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Tod eines Killers

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Es ist schon seltsam. Ich dachte immer, wenn dir der Tod begegnet, flimmert in der letzten Sekunde deines Lebens ein Film ab. Alles was du erlebt hast, würde noch mal an dir vorüberziehen. Aber diese Mündung aus Waffenstahl an meinem Hinterkopf brachte mich nur dazu, über die Synthese dieser Waffe nachzudenken. Eine automatische Pistole ist ein Meisterwerk an Technik. Die Patronen werden manuell ins Magazin gedrückt, dabei wird die Feder komprimiert. Das ist der erste Schritt des Ladevorgangs. Die Feder drückt die Kugeln von unten gegen den Schlitten. Beim Spannen der Waffe wird der Schlitten mit Muskelkraft nach hinten gezogen. Dabei wird die zweite Feder am Schlagbolzen gespannt. Dieser wird durch einen Hebel arretiert. Der Schlitten gleitet durch entspannte Federkraft nach vorn. Dabei nimmt er eine Kugel aus dem Magazin mit. Drückt sie in die Kammer. Die Kugel passt genau in den Lauf. Die Hülse ist Millimeter größer. Das ist bereits der erste Schritt zum Auswurf. Der Auswurfhaken rastet im Hülsenrand ein. Die Sicherung ist eine mechanische Sperre. Legt man den Hebel um, wird sie aufgehoben. Nun ist die Waffe scharf geladen und entsichert. Ein leichter Druck auf den Abzugsbügel und die Feder des Schlagbolzens entspannt. Treibt den Bolzen mit Wucht gegen den hinteren Rand der Patronenhülse. Brisanter Sprengstoff, der sich durch Schock entzünden lässt, initialisiert die Treibladung. Schwarzpulver detoniert. Verwandelt sich in eine große Menge Gas. Das Ganze wird begleitet von einem Knall, Feuer und einer Rauchentwicklung. Das Gas treibt die Kugel mit einer Geschwindigkeit von 450 m/s auf das Ziel zu. Also schneller als der Schall. Ich bin also tot, bevor ich den Knall höre. Ein Teil des Gases bewegt den Schlitten nach hinten, solange der Lauf von der Kugel gefüllt ist. Also Millisekunden, die ausreichend Energie liefern. Die nun leere Hülse wird durch das sogenannte Fenster ausgeworfen. Federkraft treibt den Schlitten wieder nach vorne. Dabei nimmt er die nächste Patrone aus dem Magazin mit, und schiebt sie in die Kammer. Der Auswurfhaken platziert sich. Der Schlagbolzen ist gespannt. Die ganze Chose beginnt von Neuem. Pistolen sind durch den kurzen Lauf nicht sehr genau. Die meisten Schützen treffen bei Entfernungen über dreißig Meter kein Scheunentor, wie man so schön sagt. Aber mit der Mündung am Schädel kann man ja wohl kaum daneben schießen. Und der Typ hinter mir war kein Anfänger. Fast geräuschlos hatte er mich überrascht. Außerdem stand ich sehr ungünstig. Abducken und Herumwirbeln waren aussichtslos. Was mich wunderte, es waren mindestens drei Sekunden vergangen, und er hatte nicht abgedrückt. Für einen Profi sehr ungewöhnlich. Nur Anfänger lassen ihre Opfer zappeln. Das Risiko ist viel zu groß. Ich war zwar alt geworden, aber auch nicht ohne. Schließlich hatte ich einige Kriegseinsätze überlebt, was doch einiges aussagt. Aber das ist nicht der Anfang meiner Geschichte. Die beginnt mit der Nachricht vom Tode eines alten Freundes. Den hatte ich 1983 im Libanon richtig kennen und schätzen gelernt, und "Einer für alle, alle für Einen" gilt ein Leben lang und über den Tod hinaus!

Erschossen in Bikers-Rast

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