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3Deine Rechte als Mensch

Sei einzig! Nicht artig!

Um selbstsicher auftreten zu können und zu seinem Recht zu kommen, muss man seine Rechte als Mensch, Angestellter, Verbraucher und Bürger kennen. Man muss wissen, worauf man Anspruch hat, und welche Möglichkeiten es gibt, diesen Anspruch durchsetzen zu können. „Wissen ist Macht“, sagt ein Sprichwort. Richtigerweise müsste es heißen: Wissen, das man anwendet, ist Macht. Natürlich braucht man auch das entsprechende Selbstbewusstsein, um seine Rechte durchzusetzen. Man darf keine Angst haben, die einem zustehenden Rechte einzufordern. Wenn man jedoch nicht weiß, was einem zusteht und was nicht, dann nützt das beste Selbstbewusstsein nichts, man ist letztlich der Dumme.

Deine persönlichen Rechte

Die folgenden Rechte haben keine gesetzliche Grundlage.

Dennoch sind es Rechte, die du, ich und andere Menschen haben, einfach aufgrund der Tatsache, dass wir Menschen sind. Es sind persönliche Rechte, die man sich und anderen einräumen sollte, da sie das Zusammenleben erleichtern.

Du hast das Recht, deine Meinung zu ändern.

Wir können einen Standpunkt, den wir heute vertreten, morgen aufgeben. Wir können morgen nein sagen, wenn wir heute ja gesagt haben. Manchmal versuchen andere uns auf etwas festzunageln, was wir irgendwann einmal gesagt haben. Sie tun das, weil unser Sinneswandel für sie unangenehm ist oder wir für sie dadurch nicht berechenbar sind. Durch den Vorwurf, verantwortungslos zu sein, wollen sie uns manipulieren und veranlassen, zu unserer alten Entscheidung zurückzukehren. Das heißt nicht, dass man nach dem Satz „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ handeln sollte. Es geht nicht darum, eine Zusage mutwillig oder aus einer Laune heraus zu brechen. Es treten jedoch manchmal Ereignisse ein, die es notwendig machen, ein gegebenes Versprechen nicht einzuhalten. Es geht darum, dass wir das Recht haben, uns neu zu entscheiden, wenn wir feststellen, dass wir uns geirrt haben, oder wir uns durch das Festhalten an einer Entscheidung in unvorhersehbarer Weise in unserer persönlichen Entfaltung einengen oder schaden.

Du hast das Recht, dass dich etwas nicht interessiert.

Andere versuchen manchmal, uns vorzuschreiben, wofür wir uns zu interessieren haben: für ihre Meinung, ihre Probleme, Politik, Kultur, Sport,…

Wenn wir sagen „Das interessiert mich nicht.“, dann wollen uns andere oft dieses Recht streitig machen, indem sie uns vorwerfen, wir seien verantwortungslos, unvernünftig, egoistisch, dumm oder unmoralisch. Wenn jemand uns einen solchen Vorwurf macht, dann geschieht das nur in der Absicht, uns zu manipulieren. Der andere will, dass wir uns für etwas interessieren, was ihm wichtig ist, und woraus er einen Gewinn zieht.

Du hast das Recht, nein zu sagen, ohne dich schuldig zu fühlen.

Ein „nein“ bedeutet immer, dass ein anderer auf etwas verzichten muss. Verständlich, dass er darüber nicht erfreut ist. Andererseits: Wo steht geschrieben, dass man immer bekommen muss, was man haben möchte? Wir sind nicht dazu da, die Wünsche der anderen zu erfüllen, und die anderen sind nicht dazu da, unsere Wünsche zu erfüllen. Es ist schön, wenn wir von anderen etwas bekommen, aber ein Anrecht darauf haben wir nicht. Die anderen schulden uns nichts und wir schulden den anderen nichts. „Das ist nicht fair.“, werden die anderen sagen, um dich zu manipulieren, und sie haben möglicherweise recht damit. Aber wo steht, dass man ein Recht darauf hat, immer fair behandelt zu werden? Überhaupt: Was ist „fair“? Ist das nicht Auslegungssache? Ist es fair, dass Menschen verhungern, ermordet oder von Autos überfahren werden? Ist es fair, dass manche Menschen mit dreißig Jahren, andere mit 100 Jahren sterben? Das Leben und die Menschen sind nicht gerecht und fair.

Du hast das Recht, Fehler zu machen.

Niemand ist vollkommen. Und doch versuchen manchmal andere einen Fehler von uns als etwas Unrechtes hinzustellen, als etwas, das wir nicht hätten tun dürfen. Natürlich sind auch wir oft selbst schnell bei der Hand, uns für Fehler zu kritisieren und verurteilen. Damit andere uns nicht mit dem Hinweis auf einen Fehler, den wir begangen haben, manipulieren können, müssen wir uns die Erlaubnis geben, Fehler machen zu dürfen, ohne uns als minderwertigen Menschen oder Versager anzusehen.

Verurteilen wir uns selbst für Fehler, dann haben andere leichtes Spiel, uns Schuldgefühle zu machen, und damit haben sie uns in ihrer Hand. Wir tun uns dann schwer, dem anderen etwas abzuschlagen, da wir glauben, wir müssten unseren Fehler wiedergutmachen. Das heißt nicht, dass man Fehler nicht wiedergutmachen sollte, wenn man dadurch anderen Menschen wirklich geschadet hat.

Es geht vielmehr darum, dass man dies nicht aus einem Gefühl der Schuld heraus tut, sondern aus der Einsicht, falsch gehandelt zu haben.

Du hast das Recht, deine Meinung, Gefühle und Überzeugungen zu äußern.

Meinungsfreiheit nennt man das. Die ist sogar im Grundgesetz verankert. Also, mach davon Gebrauch.

Du hast das Recht, dich nicht für anderer Leute Probleme verantwortlich zu fühlen.

Genauso wenig, wie andere dir schlechte Gefühle machen können, kannst du anderen schlechte Gefühle machen. Du bist für deine Probleme verantwortlich, die anderen für die ihrigen.

Wenn andere frustriert, verärgert oder deprimiert sind, dann deshalb, weil diese sich frustrierende, ärgerliche und deprimierende Gedanken machen. Es sind deren Gedanken über unser Verhalten, die für ihre schlechten Gefühle verantwortlich sind. Folglich musst du dich auch nicht für die Probleme anderer verantwortlich fühlen. Das Gleiche trifft auf deine Gefühle und Probleme zu. Niemand kann dir schlechte Gefühle machen. Das kannst nur du. Folglich bist auch nur du dafür zuständig, wie du dich fühlst.

Du hast das Recht, zu entscheiden, was dir wichtig ist.

Du hast das Recht, dich selbst zu verwirklichen, die Dinge zu tun, die dir wichtig sind. Ja, das ist sogar deine Pflicht. Warum? Tust du das nämlich nicht, bist du für andere eine Zumutung und Belastung, weil du mit dir und deinem Leben unzufrieden bist.

Nur du kennst deine Bedürfnisse, Interessen, Wunschträume und Vorlieben und du hast ein Recht darauf, sie zu verwirklichen. Mach Gebrauch davon.

Du hast das Recht, andere um einen Gefallen zu bitten.

Viele Menschen getrauen sich nicht, andere um etwas zu bitten, weil sie befürchten, dem anderen Unannehmlichkeiten zu bereiten. Warum aber überlassen wir es nicht dem anderen, zu entscheiden, ob ihm unsere Bitte Unannehmlichkeiten bereitet oder nicht? Kann der andere nicht für sich selbst entscheiden und „nein“ sagen? Natürlich kann der andere „nein“ sagen, und er hat sogar das Recht dazu. Wir schließen nur oft von uns auf andere. Fällt es uns schwer, anderen etwas abzuschlagen, dann meinen wir, anderen müsse es genauso gehen. Das mag sein, und wenn dem so ist, dann ist das deren Problem und diese sollten besser lernen, ohne Schuldgefühle „nein“ zu sagen. Das sollte uns jedoch nicht daran hindern, Wünsche zu äußern.

Du hast das Recht, dein Verhalten nicht zu rechtfertigen.

„Wie kommst du dazu, so etwas zu machen?“, „Warum hast du das getan?“ „Wie konntest du nur so unvernünftig sein?“ sind Fragen, durch die andere uns veranlassen wollen, Rechenschaft über unser Verhalten abzulegen, damit sie dann entscheiden können, ob wir richtig oder falsch gehandelt haben. Wenn wir jemandem etwas abschlagen, dann frägt dieser vielleicht: „Warum willst du mir nicht helfen?“, „Warum willst du mir nicht das Geld leihen?“ Antworten wir mit „Ich habe keine Lust.“, dann wird uns der andere durch den Vorwurf, wir seien egoistisch, zu überzeugen versuchen, dass wir im unrecht sind. Die Forderung nach Rechtfertigung unseres Verhaltens dient nur der Befriedigung des Egos des anderen und gibt ihm Macht über uns. Deshalb ist es müßig, Erklärungen abzugeben, warum man etwas tut oder nicht tut. Das zu entscheiden – ohne anderen gegenüber unser Verhalten zu rechtfertigen – ist einzig und allein unsere Sache.

Du hast das Recht, so zu leben, wie es dir gefällt, solange du anderen das auch zugestehst.

Dieses Recht ist das umfassendste von allen, und man könnte hierunter alle anderen Rechte zusammenfassen. Es wird jedoch immer jemanden geben, dem das missfällt, oder der der Auffassung ist, so sollte man nicht leben. In aller Regel missfällt dies anderen jedoch nur deshalb, weil sie dadurch über uns keine Macht mehr haben, sprich uns nicht mehr ausnutzen können, oder weil sie schlichtweg neidisch auf uns sind, dass wir uns getrauen, wovor sie Angst haben. Diese Rechte musst du Tag für Tag verteidigen, da andere immer wieder versuchen werden, sie dir streitig zu machen. Von seinen Rechten Gebrauch zu machen bedeutet nicht, skrupellos, unsozial oder ohne Mitgefühl zu sein. Es bedeutet, selbst zu entscheiden, was wir tun möchten und was nicht. Es geht um Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung. Es geht darum, andere nicht entscheiden zu lassen, was für uns gut ist. Das können und müssen wir selbst.

Welche dieser Rechte hast du dir bisher streitig machen lassen?

Wer nichts weiß, muss alles glauben

Um von Rechten Gebrauch machen zu können, musst du diese kennen. Kennst du deine Rechte nicht, dann musst du glauben, was andere dir sagen. Informier dich deshalb über deine Rechte als Verbraucher, Angestellter, Bürger und Patient. Da diese Rechte sich ständig ändern, kann ich hier nicht darauf eingehen. Informier dich oder wende dich an eine Verbraucherschutzorganisation, wenn du Informationsbedarf hast.

Wenn du dich

selbst annimmst,

wirst du von anderen

angenommen und kannst

andere annehmen.

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