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- Dana -

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Die Zeit verging hier wie im Fluge, allerdings nicht so wie in Hamburg. Während ich dort von einem Termin zum anderen gehetzt bin, ständig auf meinem Smartphone die neusten Mails gelesen und beantwortet und mich mit Kaffee wach gehalten hatte, war mein Leben jetzt mit kleinen Unterhaltungen, einem Flirt über den Tresen, Essen mit hier ständig reinschneienden Personen und Lachen angefüllt. Die Clique war eng miteinander verbunden und bestand aus Männern und Frauen aller Altersstufen. Außerdem tauchten in regelmäßigen Abständen auch die beiden neunjährigen Patensöhne von David und Micha mit oder ohne ihre Eltern auf.

Am Wochenende hatte auch ich meine Eltern besucht und ihnen erzählt, dass ich meinen Job hingeworfen hatte. Die genauen Gründe nannte ich ihnen zwar nicht, das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Ich erklärte ihnen stattdessen, dass ich mich im Laufe der Jahre so verändert hätte, dass ich das nicht mehr gewollt hätte und damit lag ich ja auch richtig. Ich ließ es so klingen, als wäre es eine durchaus geplante Aktion und kein völlig überhastetes Davonlaufen gewesen. Wir hatten uns verabredet, diese Woche einmal gemeinsam essen zu gehen, ansonsten standen sie auf dem Standpunkt, dass ich eine erwachsene Frau sei, die ihre eigenen Entscheidungen treffen müsste.

Für heute Abend hatte ich mir vorgenommen, mein Kündigungsschreiben und mein Zeugnis aufzusetzen. Dies würde ich dann an den Vorstand richten, damit das so schnell wie möglich über die Bühne ginge. Zum Glück hatte mein verlogener Ex ja allen weiß gemacht, dass ich krank wäre, diese Lüge würde ich einfach aufrecht erhalten. Das Schlimmste, was mir noch bevorstand, war, meine Mentorin im Vorstand anzurufen und ihr meine Entscheidung zu erklären. Ich war mir noch nicht ganz klar darüber, ob ich wenigstens ihr die Wahrheit sagen sollte. Es würde nichts ändern, aber ich war so gar nicht der Typ, der dreckige Wäsche wäscht. Ich war sehenden Auges in eine Beziehung mit Dr. Simon Mann gestürzt, kaum, dass er vor einem halben Jahr den Posten übernommen hatte. Ich hatte seine Argumente geschluckt, warum wir es geheim halten mussten („Dana, versteh doch, ich bin dein direkter Vorgesetzter in der Geschäftsleitung, es wäre schlecht für deine Karriere, wenn das zwischen uns publik würde!“). Und dieses Geheimhalten machte einen großen Teil des Reizes aus. Es war eine Art von Nervenkitzel, die ich vorher nicht gekannt hatte und die alles zwischen uns spannend machte und hielt. Er wiederum hatte sein Privatleben vor allen in der Firma geheim gehalten – keiner wusste, dass er eine Frau und drei Kinder hatte, die erst später nachziehen wollten. Keiner, auch ich nicht! Und als ich ihn dann letzte Woche mit einer Flasche Rotwein im Gepäck für abends zu mir hatte einladen wollen, wurde ich leider (oder zum Glück) Zeuge eines Telefonats mit ihr! Ich hatte wenig gegen eine geheime Affäre gehabt, es war aufregend und ein wenig verrucht gewesen, aber eine Ehebrecherin, diese Rolle wollte ich nicht übernehmen, zumindest nicht wissentlich. Also hatte ich das Ganze beendet, wenn auch zugegebenermaßen etwas dramatisch. Doch in diesem Moment konnte ich nicht anders!

Aber sollte ich das meiner Mentorin erzählen? Sie würde schon enttäuscht genug sein, dass ich die Firma verlassen hatte, denn sie hatte in mir immer ihre Nachfolgerin gesehen, sollte ich da auch noch einen Kollegen anschwärzen und für meine Naivität bluten lassen? Auf der anderen Seite, er hatte mich angelogen oder zumindest die Wahrheit verschwiegen … Ich musste darüber in Ruhe nachdenken!

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