Читать книгу Kobe Bryant - Roland Lazenby - Страница 31

Frühe Aces

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In jenem Herbst an der Lower Merion erkannte Downer, dass Bryant eine erstaunliche Arbeitsmoral hatte. Er puschte sich durch ein mörderisches Programm aus Konditions- und Gewichtstraining sowie nonstop Basketballtraining. Bei allen Mannschaftstrainings versuchte er immer der Beste zu sein. Vier Jahre lang hatte er in dieser Hinsicht eine makellose Bilanz. „Als ich sah, wie gut Kobe Bryant war, holte ich Leute aufgrund ihres spielerischen Könnens in den Trainerstab“, sagt Downer.

„Meine einzige Intention war es, Leute zu finden, die den Jungen decken und mit ihm mithalten konnten und eine Herausforderung für ihn waren.“

So heuerte er einen ehemaligen Collegespieler, einen athletischen Guard namens Jimmy Kieserman an. Dann überredete er seinen eigenen Bruder, Drew, der groß und kräftig war, sein Büroleben aufzugeben und als Coach zu arbeiten. Der Witz war, dass alle dachten, sie hüpfen nur kurz einmal ins Flugzeug, kommen rüber und spielen ein wenig Guard gegen diesen 14-Jährigen. Das sollte doch kein Problem sein. Doch das Lustige daran war, dass dieser junge Freshman sie alle alt aussehen ließ auf dem Spielfeld. Downers nächster Schachzug war, den Vater des Jungstars ins Boot zu holen, vor allem da er besorgt war, dass so ein kleines Sportprogramm wie das der Lower Merion seinen neuen Star schnell an eines der großen, alteingesessenen Programme, wie etwa das der Roman Catholic – zu deren Mannschaft Carr zählte – verlieren könnte. Wenn Kobes Vater als Coach für ihn arbeitete, würde dies die Bindung zur Lower Merion stärken; plus, die beiden Töchter der Bryants gingen auch auf die Lower Merion, wo sie sich gut eingelebt hatten und Volleyball spielten. Diese Gefahr hing noch einige Saisonen wie ein Damoklesschwert über seinem Team. Doch mit der Zeit wurde immer deutlicher, dass Bryant ein Programm haben wollte, bei dem er den Ton angab, wo er die Spielzeit bekam, die er benötigte, um sich weiterzuentwickeln, ein Programm, das zu seiner Einstellung passte.

„Die ersten paar Male, als wir gegen Schulen aus der Innenstadt spielten, redeten alle über mich“, erklärte Kobe einmal. „Die Hälfte von ihnen sagte, ich wäre ein verweichlichter Vorstadtjunge.“

Diese negative Stimmung war zum Teil der Leistung der Lower Merion in Bryants Freshman-Jahr geschuldet. Unter Downer hatte das Team im Jahr davor stolze 20 Siege erreicht. Die Erwartungen lagen nun hoch, doch die Abgänge einiger Spieler nach ihrem Abitur und Verletzungen hatten den Roster ausgedünnt. Und so legten die Lower Merion Aces in der Saison 1992/93 mit Kobe Bryant als Starter eine enttäuschende 4-20 Saison hin.

„Das war nicht gerade schön“, sagt Downer. Es war auch der Punkt, an dem der Trainer und sein zukünftiger Star herausfanden, wie sehr sie es beide hassten zu verlieren. „So viele Niederlagen bedeuteten fast den Weltuntergang für ihn“, sagt Downer und zu verlieren machte es auch schwieriger ihn auszuwechseln. „Er machte alles im Team, er spielte auf jeder Position, doch es war so gut wie unmöglich, ihn auf die Bank zu setzen, das kann ich Ihnen sagen.“

Wie schon sein Vater hatte Kobe Bean auch die Angewohnheit immer wieder schlechte Würfe zu nehmen. Aus diesem Grund nahm Downer ihn immer wieder vom Feld, damit er sich dieses Verhalten abgewöhnte. „Zumindest haben wir es ein paar Spiele lang versucht, doch das war keine so gute Idee“, erinnert sich Downer. „Er hat uns immer bitterböse angesehen und dabei herumgeschrien. Er konnte es nicht leiden, ausgewechselt zu werden.“ Wenn es zu heftig wurde, redete Joe auf Italienisch auf Kobe ein, um ihn wieder zu beruhigen. Downer verstand zwar kein Wort, doch es schien zu funktionieren. „Ich glaube, Joe war ein guter Puffer“, erklärte Downer. „Kobe schrie mich nicht oft an, doch wenn er es tat, musste er seinem Vater Rede und Antwort stehen.“

Es war also nicht verwunderlich, dass Coach Downer seine Idee mit dem Auswechseln nochmals überdachte. Auch der Trainerstab passte sich der neuen Spielphilosophie an: Ein schlechter Wurf von Kobe ist besser als ein Fehlpass eines seiner Mitspieler.

„Er hatte Spielintelligenz, das war offensichtlich“, erklärt der Trainer. „Er gab exzellente Pässe, auch schon als Freshman. Er machte seine Mitspieler einfach besser. Ich glaube, in der Zeit als wir spielerisch in der Krise waren und niemanden hatten, um unsere Abgänge zu ersetzen, sagte er sich: Jetzt muss ich hier wohl das meiste alleine machen. “

Das war natürlich ein ausgezeichneter Nährboden für Spannungen zwischen dem jungen Bryant und seinen älteren Mitspielern – die gleichen Spannungen, die schon in Italien zum Vorschein gekommen waren und die es auch in der Zukunft in der NBA geben würde.

„Mit der Zeit kam das Alphatier in ihm immer mehr zum Vorschein“, sagt Downer über Bryants dominante Persönlichkeit. Doch der springende Punkt für jeden Trainer in dieser Lage war, dass Bryants Anwesenheit vieles leichter machte. „Was unsere Arbeit einfacher machte, waren seine Arbeitseinstellung und dass er alles, was ihn besser machen konnte, aufsaugte wie ein Schwamm“, erzählt Downer. „Man musste ihm nie etwas zweimal sagen, so wie es oft bei anderen der Fall ist. Mit Kobe hatten wir nun zwar das Mittelstück, aber wir hatten nichts darum herum.“

Er war der Schnellste und arbeitete am härtesten von allen im Team. Er konfrontierte seine Mitspieler und zog sie zur Verantwortung. Natürlich führte ein solches Verhalten unweigerlich zu Spannungen im Team, vor allem aufgrund der vielen Niederlagen im ersten Jahr. „Selbst seine Teamkameraden konnten ihm sein Engagement nicht absprechen und das machte es schwierig für sie, unsere Entscheidungen nicht doch bis zu einem gewissen Grad zu akzeptieren“, erklärt Downer.

Evan Monsky, einer der älteren Spieler des Teams damals, sagt, dass man, wenn man auf Bryants Verhalten zurückblickt, auch verstehen muss, dass sein Drang der Star zu sein, nicht die omnipräsente, alles bestimmende Eigenschaft seiner Persönlichkeit war, wenn er in der Kabine saß. „Er war ein normaler, fröhlicher Junge, der lachte und Witze riss, genauso wie alle anderen.“

Trotzdem war es nicht immer leicht für die Coaches Kobe Beans überschäumendes und anmaßendes Verhalten zu schlucken. „Ich habe ihn immer ein wenig stur empfunden“, gibt Downer zu. „Ich fand ihn auch immer ein wenig arrogant. Aber das sind eben die Eigenschaften, die dich groß machen.“

Downer spielte gerne eine Front the Post-Verteidigung, bei der sich die Verteidiger vor den gegnerischen Post-Spielern positionierten, um zu verhindern, dass diese angespielt werden. „Einmal fauchten wir Kobe an, er solle sich vor seinen Gegner stellen und er sagte darauf: ‚So werde ich aber nicht in der NBA spielen.‘ ‚Das ist hier auch nicht die NBA‘, schrien wir dann zurück.“

Manche meinen, dass Kobe Bryant das Programm an der Lower Merion diktierte und dass dies nicht zuletzt durch die Tätigkeit seines Vaters im Trainerstab gefördert wurde. Darin mag vielleicht sogar ein Körnchen Wahrheit stecken, doch Downer machte immer klar, dass Joe Bryant niemals etwas Unangemessenes tat und seine Aufgaben als Trainer pflichtbewusst erfüllte und ein solider Coach für die Junioren und exzellenter Assistenztrainer für die reguläre Schulauswahl war.

„Damals gab es etwas, das sie die ‚Gurt-Regel‘ nannten, das hieß, die Trainer durften beim Coachen die Bank nicht verlassen“, erinnert sich Downer. „Eine dämliche Regel, wirklich dämlich. Diese Regel verfolgte mich etwa zehn Jahre lang in meiner Trainerkarriere.“

In einem Spiel im ersten Jahr stand Joe einmal von der Trainerbank auf, um eine Schiedsrichterentscheidung zu diskutieren und wurde dafür prompt mit einem technischen Foul bestraft. Beim nächsten Spiel war er nirgends zu sehen. Einer der Trainer erblickte ihn dann während der ersten Hälfte irgendwo in den Zuschauerrängen sitzend. Downer sandte jemanden zu ihm, der ihn fragte, warum er nicht unten auf der Trainerbank war. Joe antwortete, dass er das Team nicht wieder in Schwierigkeiten bringen wollte und sich darum entschieden hatte, sich aus dem emotionalen Hexenkessel da unten etwas zurückzuziehen. Downer und die anderen Coaches mussten lachen, bestanden aber darauf, dass Joe wieder unten bei ihnen Platz nahm, da seine Anwesenheit zu wertvoll für das Team war. Abgesehen davon sprach keiner von ihnen Italienisch.

„Die Jahre mit Kobe Bryant prägten mich“, meint er. „Wissen Sie, wenn man alle Puzzleteile zusammensetzt und ihn sich jetzt ansieht, wie weit er es gebracht hat, seine Einzigartigkeit, dieser Fokus – das ist einfach unglaublich.“

Die Niederlagen in der ersten Saison machten es sicher nicht einfach für den jungen Trainer und seinen Freshman-Star, doch anstatt einen Keil zwischen die beiden zu treiben, schweißte es sie mehr zusammen.

„Im ersten Jahr war es wirklich schwer“, erinnert sich Bryant. „Ich glaube, am Ende stand es 4-20. Das war ein hartes Jahr. Doch es war eine neue Erfahrung für mich. Mein Coach an der Highschool war ein fantastischer Trainer. Oft blieb er noch nach dem regulären Training da oder kam noch vor dem Training, um mit mir zu üben. Er hatte großen Anteil daran, dass ich als Spieler gereift bin.“

Trotz der Enttäuschung über die klaren Niederlagen seiner Mannschaft in dieser Saison, demonstrierte Bryant immer wieder seine Athletik, was zu einigem Erstaunen in der Highschool-Basketballszene Philadelphias führte. Sein Talent und seine Motivation begeisterten viele Trainer in der Stadt. Sam Rines, Coach in der Amateur Athletic Union in Philadelphia und immer auf der Suche nach neuen Talenten, erinnert sich daran, als er Bryant zum ersten Mal sah. „Er war noch nicht so etabliert“, sagt Rines. „Ich meine, man konnte schon sehen, dass er gut war und er war der Typ, den man sich ansieht und dann sagt: ‚Verdammt noch mal, der ist erst in der neunten Klasse.‘“

Kurz danach erlitt der junge Bryant eine Knieverletzung und verpasste die letzten Spiele seiner Freshman-Saison. „Er war vierzehn und etwa 1,87 m“, erzählt Jeremy Treatman, ein lokaler Basketballjournalist und Kommentator. „Er war so dünn. Die Kniescheibe brach er sich, als er mit einem anderen Spieler leicht zusammenstieß. So dünn war er.“

Das gab Downer die Gelegenheit zu sehen, wie hoffnungslos das Team ohne Bryant gewesen wäre.

Auch nach der ersten Saison beobachtete Downer diesen immensen Druck, den Bryant ins Team gebracht hatte. Schnell begriff er, dass dieser Druck in den nächsten Jahren dramatisch ansteigen würde. Kobe Bryant hatte ein klares Ziel vor Augen und wenn du nicht mit an Bord warst, war er der Typ, der dich am Kragen packen und aus dem Zug werfen würde, das war klar und deutlich.

Kobe Bryant

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