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ОглавлениеKapitel 7
Zwei Tage auf Sylt
Wir telefonierten und verabredeten wie bereits früher angedacht, meinen Besuch auf Sylt für den 14. Oktober. Jetzt hatte ich noch eine knappe Stunde Zeit mich emotional auf unseren ersten gemeinsamen Tag auf der Trauminsel einzustellen, bevor der Zug in Keitum halten wird. Hier wohnt Sinas ältere Tochter Brigit mit ihrem Mann und den beiden Mädchen Christa und Petra, 13 und 11 Jahre alt. Wenn alle vier oder nur die Eltern Urlaub machen, hütet Sina Haus und Hund.
Sina erwartete mich mit Pepe, einem Teckel. Obgleich ich sie am liebsten fest in die Arme geschlossen hätte, beließ ich es bei der flüchtigen Umarmung.
Zum Haus gingen wir ca. sieben Minuten, wo Sina bereits alles für ein zweites Frühstück vorbereitet hatte. Der liebevoll gedeckte Tisch hätte jedem Appetit auf ein ausgedehntes Frühstück gemacht – nur mir nicht. Vor Anspannung schaffte ich gerade ein Brötchen. Dieses viertelte ich und belegte jedes Stück mit einer anderen Köstlichkeit, um Sinas Mühen wenigstens auf diese Weise zu würdigen.
Ein Spaziergang am Strand zwischen Westerland und Wenningstedt verschaffte Pepe Auslauf und uns die ersten Gespräche von Angesicht zu Angesicht bei strahlend blauem Himmel und Schaumköpfen auf dem Meer.
Pepe hatte sich sichtlich müde gelaufen. Er war zufrieden als er zu Haus im Körbchen lag, und wir hatten jetzt, ohne ›Störfaktor‹, Zeit für uns ganz alleine. Auf ging’s nach List. Bei ›Gosch‹ würden wir bestimmt etwas für unser leibliches Wohl finden.
Auf der Fahrt dorthin kamen wir auf unsere so unterschiedlichen Lebensläufe zu sprechen, wobei Sina meinte:
»Dein Leben ist so geradlinig und in festen Bahnen verlaufen, das gibt es nur selten. Bei mir gab es immer wieder Zick-zack-Kurven, und ich bin auch nicht auf alles stolz.«
Ich deutete diese Äußerung als Sehnsucht danach jetzt endlich ein ruhigeres Leben zu führen und hoffte schon insgeheim, dass sie sich dieses mit mir vorstellen konnte und wünschte.
Wir hatten Jakobsmuscheln gewählt, dazu einen trockenen Weißwein und saßen an einem der vielen Tische vor dem Restaurant. Es war eine Köstlichkeit und, mit Sina an meiner Seite, ein Erlebnis wie ich es seit einer Ewigkeit nicht genießen durfte. Seitdem Sina eine Gestalt angenommen hatte, tatsächlich bei mir war, genoss ich das Leben wieder; ich war nur einfach glücklich.
Die Geschäftszeile gegenüber dem Restaurant quoll über mit Souvenierartikeln; sie konnten unsere Aufmerksamkeit nicht erwarten. Wir waren schnell wieder draußen.
Auf dem Weg zum Parkplatz, es wurde jetzt frischer, hakte Sina sich, sicherlich nicht nur deshalb, bei mir unter. Ihre Berührung elektrisierte mich, und ich drückte meinen Arm fester an den Körper, damit ihre Hand nicht wieder raus rutschen konnte. Sie sollte wissen wie gut mir das tat.
Auf der Rückfahrt machte Sina auf einige Dinge aufmerksam: Flugplatz, Gebäude, Restaurants, Golfplatz und erzählte vom Golfunterricht, den sie hier im Vorjahr genommen hatte. Im wesentlichen aber schwiegen wir. Unsere Gefühle füreinander beschäftigten uns, und wir ließen es nur allzu gerne zu.
Zum Glück blieben uns noch ein paar Stunden. Abendbrot, Gassigehen, und der Ausklang eines wunderschönen Tages bei einem Glas Rotwein. Ich saß auf dem Dreiersofa, Sina auf dem zweier, zwischen uns der Couchtisch. Es war nur noch knapp eine Stunde bis zur Abfahrt des Zuges, 21.29 h. Ich war kurz raus gegangen, und als ich den Raum wieder betrat, hatte Sina den Platz gewechselt. Sie saß jetzt auch auf der Dreiercouch. Ich setzte mich neben sie, wir wechselten kein Wort, sahen uns nur erwartungsvoll an und küssten uns das erste Mal – noch nicht leidenschaftlich. Es war mehr das gegenseitige Eingeständnis: wir gehören zusammen, wir wollen es wagen.
Auf dem Bahnhof hatten wir noch ein paar Minuten und unsere Lippen waren sich einig, dass sie noch viel mehr Zeit füreinander haben möchten.
Der 18. Oktober war unser zweiter Tag auf Sylt. Gleicher Ablauf bis Pepe wieder im Körbchen lag. Dieses Mal fuhren wir gen Süden.
Nach einem kurzen Spaziergang in Hörnum suchten wir ein Café auf. Wir gingen nicht ans Kuchenbuffet; wir ließen uns die Leckereien von der Bedienung aufzählen und Sina bat sie, von uns ein Foto zu machen. Ich hatte noch nie so guten Heidelbeerkuchen gegessen.
Mit unserem anschließenden Spaziergang steuerten wir Budersand an. Das Hotel beeindruckte uns, den Golfplatz mit seinen unzähligen Topfbunkern werden wir vielleicht bald beurteilen können.
Wir schlenderten am Hafen entlang, hielten uns an der Hand und tauschten immer wieder Zärtlichkeiten aus.
Vor einer Karte mit den nordfriesischen Inseln und Halligen blieben wir stehen. Ich zeigte auf Hallig Hooge: »Da möchte ich mit Dir ein paar Tage Urlaub machen.« Sina stimmte sofort zu.
Bilder konkretisierten meine Phantasie. Nur wir beide auf der Hallig, das Glück ungestört genießen, mit aller Zeit der Welt. Uns alles erzählen, was wir noch nicht voneinander wissen und träumen von der Zukunft. Pläne schmieden von einem gemeinsamen späten Lebensglück. Hallig Hooge war wie ein Versprechen.
Vor dem Abendbrot gingen wir mit Pepe noch eine große Runde.
Der Zug brachte mich um 21.29 h wieder nach Hause. Ich fühlte mich so unbeschwert, war endlich wieder zuversichtlich und über alle Maßen glücklich; ich war in einen neuen Lebensabschnitt, in ein neues Leben gestartet.