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Nebenbei bemerkt

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Aus der Form erhaltener Faustkeile und anderer Steingeräte lässt sich schließen, dass die Produzenten der Werkzeuge von anderen Produzenten lernten und Fertigungstechniken übernommen haben. Dies wäre ein Beispiel für Tradierung.

Definition Werkzeug: Es ist ein nicht zum Körper gehörendes Objekt, mit dessen Hilfe die Funktionen des eigenen Körpers erweitert werden, um auf diese Weise ein unmittelbares Ziel zu erreichen. Wird das Werkzeug für einen bestimmten Verwendungszweck gezielt modifiziert, bezeichnet man es auch als „Gerät“. Der Mensch ist in diesem Zusammenhang ein Generalist.

Zu (c): Wie entwickelte sich menschliches Bewusstsein? Unter Bewusstsein versteht man im weitesten Sinne das Erleben mentaler („gedanklicher“) Zustände und Prozesse. Phänomenales Bewusstsein entsteht beispielsweise im Zusammenspiel mit der selektiven („auswählenden“) Aufmerksamkeit. Nur diejenigen Informationen im Kurzzeitgedächtnis, auf welche die Aufmerksamkeit gelenkt wird, werden einem Menschen auch phänomenal („außerordentlich“) bewusst.

Zu (d): Die Bedeutung des Feuers für frühzeitliche Homininen lag darin, dass es Licht und Wärme spendete, wodurch die Feuerstätte zur sozialen Begegnungsstätte wurde. Außerdem bot das Feuer Schutz vor wilden Tieren. Mit Hilfe des Feuers konnte das Fleisch der Jagdbeute, auf Grund der thermischen Denaturierung der Fleischproteine, zubereitet werden („frühzeitliches Grillen“). Dadurch musste das Fleisch nicht mehr roh gegessen werden.

Jahrtausende lang lebte der Homo sapiens sapiens relativ friedlich und nachhaltig in seinen natürlichen Umweltbereichen. Nach Erkenntnissen des Archäogenetikers Johannes Krause, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, sind einige Genmutationen im Genom („Gesamtheit der Gene“) des damaligen Homo sapiens sapiens dafür verantwortlich, dass sich im Verhalten der Frühzeitmenschen „alles veränderte“ [17] und diese Vorgänge „sich womöglich vor nicht allzu langer Zeit ereigneten.“ [18]

Auszug aus dem Interview der SPIEGEL-Journalisten mit Johannes Krause:

SPIEGEL: Wann genau? Krause: Genau lässt sich das nicht sagen, aber es ist doch auffällig, dass weltweit verschiedene Menschengruppen, die alle die gleichen Vorfahren hatten, unabhängig voneinander und innerhalb von wenigen tausend Jahren auf die Idee kamen, sesshaft zu werden und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Die sogenannte neolithische Revolution, die folgenreichste Revolution der Menschheitsgeschichte, ereignete sich also erstaunlicherweise gleich parallel mehrere Male: Erst vor etwa 12.000 Jahren im Nahen Osten, dann einige Zeit später am anderen Ende Asiens, noch etwas später in Amerika, dann in Afrika, und vielleicht gab es auch noch eine eigenständige Revolution in Indien und Neuguinea. Sicher hing das auch mit den klimatischen Bedingungen zusammen, aber das kann nicht der einzige Grund gewesen sein. SPIEGEL: Warum nicht? Krause: Vor etwa 125.000 Jahren, während der sogenannten Eem-Warmzeit, lebten auch schon moderne Menschen in Afrika und im Nahen Osten, und die waren auch nicht dumm. Sie fanden 11.000 Jahre lang ähnliche klimatische Bedingungen wie ihre Nachfahren vor, kamen aber in all dieser Zeit nicht auf die Idee, ihr vergleichsweise gemütliches und stressfreies Leben als Jäger und Sammler zu beenden. Offenbar hatte sich die entscheidende Kombination an Genmutationen noch nicht ereignet.“ [19]

Zu der Frage, „Woher kommt es, dass das Konkurrieren um Güter, Einfluss und Macht tief im Menschen verwurzelt zu sein scheint?“, äußert der Urgeschichtler Gerd-Christian Weniger, dass die Konkurrenz um lebenswichtige Ressourcen wie Nahrung für jeden Organismus einen wesentlichen Aspekt des Überlebens darstellt. Aber er hebt hervor, dass diese Konkurrenz in der Stammesgeschichte des Menschen die längste Zeit keine große Rolle spielte.

Auszug aus dem Interview mit Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger: [20]

„Erst in den vergangenen 10 000 Jahren lohnte es sich für die Menschen, stärker gegeneinander zu konkurrieren, als sie ihr Jäger- und Sammlerdasein aufgaben, Ackerbau betrieben und sesshaft wurden. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Sehr viel. Denn damit änderten sich die Lebensbedingungen grundlegend. Solange wir als Jäger und Sammler herumstreiften, machte es überhaupt keinen Sinn, Jagdbeute und andere Güter anzuhäufen. Denn alles, was nicht direkt verzehrt werden konnte, musste mitgeschleppt werden und behinderte die Gruppe. Erst für sesshafte Menschen wird es interessant, Ressourcen anderer zu okkupieren, auch mit Gewalt. Das ist mit einem hohen Risiko verbunden, dem Risiko, getötet zu werden. Jetzt kann es sich lohnen, dieses Risiko einzugehen, eine benachbarte Gruppe zu überfallen und deren Ernte, Herden oder Frauen zu rauben.“

Der folgende Vergleich des Zeitalters der frühzeitlichen Jäger und Sammler mit dem gegenwärtigen, digitalen Zeitalter erfolgt unter verhaltensbiologischen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten. [21]

Im Zeitalter der Jäger und Sammler / Im digitalen Zeitalter:

 Das Leben der frühzeitlichen Jäger und Sammler spielte sich in einer natürlichen Umwelt ab. / Zunehmende Verstädterung (Urbanisierung); Schaffung multimedialer Computerwelten („Computerlandschaften“); zum Teil kein unmittelbarer Bezug mehr zur natürlichen Umwelt durch Freizeitparks und Unterhaltungselektronik

 Zusammenleben in kleinen und damit überschaubaren Gruppen als Jäger und Sammler. Die soziale Kontrolle erfolgt über persönliche Bekanntschaften und über direkte Bereinigung von Konflikten. Soziales Leben in Form von Familienverbänden. / Große, für den Einzelnen nicht mehr überschaubare Sozialverbände („Mega-Verbände“) in Form politischer Verbände („Territorialstaaten“); Tendenz zur Auflösung von Familienverbänden; „Patchfamilies“; Zunahme des Single-Daseins. In den Wohlstandsgesellschaften wohnen die meisten Menschen nebeneinander und nicht mehr miteinander.

 Jäger- und Sammlerverbände wiesen eine charismatische Herrschaft auf. / Heutzutage ist Bürokratie das Gegenteil von Charisma.

 Soziale Intelligenz bei Jägern und Sammlern im Hinblick auf die Entwicklung von Strategien zum gemeinsamen Überleben / Soziale Intelligenz zeigt sich in Krisensituationen. Verstärkte Zunahme des Individualismus in Form egoistischen Verhaltens innerhalb der Großgesellschaften

 Hochentwickelte Fähigkeiten zur Kooperation / Hochentwickelte Fähigkeit zur Kooperation auf technischer Ebene in Krisensituationen und in Situationen, die das nationale Interesse betreffen.

 Fähigkeit, stabile und verlässliche Beziehungen einzugehen / Soziales Leben ist ohne staatliche Institutionen nicht möglich („sozialer Regulations- und Versorgungsstaat“).

 Bereitschaft und Fähigkeit zur Beilegung von Konflikten / Konfliktbereitschaft stark ausgebildet; Lösung von persönlichen Problemen mit Hilfe von staatlichen Institutionen; verminderte Bereitschaft zu Kompromissen und zur Konfliktlösung. Verhandlungen zur Konfliktlösung in vielen Fällen nur über Rechtsanwälte

 Frühzeitmenschen mussten sich anstrengen, um ihre Triebe („Bereitschaft zu einem bestimmten Verhalten) zu befriedigen / Die zur Triebbefriedigung erforderlichen Aktivitätspotenziale werden heutzutage in der Regel gar nicht oder zu wenig eingesetzt. Erzeugung von Glücksempfinden ohne persönliche Investition, totale Glücksanforderung in der Gesellschaft.

 Direkte Kommunikation zwischen Sozialpartnern / Computer als Ersatz für Sozialpartner

 Aushandeln von Kompromissen / Bildung von Zweckallianzen

 Austausch und Gegenleistung / Gründung von Kartellen zum gegenseitigen Nutzen

 Wenn-Dann-Abwägungen; Rücksichtsnahme; Absprachen / Egoistische Versuchung wird immer größer, Normen und Kooperationsabmachungen zu brechen

 Ausrichten von Strategien zum Überleben gegenüber wechselnden Umweltbedingungen / Denken ist im politischen Handeln durch Kurzzeitstrategien geprägt, obwohl Langzeitstrategien erforderlich wären für das wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Überleben.

 Reziproker Altruismus („Selbstlosigkeit“) im Hinblick auf Handelsbeziehungen / Egoismus, sekundärer Altruismus. In vielen menschlichen Organisationen (Vereine, Verbände, politische Parteien, wissenschaftliche Vereinigungen) findet man ein oligarchisches Verhalten vor (Oligarchie: „Herrschaft von wenigen“), praktiziert wird reziproker Altruismus.

 Hierarchisches Muster ist nie ganz statisch gewesen. Im Hinblick auf die Rangordnung stand eine charismatische und pragmatisch erfolgreiche Persönlichkeit an der Führungsspitze. / Durch formale Regeln beeinflusste Hierarchiemuster (Bürokratien, Militär, strenge betriebliche Organisation, gesetzliche Regelungen); Herausbildung und Umgang mit globalen Hierarchiestrukturen

 Kosten-Nutzen-Relation in der Regel günstig / Kosten-Nutzen-Relation in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens außerordentlich ungünstig auf Grund unwirtschaftlichen Denkens und Handelns

Ein weiterer Vergleich soll unser Interesse wecken, nämlich die soziale Situation für Kinder im heutigen Deutschland und für Kinder in der Steinzeit, dargestellt an ausgewählten Beispielen:

 In Deutschland stellen Kinder mit 16% Anteil an der Bevölkerung eine Randgruppe dar. [22] In der Gruppe eines steinzeitlichen Sozialverbandes betrug der Anteil an Kindern im Durchschnitt 40%.

 In drei Viertel der deutschen Haushalte leben nur 1 – 2 Personen, 20% der deutschen Kinder leben mit nur einem Elternteil. Als Mitglieder einer Großfamilie fanden Steinzeitkinder dort Geborgenheit.

 Stillzeit für den jetztzeitlichen Nachwuchs in Deutschland beträgt in der Regel 7 Monate. Die Stillzeit für den steinzeitlichen Nachwuchs beträgt in der Regel 3 Jahre. Dies lässt sich auch bei heute noch lebenden indigenen („einheimischen“) Völkern beobachten.

 Fett und Zucker werden von deutschen Kindern zu häufig konsumiert. Jedes 5. Kind ist übergewichtig. 50% der deutschen Kinder bekommen keine warme Mahlzeit. Die Ernährung für Steinzeitkinder richtete sich nach den Jahreszeiten. Im Winter war Hunger möglich.

 Kindliche Freizeitbetätigungen in Deutschland: Fernsehen, Smartphone-Nutzung, Hausaufgaben, Kontakte zum Freundeskreis, unterstützt durch direkte oder durch indirekte Kommunikation mit Hilfe digitaler Technik. Steinzeitkinder: Viel Bewegung im Freien und intensiver Sozialkontakt innerhalb der Großfamilie; eingebunden in die mobile Lebensweise der Jäger und Sammler.

Wären wir bloß Jäger und Sammler geblieben

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