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Ilse Müller

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Ilse Müller sah auch aus wie eine Ilse. Keine Frau, der man auf der Straße hinterher pfeift. Kurzhaarfrisur, ungeschminkt, weite graue Hose, Pullover unifarben, hohe Schnürschuhe mit Kreppsohle und eine weite Wetterjacke.

Sie war jenseits der Vierzig. Bewegte sich aber katzenhaft. Einige Falten im Gesicht deuteten auf eine gewissen innere Härte hin. Auf den ersten Blick unscheinbar unauffällig. Auf den zweiten Blick, den würde wohl eher kein Mann an sie verschwenden. Bis die Handschellen klickten. Die Klamotten waren einfach nur praktisch. Eine Art ziviler Kampfanzug. Die weiten Hosen schränkten ihre Bewegungen nicht ein. Der Pullover war dehnbar. Im Nahkampf könnte man daran ziehen, sie aber nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Die Schnürschuhe, so eine Art Desert-Boots, gaben den Gelenken Halt. Fast wie Springerstiefel. Die rutschfeste Sohle garantierte sicheren Stand. Ihren Bewegungen nach zu urteilen machte sie Kampfsport. Und unter der weiten Wetterjacke ließ sich ein ganzes Waffenarsenal verbergen. Die zu unterschätzen wäre mit Sicherheit ein Fehler. Hinter ihrem Rücken hatten die Kollegen von der Mordkommission ihr schon längst den Spitznamen Jeanne d`Arc, die eiserne Jungfrau, gegeben. Es gibt Menschen, denen ist Sexualität nicht so wichtig. Wenn der richtige Partner kommt, ist es schön. Wenn nicht, es gibt tausend andere wichtige Dinge im Leben. Sex wird eh überschätzt. Meist ist er unbefriedigend. Gerade Frauen kennen das. So eine Grundeistellung ist zwar Pech für die Männerwelt, aber irgendwie pragmatisch. Keine Beziehung, keine Beziehungsprobleme. No woman - no cry, keine Männer - kein Geschrei. Das ist natürlich traurig, aber wir Franzosen können ja schließlich nicht überall sein. Aber irgendwie hätte ein anderer Spitzname besser auf Ilse gepasst. Pitbull wäre wohl treffender. Hatte die sich mal in einen Fall verbissen, bevor nicht das letzte Detail geklärt war, wurde bei ihr nichts zu den Akten gelegt. Und nun war sie mit dem Laubenmord beschäftigt. Die Dienststelle, das KK1 in Siegburg, war mal wieder notorisch unterbesetzt. Einige hatten Urlaub, andere waren auf Fortbildung oder krank. Eigentlich hatte sie auch Urlaub. Aber ledig und ohne Kinder stand sie immer ganz oben auf der Liste der unfreiwilligen Einspringwütigen. Ersatzreserve 1 war auch so ein Nickname für sie.

"Was machen sie noch hier?" Der Dienststellenleiter, ein Kriminalhauptkommissar, fuhr sie an.

"Ich genehmige mir einen Kaffee, ist gestern spät geworden. Und Tote auf nüchternen Magen vertrag ich schlecht. Weglaufen tut der sicher auch nicht mehr."

Sie konnte es sich leisten, war eh kein anderer da für diesen Fall in Windeck.

Außerdem war sie schon zweimal bei Beförderungen übergangen worden. Das bremst doch die Arbeitswut ungemein.

"Der Kollege Maier tankt den Wagen. Hat wohl gestern jemand vergessen?"

"Sag doch gleich: Du hast den Saustall nicht im Griff!" Die Bürodame war rausgegangen. Allein unter sich wurde geduzt. Der Zusammenhalt in der Abteilung war klasse.

"So muffig wie du heute bist, dachte ich eher an schlechten Sex!" Ilse wusste, dass es bei den vielen Überstunden oft zu Spannungen im familiären Bereich kam.

"Was weißt du als Außenstehende schon von Sex?"

"Autsch, das war mein Stichwort. Mein Taxi fährt gerade vor. Auf ins schöne Windeck!"

Erschossen in Bikers-Rast

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