Ehre sind. Sie haben in Ihrem Leben viel erreicht.

Sie haben aber auch gelernt zu verlieren und heute haben Sie verloren.

Nehmen Sie diesen einen Amerikaner als Trophäe mit und übergeben Sie ihn an den KGB. Man wird Sie dadurch vielleicht auch noch zum General befördern. Mir soll es recht sein, wenn Sie jetzt gehen! «

Karpoff sah den Colonel mit festem Blick an.

»Sie sind ein großer Mann Colonel. Es ist wirklich schade, dass es nicht mehr Männer Ihres Formates gibt. Leben Sie wohl. «

Dann ging er zum Auto, stieg ein und fuhr weg ohne sich noch einmal umzudrehen, während Garcia in die Kneipe bog, um seinen täglichen Aperitif zu nehmen.

»Buenos días Señor Colonel. Que buen día tenemos«, empfing ihn der Kneipenwirt fröhlich.

»Si«, antwortete Garcia mit einem Lächeln im Gesicht.

»Que buen día tenemos! «

Die Mangrovenblüte

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