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Er ließ sich entspannt am klapprigen Küchentisch nieder und aß Ramen-Nudeln mit faden Käsebällchen, während Timbo im Schneidersitz neben ihm am Boden kauerte. Er hatte ihm die Hände mit Klebeband auf dem Rücken verschränkt. Der süßsaure Geruch von Blut vereinte sich mit dem ekelhaften Gestank im Haus, der die Luft verpestete wie überfahrene Tiere, die in der Sommersonne verwesten, doch dies verdarb Rooster nicht im Geringsten den Appetit.

»Warum hast du ihn nicht einfach erschossen«, fragte Timbo beklommen.

Rooster kaute weiter, ohne zu antworten. Beim Fesseln hatte er Timbos Meth-Beutel konfisziert, jetzt hielt er ihn gegen das Küchenlicht, um den Inhalt zu untersuchen. Die dreckig gelben Rocks erinnerten ihn an ausgeschiedene Gallensteine.

»Im Ernst, Mann, warum musstest du ihm den Kopf eintreten? Jamel war ein ziemlich cooler Junge und hatte keinen solchen Tod verdient.«

Rooster steckte den Beutel ein und seufzte beschwerlich. »Erstens war der Wichser keine weitere Kugel wert; immerhin hatte er schon vier in seinem fetten Arsch stecken, und im Augenblick ist es nicht leicht, an Munition zu gelangen. Zweitens wohnen die Nachbarn jeweils 10 Meter links und rechts neben dir, die wahrscheinlich keine Schüsse bemerkt haben wegen der lauten Anlage, aber ohne Musik klingt eine Pistole ziemlich genau so – wie eine Pistole, selbst mit einem Schalldämpfer, der eigentlich rein gar nichts dämpft.«

Timbo schwieg eine Minute lang, bevor er den Kopf hängenließ und zu weinen anfing. »Was wirst du jetzt mit mir anstellen, Mann? Ich kann dir helfen, weißt du? Was auch immer du verlangst, ich besorg's dir. Ich hab eine Scheißangst, du machst mich echt irre. Was soll ich machen? Sag's mir einfach, Rooster. Ich tu alles, ich bin einfach … ich hab furchtbar Schiss, Mann.« Er flennte wie ein verschrecktes Kind. Ein Rotzfaden baumelte aus seiner Nase, und Speichel floss in Rinnsalen an seinem Kinn hinunter, ehe er auf seinen Schoß tropfte

Rooster konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Hör auf zu weinen, du blödes Weichei! Wie kann man sich nur so würdelos verhalten?« Er rückte den Stuhl vom Tisch zurück, stand auf und bückte sich, um Timbo in die Augen zu schauen. »Hör zu«, begann er mit sanfter Stimme. »Es gibt da etwas, das du nicht über mich weißt. Traust du es dir zu, damit klarzukommen, wenn ich es dir erzähle?«

Timbo nickte eifrig mit bebenden Lippen. »J-j-ja, Mann, ich komm klar damit; egal was es ist, es macht mir nichts aus.«

»Gut.« Rooster starrte ihn eindringlich an und rückte noch näher. »Ich bin ein Vampir. Das einzige, was ich von dir will, ist dein Blut.«

Timbo wurde leichenblass. Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, brachte aber nichts weiter hervor als ein leises Quieken. Rooster weidete sich ein paar Sekunden lang an der Bestürzung und Unsicherheit des Mannes, bevor er die Zähne bleckte und mit einem fiesen Knurren nach seinem Hals schnappte. Timbo kreischte panisch auf und kippte rücklings um, wohingegen Rooster in schallendes Gelächter ausbrach.

»Du Idiot, ich verarsche dich bloß«, grölte er. »Wäre ich tatsächlich ein Vampir, läge mir nichts ferner, als dein widerliches Blut zu saufen. Was ich allerdings mitnehmen werde, sind dein Drogenbestand und dein Geld, jegliche Waffen, die du im Haus hast, und die Schlüssel zu den Wagen, die draußen stehen.«

»S-sicher, sicher, Rooster«, stammelte Timbo. »Du kriegst alles, was du willst. Ich will dir nur behilflich sein, Mann, du bist wie ein Bruder für mich.«

»Dann beweg deinen armseligen Arsch und zeig mir, wo du deinen Shit versteckst.«

Timbo raffte sich hastig auf und führte Rooster in sein Schlafzimmer. »Im Schrank am Boden steht eine Schließkassette«, gab er an, »versteckt unter ein paar zusammengelegten Laken. Der Schlüssel zu meinem Jeep liegt auf der Garderobe, aber wo der von Jamels Impala ist, weiß ich nicht, bestimmt in seiner Tasche.«

Rooster stieß ihn aufs Bett und befahl ihm, sich auf den Bauch umzudrehen. Timbo tat es ohne Zögern, während sein Peiniger die Schlüssel von der Garderobe nahm und den Kleiderschrank durchstöberte.

»Wie lautet die Kombination für das Schloss?«, fragte er, nachdem er die Metallkassette gefunden hatte. Timbo nannte sie ihm, und als Rooster den Deckel hochklappte, fiel ihm eine geladene, vernickelte .357er Magnum Marke Smith & Wesson mit kurzem Lauf in die Hände, dazu eine Schachtel mit 50 Hohlspitzpatronen, drei zusammengerollte Beutel Marihuana und einer voller Crystal Meth sowie 127 Dollar Bares. Außerdem waren drei verschlossene Röhrchen Tabletten enthalten, mehrere leere Spritzen und etwas Kleingeld. »Was sind das für Pillen?«, wollte er wissen.

»Oh, ein wenig Oxycodon, Vicodin und äh … ein bisschen Rohypnol.«

»Was zum Geier ist Rohypnol?«

»So etwas wie Tranquilizer; kannst du mit Valium vergleichen.«

»Welche von denen sind Rohypnol? Du hättest den Kram mal beschriften können.«

»Hinten auf der Packung steht ›ROCHE‹. Das Oxycodon ist gelb, die langen Kapseln sind Vicodin.«

Rooster steckte die Magnum in seinen Hosenbund und schüttete den übrigen Inhalt der Kassette in einen fleckigen Kissenbezug. Davon abgesehen nahm er auch eine Zwölfkaliber-Flinte und eine lange Metalltaschenlampe aus dem Schrank. Um die Waffe zu prüfen, zog er den Verschluss bis zur Hälfte zurück. Sie war geladen. »Wo sind noch Patronen für das Ding?«

»Oberes Fach, rechte Ecke.«

Er warf das Kästchen mit den Kugeln ebenfalls in den Bezug und verlangte den Rest von Timbos Geld.

»Das ist alles, was ich habe, Rooster, ich schwöre.«

»Falls ich dich noch einmal fragen muss, werde ich dir nacheinander die Finger abschneiden.«

Als Timbo nichts entgegnete, beugte sich Rooster übers Bett, packte seinen Daumen und knickte ihn um, bis er mit einem hörbaren Knacks brach.

Timbo brüllte vor Schmerz. »Schon gut, schon gut! Meine Brieftasche liegt in der obersten Garderobenschublade. Sind ungefähr 100 Kröten drin, hab ich vergessen – wirklich, total vergessen! Bitte tu mir nicht noch mehr weh.«

Rooster fand die Geldbörse und nahm die Scheine heraus. Nachdem er die anderen Schubladen durchsucht und unters Bett geschaut hatte, kramte er in einer Handtasche, die an einem Haken an der Schlafzimmertür hing. Da er nichts von Interesse entdeckte, wies er Timbo an, vom Bett aufzustehen und in die Küche zu gehen. Dort musste er niederknien, woraufhin Rooster ein Fleischmesser aus einem Holzblock auf der Arbeitsfläche zog. »Tja, sieht ganz so aus, als seist du am Ende angelangt«, sagte er im kalten Ton. »Irgendwelche letzten Worte?«

Timbo blickte flehentlich hinter einem Tränenschleier zu ihm auf. »Was …«

Rooster fuhr mit der Klinge über die Kehle des Mannes, bevor dieser etwas sagen konnte. Timbo zuckte am Boden und trat aus, während sich Rooster einen großen Müllsack schnappte und mit Nahrungsmitteln von den Küchenregalen und mehreren Halbliterflaschen Pepsi aus dem Kühlschrank füllte. Nachdem er alles zusammengetragen hatte, was in den Sack passte, zog er seine Jacke an und stopfte deren Taschen mit weiteren Lebensmitteln voll. Zuletzt ging er ins Wohnzimmer zurück und tastete die Leichen ab. Bis er sie ausgenommen hatte, vergingen ein paar Minuten, doch der Aufwand wurde mit weiteren 27 Dollar in Scheinen und Jamels Autoschlüsseln belohnt. Ein rot gefärbter Hasenfuß baumelte daran. So viel zu deinem Glück, dachte Rooster.

Er legte den Sack, den Kissenbezug und die Flinte in der Diele ab, ehe er hinausging und nachsah, wie voll die Tanks der Fahrzeuge noch waren. Beim Öffnen schlug die Tür gegen Jamels angeschwollenen, blutüberströmten Kopf, aber Rooster konnte sie weit genug aufziehen, um seinen hochaufgeschossenen Körper ohne allzu große Mühe hindurchzuzwängen. Die Tankanzeige von Timbos Jeep Cherokee stand knapp unter einem Viertel, was wahrscheinlich ausreichte, um Rooster zu seinem gewünschten Ziel zu bringen, doch weil Treibstoff in diesen Tagen rasch zu einem seltenen und wertvollen Gut wurde, hätte er Jamels Impala ungern zurückgelassen, falls dessen Tank voll war. Als er feststellte, dass die Nadel ebenfalls nur ein Viertel anzeigte, war er milde enttäuscht. Wenn es an der Zeit zum Aufbrechen war, so entschied er, würde er den Jeep nehmen. Was oder wen er auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort überfahren musste, konnte er nicht voraussehen, doch in jedem Fall war dieser Wagen besser dazu geeignet.

Er schaute auf seine Uhr: Neun Minuten vor zwei. Die im gesamten Gebiet geltende Ausgangssperre galt von Sonnenuntergang bis zum Morgengrauen. Jeden, der nachts auf den Straßen ertappt wurde, nahm man fest – oder stellte Schlimmeres mit ihm an. Gerüchten zufolge führten Soldaten und Polizeibeamte Hinrichtungen durch. Er wusste nicht, ob sie der Wahrheit entsprachen, hatte es aber bereits selbst eines Nachts riskiert und war noch nicht gewillt, es weiter auf die Spitze zu treiben. Die Sonne ging schätzungsweise um 07:30 Uhr auf, also in etwa fünfeinhalb Stunden. Dann kann ich es mir genauso gut noch eine Weile gemütlich machen, fand er, kehrte ins Haus zurück, schloss die Eingangstür ab und wartete darauf, dass es hell wurde.

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