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Eine erste Annäherung

Der Kosmograf Sebastian Münster schrieb im Jahre 1544, der Rhein sei der „berühmteste und Fluss nit allein für Teutschland, sondern auch in Europa“. Und er hatte mehr geografische Einsicht als drei Jahrhunderte später der vaterländische Ernst Moritz Arndt, der behauptete: „Der Rhein, Teutschlands Strom“. Das ist der Vater Rhein mitnichten. Immerhin haben sechs Länder teil an ihm, nämlich auch die Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Frankreich und die Niederlande. Darüber hinaus ist er recht international. Denn die „Rhein- und Schifffahrtsakte“ von 1866 gewährt allen Nationen freies Schifffahrtsrecht. Allerdings nur von Basel an flussabwärts. Aber wir wollen als geografisch genügsame Menschen für dieses Buch lediglich das Gebiet heranziehen, das sich „Rheinland“ nennt.

Nur: Was ist dieses Rheinland? Da gab es sehr unterschiedliche Einschätzungen. Demnach wurde der schöne, heimelige deutsche Begriff zum ersten Mal ausgerechnet für ein nicht-mehr-deutsches linksrheinisches Gebiet verwendet, das ab 1792 eine Zeit lang zu Frankreich kam. Es dauerte aber keine 20 Jahre, bis 1815 der Wiener Kongress das Rheingebiet neu verteilte. Nun hieß das preußisch verwaltete Territorium „Rheinprovinz“ oder „Rheinland“. Doch dann kam 1874 Baedekers Reiseführer „Rheinlande“ heraus, der das Rheintal in seiner ganzen Länge so nannte, von Basel bis Rotterdam. Und so ging das mit der Ungewissheit weiter: Wo beginnt das Rheinland und wo hört es auf? Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine Zeit lang eine neue politische Ausdeutung: „Rheinland“ ist ganz Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Das betrachtet man heute sparsamer. Andererseits gibt es seit 1953 einen Höheren Kommunalverband, den „Landschaftsverband Rheinland“, der zwar halb Nordrhein-Westfalen, aber kein Zipfelchen von Rheinland-Pfalz umfasst.

Wir halten uns in diesem Buch weitgehend an die Grenzen der historischen „Preußischen Rheinprovinz“: Hauptsächlich behandeln wir linksrheinisches Gebiet – die Uferpartien des Rheins von Mainz bis zur niederländischen Grenze. Rechtsrheinisch beschäftigen wir uns mit einer schmalen Uferpartie, die sich zuweilen – so beim Berghessischen Land oder beim Siebengebirge – ein Stück nach Osten ausweitet. Von der Eifel oder dem Saarland, die historisch zur „Rheinprovinz“ gehören, können wir hier nur am Rand Gebrauch machen. Aber die Eifel ist ja auch eine sehr eigenständige, abgeschiedene Landschaft. Und das Saarland ist zwar ein interessantes Gebiet, aber es gehört mehr aus politischem Zufall zum Rheinland; es liegt ja ausschließlich an der Saar.

Auch so bleibt Ihnen noch viel Raum für private, oft sehr interessante Erkundungen. Es geht um weit über 2000 Jahre alte historische Zeugnisse, hochrangige Baudenkmäler und auf Felsvorsprüngen aufgereihte Burgen – Inbegriffe der Rheinromantik. Oder, an einem anderen Abschnitt des Flusses, um hoch gestylte Industrie- und Wirtschaftsmetropolen, Podien modernsten Kulturschaffens. Insgesamt ist das ein außergewöhnlicher Reichtum an kulturellen Zeugnissen, der noch Raum für zahlreiche Fragen hat – und für deren sachgerechte Beantwortung. Bis in die Stauferzeit im 12./13. Jahrhundert war das Rheinland das Kerngebiet der deutschen kaiserlichen Macht. Erst dann gewannen andere deutsche Gebiete nennenswertes Ansehen. Die Vielzahl der unterschiedlichen Epochen war in ihrem Zusammenwirken nicht ohne Probleme.

Und für eine glatte historische Darstellung auch nicht – das zeigen die folgenden Seiten.

Kleine Geschichte des Rheinlands

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