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EINLEITUNG

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Fühlen Sie sich manchmal auch von der Idee einer gesunden Lebensführung überfordert?

Spezialgetränke, Kräuterpulver, Hochleistungsmixer, Superfrucht-Smoothies, CrossFit, Earthing, Biohacking, Microdosing, Bulletproof-Kaffee, ein Löffel Kokosnussöl pro Tag – oder war es Apfelessig? –, grüner Tee, vegane Ernährung, Paleo-Diät, Keto-Diät, Breatharianismus?

Heutzutage spielt es keine Rolle, wie viele Utensilien Sie gekauft oder wie viele Nahrungsergänzungsmittel Sie geschluckt haben, es wird immer wieder ein verlockendes neues Produkt auftauchen, das Ihnen verspricht, all Ihre Krankheiten zu heilen. Viele von uns leben in einer Konsumkultur, in der versucht wird, sich den Weg zu einer besseren Gesundheit zu erkaufen. Doch obwohl die Gesundheitsindustrie wächst, steigt das persönliche Wohlbefinden nicht im gleichen Maße. Statistiken zeigen, dass wir als Gesellschaft so ungesund sind wie eh und je.


Im verzweifelten Rennen um mehr Energie, um Heilung unseres Verdauungssystems und um die Beruhigung unserer zerrütteten Nerven machen viele von uns einen allzu verbreiteten Fehler: Wir jagen weiterhin dem nächsten Hype hinterher, dem nächsten großen Fortschritt in Sachen Wohlbefinden, der unsere Probleme endlich lösen soll. Wir können unsere Probleme jedoch nicht mit denselben Mitteln lösen, die uns überhaupt erst in diese Situation gebracht haben. Stattdessen müssen wir einen Schritt zurücktreten, und dann vielleicht noch 10 weitere. Oder, passender ausgedrückt, wir müssen beginnen, nach der Wurzel zu graben. Wir müssen die einzelnen Schichten lösen, bis unsere Fingernägel mit Schmutz verkrustet sind, unsere Gesichter vom Sonnenschein glühen und wir die uns umgebende Natur voller Staunen erleben.

Das hat Ellen getan, und es hat ihr Leben für immer verändert. Was Ellen am meisten liebte, war das Gefühl, die aufgewühlte Gischt des Ozeans auf ihren Wangen zu spüren, wenn sie an der Bucht entlangging, oder den Wind in ihrem Haar, wenn sie einen Gipfel erklomm, um nach ihren Lieblingspflanzen zu suchen. Aber das war nicht immer so. Als Kind war Ellen sehr krank. Sie war die Jüngste von sechs Kindern und wurde von ihrer Mutter aufgezogen, nachdem ihr Vater gestorben war, als sie erst zwei Jahre alt war. Als sie ein Teenager war, nahm ihr Appetit ab, und ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich rasch. Schließlich nahm ein Freund und Arzt der Familie Ellen unter seine Fittiche. Er verschrieb ihr etwas, das ihr Leben entscheidend verändern sollte.

Er verordnete ihr kein ausgefallenes neues Medikament, nicht einmal ein Heilkraut. Nein, was er verschrieb, war viel radikaler: die Botanik.

Ellens Arzt war der Meinung, dass botanische Studien sie dazu ermutigen würden, Zeit im Freien zu verbringen, um nach Pflanzen zu suchen, und außerdem ihren Geist anzuregen, wenn sie die gefundenen Pflanzen zuhause katalogisierte und zeichnete. Glücklicherweise stellte sich dies als das perfekte Rezept für sie heraus. Als Ellen in die Welt der Natur eintauchte, kehrte ihr Appetit zurück, und sie wurde wieder kräftiger. Ihre neu entdeckte Liebe zu Pflanzen wurde zu ihrer Leidenschaft. Ellen erkannte, dass sie ein Talent dafür hatte, Pflanzen in der freien Natur zu finden und einen eigenen Garten anzulegen. Ihr Enthusiasmus und ihre Lebensfreude wurden entfacht, je weiter ihre Beziehung zur Natur wuchs.

Wenn Sie es für etwas unkonventionell halten, dass ein Arzt Botanik verschreibt, dann haben Sie wahrscheinlich Recht. Ellen Hutchins wurde 1785 in Ballylickey, Irland, geboren. Als erste irische Botanikerin schuf sie ein Werk zum Identifizieren und Katalogisieren von Meeresalgen und Flechten, das auch heute noch berühmt ist. Museen auf der ganzen Welt stellen regelmäßig ihre wunderschönen Pflanzenpressungen und Aquarelle aus, außerdem wurden viele Pflanzen nach ihr benannt.

Die Erkenntnis, dass unsere Gesundheit und sogar unsere Freude eng mit unserer Naturverbundenheit zusammenhängt, ist heute genauso wichtig wie damals im Jahre 1785. Man könnte sogar sagen, dass das Leben im Großstadtdschungel und das Arbeiten innerhalb von Mauern die Verbindung zur Natur umso dringlicher gemacht haben. Die Wertschätzung und Teilhabe an der Natur sind oft die entscheidenen Zutaten, die in der gewinnorientierten Naturheil- und Wellnessbranche fehlen.

Der Autor und Journalist Richard Louv hat ausführlich über das geschrieben und referiert, was er als »Natur-Defizit-Störung« bezeichnet, ein Begriff, der »den psychischen, physischen und kognitiven Preis der Entfremdung des Menschen von der Natur« beschreibt.1 Louv steht mit seinen Theorien nicht allein da. Eine wachsende Zahl von Studien zeigt, dass ein Mangel an Naturverbundenheit viele moderne Gesundheitsprobleme wie Angst, Schlaflosigkeit und Depressionen verursachen kann. 2015 untersuchten Forscher der Stanford University die Hirnaktivität von Menschen, die einen Spaziergang in der Natur unternahmen, im Vergleich zu denen, die an einer stark befahrenen Straße unterwegs waren. Sie kamen zu dem Schluss, dass Spaziergänge in der Natur zu einem geringeren Risiko für Depressionen und andere psychische Erkrankungen führen könnten.2 In einer anderen Studie mit etwa 1.000 Schweden kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Menschen umso seltener über stressbedingte Krankheiten wie Burnout, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Depressionen und Panikgefühle berichten, je öfter sie städtische Grünflächen aufsuchen.3


Während diese Studien objektive Hinweise bieten können, ist die stärkste Bestätigung der Aufenthalt im Freien und in der Natur, sei es in einem Park, einem Garten, im Wald oder entlang eines Bürgersteigs, an dem Pflanzen sprießen. Der Zugang und regelmäßige Besuch einer Grünfläche kann Sie mit Freude und Staunen erfüllen. Dies bietet ein tiefgreifenderes Erlebnis, als es ein Superfood oder eine spezielle Nahrungsergänzung je könnte.

Heilende Wildkräuter

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