Читать книгу Die Wahrheit schafft sich ab - Romy Jaster - Страница 13

Der Mangel an Wahrheit: Falsche und irreführende Berichte

Оглавление

Tatsächlich zeichnen Fake News ein unwahres Bild der Wirklichkeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass Fake News zwangsläufig falsch sein müssen. Häufig sind sie lediglich irreführend: Etwas wird so ausgedrückt, dass über die reine, oft im wörtlichen Sinne wahre, Information hinaus auch falsche Informationen kommuniziert werden.

Ein gutes Beispiel für einen Fall irreführender Fake News ist eine Meldung des US-amerikanischen Online-Portals Breitbart aus dem Januar 2017. Nachdem es in der Silvesternacht vor einer Kirche in Dortmund zu einem Tumult unter überwiegend jungen Männern gekommen war, meldete Breitbart, ein muslimischer »Mob« habe »Deutschlands älteste Kirche in Brand gesetzt«.1

Abgesehen davon, dass besagte Kirche nicht Deutschlands älteste Kirche ist, ist diese Meldung genau genommen nicht falsch. Es hatte tatsächlich einen Brand gegeben. Eine Gruppe junger, überwiegend muslimischer Männer hatte mit Feuerwerkskörpern geschossen. Schließlich war eine Rakete in das Fangnetz eines an der Kirche angebrachten Baugerüstes geflogen und hatte es in Brand gesetzt.

Dass die Gruppe die Kirche in Brand gesetzt hat, ist also nicht falsch. Dennoch, und das ist in diesem Zusammenhang der entscheidende Punkt, ist die Meldung irreführend. Durch die Wortwahl wird allerlei Falsches kommuniziert. Es wird zum Beispiel impliziert, dass das Feuer bewusst und mutwillig gelegt wurde, dass die Kirche selbst und nicht nur ein Fangnetz betroffen war und dass der Brand ein nennenswertes Ausmaß hatte. Nichts davon ist wahr. Die Meldung zeichnet demnach ein unwahres Bild der Wirklichkeit, indem etwas Falsches (mit-)kommuniziert wird, ohne eine tatsächlich falsche Behauptung aufzustellen.

Irreführende Fake News gibt es wie Sand am Meer. Erinnern wir uns an das Poster der Brexit-Kampagne, mit dem nahegelegt wurde, dass Flüchtlingsmassen nach Großbritannien strömten. Auf dem Poster wird diese Aussage nicht wörtlich getätigt. Doch im Zusammenhang mit dem Slogan »Take back control of our borders« ist klar, was das Poster (eigentlich) kommunizieren soll. Beispielhaft ist auch eine Rede Trumps, in der er nahelegte, es habe in der Nacht zuvor einen Terroranschlag in Schweden gegeben. Er tat das, indem er sagte: »Wenn wir uns anschauen, was letzte Nacht in Schweden passiert ist. In Schweden – wer hätte das gedacht?«2 Trump sagt hier nichts Falsches; er spricht nicht einmal explizit von einem Terroranschlag. Doch im Kontext seiner Rede ist seine Aussage nur als Verweis auf einen Terroranschlag zu verstehen und führt damit in die Irre. Denn es hatte keinen Terroranschlag in Schweden gegeben – tatsächlich war überhaupt nichts Berichtenswertes in Schweden passiert.

Diese Fälle zeigen, dass Fake News nicht zwangsläufig falsch sein müssen. Auch wahre, aber irreführende Meldungen können Fake News sein. Nicht dass sie falsch sind, verbindet alle Fälle von Fake News, sondern dass sie ein unwahres Bild der Wirklichkeit zeichnen.

Die Wahrheit schafft sich ab

Подняться наверх