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Vorbemerkung zur 3. deutschsprachigen Auflage

Die 32 Formen des „Boxens des Kaisers Song Taizu“


Kaiser Song Taizu (927 - 976), der Begründer der Song-Dynastie. Er gilt als Schöpfer eines eigenen Kampfkunststils, des Taizu Chang Quan („Taizus lange Faust“), auf welchen die 32 Formen aus dem Ji Xiao Xin Shu zurückgehen.

Ôtsuka Tadahiko Hanshi, der Leiter des Gôjûkensha in Tokio, bat mich im Rahmen eines Besuches im Elsaß im Herbst 2007, die „32 Formen“ von Qi Jiguang in Europa zu veröffentlichen (siehe S. 55 ff.). Diese sind auch Bestandteil des ersten Bubishi (Wu Bei Zhi) von Mao Yuan Yi (siehe S. 23 f.). Ich nutze die Gelegenheit der deutschsprachigen Neuauflage meines Buches über das okinawanische Bubishi, um diese bislang im Westen nicht veröffentlichte Arbeit zu publizieren. Dies stellt einen wichtigen Beitrag für die Erforschung der Wurzeln der Kunst der „leeren Hand“ dar – des okinawanischen Tôde und des daraus hervorgegangenen japanischen Karate. Einmal mehr bin ich Ôtsuka Sensei zu großem Dank verpflichtet für das Vertrauen, das er mir entgegenbrachte, als er mir seine Übersetzungen des alten chinesischen Dokuments sowie einige Kommentare dazu anvertraute (mit einer Übertragung ins Französische, die durch seine Schüler Philippe Callens und Kyôko Momose ausgeführt wurde). Die dazugehörigen Abbildungen entstammen dem Werk „Ji Xiao Xin Shu“ von Qi Jiguang, in der Version, wie sie ins Wu Bei Zhi von Mao Yuan Yi aufgenommen wurde.


General Qi Jiguang (1528 - 1588). Er gilt als Autor des Ji Xiao Xin Shu, einem Handbuch für die militärische Ausbildung, das u. a. die 32 Formen des Taizu Chang Quan enthält.

Der Weg, dem wir in den Kampfkünsten folgen, ist eine der Erscheinungsformen des Tao. Ich glaube, daß dies auf menschlicher Ebene einfach nachzuvollziehen ist. Gleich dem Tao hat der Weg weder Anfang noch Ende. Seit es die Menschheit gibt, existiert er, spornt er an, folgt er bestimmten Vorgehensweisen. Und es wird ihn so lange geben, wie es Menschen gibt, die es dazu drängt, sich den Fragen zu stellen, die der Weg aufwirft. Den Weg zu erforschen kann bedeuten, zu versuchen, stromaufwärts zu seinen Quellen vorzustoßen – was eine Art archäologische Neugierde voraussetzt. Man kann aber auch versuchen, seinem Fluß stromabwärts zu folgen, angespornt von einer Zukunftsvision, so, wie ich es selbst mit meinem „Weg des Tengu“ (Tengu no michi) versuche. Beides verlangt unendlich viel Gefühl für das rechte Maß, Respekt und Bescheidenheit. Ich bin sehr glücklich, daß ich dank der Freundschaft von Ôtsuka Tadahiko Sensei hier wieder die Gelegenheit hatte, den Weg in Richtung seiner Quellen erforschen zu können. Er, der genau verstanden hat, welche Ziele ich mit meinem „Weg des Tengu“ verfolge, hat mir – im vollen Bewußtsein der Unterschiede unserer Vorgehensweisen – erneut sein vollkommenes Vertrauen geschenkt.

Roland Habersetzer, Saint-Nabor im Frühjahr 2009

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