Читать книгу Das Regenbogentor - Ron. F. Landis - Страница 9
Der Angriff
ОглавлениеDer Überfall kam aus völlig heiterem Himmel. Die Subterronen hatten eine äußerst produktive Phase abgeschlossen. Die Mineralien mussten aus den Tiefen ihres Höhlen- und Stollensystems gefördert werden. Dazu waren allerlei archaische Werkzeuge notwendig, denn der Einsatz ihrer Ministrahler hätte für den kostbaren Rohstoff gefährlich werden können. Aber der große Vorteil der Subterronen war ihre geringe Körpergröße. Der Durchmesser der von den Mineralien durchsetzten Adern war kaum größer. So hatten sie optimale Arbeitsbedingungen für eine maximale Ausbeute.
In den Labors wurden die an sich bereits beruhigenden Mineralien mit weiteren psychotropen Substanzen zu den Kristallen ‚veredelt‘. Dabei galt es, den Wirkungsgrad auf einem konstanten Niveau zu halten. Die halluzinogene Wirkung musste innerhalb weniger Sekunden eintreten, durfte allerdings nicht zu einem ‚Horrortrip‘ führen. Die Götter mussten in eine entspannte und angenehme Stimmungslage versetzt werden. Der gesamte Herstellungsprozess bedurfte höchster Sorgfalt und Genauigkeit. Das Wissen darüber wurde dokumentiert und von der ersten Führungsebene gezielt weitergegeben.
Gor gab gerade seine letzten Anweisungen für die Lagerung einer Charge, als sich sein Fell zu sträuben begann und die negativen Energien spürbar wurden. Sie manifestierten sich sehr schnell in physikalischen Phänomenen. Ein gasförmiger Stoff strömte durch die Gänge und Stollen und breitete sich auch in den Labors aus. Man konnte ihn kaum riechen und nur als leichten Nebel wahrnehmen. Und doch! Das war bestimmt ein Angriff von außerhalb! Was bei Bagh sollte das?
Gor wahrte Ruhe und erteilte sofort die nötigen Befehle.
„Bol! Log! Aktiviert die Notbelüftungssysteme!“
„Verstanden. Notbelüftungssysteme aktivieren.“
Die Reaktion seiner Artgenossen erfolgte schnell, aber bis die Systeme auf Hochtouren arbeiteten, konnte es zu spät sein. Die Subterronen reagierten nicht panisch. Sie waren besonnen und ließen sich mehr vom Verstand als von Gefühlen leiten. Eine Flucht nach draußen war nicht ratsam, denn dann wäre man dem unbekannten Angreifer in die Hände gelaufen.
„Log! Sieh zu, dass du an die Waffen kommst! Verteile so viele Strahler an die Genossen, wie es nur geht!“ Gor wusste nur zu genau, dass das nicht die Rettung bringen konnte und obendrein die Kristalle gefährden würde. Er nahm dennoch hastig seinen Ministrahler in Empfang.
Wo kam dieses Gas her? Wer leitete es in die Gänge ein? Warum geschah das? Fragen über Fragen. Gor ahnte, dass man es nicht auf ihr Leben abgesehen hatte. Jemand wollte sie offensichtlich nur vorübergehend unschädlich machen, um an die bearbeiteten Kristalle zu gelangen. Was hätte er sonst gewollt? Die aufwändige Arbeit der letzten Wochen wäre umsonst gewesen. Noch bevor er darüber nachdachte, wer hinter dem Angriff stecken könnte, sendete er telepathische Signale ab. Er durfte keine Zeit verlieren. Die Götter als ihre Schutzmacht mussten eingreifen!
Natürlich stand es den Subterronen nicht zu, direkten telepathischen Kontakt mit den Göttern aufzunehmen. Das ging auch gar nicht, denn die Gehirne der Götter waren abgeblockt. Der Kontakt musste über die Späher erfolgen. Diese silbernen Vögel von der Größe einer Kroh, eines Schwarzvogels, konnten die Impulse aufnehmen. Sie waren im Auftrag der Götter als Späher und Sendboten unterwegs.
Krk führte einen Schwarm von etwa fünfzig Silbervögeln an. Ihr Federkleid reflektierte Baghs Licht. So wurden sie weithin gesehen, was sie besonders stolz machte. Ihnen galt dann alle Aufmerksamkeit. Sie zogen ihre weiten Kreise in dem Bewusstsein, dass kein Geschöpf dieser Welt näher an Bagh war als sie, die Späher. Sie waren die Herren der Lüfte und mussten keine Feinde fürchten. Nur die Götter konnten ihnen Befehle erteilen. Und sie waren diesen Herren der Welt treu ergeben. Das wussten alle anderen Lebensformen, weshalb ihnen zwar nicht Sympathie entgegengebracht wurde, aber Respekt.
Plötzlich spürte Krk einen starken Impuls in seinem Gehirn. Es musste etwas Außergewöhnliches geschehen sein! Die Botschaft war klar und eindeutig. Sie kam von Gor. Dieser war nicht aufgeregt, aber was er zu melden hatte, klang äußerst dringlich und besorgt.
„Angriff auf Habitat D der Subterronen durch Betäubungsgas. Angreifer noch unbekannt. Vermutlich geht es um die Kristalle! Brauchen dringend die Hilfe der Götter.“
Krk, dessen Schwarm sich gerade in der Nähe aufhielt, bestätigte kurz den Empfang der Botschaft. Er konnte sich keinen Reim auf diese Sache machen. Wer konnte nur so dumm sein und die Kristalle der Götter stehlen wollen? Das würde für den Dieb die schlimmsten Folgen haben. Ihm blieb jedoch keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Die Subterronen brauchten Hilfe, und zwar schnell!
Die Götter wollte er mit dieser Angelegenheit nicht gleich belästigen. Er wusste auch gar nicht, ob diese zurzeit überhaupt bei Sinnen und in der Lage waren, sofort zu reagieren. Persönlich würden die Weltenlenker sowieso nicht eingreifen. Sie würden lediglich Befehle erteilen. Deshalb wollte Krk erst klären, ob er diese seltsame Attacke im Alleingang mit seinem Schwarm abwehren konnte. Sollte das gelingen, konnten er und seine Silbervögel im Bewusstsein der Götter ihren Ruf als unentbehrliche und loyale Diener weiter festigen. Die Götter sollten wissen, was sie an den Spähern hatten.
Kurz bevor Gor durch das Betäubungsgas langsam die Sinne schwanden, erkannte er noch den Feind. Es konnten nur die Mollusker sein. Es gab keine Lebewesen, die mit langen Fangarmen ausgestattet waren. Einzig die Mollusker waren in der Lage in ihrer Eigenschaft als Fomwesen bei Bedarf welche zu bilden. Diese langen Tentakel wanden sich durch die verschlungenen, engen Gänge der Subterronen. Sie versuchten, sich zu den Laboren vorzutasten, um an die Kristalle zu gelangen.
Gor griff noch schnell zu seinem Ministrahler und konnte Teile der Fangarme abtrennen. Das half kaum, denn die Mollusker bestanden aus einer weichen Masse, die sich in beliebigen Formen manifestieren konnte. Ein Tentakel konnte sich jederzeit neu bilden.
Gor gelang es noch, ein schwaches telepathisches Signal an Krk abzusetzen: „Die Mollusker! Sie sind die Angreifer!“ Dann kippte er zur Seite. Die Tentakel wanden sich an ihm vorbei und tasteten vorsichtig nach den Kristallvorräten.