Читать книгу Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 7
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ОглавлениеDie Eingeborenen hatten sich schlicht und einfach geweigert, den Fremden, die sich so arrogant benahmen, Hütten zu bauen. Auch die gebackenen Schweine brachten sie nicht.
„Wir wollen diese Leute nicht“, sagte der Balian. „Sie sind schlecht und böse, und sie bringen Unheil. Wir lassen uns nicht von ihnen unterdrücken. Die Insel gehört uns, hier lebten schon unsere Urväter.“
Das Wort des Balian galt, und alle stimmten zu.
An diesem Tag geschah auch nichts. Keiner der Fremden kümmerte sich um sie, niemand belästigte sie. Die Fremden waren damit beschäftigt, Fässer im nahen Palmenwald zu verstauen. Sie brachten das Boot noch höher aufs Land und schichteten die Wrackteile zu großen Haufen dicht am Strand auf. Vermutlich wollten sie das kostbare Holz einfach verbrennen.
Aber noch war es naß und würde nicht brennen. Holz stand auf der Insel hoch im Kurs und wurde teuer gehandelt, und so überlegte der Balian, ob er nicht doch einen Kompromiß mit den Fremden schließen sollte.
Dann konnten sie auch den toten Priester Atun feierlich verbrennen, der noch zur Verwesung auf dem Friedhof lag.
Nach reiflicher Überlegung ließ er es dann doch bleiben. Mit den fremden Kerlen war nicht zu reden, die würden sich auf keinen Tausch oder Handel einlassen. Sie würden nur fordern, und er wollte sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben.
Der Balian und der Brahmane zögerten immer noch, das Kecakfest hinauszuschieben, sie wollten die Götter nicht noch mehr erzürnen.
Aber unter diesen Umständen würde das Fest mit Sicherheit nicht reibungslos ablaufen, die Fremden würden es stören, und damit war es entweiht.
Nein, sie wollten noch ein paar Tage warten, bis dahin gaben die Götter ihnen vielleicht einen Wink, oder es trat eine andere Änderung ein, und das Problem löste sich von selbst.
Am anderen Morgen, es war eine Stunde nach Sonnenaufgang, erschien der Mann von den Inseln, wie sie den Fremden nannten, der so ähnlich aussah wie die Eingeborenen.
In seiner Begleitung war ein anderer Mann mit langen Haaren im Gesicht und verschlagen blickenden Augen. Alle beide trugen lange Rohre über der Schulter. Der Mann mit den Gesichtshaaren hatte in seiner Faust ein ähnliches Instrument, nur kleiner.
Auf der Lichtung zwischen den Hütten war eine lange Tafel aufgebaut – wie immer am frühen Morgen. Etwa zwanzig Eingeborene saßen auf Matten um die niedrige Tafel herum und schwatzten. Es gab gebackenen Maniok, Melonen, Kokosnüsse und Marau.
Als die beiden Fremden erschienen, verstummten schlagartig die Gespräche.
Der Balian erhob sich und stellte sich vor die Tafel. Er ahnte, daß es jetzt Ärger gab, aber der ließ sich nicht vermeiden.
„Ist unsere Hütte immer noch nicht fertig?“ fragte der Mann sanft.
„Nein“, erwiderte der Medizinmann fest. „Sie ist nicht fertig, und sie wird auch nicht fertig werden. Die Leute sind nicht bereit, eine Hütte zu bauen, wenn sie dazu gezwungen werden.“
Der Fremde lachte abfällig. Er wandte sich zu dem anderen und sagte etwas in der fremden Sprache. Als er geendet hatte, verfinsterte sich das Gesicht des Bärtigen noch mehr, seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
„Soso“, sagte der Mann hämisch. „Und mit den gebackenen Schweinen verhält es sich ebenso, wie?“
„Ihr findet auf der Insel genügend Nahrung, auch wilde Schweine“, sagte der Balian fest. „Ihr seid Strandräuber oder Piraten wie jene, die mit ihren Prahos die Inseln ansegeln, die Leute morden und alles plündern.“
„Klar, wir sind Piraten, und wir haben Pech gehabt. Ihr wünscht also, daß wir uns auf einen unbewohnten Teil der Insel zurückziehen. Euch paßt unsere Gesellschaft nicht!“
„Wir wollen keinen Ärger, Mann der Inseln. Wir wollen friedlich so weiterleben wie bisher.“
Die Stimme des Balian zitterte leicht, aber er blieb fest und gab nicht nach.
„Wir haben immer ein ruhiges Leben geführt, und so soll es auch künftig bleiben. Ihr aber bringt Unfrieden und unterdrückt unsere Leute. Geht in Frieden, die Insel bietet Platz für alle. Wir möchten in Ruhe das Fest der Dämonen feiern.“
„Pah, eure Dämonen können mich mal!“
Der Mann drehte sich um und übersetzte in die Sprache des anderen. Der sagte wütend ein paar schnelle Worte, nahm das lange Rohr von der Schulter und überprüfte es.
„Es bleibt also bei deinem Entschluß, Medizinmann?“
„Ja, es bleibt dabei. Es sei denn, ihr benehmt euch friedlich und wendet keine Gewalt an. Auch keine Drohungen“, setzte der Balian noch hinzu.
Wieder lachte der Kerl laut und abfällig, und seine Stimme triefte vor Hohn.
„Nur ein dummer Vogel beschmutzt sein Nest. Ihr wollt es also nicht anders. In Ordnung!“
Seine Faust schoß vor und traf den Balian, der zurücktaumelte und der Länge nach über die Tafel kippte.
Mit einem Schrei des Entsetzens sprangen die anderen von ihren Matten auf. Zwei junge Männer griffen nach ihrem Kris und wollten sich auf den indonesischen Piraten stürzen.
Da packte der Bärtige das lange Rohr, drehte es herum und richtete es auf einen der jungen Krieger.
Ein unwahrscheinlich lauter Knall ertönte. Aus dem Rohr leckte eine rote Feuerzunge, ihr folgte eine dunkle Rauchwolke, die den Bärtigen einhüllte.
Auf Bali hatte man schon einmal rollenden Donner gehört, der von Schiffen herrührte, die sich gegenseitig versenkten, aber aus der unmittelbaren Nähe hatte man diese Donnerrohre noch nie erlebt.
So war alles vor Entsetzen wie gelähmt, und niemand begriff so richtig, warum sich der junge Mann plötzlich an die Brust griff, einen lauten Schrei ausstieß und zu Boden sank. Noch während er fiel, färbte sich seine Brust rot. Dann rührte er sich nicht mehr.
Keiner begriff das so richtig, und die Angst vor den Fremden begann ins Unermeßliche zu wachsen.
Der Bärtige drehte das feuerspukkende Rohr jetzt um und schlug es dem anderen Insulaner an den Schädel, noch bevor der reagieren konnte.
Dann kippten sie die Tafel um, traten in die Früchte, warfen mit den Kokosnüssen und verwüsteten innerhalb kurzer Zeit die ganze Lichtung.
Die Insulaner flüchteten, als noch mehr der Fremden erschienen.
Acht oder neun Leute waren es. Einer trug eine Fackel und warf sie in die nächste Hütte, die sofort in Flammen aufging.
Zwei andere verprügelten erbarmungslos den Balian, der die höchste Achtung und das größte Ansehen genoß. Sie schlugen ihn so lange, bis er auf dem Boden zwischen den Früchten lag und sich nicht mehr bewegte.
Dann war der Brahmane an der Reihe. Schließlich schnappten sie sich zwei kreischende junge Mädchen und schleppten sie unter lautem Gegröle und Geschrei fort.
Was an Früchten noch nicht zermatscht und zertreten war, nahmen sie ebenfalls mit. Dann setzten sie noch eine weitere Hütte in Brand und zogen brüllend zum Wassertempel hinunter.
Dort drangen sie ein und begannen ihn zu verwüsten.
Sie benahmen sich schlimmer als Barbaren, schlugen alles kurz und klein und jagten die Eingeborenen, die sich angstvoll verbargen oder in den nahen Tempelwald flüchteten.
Das Unheil braute sich immer mehr zusammen, ein schwarzer Tag begann für Bali, seit die fremden Teufel hier gelandet waren.
Erst als die Horde weiter im heiligen Wassertempel wütete, wagten sich die ersten wieder aus ihren Verstecken hervor.
Sie kümmerten sich um den Balian und den Brahmanen, die beide schwer verletzt waren, und sie löschten auch ihre immer noch qualmenden Hütten, obwohl es da nichts mehr zu retten gab, denn sie waren fast bis auf den Grund niedergebrannt.
Zwei der jungen Männer waren tot, von den Donnerrohren getötet, die so unheimlich anmuteten.
Die Toten wurden weggeschafft, der Medizinmann und der Brahmane wurden behandelt, und man bemühte sich, sie wieder ins Leben zurückzurufen. Ihre Körper waren mit Beulen, Blutergüssen und vielen Wunden übersät, und sie waren noch nicht bei Bewußtsein.
Zwei junge Mädchen, Legong-Tänzerinnen, befanden sich in den Händen der üblen Kerle.
Wäre es nicht doch besser gewesen, den Fremden das zu geben, was sie verlangt hatten?
So mancher fragte sich das, aber jeder liebte auch seine Freiheit, und die war ihm ein Opfer wert.