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Kapitel 11 THE VIBE

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Zwar hatte sich die Szenerie für Kobe Bryant geändert, doch die Dynamik blieb wie immer dieselbe. In seiner zweiten Saison an der Lower Merion erschien plötzlich ein weiteres farbiges Gesicht in diesem Meer flauschig weicher Blässe. Es war das Jahr, in dem er und Jermaine Griffin sich kennenlernten – der eine dem privilegierten Leben in Europa entflohen, der andere ein New Yorker aus dem Far Rockway in Queens.

Wie Kobe war Griffin im zweiten Highschooljahr, als er vom harten Pflaster in „Far Rock“ als Teil eines Jugendprogramms namens ABC, A Better Chance, an die Lower Merion kam. Er war einer von acht Jugendlichen, die zusammen mit einem Sozialbetreuer in einem Haus wohnten. Das Programm gab Jugendlichen die Chance, ihr Leben neu auszurichten. „Sie nahmen viele Jugendliche aus den innerstädtischen Bezirken“, erklärte Griffin 2015. „Ich hatte damals das Gefühl, dass es eine gute Idee wäre, daran teilzunehmen.“

Hier traf Griffin nun auf eine Welt, die das genaue Gegenteil von „Far Rock“ war, ein an der Küste New Yorks gelegener Bezirk voller Sozialwohnungen und tausender heruntergekommener Bungalows, die noch aus einer Zeit stammten, in denen Far Rockaway als beliebtes Ausflugsziel fernab des Asphaltdschungels galt. Inzwischen waren dort Schießereien, Drogen und Prostitution an der Tagesordnung. Dieses Klima der Gewalt stand im krassen Gegensatz zu der langsam beginnenden Aufwertung der Gegend, hervorgerufen von Yuppies, die begonnen hatten billig Grundstücke in dem Stadtteil aufzukaufen. Griffin hatte schon viel in seinem jungen Leben gesehen, doch A Better Chance bot ihm eine ganz neue Erfahrung. „Ich kam aus einer Gegend, wo vorwiegend Schwarze wohnten“, erklärt er. „An der Schule, die ich in Lower Merion besuchte, waren mehrheitlich Weiße. Das war ein Kulturschock für mich.“

Obwohl Basketball nichts mit seiner Entscheidung an diesem Programm teilzunehmen zu tun hatte, sollte es schnell zu einem wichtigen Element werden. Eine der ersten Personen, die Griffin bei seiner Tour durch die Schule traf, war Gregg Downer, dem Griffins Größe von knapp über 1,90 m sofort auffiel.

Schnell lernte er dann auch Kobe Bean kennen und beide empfanden schnell gegenseitigen Respekt. „Als ich ihn das erste Mal traf, war er ein cooler Junge“, erinnert sich Griffin. „Wir haben uns nur angesehen. Er machte sein Ding und ich meins.“

„Basketball gehörte sicher auch dazu“, meint Downer, „doch ich glaube, dass die Chemie zwischen ihm und Kobe einfach gepasst hat. Jermaine spielte quasi die zweite Geige in der Mannschaft. Er war sehr wichtig für uns und er wurde Kobes Freund.“

„Kobe war der mit dem größten Selbstvertrauen“, sagt Griffin. „Ich glaube, das war auch der Grund, warum wir so gut befreundet waren während unserer Schulzeit. Ich kam aus New York, das unterschied mich von den anderen hier und ich sprach auch anders, ein leicht anderer Dialekt, ein anderer Stil, und das hat es auch gebraucht.“ Damit konnte Griffin seinem neuen Freund auch ganz neue Perspektiven bei den Entscheidungen und Themen, mit denen sich Kobe auseinandersetzen musste, eröffnen.

Bryant durchlebte gerade seinen eigenen Kulturschock an der Lower Merion. Zwar schien er sich an dieser weißen Vorstadtschule recht wohlzufühlen, er war aber auch begierig darauf, typisch afroamerikanische Dinge kennenzulernen, um ein besseres Gefühl für seine kulturellen Wurzeln zu bekommen und sich nicht mehr wie ein Fremder in einem fremden Land zu fühlen. „Kobe sagte: ‚So geht’s.‘ Und ich sagte: ‚Kobe, ich denke wir sollten es lieber so machen‘, erinnert sich Griffin. Das war der Grund warum wir beide uns auf Anhieb verstanden – er musste nicht mein Händchen halten und ich nicht seines. Jeder von uns hatte seinen eigenen Führungsstil.“

Trotz allem, Bryants Selbstbewusstsein in seinem zweiten Jahr war unerreicht. Griffin sah aber darüber hinweg und lernte schnell neue Facetten der Persönlichkeit seines Freundes kennen. Unter all dem überlegenen Gehabe steckte eine Sensibilität, die allerdings von seiner Einstellung, alles selbst machen zu wollen, überschattet wurde. „Ich habe sicherlich eine Seite an ihm kennengelernt, die andere nie zu Gesicht bekommen haben“, sagt er.

„In vielerlei Hinsicht war Bryant wie jeder andere“, meint Griffin, außer dass er ein Alphatier war auf dem Weg ein Weltklassebasketballer zu werden.

Evan Monsky, ein anderer Teamkollege damals, pflichtet Griffin bei, dass Kobe nur ein heranwachsender Junge war, der versuchte seinen Platz in dieser manchmal recht komplizierten Welt der Highschool zu finden.

Bald schon würde dieses ungezwungene Leben dem Ruhm weichen und Bryant sich diesem hingeben, so wie es jeder Teenager machen würde. Sein zweites Jahr war das letzte, in dem er seine jugendliche Unbedarftheit und Freiheit, die ein Amateur eben genießt, auskosten konnte, bevor ihn das Leben, nach dem er sich so sehnte, einholte und wegtrug.

„In der Highschool machten wir immer Witze, spielten anderen Streiche und solche Sachen“, erinnert sich Griffin. „Wenn man zur Schule geht, gibt es immer Tage, an denen du lieber nicht gehen willst. Tage, an denen du dir eine kleine Auszeit nehmen willst. Wir gingen gerne zur Schule, doch es gab auch Zeiten, da wollten wir mal raus und was essen gehen oder uns eine kleine Pause genehmigen, einfach nur kurz weg und Musik hören oder so.“

Zusammen schlichen sie sich aus der Schule und zusammen besuchten sie auch den Englischunterricht bei Jeanne Mastriano, einer jungen Lehrerin mit Brille, die einen Hauch Gegenkultur ausstrahlte. „Sie war eine meiner Lieblingslehrerinnen“, sagt Griffin. „Sie hatte einfach etwas. Dass ich in ihrer Klasse war, hat mich verändert und gab mir eine Perspektive, was das Schreiben, Leben, Reden und Lesen anbelangte. Es hob mich auf ein ganz neues Level.“

„Wir schrieben viel in der zehnten Klasse“, erinnert sich Mastriano 2015. „Eine Menge freies Schreiben, einfach nur Gedanken und Ideen rauslassen – sowohl die Guten, als auch die nicht so guten.“

Schreiben bedeutete Griffin wirklich viel, vor allem in Bezug auf seine Erinnerungen an Far Rock, genauso wie es Bryant half, sein eigenes Leben genauer unter die Lupe zu nehmen – so sehr, dass er Mastriano 2015 sogar als seine „Muse“ bezeichnete, worüber sich seine ehemalige Lehrerin sehr amüsierte, wurde sie doch damit einer „Halbgöttin“ gleichgesetzt. „Eine Muse, eine der neun göttlichen Schwestern der Inspiration, verstehen Sie?“, erzählte sie einem Radiojournalisten. „Zu seiner Zeit an der Highschool hat er mich nie so bezeichnet, doch wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Trotz der ganzen Wochenenden, die er beim Basketball verbrachte, hatte er immer seine Hausübungen, er war sehr diszipliniert“, erinnerte sie sich.

Die Disziplin hatte er von Pam, sagen Familienfreunde. Disziplin war ein wichtiges Element in ihren Bemühungen, das sich ständig verändernde Umfeld ihres Sohnes einigermaßen zu kontrollieren.

Auch wenn sich Bryant bei seinen schulischen Pflichten nicht annähernd so hineinsteigerte wie beim Basketball, so erkannte Mastriano seinen Hunger nach Wissen. „Für ihn ist Lernen etwas, das ihn stärker macht. Er ist ein aufmerksamer Zuhörer“, meinte sie 2014 einmal.

Mastriano benotete Griffins und Bryants schriftliche Arbeiten und drängte die beiden, sich die Frage zu stellen, was sie mit ihren schriftlichen Werken bezwecken wollten, um ihnen einen tieferen Sinn zu geben.

„Kobe schrieb immer über Basketball“, sagte sie. „Er sprach immer darüber, ein professioneller Basketballer zu werden.“ Bryant hatte schon seit längerem eine gewisse Affinität fürs Schreiben, vor allem von Gedichten, gehabt, was Kobes Großvater, Big Joe, sehr freute. Über die Jahre hinweg hatte Big Joe oft über all die Dinge gestaunt, die ihm sein Enkelsohn gezeigt hatte, und immer wieder gesagt, dass Kobe so viel Talent in den verschiedensten Bereichen besaß und er vielleicht darüber nachdenken sollte, etwas anderes als Basketball zu machen. Doch Jellybean und sein Sohn waren so in der Welt des Basketballs verloren, dass es nie wirklich dazu kam.

Kobe Bryant

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