Читать книгу Kobe Bryant - Roland Lazenby - Страница 33

Der Rapper

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Die Möglichkeit seine Gedanken zu Papier zu bringen, war etwas, an dem sich der junge Bryant außerhalb des Basketballcourts festhalten konnte. Ein Weg sich mit seiner Identitätskrise auseinanderzusetzen, war, die afroamerikanische Kultur seiner Eltern genauer zu erkunden.

Seltsamerweise fand er einen Schlüssel, der ihm das Tor zu dieser Kultur eröffnen konnte, im jüdischen Gemeindezentrum auf der City Avenue, im vorstädtischen Wynnewood. Joe, sein Vater, arbeitete dort als Fitnessdirektor – einer seiner vielen kleinen Jobs, die er hatte, um wieder Geld zu verdienen, nachdem er nicht länger Profi war. Daneben arbeitete er noch an der Lower Merion als Assistenztrainer sowie als Trainer der Mädchenschulauswahl an einer jüdischen Privatschule in Wynnewood, Akiba, wo er sehr beliebt war. „Er war phänomenal“, erinnert sich Jeremy Treatman, damals Coach der Burschen der Akiba Schulauswahl.

Treatman erinnerte sich auch an Kobe als Teenager, als er öfters mit seinem Vater zu den Trainingseinheiten mitkam und etwas abseits an einem eigenen Korb sein Ausnahmekönnen zeigte. So spielte kein Teenager.

Treatman fragte Joe einmal, ob er in Kobes Alter auch so gut gewesen war.

„Nicht einmal annähernd“, antwortete Joe lachend. „Wirklich?“, sagte Treatman staunend.

„Glaub mir“, sagte Joe. „Er ist weitaus besser als ich in seinem Alter. Sieh ihn dir doch an.“

Abgesehen vom Basketball war das jüdische Gemeindezentrum auch der Ort, wo Kobe jemanden kennenlernen würde, der einen starken Einfluss auf sein Teenagerleben haben sollte. In der Zeit, in der Vater und Sohn in der Sporthalle dieses Zentrums trainierten, machte Kobe Bekanntschaft mit dem etwa sechzehnjährigen Anthony Bannister, einem der dortigen Hauswarte. Bannister war ein Experte, was Rapmusik betraf, von den guten alten Klassikern des Genres bis hin zur neu aufblühenden Welle schwarzer Musik – Hip-Hop, R&B, diese wirbelnden Wortkaskaden basierend auf Wut, Machoverhalten und Bling, die die Fantasien der Jugend rund um den Globus für über ein Jahrzehnt prägten. Dieses Dauerfeuer an gesprochenen Worten beim Rap gefiel dem jungen Poeten in Kobe.

Aufgrund seiner Freundschaft zu Kobe geriet auch Griffin immer mehr in den Sog des jüdischen Gemeindezentrums und der „Bannister Experience“, die auch andere Personen, die versuchten sich einen Namen in der Rapperszene Philadelphias zu machen, miteinschloss.

„Er hatte sicherlich einen gewissen Einfluss“, erinnert sich Griffin an Bannister. „Er war ein cooler, entspannter Typ, der Musik liebte, gerne schrieb und andere unterhielt. Er war vielleicht ein paar Jahre älter als wir.“

„Der Typ ist unglaublich“, sagte Kobe zu Griffin. „Er konnte rappen“, erinnert sich Griffin an Bannister. „Er war einfach gut darin, Dinge in Worten auszudrücken.“

Bannister führte Bryant in dieses Genre ein, zeigte ihm, wie man Beats und Teile von Liedern sampelt, dann seine eigenen Worte und Ideen darüberlegt, Sachen einfach neu und originell verwendet und Teile von verschiedenen Songs einander gegenüberstellt.

„Kobe war vierzehn, dünn und drahtig, aber leidenschaftlich und entschlossen“, erklärte Bannister einmal dem Autor Thomas Golianopoulos. Im Gegenzug bedankte sich Bryant bei Bannister damit, dass er seine neusten Tricks am Platz an ihm ausprobierte.

Die nächste Station für sein neu gefundenes Interesse an Musik war eine Gruppe ähnlicher Gestalten in der Schulkantine der Lower Merion, die ihre Zeit mit Freestyling verbrachten und einfach Texte und Beats raushauten und sich mit anderen Rappern maßen. Dort war es auch, wo Bryant jemand anderen Wichtigen kennenlernte, und zwar Kevin „Sandman“ Sanchez. Bryant hatte ihn mit einem Reim beeindruckt, in dem er als Cyborg gegen MCs kämpfte. Griffin erinnert sich: „Es kam nicht selten vor, dass andere ihm vorwarfen aus einer privilegierten Familie zu kommen und er deshalb über gewisse Dinge nicht rappen dürfe. Dass er eigentlich überhaupt nicht rappen sollte, oder wenn, dann nur über dieses oder jenes. Aber für Bryant war Musik eine Art Flucht aus dem Alltag, eine andere Art zu kommunizieren, eine Geschichte zu erzählen, so wie Basketball ein anderer Weg war allem zu entkommen.“

Einige Beobachter empfanden Bryants Versuche sich als Rapper zu profilieren als den offensichtlichen Versuch, seine Street Credibility – also die Glaubwürdigkeit bei seinen gleichaltrigen Kollegen – zu verbessern.

„Wenn Bryant auf der Suche nach Glaubwürdigkeit war, so fand er sie auf indirektem Weg“, erklärt Griffin. Jegliche Street Cred hing normalerweise mit seinen Beats oder dem A-cappella-Zugang zusammen. Es war nicht so, dass Bryant versuchte vorzugeben, er sei auf der Straße aufgewachsen.

In den USA entwickelte sich Rapmusik unterschiedlich, abhängig von der jeweiligen Stadt. In Philadelphia etwa drehte sich vieles um die sogenannten Battles, diese scharfzüngigen Schlagabtäusche, die geradezu maßgeschneidert waren für jemanden, der einen solchen Wettkampfgeist wie Kobe besaß.

In vielerlei Hinsicht lernte Bryant eigentlich nur, seine sportlichen Intentionen auf eine Art zu artikulieren, dass seine gleichaltrigen Kollegen, wie Donnie Carr, sie verstehen konnten. Rap bot ihm ein Mittel, sich rasch verständlich zu machen.

Rap-Battles waren unverfälschte, direkte Konfrontationen und Bryant zeigte schnell Talent dafür. Es half sicherlich auch, dass er gerade zu einem imposanten Zweitmeterriesen heranwuchs, vollgepackt mit jedem Gramm Selbstbewusstsein, das er in seinen schlaksigen Körper hineinstopfen konnte.

„Im Basketball muss man immer einen Zug vorausdenken, egal ob man verteidigt oder angreift“, sagt Griffin. „Das gleiche gilt beim Rappen.“

Bryant der Rapper würde sich schon bald noch weiter hinauswagen und in Philadelphias Hip-Hop-Szene hineinschnuppern. „Er forderte Typen zu Battles, die bereits viele Jahre rappten“, erzählt Griffin, „und wir waren noch neu in dem Genre. Wir gingen einfach in diese Battles und wollten beweisen, dass wir es mit den Besten aufnehmen konnten.“

Basketball war ein wichtiges Element in diesen Battles, was wiederum das Schreiben der Texte beeinflusste und Bryant und Griffin dazu brachte, Dinge zu finden, die sie sampeln konnten. Laut Griffin kam dabei die meiste Inspiration von Bannister. „Wenn du am Anfang stehst, hörst du die Sachen von verschiedenen Leuten, du versuchst deinen eigenen Sound zu finden und dein eigenes Thema zu kreieren und nimmst ein wenig von hier und ein bisschen von da.“

Anfangs machten sie sich vorher noch Notizen, doch Bryant lernte schnell zu improvisieren. Es genügte dann, nur einen Beat zu hören, einen gewissen Rhythmus zu finden und einfach auf sein Herz zu hören.

„Wir mussten nichts mehr niederschreiben“, erklärt Griffin. „Du bist einfach nur mehr rausgegangen und hast gereimt und gerappt.“

In dieser Umgebung wurde Kobe Bryant zu einem respektablen Rapper und das Projekt, das er mit Bannister und ein paar anderen Künstlern gegründet hatte, entwickelte sich zu einem erfolgreichen Plattendeal mit Sony Music und brachte wieder neue Einflüsse ins Leben der Bryants, das sich für immer verändern würde.

Der Name der Band war CHEIZAW, ein Akronym für Canon Homo sapiens Eclectic Iconic Zaibatsu Abstract Words, etwas das sie sich von der Chi Sah Gang in einem Kung-Fu-Film der Shaw Brothers mit dem Namen Die fünf Kampfmaschinen der Shaolin abgeguckt hatten.

Sie holten neue Mitglieder dazu und zogen von Rap-Battle zu Rap-Battle durch ganz Philly, von der South Street, der Parkside und der Temple University bis hin zum Belmont Plateau und in verschiedene Clubs und Malls.

Bryant selbst nannte sich „the Eighth Man“, also der achte Mann, nahm aber nur sehr selten an öffentlichen Auftritten der Gruppe teil. Wenn er einmal bei einem öffentlichen Auftritt dabei war, erstaunte es Griffin immer wieder, wie sehr die Veranstaltung einem rowdyhaften Basketballspiel ähnelte, mit Fans auf der einen und anderen Seite und einigen dazwischen, darauf wartend, auf eine Seite gezogen zu werden.

CHEIZAW wurde zum Liebling der Rap-Battle-Szene Philadelphias.

Es dauerte nicht lange bevor Gregg Downer einmal einen Blick in den hinteren Teil des Mannschaftsbusses warf und sah, wie Bryant seine Mannschaftskollegen und Griffin rund um sich versammelt hatte und die Gruppe mit seinem Freestyle unterhielt. Sie waren alle etwa im selben Alter und dem jungen Kobe Bryant lag viel daran, eine enge Beziehung zu seinen Teamkameraden zu haben.

„Wenn du mit Freunden zusammen bist, dann berührt das auch etwas in dir“, blickt Jermaine Griffin zurück. „So ist das mit der Musik. So ist das auch mit Basketball.“

Kobe Bryant

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