Читать книгу Kobe Bryant - Roland Lazenby - Страница 23
Championship Blues
ОглавлениеAuch wenn der Familienzuwachs Joe Bryant sicherlich glücklich machte, rief der Verlauf seiner Basketballkarriere wohl eher gegenteilige Emotionen in ihm hervor. Während der Off-Season 1977 schloss das Team einen Multimillionen-Dollar-Vertrag mit Julius „Dr. J“ Erving ab, der von den New York Nets kam, gerade als sich die ABA auflöste. Damit rutschte Joe in Gene Shues Rotation noch weiter nach hinten. Seine schon bisher magere Spielzeit, über die sich Jellybean als Rookie beschwert hatte, wurde auf einen Schlag noch einmal fast um die Hälfte gekürzt.
„Er hatte seine Momente“, sagt Pat Williams. „Wir wussten, dass Joe Bryant außergewöhnliches Talent besaß und wir alle waren uns sicher, dass wir mit diesem Schwung an jungen Spielern in eine rosige Zukunft blickten. Doch wir hatten eben auch eine Veteranentruppe, die noch über ihnen stand. McGinnis, Julius Erving, Steve Mix, Harvey Catchings und wir wollten Darryl auch weiter aufbauen. Wir hatten einfach schon zu viele Talente im Kader.“
Wenn er spielte, war Jellybean ein Teil des berüchtigten Bomb Squad, des Bombenkommandos – was nicht gerade zu seiner Entwicklung beitrug. „Der zweiten Garnitur war alles egal, sie mussten sich ja hinter Erving und den anderen einreihen. Deswegen gingen sie immer aufs Ganze, wenn sie ins Spiel kamen. Daher rührt wahrscheinlich auch Joes schlechter Ruf“, meint Mo Howard.
„Ich fragte Joe einmal, was bei den Sixers los wäre“, erzählt Vontez Simpson, „denn sie hatten ja echt viele Talente. Er meinte dann zu mir, dass sie niemanden in der Mannschaft hätten, der als Vorbild diente und ihnen ihre Grenzen aufwies. Das Team hatte viele junge Spieler, die viel Geld verdienten und ordentlich Party machten nach den Spielen.“ Trotzdem schafften es die Sixers ins NBA-Finale, wo sie sich jedoch den Portland Trailblazers, nachdem sie bereits 2-0 in der Serie vorangelegen waren, noch 4-2 in Spielen geschlagen geben mussten.
Da die Probleme vom Ende der vorangegangenen Saison auch in der neuen Saison weiterbestanden, wurde der neue Besitzer der 76ers, F. Eugene Dixon, immer unzufriedener mit Gene Shue, der einer der ersten Coaches war, der einen Agenten engagierte – den immer präsenten Richie Phillips. Eines Tages befahl Dixon seinem General Manager, Shue zu entlassen und den früheren Sixers Coach Billy Cunningham anzuheuern.
Cunningham brachte eine bestimmte Pragmatik mit. Joe Bryants Leistung in den vergangenen Playoffs war gut genug, dass sein Vertrag für weitere zwei Jahre verlängert wurde. Zwei Saisonen, in denen Coach Cunningham und seine Assistenten Chuck Daly und Jack McMahon die „Bomb Squad“-Atmosphäre im Team eliminierten.
Nachdem das Bombenkommando weitgehend entschärft war, schaffte es Philadelphia 1979 wieder in die Playoffs. Während einer auf Messers Schneide stehenden Serie gegen San Antonio brachte Cunningham Joe Bryant ins Spiel und musste mitansehen, wie dieser sofort einen weiten Wurf nahm, der den Korb verfehlte und im Gegenzug zu einem Korb für die Spurs führte. Cunningham holte Jellybean sofort wieder vom Spielfeld, doch die Sixers verloren das Spiel.
Vier Jahre lang hatte Joe bei Interviews immer wieder geklagt, dass er getradet werden wollte. Und nun ergab sich die Gelegenheit dazu.
Während der Vorbereitung auf die nächste Saison versuchte das Management der Sixers Bryant an ein anderes Team zu verkaufen. Doch es fand sich kein Abnehmer. Im Oktober schließlich, als die Saison bereits in den Startlöchern stand, bot Gene Shue den Erstrundenpick seines Teams für das Jahr 1986 an, um dafür Joe Bryant von Philadelphia zu erwerben.
In seinen ersten vier Jahren in der NBA hatte Jellybean bei den Sixers Kurzeinsätze auf allen fünf Positionen gehabt und gute Leistungen als Guard, Forward und sogar als Center gezeigt.
Rückblickend meinte Pat Williams einmal, dass Bryant flexibel einsetzbar war, aber eben nicht gut genug, um auf einer Position wirklich hervorzustechen. Für einen top Guard war er nicht schnell genug, für einen herausragenden Forward fehlte ihm die Athletik und er war nicht kräftig genug regelmäßig Center zu spielen.
Dazu kam noch, dass seine Leistungen nicht konstant genug waren, was sehr frustrierend war. In einem Spiel war er genial und im nächsten kam dann wieder fast gar nichts von ihm. Außerdem war die Partyatmosphäre in Philadelphia nicht gerade ideal für eine junge Familie mit drei Kindern, von denen das älteste gerade einmal vier war. Der Umzug nach San Diego gefiel Pam schon aufgrund des besseren Wetters und auch das Klima auf dem Platz sollte besser werden.