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3.

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Dans Entschluß stand fest.

Zwei Möglichkeiten schieden aus, obwohl sie ihm, gemessen an seiner Tollkühnheit, keineswegs als absurd erschienen: Im Alleingang, nur mit Messer und Pistole ausgerüstet, hatte er keine Chancen, beide Schiffe zu kapern oder gar zu versenken.

Aber es gab eine dritte Möglichkeit, und die Voraussetzungen dafür standen gut.

Dan wartete bis zweieinhalb Stunden nach Mitternacht. Sowohl auf der Karavelle als auch auf der Schaluppe war Ruhe eingekehrt. Die Männer hatten sich restlos verausgabt und horchten offenbar ihre Kojen ab. Dan konnte nur hoffen, daß er mit dieser Annahme recht behielt, Eine Ankerwache war jedenfalls nicht postiert. Der alte Killigrew schien sich absolut sicher zu fühlen.

Dan O’Flynn richtete sich hinter dem Felsbrocken auf. Erfreut stellte er fest, daß der ablandige Wind stärker geworden war. Damit war das Glück auf seiner Seite. Wo es auch bleiben sollte. Das schwor er sich.

Er zog sich bis auf die Haut aus, legte die Pistole geschützt zwischen die Kleidungsstücke und klemmte das Messer zwischen die Zähne.

Geduckt lief er auf das steinige Ufer zu, verharrte noch einmal hinter einem schützenden Felsbrokken und horchte.

Nicht das leiseste Geräusch war von den beiden Schiffen zu hören.

Ohne noch einen Atemzug zu verschwenden, schlich Dan weiter. Lautlos ließ er sich in die eisigen Fluten gleiten. Die Kälte drang ihm bis auf die Knochen, und er mußte sich zusammenreißen, um das aufkommende Zähneklappern zu unterdrücken. Seine Willenskraft half ihm. Nichts konnte ihn mehr von seiner wilden Entschlossenheit abbringen, den Plan in die Tat umzusetzen.

Die Wellen packten ihn. Aber mit kraftvollen Schwimmzügen bezwang er die Macht der Fluten und glitt zügig auf die Karavelle zu. An Bord beider Schiffe waren inzwischen alle Lichter gelöscht. Doch Dans außergewöhnlich scharfe Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Er war imstande, zumindest die Konturen der Schiffe wahrzunehmen.

Als düsterer Schatten wuchs der Rumpf der Karavelle vor ihm auf. Der Wind ließ die Takelage knarren und ächzen.

Dan brauchte nicht lange zu suchen, um die Ankertrosse zu entdekken.

Mit der Linken hielt er sich an dem armdicken Tau fest, und mit der Rechten packte er den Griff des Messers. Fast mühelos gelang es ihm, mit der rasiermesserscharfen Schneide ein Hanfkardeel nach dem anderen zu durchtrennen. Dann hing die „War Song“ für einen Moment nur noch an einem dünnen Faserstrang. Dan zog das Messer darüber weg.

Jäh gab es einen harten Ruck. Das freie Ende der Trosse zischte empor und sank kurz darauf mit leisem Klatschen auf der Wasseroberfläche zurück. Dan ließ das andere Ende der Trosse los und klemmte sich das Messer wieder zwischen die Zähne. Mit kraftvollen Schwimmzügen bewegte er sich auf die Schaluppe zu.

Aus den Augenwinkeln heraus sah er, daß der Schatten der Karavelle sanft und lautlos seewärts abtrieb.

Jeden Moment erwartete er alarmierendes Gebrüll von Bord der „War Song“. Aber er unterdrückte seine Befürchtungen, als er die Ankertrosse der Schaluppe erreichte.

Wieder setzte er die scharfe Klinge des Messers an. Die Hanffasern gaben ihren Geist auf. Und abermals gab es den gleichen jähen Ruck, wie schon zuvor bei der Karavelle. Die Trosse züngelte in die Luft und klatschte dann auf die Wellen.

Ebenfalls lautlos glitt die Schaluppe davon – langsamer allerdings als die Karavelle, denn jene bot dem Wind aufgrund ihrer Hochbordigkeit wesentlich mehr Angriffsfläche.

Dan O’Flynn beeilte sich, zum Ufer zurückzukehren. Immer noch rechnete er damit, daß sie zumindest auf einem der beiden Schiffe Lunte riechen würden.

Aber nichts dergleichen. Nur das Heulen des anschwellenden Windes war zu hören.

Zitternd vor Kälte kroch Dan auf das steinige Ufer. Erst jetzt spürte er, was er hinter sich gebracht hatte. Er fühlte sich wie erfroren und hatte den Eindruck, daß seine verhärteten Muskeln nie wieder die alte Elastizität zurückgewinnen würden.

Mit klappernden Zähnen verharrte er minutenlang und spähte auf See hinaus.

Die Umrisse der Karavelle waren bereits von der Dunkelheit verschluckt worden. Nur der Schatten der Schaluppe befand sich noch in Sichtweite. Doch die Konturen begannen zu zerfließen. Einzig auf die Schärfe von Dans Augen war es zurückzuführen, daß er den Einmaster überhaupt noch wahrnahm.

Dann war auch das vorbei. Und es gab kein wütendes Geschrei, keine aufflackernden Laternen, nichts. Der Wind hatte die Gewalt über die beiden führerlosen Schiffe ergriffen. Endgültig.

Ein zufriedenes Grinsen huschte über Dan O’Flynns schmales Gesicht. Er lief am Ufer auf und ab, um warm zu werden und seine Haut vom Wind trocknen zu lassen. Aber die Kälte ließ sich nicht vollends bezwingen. Er zog sich wieder an, verstaute seine Waffen und erklomm die Steilküste auf demselben Weg, den er zuvor beim Abstieg benutzt hatte.

Sein Pferd wartete geduldig an der Stelle, wo er es zurückgelassen hatte. Es schnaubte erfreut, als es ihn witterte. Dan strich dem Tier mit der flachen Hand über die Nüstern. Er löste die Zügel und führte das Pferd landeinwärts.

Etwa eine Viertelmeile von der Küste entfernt stieß er unverhofft auf eine verborgene Höhle, die sich in einer senkrecht aufragenden Felswand befand. Die Höhle vergrößerte sich nach innen und war hoch genug, um auch dem Pferd Platz zu bieten. Hohl hallten die Hufschläge von den feuchten Gesteinswänden zurück, als Dan das Tier hineinführte.

Dan lief ins Freie und fand wenig später ein Wäldchen, das sich landeinwärts der vegetationsarmen Felsenregion anschloß. Es sammelte soviel trokkenes Holz, wie er tragen konnte, und schleppte es zu der Höhle. Noch zweimal brachte er den gleichen Weg hinter sich, bis er einen ausreichenden Vorrat für den Rest der Nacht hatte. Er entfachte ein Feuer, versorgte das Pferd mit Hafersack und Wasserflasche und kauerte sich anschließend dicht an die wärmenden Flammen.

Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er sich vorzustellen versuchte, wie die Kerle auf der Karavelle und der Schaluppe reagieren würden, wenn sie begriffen, was mit ihnen passiert war.

Seewölfe Paket 3

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