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Durch die Sesshaftwerdung änderte sich das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt

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Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren setzten Klimaveränderungen ein, die unseren heutigen Bedingungen weitgehend ähnlich sind. Das Klima der Erde erfuhr eine Phase außergewöhnlicher Stabilität. Jagen und Sammeln, die bis dahin über 2 Millionen Jahre hinweg erfolgreiche Lebensform, verlor rasch an Bedeutung. In Verbindung mit der Sesshaftigkeit wurde, unter Veränderung natürlicher Lebensbereiche, durch die Domestikation von Pflanzen und Tieren Vorratswirtschaft durch Ackerbau und Viehzucht ermöglicht („Neolithische Evolution“). Regionen, in denen dies stattfand, war der Vordere Orient, Südostasien, Nordchina (Gebiet des Gelben Flusses, Huang He) sowie Mittel- und Südamerika.

Die erwirtschafteten Nahrungsüberschüsse ließen die Bevölkerung schnell anwachsen – ein Prozess, der sich immer mehr beschleunigte. Aus der Jagdgemeinschaft von weitgehend gleich berechtigten Sozialpartnerinnen und Sozialpartnern entwickelte sich eine hierarchische Gesellschaft, die Macht nach innen und außen ausübte. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte nahmen auch kriegerische Auseinandersetzungen zu.

Im Laufe seiner Kulturgeschichte hat der Mensch fünf Grundtypen von sozialen Systemen entwickelt, die bis in die jüngste Vergangenheit hinein noch nebeneinander bestanden: gleichberechtigte Jäger- und Sammler-Gruppen, einfache ackerbautreibende Kleingruppen ohne formelle Führerschaft, Häuptlingstümer, Königstümer und Staaten. In den Jäger- und Sammler – Gruppen wechselte die Führerschaft, wobei sie durch persönliche Autorität sowie soziales Geschick entstand. Diese flexible Hierarchie ermöglichte schneller auf Veränderungen des Umfeldes zu Gunsten des Sozialverbandes reagieren zu können.

Mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht wurde Führerschaft immer genauer geregelt. Dies hatte zur Folge, dass die Zunahme politischer Macht schließlich in der Herrschaft von Wenigen über die Gemeinschaft mündete. In demokratischen Staaten der Gegenwart unterliegt Führerschaft, wie zu Beginn der Menschwerdung, wieder der Kontrolle durch alle Mitglieder der Gesellschaft.

Bemerkenswert ist, dass der Zoologe und Verhaltensforscher Hubert Markl (19389 – 2015) seinerzeit hervorgehoben hatte, dass der Mensch „der nackteste aller Affen“ ist. [12] Der Evolutionsbiologe Charles Darwin (1809 – 1882) erklärte sich das Phänomen des fast völligen Fellverlustes damals als ein Ergebnis sexueller Selektion. Hubert Markl drückte es folgendermaßen aus: „Wenn Männer die nackteren Frauen und diese die nackteren Männer sexy fanden, dann sollte das rasch zu immer blanckerer Schönheit führen.“ [13]

Bekanntlich lebten die frühzeitlichen Vorfahren des anatomisch modernen Menschen in Afrika in der offenen Savannenlandschaft. Um damals an das begehrte, proteinreiche Tierfleisch für ihre Ernährung zu gelangen, mussten sie ihre Jagdbeute in der Tageshitze im Dauerlauf hetzen, oder sie versuchten beim Anschleichen an die begehrten, gejagten Tiere diese mit einfachen Waffen zu erlegen. [14]

Egal, welche Jagdstrategie sie angewendet haben, die menschlichen Savannenjäger liefen immer Gefahr, ihre Körper zu überhitzen. Die thermoregulatorische Wirkung war nun entscheidend. Denn ein weitgehend unbehaarter Körper gibt leichter Wärme ab. Zudem ist die menschliche Haut mit Schweißdrüsen übersät. Durch das Schwitzen wird der Körper abgekühlt. Der Mensch hat sich im Laufe seiner Evolution zum Kühlspezialisten entwickelt.

Für die verbliebene Kopfbehaarung gibt es auch eine Erklärung. Sie schützt den Kopf, in dem sich das hitzeempfindliche Gehirn (das hauptsächlich aus Proteinen aufgebaut ist) befindet, vor einer Überhitzung durch die Sonnen-Direkt-Bestrahlung. Denn die Folge wäre eine thermische Denaturierung der Gehirnproteine.

In diesem Zusammenhang ist es doch interessant, der Frage nachzugehen: „Warum gibt es heute noch glatzenköpfige Männer?“. Wichtig ist zu wissen, dass schon in der Frühzeit des Menschen in Afrika der aufrechte Gang eine Reihe von Vorteilen brachte. Zum Beispiel wurde bei Wanderungen in der Savanne überwiegend der Kopf von den Sonnenstrahlen beschienen. Kopfbehaarung war ein wirksamer Schutz gegen die Sonneneinstrahlung.

Es ist einsichtig, dass ein Glatzenträger sich nicht als Jäger und Sammler in der Savanne Afrikas eignete. Denn Hitzschlag oder Kreislaufkollaps des Glatzenträgers hätten nur den Sozialverband beeinträchtigt. Deswegen wird ein weitsichtiger Ranghöchster vor einer bevorstehenden Jagd zu dem Glatzenträger gesagt haben: „So lange wir mit dem Jagen und Sammeln beschäftigt sind, wirst du an der Feuerstelle bei den Frauen sitzen bleiben und auf sie aufpassen.“

Während nun die Nahrungs- und Spermienkonkurrenten in die mehrtägige Jagd eingebunden waren, hat sich der Glatzenträger sehr intensiv den Frauen zugewandt und seine genetische Fitness dadurch gesteigert, indem er seine Gene in die nächste Generation an Nachkommen investierte. So hatte er eine hohe Fortpflanzungsrate und das erklärt, warum wir heute noch männliche Glatzenträger haben.

Die Glatze ist demnach das Machtsymbol eines Mannes, der andere für sich arbeiten lässt und bei den Frauen eine hohe Anerkennung genießt. Das gilt natürlich nur für Natur-Glatzenträger.

In Verbindung mit den frühzeitlichen, menschlichen Sozialverbänden ergeben sich folgende Fragestellungen:

(a) Was veranlasste die Frühzeitmenschen, sich in immer größeren Gruppen zusammenzuschließen?

(b) Warum entwickelten sich Sprache und Kultur in den damaligen Sozialverbänden?

(c) Wie entstand im Gehirn unserer frühzeitlichen Vorfahren ein menschliches Bewusstsein?

(d) Welche Bedeutung hatte die Entdeckung der Wirksamkeit des Feuers?

Zu (a): Nach einer These der Wissenschaftler Clive Gamble, John Gowlett und Robin Dunbar war der wichtigste Faktor, der die Entwicklung des menschlichen Gehirns vorangetrieben haben könnte, das Sozialwesen der frühzeitlichen Homininen, das immer komplexer wurde. [15] Denn, je größer das Gehirn ist, desto größere soziale Gruppen sind möglich. Es wird vermutet, dass frühzeitliche Hominini mit einem kleinen Gehirn in sozialen Gemeinschaften mit etwa 50 Mitgliedern lebten. Dies entspricht einem Sozialverband heutiger Menschenaffen, wie etwa den Schimpansen (Pan).

Anatomisch moderne Menschen können hingegen, da sie ein voluminöses, stark entwickeltes Gehirn besitzen, einen Bekanntenkreis von 150 Personen („Robin-Dunbar-Zahl“) überblicken. Wichtiger jedoch als das Größenwachstum des Gehirns ist, nach Erkenntnissen des Neurowissenschaftlers und Nobelpreisträgers von 2000 Eric Kandel, die neuronale Vernetzungsstruktur, die das Gehirn erfahren hat.

Die Vorteile von großen Sozialgruppen liegen darin, dass man sich besser gegen Feinde verteidigen kann. Außerdem lassen sich durch Kooperationen Notsituationen besser überstehen, und man kann mit den Mitgliedern der Sozialpartnerschaft Wissen und Erfahrungen teilen. Als Nachteile von großen Gruppen hingegen erweisen sich, dass das Aufrechterhalten von sozialen Beziehungen ein relativ hohes Zeitinvestment kostet und im Zusammenleben in einem größeren Sozialverband unausweichlich Spannungen auftreten können.

Zu (b): Gerade diese angesprochenen Probleme haben nach Ansicht von Clive Gamble et al. dafür gesorgt, dass sich Sprache und Kultur entwickelten. [16] Mit Hilfe der Sprache (verbale Kommunikation) konnten die Frühzeitmenschen mit mehr Gruppenmitgliedern gleichzeitig interagieren als etwa mit Hilfe von Berührungen (taktile Kommunikation). Kulturelle Errungenschaften wie Kunst, Musik und Religion halfen den Mitgliedern des Sozialverbandes, Bindungen zu festigen und aufrechtzuerhalten.

Wären wir bloß Jäger und Sammler geblieben

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