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4 Der Vorhang fällt

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Vorsichtig bettete Bomba den gebrechlichen Körper auf das Grasbett. Der Tau des Todes lag auf der Stirn der Sterbenden, und ihr Blick glitt irgendwo in weite Fernen.

„Das Ende der Reise“, murmelte sie. „Aber ein schönes Ende. Jetzt fällt der Vorhang. Das Opernhaus leert sich, und die Menschen treten in die Nacht hinaus. Aber die Nacht ist kalt und dunkel, und es leuchten keine Sterne. Ich muss jetzt schnell in die Garderobe. Ruf inzwischen meinen Wagen, Bomba, ich warte nicht gern.“

„Du wirst nicht lange warten müssen“, sagte der Junge sanft.

„Und dann schlafen“, flüsterte Sobrinini verklärt. „Oh, ich werde gut schlafen — denn ich bin sehr, sehr müde.“

Bomba wagte nicht zu sprechen. Er saß nur da und streichelte die feuchte Stirn, die unter seiner Berührung immer kälter wurde. Sobrinini lag still und atmete kaum hörbar. Noch einmal bewegten sich ihre Lippen, und der Junge beugte sich über sie.

„Musik — —“, hauchte sie. „Hörst du sie — diese wunderbare Musik — so schön — so schön —“

Sie starb mit diesen Worten, und Bomba drückte ihr sanft die Augen zu. Er war tief erschüttert über ihren Tod, aber auch traurig, weil sie nun das Geheimnis seiner Herkunft doch mit in ihr Grab nahm. Dass Bartow und Laura seine Eltern waren, das hatte er zuvor auch schon gewusst. Nur die eine Hoffnung blieb ihm, dass er die Stahlkassette finden würde, von der Sobrinini gesprochen hatte und um derentwillen sie auch die beschwerliche Dschungelwanderung unternommen hatten.

Mit einem Seufzer stand Bomba auf und ging zu Neram und Gibo hinüber. Die Eingeborenen fühlten kein Bedauern über den Tod der ‚Hexe’, wie sie Sobrinini immer genannt hatten. Sie hatten sich vor ihr und ihrer angeblichen Zaubermacht gefürchtet, und besonders der letzte Wahnsinnsausbruch der Alten war ihnen unheimlich vorgekommen. Sie empfanden befreiende Erleichterung über ihren Tod.

Bomba beugte sich hinab und untersuchte noch einmal sorgfältig Nerams Arm.

„Für dich wäre es besser, in die Maloca Honduras zurückzukehren“, sagte er schließlich. „Die Medizinmänner sind sehr erfahren in der Behandlung solcher Wunden. Sie können mehr für dich tun als ich, und du kannst dich inzwischen auch besser ausruhen.“

„Ich will dich nicht allein lassen, Herr“, stammelte der Indianer.

„Auch ich möchte dich nicht verlieren“, erwiderte Bomba. „Aber ich habe eine beschwerliche Wanderung vor mir, und ich kann nicht warten, bis du gesund bist. Wir werden dir genug Fleisch für den Heimweg mitgeben. In zwei Tagen kannst du das Dorf erreichen; dann bist du in Sicherheit.“

Eine Stunde später brach der Indianer auf. Die beiden Gefährten begleiteten ihn noch zum Rande der Lichtung und warteten, bis er im undurchdringlichen Dunkel des Urwaldes verschwunden war. Mit Gibo zusammen bereitete Bomba dann aus einem morschen, ausgehöhlten Baumstamm einen Sarg für Sobrinini, und sie versenkten ihn in eine Erdgrube, die sie gegraben hatten. Ein großes, breites Rindenstück legte Bomba als Deckel auf diesen primitiven Sarg, und dann fiel die weiche Erde hinab und bedeckte bald die sterblichen Überreste der einstmals gefeierten Sängerin, die ihre letzte Ruhestätte auf so abenteuerliche Weise im Urwald gefunden hatte.

Als sie diese traurige Arbeit verrichtet hatten, verharrte Bomba noch kurze Zeit am Grabe. Dann wandte er sich an seinen Gefährten.

„Es wird Zeit für uns, aufzubrechen, Gibo. Eine lange Wanderung liegt vor uns.“

In stiller Ergebenheit senkte der Indianer den Kopf, und die beiden machten sich auf den Weg.

Heiß sengte die Sonne auf die endlose Dschungellandschaft herab. Über den grünen Wogen der Baumwipfel hing die Luft als flirrender, irisierender Dunstschleier, und der Himmel selbst war wie eine glasig-fahle, gleißende Lichtfläche. Dort, wo Bomba mit seinem Gefährten den Urwald durchdrang, hing die schwüle, schwere Feuchtigkeit des Dschungelwaldes wie ein feuchter Nebel von Dunst und Hitze in der Luft. Ein unirdischer Schrei drang ab und zu herüber: der Warnungsruf eines Urwaldtieres, das seine Gefährten vor einer schleichenden oder kriechenden Gefahr warnen wollte. Doch über den beiden einsamen Dschungelwanderern spielten kleine, sandbraune Äffchen harmlos in den Zweigen. Eine Affenmutter saß mit ihrem Jungen im Arm auf einem Aststumpf und leckte mit rührender Sorgfalt das kleine, bräunliche Fellbündel ab. Aufmerksam und mit klugen, traurigen Augen blickte sie den beiden Eindringlingen in das Dschungelreich nach. Erst als sie hinter den Blattfächern üppig hochgeschossener, leuchtendgrüner Pflanzen verschwunden waren, setzte sie mit liebevoller Behutsamkeit ihre Arbeit fort und leckte ihr Affenbaby weiter sauber.

Die beiden hatten gerade die Kreuzung zweier Dschungelpfade erreicht, als Gibo einen scharfen Warnungsschrei ertönen ließ.

„Vorsicht, Herr! Zieh deine Hand zurück!“

Bomba am Ende einer Spur

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