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ANDERE ANDERS SEIN LASSEN

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Manchmal ist es schwer, jemanden ausreden zu lassen. Wenn dein Gegenüber Dinge sagt, die deinen Ansichten oder Werten völlig widersprechen, kannst du beobachten, wie es in deinem Kopf rundgeht und du unruhig wirst. Die Spannung zwischen dem, »was ist«, und dem »was sein sollte«, wird als unangenehm empfunden – und vielleicht fühlst du dich gedrängt, deine Meinung dagegenzustellen, und sei es auch nur in einem vorgestellten Streitgespräch.

Das ist ganz normal. Du hörst oder siehst etwas, das nicht in Harmonie mit deinem Weltbild ist – und du versuchst sogleich, diese unangenehme Spannung aufzulösen. Nur funktioniert das nie. Indem du deine Meinung sagst, sagst du deine Meinung. Dass jemand dann wirklich seine Sicht auf die Welt verändert, ist sehr selten. Nicht einmal, wenn du dir selbst streng ins Gewissen redest, hilft das.

WAS SEIN DARF UND WAS NICHT

Es gibt eine Menge Dinge, die sind, aber »nicht sein dürfen«: einige Mitmenschen, manchmal der Beruf, immer das Wetter, Politiker sowieso, Preise natürlich, die Umwelt, die eigene Figur, das eigene Aussehen, die eigenen (Un-)Fähigkeiten … Aber woher rührt der Stress, der dich zum Widersprechen, zum Kritisieren, zum Deine-Meinung-Sagen anstachelt? Und zwar in einer Art und Weise, die nicht bewirkt, was du eigentlich willst, die dich aber unruhig und unzufrieden sein lässt. Er wird durch das Urteilen oder Verurteilen erzeugt. Indem du sofort Dinge bewertest, bringst du dich aus dem Gleichgewicht und überdies um die Chance, die Welt, wie sie ist, zu verstehen.

Vielleicht denkst du, dass dieses Nichtverurteilen heißt, »Ja und Amen« zu allem zu sagen und ansonsten die Klappe zu halten. Darum geht es natürlich keinesfalls. Du kannst weiterhin offen sagen, was du denkst, was du fühlst, was du zu wissen glaubst, was dir dazu einfällt, welche Verbesserungsideen du hast – erst wenn du anfängst zu verurteilen, wird dich das wirklich aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn du keine Urteile fällst, zumindest nicht innerhalb weniger Augenblicke – dann entscheidest du selbst, was du sagen willst. Und das fühlt sich gut an, die Kontrolle zu haben, ohne sich wirklich kontrollieren zu müssen.

 Jemand sagt etwas, das unglaublich dumm ist. Macht eine Bemerkung, die seine Dummheit verurteilt, ihn klüger oder die Welt besser oder fühlst du dich dabei wenigstens gelassener?

 Die Steuern sind höher ausgefallen, als du dachtest. Gibt es auch nur die geringste Chance, dass die Steuer durch das Schimpfen auf die Gesetze oder den Steuerbeamten geringer ausfällt – oder macht dich das nur unzufriedener?

 Du siehst dich im Spiegel und findest etwas an dir nicht schön. Ändert sich das, indem du dich auf diesen angeblichen Makel konzentrierst und deinen Geist damit belastest?

Es ist meist ziemlich unnötig, seine Meinung kundzutun. Meist ist es sogar unnötig, eine Meinung, zumindest eine feste oder endgültige, zu haben. Denn in der Regel dient sie nur dazu, dich aus der Ruhe zu bringen. In Ruhe, ohne Aufregung zu handeln ist hingegen etwas, das dir tatsächlich weiterhilft. Wenn du Leuten deine Meinung sagst: Wen willst du überzeugen? Vielleicht nur dich selbst …

Du gewinnst an Gelassenheit und Stärke, wenn du selbst entscheidest, ob du reagierst. Die Dinge und Menschen nicht sofort zu beurteilen gibt dir die Freiheit, sie zu verstehen.

Gelassenheit für Anfänger

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