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Es war eine seltsame Gruppe, die plötzlich auf die friedliche Dschungellichtung trat. Die beiden sichernden Indianer passten noch am besten in diesen unberührten Urwald des Amazonasgebietes, aber schon der große, kräftige Junge mit der bronzefarbenen Haut und den braunen Locken bildete einen seltsamen Kontrast zu seinen beiden Begleitern Gibo und Neram. Viel ergreifender jedoch wirkte die zarte Gestalt der alten Frau, die als letzte die Lichtung betrat. Sie trug ein zerschlissenes, buntes Gewand, das mit vielen flatternden Bändern umgeben war, und in ihren einstmals schönen Augen flackerte das Licht des Wahnsinns. Als Bomba, der Führer der kleinen Gruppe, jetzt die Hand hob, blieben alle erwartungsvoll stehen.

„Das wäre ein guter Platz zum Rasten“, sagte der Junge. „Wir haben einen weiten Weg hinter uns.“

„Einen weiten und einen heißen Weg“, bestätigte Gibo, und er warf mit einem erleichterten Seufzer seine Kriegskeule ins Gras. „Was stehst du da und zählst die Affen, die an den Lianen baumeln! Hilf mir lieber, Neram!“, wandte sich der große, stämmige Indianer an seinen Gefährten. „Bomba ist hungrig; wir müssen Feuer machen und Fleisch rösten. Es gibt genug zu tun — auch für dich.“

Sobrinini, die ehemalige machtvolle Herrscherin der Schlangeninsel, machte in diesem Augenblick eine ungeduldige Geste.

„Nicht ruhen und nicht rasten — nicht ruhen wollen wir, bis ich bewiesen habe, dass ich die Wahrheit spreche.“

„Ich glaube dir, Sobrinini“, sagte Bomba besänftigend. „Aber du brauchst Ruhe, sonst kannst du die Strapazen der Wanderung nicht länger ertragen und wirst uns krank, ehe wir am Ziele sind.“

Sobrinini warf dem Jungen einen merkwürdigen Blick zu, und ein schmerzliches Zucken glitt über ihr verwittertes, runzliges Gesicht.

„Das Ende der Reise wird schneller für mich kommen, als du glaubst, Bomba!“

„Wie meinst du das?“, sagte der Junge, denn er kannte die Fähigkeit der alten, hexenartig aussehenden Frau, zukünftige Geschehnisse vorauszusagen.

„Mehr kann auch ich dir im Augenblick nicht sagen“, murmelte die Alte. „Aber das Ende wird kommen — bald wird es kommen.“ Ihre Worte wurden zu einem irren Flüstern und Kichern. „Wenn ich nur meine Lieblinge bei mir hätte — meine Lieblinge von der Schlangeninsel, meine glatten, kalten Lieblinge mit den schmalen Köpfen. Sie würden mir sagen, was geschieht. Sie haben mir immer alle Geheimnisse der Zukunft verraten.“

Die Hände der Alten griffen nach den Bändern, die um ihren schmalen Gürtel flatterten, und ließen sie liebkosend durch die Finger gleiten, als wären es lebende Schlangenleiber, die sich zischend und züngelnd unter ihrem Griff wanden. Es war ein unheimlicher Anblick, und Bomba wurde an jene schreckliche Nacht erinnert, in der er vor langer Zeit auf der Schlangeninsel gelandet war und aus seiner Deckung zugeschaut hatte, wie Sobrinini inmitten einer Brut von Hunderten von Schlangen ihren unheimlichen Tanz vollführt hatte. Audi Gibo und Neram starrten die Alte entsetzt an; der abergläubische Gibo flehte im Flüsterton einen seiner Lieblingsgötter an, während Neram furchtsam einige Schritte zurückwich, um nicht von dem Zauberbann der alten Schlangenbeschwörerin berührt zu werden.

„Azra, mein Liebling“, kreischte die Alte und hielt eines der Bänder an ihre welke Wange, als wäre es ein Schlangenkopf. „Azra, mein Liebling, sage mir, was die Zukunft bringt!“ Sie neigte den Kopf zur Seite, als ob sie lauschte. Ihr graues, strähniges Haar fiel dabei über ihr Gesicht, und die brennenden Augen funkelten wir Irrlichter unter diesem Vorhang von Haaren hervor.

„Azra hat gesprochen!“, verkündete sie dann mit schriller Stimme. „Das Ende der Reise kommt — es kommt auf vier Füßen — auf acht Füßen — auf zwölf Füßen!“

„Was für einen Unsinn sprichst du da, Sobrinini“, sagte Bomba. „Iss jetzt etwas mit uns und denke nicht mehr an deine Schlangen. Wir werden rasten, bis die Mittagshitze vorüber ist, und dann wandern wir weiter — und du kannst mir das Versteck der Stahlkassette zeigen.“

Gehorsam ließ sich die Alte neben dem Feuer niedersinken, und Bomba setzte sich ebenfalls hin. Der gefällige, dienstbereite Neram reichte dem Jungen ein gut durchgeröstetes Bratenstück, aber Bomba aß nicht eher, als bis auch Sobrinini und seine beiden Indianergefährten ihren Anteil an der Mahlzeit bekommen hatten.

Während Bomba aß, ließ er seinen Blick immer wieder mit einem Ausdruck besorgter Grübelei über das Gesicht der alten Hexe von der Schlangeninsel gleiten. Ihr neuer Wahnsinnsausbruch hatte ihn verwirrt und bekümmert. Seit Beginn der Reise war Sobrinini verhältnismäßig vernünftig gewesen, und er hatte gehofft, dass dieser erfreuliche Zustand von Dauer sein würde. Denn Sobrinini war es, die den Schlüssel zum Geheimnis von Bombas Vergangenheit in den Händen hielt. Nur sie konnte ihn zu dem Platz führen, an dem er mehr von seinen Eltern erfahren würde. Nur sie hatte Bartow und Laura — seinen Vater und seine Mutter — persönlich gekannt.

Zögernd beugte sich Bomba am Ende der Mahlzeit vor und berührte Sobrinini am Arm. Sie wirkte jetzt wieder normal und ruhig, und er wollte noch einmal versuchen, was er schon so oft vergeblich versucht hatte.

„Bist du satt, Sobrinini?“, fragte er. „Satt und ausgeruht?“

Die Alte seufzte zufrieden.

„Bomba ist ein tüchtiger Jäger“, murmelte sie. „Er sorgt dafür, dass unser Fleisch nie alle wird. Ich bin satt — sehr satt, mein Junge. Ich möchte liegen und ruhen und an vieles denken.“ Sie warf Bomba einen schnellen Blick zu, als ahnte sie seine nächste Frage schon. „Manches ist nah und manches ist fern“, sagte sie in ihrer wirren Art. „Die Vergangenheit lässt sich nicht so leicht greifen — sie weicht immer zurück, wenn man sie erfassen will — und doch weiß ich —“

Noch näher beugte sich der Junge zu ihr hin.

„Du weißt vieles, Sobrinini“, sagte er drängend. „Du weißt auch etwas von meinem Vater und meiner Mutter. Oft hast du von ihnen gesprochen, aber das Wichtigste hast du mir noch verschwiegen.“

„Vater? Mutter?“, flüsterte Sobrinini unsicher. „Ja, ich weiß etwas von ihnen — ich weiß etwas“

„Von Bartow und Laura“, ergänzte der Junge.

„Ja, von Bartow und Laura. Aber es ist so lange her, dass ich sie gesehen habe. Wenn Azra hier wäre, mein Liebling unter den Schlangen — Azra könnte mir alles sagen.“

„Du weißt es auch, Sobrinini“, sagte Bomba bittend. „Erinnere dich doch!“

Der Blick der Alten schien sich zu verschleiern. Es war, als senkte sich wirklich ein Vorhang vor ihren Geist und vor ihr Erinnerungsvermögen. Sie stützte den Kopf in die knochigen Hände und seufzte:

„Ich bin müde. Frage deinen alten Freund Casson. Oder frage Jojasta, den Medizinmann vom Laufenden Berg — oder Japazy von der Jaguarinsel. Sie werden das wissen, was ich vergessen habe.“

„Jojasta ist tot!“, rief Bomba verzweifelt. „Du weißt doch, dass er beim Einsturz seines Tempels von einem stürzenden Pfeiler zerschmettert wurde. Auch Japazy ist tot. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er in den Abgrund hinunterstürzte. Du weißt auch, dass Cassons Erinnerungskraft geschwunden ist, seit das Gewehr dicht an seinem Kopf explodierte. Audi er kann mir nichts sagen.“

„Dann musst du warten“, murmelte die Alte. „Musst du warten, bis —“

Plötzlich hob die Alte den Kopf, und ihre Augen wurden groß und starr vor Schrecken. Ihr Blick glitt an Bomba vorbei, und sie schrie jäh und schrill auf:

„Ein Jaguar!“

„Es sind drei!“, rief Gibo und sprang nach seinen Waffen.

Bomba war schon auf den Füßen, und sein Körper schnellte herum, während die Hand instinktiv an den Griff der Machete glitt.

Keine zwanzig Fuß von ihm entfernt duckten sich drei Jaguare zum Sprung zusammen.

Bomba am Ende einer Spur

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