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3, Am Boot nach Cayo Largo; Samstag den 22. September 13.00 Uhr

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Nummer Sieben tuckerte durch das warme, karibische Meer und wie sein Kapitän hatte es auch das Boot nicht besonders eilig.

Die Sonne stand steil am wolkenlosen, tiefblauen Himmel, doch eine ständige Prise kühlte die Gemüter, sofern man sich an Deck befand.

Doch da war nur der Kapitän und steuerte sein Boot mit derselben Ausdruckslosigkeit, wie er es schon seit Sunden tat. So unergründlich wie die Tiefen des Meeres so waren auch die Gedanken des Mannes.

Sein Gesicht jedenfalls zeigte Stunden lang keine Regung und keine Mimik.

Wüsste man nicht, wie Menschen funktionieren, man wäre geneigt zu glauben, dieser Mann denkt an nichts!

Doch die beiden, denen man das Denken in jeder Sekunde ansehen konnte, saßen im Bauch des Bootes auf Kisten zwischen der Ladung herum und statt der kühlen Prise des Meeres hatten sie den Gestank, den Lärm und die Hitze des direkt neben ihnen arbeitenden Dieselmotors zu ertragen.

»Ich halte das nicht mehr aus Jim. Ich muss jetzt hinaus. «

Marcia liefen die Schweißperlen über ihr Gesicht herunter und Jim ging es nicht viel besser.

Der hatte in der Zwischenzeit sein Hemd ausgezogen, was ihm so gesehen einen wesentlichen Vorteil Marcia gegenüber verschaffte.

Denn so ließ sich die Hitze ein wenig leichter ertragen.

»Der Alte wird zwar wieder meckern«, meinte Jim, »aber gehen wir. Wir werden schon sehen. «

Marcia war die Erste oben an Deck und wurde mit einem

»Ich habe euch doch gesagt, ihr solltet unten bleiben« vom Kapitän empfangen.

»Da unten ist es heiß, sodass man Schweine braten kann«, ärgerte sich Marcia.

»Außerdem macht der Motor einen Krawall, dass man wahnsinnig wird.

Wir können uns aber gerne einmal für ein paar Stunden abwechseln. Ich drehe ein bisschen am Rädchen, lass mir den kühlen Wind durch mein Haar wehen und Sie gehen da hinunter, um zu braten! «

»Ah ja«, schmunzelte der Kapitän.

»Sie ist auch noch ein Genie. Sie navigiert Boote über das offene Meer mit der Leichtigkeit als wäre es ihr Lippenstift, den sie sich auftragen wollte. «

»Ich verwende keinen Lippenstift«, ärgerte sich Marcia.

»Zumindest im Moment nicht!«

»Setzt euch hinten an die Reling und kühlt euch eine Zeit ab«, knurrte der Kapitän.

»Aber dann geht wieder unter Deck.«

»Ich brauche aber auch eine Toilette«, gab Marcia eindringlich von sich.

»Du kannst deinen Arsch da hinten über die Reling hängen und dein ausländischer Freund kann dir in der Zwischenzeit das Händchen halten, damit du nicht etwa von Bord fällst, weil du dein Gleichgewicht verlierst«, war die Antwort des Kapitäns.

Jim konnte sich ein Lachen nicht verkneifen obwohl ihm eigentlich nicht nach Lachen zumute war.

Marcia sah Jim an und meinte nur.

»Eigentlich bist du um keinen Deut besser als er!

Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich eine Frau bin. Und bitte Sie daher höflichst

ihre Toilette an Bord benützen zu dürfen.«

»Erlaubnis erteilt«, murmelte der Kapitän in seiner üblichen Art und Weise in seine Barthaare.

»Es gibt da nur ein kleines Problem. «

Marcia stützte ihre Hände in die Hüften, sah ihn an und fragte.

»Und was wäre das für ein Problem?«

»Nun«, meinte er, »es gibt keine Toilette auf Nummer Sieben! «

Marcia sah Jim mit einem verwunderten Ausdruck an.

»Was ist Nummer Sieben? «

»Nummer Sieben«, grinste Jim verhalten, »ist der Name dieses Bootes. «

»Nummer Sieben? «, fragte Marcia ungläubig nach und wiederholte:

»Das ist ein Name? «, sagte sie nun mit lauter Stimme.

»Kann es sein, dass dieser Kapitän schon seit Jahren tot ist und er weiß es nur nicht? «

Der Kapitän lachte und sagte:

»Ja das kann sein. Es ändert aber nichts daran, dass es hier keine Toilette gibt! «

»Das hat er jetzt gerade nicht gesagt! «, wandte sich Marcia fassungslos an Jim.

»Oder? Sag mir, das hat er nicht gesagt Jim? «

»Doch, doch«, sagte Jim und grinste dabei.

»Er hat es gesagt«

Marcia humpelte aufgeregt mit ihrem Gipsbein über das Deck.

»Ich fasse also zusammen: Ihr verlangt von mir das ich meinen Hintern über die Reling halte und wie ein Huhn mein Geschäft mache, während ihr Beide neben mir Seemannslieder singt?«

»Ja«, meinte Jim, »so könnte man das sehen. Du darfst aber nicht vergessen, ich muss die ganze Zeit über deine Hand halten, denn es könnte leicht sein, das dich eine Welle über Bord spült. «

»Vielleicht sollte ich lieber gleich springen, damit ich mir die ganze Schmach mit euch erspare. «

»Jetzt zier dich nicht so und mach endlich«, antwortete der Kapitän ungehalten.

»Wie du vielleicht siehst habe ich hier oben ein Tau montiert, da kannst du dich festhalten. Bis jetzt ist noch niemand beim ... also hinuntergefallen! «

»Klar«, meinte Jim, »das haut schon hin und wir werden auch keine Seemannslieder singen, sondern unter Deck gehen. Nicht wahr Kapitän?«

Die beiden Männer drehten sich um und gingen unter Deck. Sie nutzten die Gelegenheit, um eine Kiste zu öffnen und eine Flasche Rum hervorzuholen.

»Da haben Sie sich aber eine Paradezicke herausgesucht«, meinte der Seebär.

»Na ja«, antwortete Jim lächelnd,

»Sie wissen, wie das im Leben so ist, da kommen Situationen auf einen zu, in denen man es sich nicht immer aussuchen kann! «

»Da haben Sie allerdings recht, zum Wohl«, und beide Männer nahmen einen kräftigen Schluck aus der Flasche.

»Ihr könnt wieder heraufkommen«, rief Marcia nach einiger Zeit durch die Luke.

Die Männer gingen wieder an Deck und Marcia bemerkte ärgerlich.

»So etwas wie Papier gibt es wohl auch nicht, oder? «

»Nein«, antwortete der Kapitän.

»Aber ich habe da etwas viel Besseres. «

Er nahm einen Eimer, der an einem Seil befestigt war, tauchte ihn in das Wasser und zog ihn gleich darauf wieder an Bord. Er stellte ihn an Deck und brummte nur kurz:

»Damit kannst du dich waschen, wenn du willst. Wenn du glaubst, dass es notwendig ist«

Marcia wandte sich an Jim.

»Hast du noch deine automatische Waffe, die dir Laszlo gegeben hat? «

»Ja natürlich!«

»Dann möchte ich, dass du diesen Menschen auf der Stelle erschießt, denn er hat es nicht verdient zu leben. «

Da lachte Jim.

»Wenn ich jeden gleich erschossen hätte der mir nicht sofort zu Gesicht stand, hätte ich einige Magazine verbraucht! «

Der alte Seebär schmunzelte.

»Eigentlich gefällt sie mir. Sie sagt frei heraus, was sie sich denkt und dann formuliert sie alles noch so schön. Ich denke, du solltest zum Theater gehen, Püppchen.

»Ich bin kein Püppchen! «, erboste sich Marcia.

»Und wenn ich mich so umsehe, muss ich feststellen im Theater bin ich bereits!«

»Na wunderbar«, meinte der Kapitän.

»Dann kannst du ab jetzt deine Show wieder unter Deck abziehen. «

»Nein, das werde ich nicht tun. Ich werde jetzt auf das Kabinendach klettern und den Fahrtwind genießen. «

Ohne die Antwort des Kapitäns abzuwarten ging Marcia um die Kajüte herum und versuchte auf der anderen Seite auf das Dach zu steigen.

Jim war ihr nachgegangen und bot ihr seine Hilfe an, damit sie unbeschadet auf das Dach gelänge, da sie alleine mit ihrem Gips fuß garantiert nicht in der Lage dazu war.

Marcia nahm seine hilfreiche Hand und sah ihn mit einem etwas traurigen Gesichtsausdruck an.

»Ich hätte eigentlich schon geglaubt, dass du mehr an meiner Seite stehst. «

Jim hob sie auf das Dach mit den Worten:

»Das ist so nicht richtig. Ich hätte dir ja zur Not das Seil gehalten! «

Die Mangrovenblüte

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