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Was wirklich und wahrhaftig ist

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Das, was diese Worte sieht und versteht – was immer es auch sein mag –, das wird hier mit ‚BEWUSSTSEIN‘ bezeichnet. Es ist das, was wir unserer Erkenntnis nach sind, was wir mit ‚Ich‘ bezeichnen.

Alles, um was gewusst wird, um das wird durch BEWUSSTSEIN gewusst. Also ist alles, um was gewusst wird, nur so gut wie unser Wissen vom BEWUSSTSEIN.

Was wissen wir über BEWUSSTSEIN?

Wir wissen, BEWUSSTSEIN ist, und um alles wird von und mittels des Bewusstseins gewusst. Doch BEWUSSTSEIN selbst kann nicht Objekt dieses Wissens sein.

Hätte BEWUSSTSEIN irgendwelche objektiven Eigenschaften, die man erkennen könnte, so wäre Bewusstsein selbst das, was sich dieser Eigenschaften bewusst wäre, und es wäre somit unabhängig von ihnen. Daher können wir nichts Objektives über BEWUSSTSEIN wissen.

Wenn wir also nicht wissen, was BEWUSSTSEIN ist, was ‚ich‘ bin, aber wissen, dass es ist, und wenn alles, was wir erfahren, vom oder durch dieses wissende BEWUSSTSEIN gewusst wird, wie können wir wissen, was irgendetwas wirklich ist?

Alles, was wir sicher über ein Objekt wissen können, ist, dass es ist, und diese Eigenschaft von „Ist-heit“ wird hier mit SEIN oder EXISTENZ bezeichnet. Es ist jener Teil unserer Erfahrung, der real ist, der Bestand hat, der keine flüchtige Erscheinung ist. Daher wird dieser Teil auch als Realität der Erfahrung bezeichnet.

Wir wissen, dass BEWUSSTSEIN gerade anwesend ist, und wissen, dass, was auch immer gerade erfahren wird, existiert. Es hat EXISTENZ.

Wenn wir denken, dass wir etwas Objektives über uns oder die Welt wissen, dann wird das, von dem wir denken, dass wir es wissen, unsere weiteren Untersuchungen der Natur der Wahrnehmung beeinflussen. Also müssen wir, bevor wir wissen, was etwas ist, sofern dies überhaupt möglich ist, zunächst verstehen, dass wir nicht wissen, was irgendetwas wirklich ist.

Daher hat das Abklären unserer eigenen Natur und der Natur der Welt der Objekte anfänglich mehr damit zu tun, tief verankerte Ideen und Vorstellungen darüber offenzulegen, wie unserer Meinung nach die Dinge sind, als damit, neues Wissen anzusammeln. Es geht um das Aufdecken unserer falschen Sicherheiten.

Wird erst einmal eine Vorstellung, die wir als Tatsache angesehen haben, als Vorstellung aufgedeckt, so fällt sie auf ganz natürliche Art fort. Ob mehr erreicht werden muss als das Aufdecken unserer falschen Ideen über die Natur der Dinge, wird sich noch zeigen. Das können wir nicht wissen, solange nicht alle falschen Ideen entfernt wurden.

Viele unserer Ideen und Vorstellungen über uns selbst und die Welt sind so tief verwurzelt, dass wir ihrer nicht als Vorstellungen gewahr sind, sondern sie, ohne sie zu hinterfragen, als absolute Wahrheiten hinnehmen.

So nehmen wir zum Beispiel an, dass wir ein Körper seien, ein Mann oder eine Frau, und dass wir geboren seien und sterben würden. Wir denken, dass wir ein Wesen unter unzählbaren anderen Wesen seien und dass dieses Wesen seinen Sitz irgendwo im Körper habe, meistens hinter den Augen oder im Brustbereich.

Wir denken, dass wir das Subjekt unserer Erfahrung seien und alle anderen und alles andere das Objekt. Wir denken, dass wir, als dieses Subjekt, die Ausführenden unserer Handlungen, die Denker unserer Gedanken, die Fühlenden unserer Gefühle, die Entscheider bei unseren Entscheidungen seien. Wir glauben, dass dieses Wesen, als das wir uns betrachten, in manchen Bereichen der Erfahrung die freie Wahl habe und in anderen Bereichen nicht.

Wir glauben, dass Raum und Zeit tatsächlich erfahren würden, dass sie vor uns existierten und weiter existieren werden, wenn wir gestorben sind.

Wir denken, dass Objekte unabhängig davon existierten, dass sie wahrgenommen werden, dass BEWUSSTSEIN etwas Persönliches und Begrenztes sei, ein Nebenprodukt des Geistes, und dass der Geist ein Nebenprodukt des Körpers sei.

Diese Vorstellungen und viele weitere werden als so offensichtlich wahr angesehen, dass es gar nicht notwendig erscheint, sie zu hinterfragen. Sie alle zusammen ergeben eine Religion des Materialismus, der sich die große Mehrheit der Menschheit verschreibt. Besonders überraschend ist dies in den Bereichen des Lebens, die vorgeben, sich explizit mit Fragen zur Natur von REALITÄT zu beschäftigen, wie zum Beispiel Religion, Philosophie und Kunst.

Der einzig verfügbare Bereich für Untersuchungen ist Erfahrung. Das scheint zu offensichtlich, um es zu erwähnen, aber die Folgerungen reichen tief. Es impliziert, dass wir nie etwas außerhalb von Erfahrung erfahren. Falls es etwas außerhalb von Erfahrung gibt, haben wir absolut kein Wissen darüber und somit auch keine Berechtigung anzunehmen, dass es existiert.

Dies wiederum bedeutet, dass wir, wenn wir eine aufrichtige Untersuchung der Natur von REALITÄT vornehmen wollen, alle Vorannahmen verwerfen müssen, die nicht aus direkter Erfahrung hergeleitet sind; derartige Vorannahmen bezögen sich nämlich nicht auf die Erfahrung selbst und daher auch nicht auf uns selbst oder die Welt. Wenn wir aufrichtig bei unserer Erfahrung bleiben, werden wir überrascht bemerken, wie viele unserer Annahmen und Voraussetzungen sich als unhaltbare Vorstellungen herausstellen.

Jegliche Erfahrung findet hier und jetzt statt, also muss die Natur von REALITÄT, was immer dies ist, in der Intimität und Unmittelbarkeit der momentanen Erfahrung gegenwärtig sein.

‚ICH‘, BEWUSSTSEIN, ist gegenwärtig und irgendetwas, was immer es auch sei – diese Worte, Verkehrsgeräusche, ein Gefühl von Traurigkeit –, ist ebenfalls gegenwärtig.

Wir wissen nicht, was dieses Bewusstsein ist. Und auch nicht, was die REALITÄT dieser Worte oder der momentanen Erfahrung ist. Allerdings ist da das BEWUSSTSEIN von ‚etwas‘ und da ist die EXISTENZ von diesem ‚etwas‘. Beide sind in der momentanen Erfahrung gegenwärtig.

In welcher Beziehung stehen die beiden?


Der Verstand, als Teil des Geistes, hat ein machtvolles Geflecht von Konzepten über REALITÄT aufgebaut, das wenig mit tatsächlicher Erfahrung zu tun hat. Als Folge hat BEWUSSTSEIN sich vor sich selbst verborgen. Diese Konzepte wurden vom Verstand erschaffen und daher ist ihre Dekonstruktion eine der Methoden, mittels derer BEWUSSTSEIN wieder dahin kommt, sich selbst zu erkennen – das heißt, sich selbst wieder zu kennen.

BEWUSSTSEIN weiß immer um sich selbst. Durch dieses Dekonstruieren von Konzepten gelangt BEWUSSTSEIN allerdings dahin, nicht durch den reflektierten Schleier scheinbarer Objekte um sich zu wissen, sondern wissentlich, bewusst und direkt.

In diesem Prozess werden die Konzepte nicht zerstört. Sie stehen nach wie vor zur Verfügung, falls sie benötigt werden.

Die Betrachtungen in diesem Buch berücksichtigen, dass der Zweck der hier gezogenen Schlussfolgerungen nicht darin besteht, einen Rahmen oder ein Verständnis für REALITÄT zu schaffen. Allerdings berücksichtigen sie auch, dass der Verstand komplexe und überzeugende Ideen konstruiert hat, die ein Bild unserer selbst und der Welt postulieren, das weit von den Tatsachen unserer Erfahrung entfernt ist.

Diese Ideen haben uns davon überzeugt, dass es eine Welt gibt, die getrennt und unabhängig vom BEWUSSTSEIN existiert. Und sie haben uns dazu bewegt, anzunehmen, dass ‚ICH‘, das BEWUSSTSEIN, das diese Worte sieht, ein Wesen sei, das im Körper wohne, dass es geboren worden sei und sterben werde. Und dass es das Subjekt der Erfahrung sei, während alles andere, die ‚Welt‘, ‚anderes‘, das Objekt sei.

Auch wenn das nie unserer tatsächlichen Erfahrung entspricht, so ist doch der Verstand so überzeugend, dass wir uns selbst betrügen und denken, dass wir wirklich diese beiden Elemente erleben: die Welt getrennt und separat von unserem SELBST und unser SELBST als getrenntes und unabhängiges BEWUSSTSEIN.

In der unvoreingenommenen Betrachtung unserer Erfahrung wägen wir die Tatsachen unserer Erfahrung gegen diese Ideen ab.

Die Ideen, die der Verstand, ein Teil des Geistes, von der Natur der REALITÄT, von der Natur der Erfahrung hat, werden in dieser unvoreingenommenen Betrachtung als nicht zutreffend offengelegt.

Alle spirituellen Traditionen bestätigen, dass REALITÄT nicht mit dem Verstand erfasst werden kann. Als Ergebnis dieses Verständnisses bestreiten einige Lehren, dass der Verstand ein zulässiges Instrument des Hinterfragens oder Erforschens darstelle.

Es trifft zu, dass BEWUSSTSEIN jenseits des Verstandes ist und daher mit dessen abstrakten Konzepten nicht erfasst werden kann. Aber dies entwertet keineswegs den Nutzen des Verstandes bei dem Bemühen, die Natur von BEWUSSTSEIN und REALITÄT zu erforschen.

Ignoranz besteht aus Vorstellungen und Vorstellungen sind bereits eine Aktivität des Verstandes. Wenn wir die Zulässigkeit des Verstandes leugnen, warum sollten wir ihn dann verwenden, um Vorstellungen zu beherbergen?

Indem wir diese Worte lesen, stimmen wir bewusst oder unbewusst zu, dass wir die Zulässigkeit des Verstandes sowie seine Begrenzungen akzeptieren.

Wir betrachten den Verstand trotz seiner Begrenzungen als glaubwürdig. Wir würdigen seine Fähigkeit, mitzuhelfen, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was jenseits von ihm selbst oder außerhalb der Sphäre unseres Wissens ist.

Es wäre unaufrichtig, den Verstand zu verwenden, um seine eigene Zulässigkeit zu leugnen. Dass wir den Verstand nutzen, bestätigt seine Zulässigkeit. Und es ist etwas anderes, den Verstand zu nutzen, um seine Grenzen zu verstehen.

Am Ende eines Prozesses, in dem die Natur der Erfahrung erforscht wird und bei dem der Verstand seine Fähigkeiten des konzeptuellen Denkens voll eingesetzt hat, kann es gut sein, dass der Verstand die Grenzen seiner Fähigkeit, Wahrheit zu erfassen, erkennt und, als Resultat, spontan zu einem Ende kommt. Dass er, sozusagen, von innen heraus zusammenbricht.

Aber dies ist eine ganz andere Situation, als wenn dem Verstand jegliche (auch eine vorübergehende) Glaubwürdigkeit abgesprochen würde, und zwar auf der Grundlage, dass nichts, was er über REALITÄT äußere, letztlich wahr sein könne.

Das Offenlegen von Überzeugungen und Gefühlen, die vorgefassten, unbegründeten Vorstellungen über REALITÄT entspringen, eröffnet eine neue Herangehensweise, eine weitere Möglichkeit.

Diese Möglichkeit kann nicht vom Verstand erfasst werden, da sie jenseits des Verstandes liegt. Aber die Hindernisse auf dem Weg dorthin werden in dieser Untersuchung offengelegt und aufgelöst.

Sie werden aufgelöst, indem wir offen sind für die Möglichkeit, dass wir in diesem Moment tatsächlich nur eine Sache erfahren, dass Erfahrung nicht aufgeteilt ist in ‚ich‘ und ‚anderes‘, in Subjekt und Objekt, das Ich und die Welt, BEWUSSTSEIN und EXISTENZ.

Wir sind offen für die Möglichkeit, dass es nur ein einziges, nahtloses Ganzes gibt, dass BEWUSSTSEIN und EXISTENZ eins sind, dass es nur eine REALITÄT gibt.

Das Flechtwerk dualistischer Ideen, das durch Erfahrung bestätigt zu werden scheint, ist geschickt konstruiert, es beinhaltet Überzeugungen auf der Ebene des Geistes und Gefühle auf der Ebene des Körpers. Sie alle sind dicht ineinander verwoben und begründen und bestätigen sich gegenseitig.

Durch die unvoreingenommene Betrachtung dieser Ideen und Gefühle wird das Geflecht entwirrt. Wir sehen klar, dass unsere Ideen nicht mit unserer Erfahrung übereinstimmen. Das bahnt den Weg dafür, dass Erfahrung sich so zeigen kann, wie sie wirklich ist und wie sie immer ist, frei von der Ignoranz dualistischen Denkens.

Wir beginnen, uns und die Welt so zu erfahren, wie sie wirklich sind.

Unsere Erfahrung selbst ändert sich nicht, aber wir spüren, dass sich etwas ändert. REALITÄT bleibt so, wie sie immer ist, denn sie ist, was sie ist, unabhängig von unseren Ideen über sie.

Aber unsere Interpretation ändert sich und diese neue Interpretation wird zum Grundstein einer neuen Möglichkeit.

Diese neue Möglichkeit kommt aus einer unbekannten Richtung. Sie kommt nicht als ein Objekt, nicht als Gedanke, nicht als Gefühl. Sie wird meist durch eine Reihe von Enthüllungen offenbart, von denen jede Teile des früheren Flechtwerks dualistischen Denkens demontiert.

Und die Entwicklung dieser Enthüllung hat wiederum einen tiefen Einfluss auf das Erscheinen von Körper, Geist und Welt.


BEWUSSTSEIN verschleiert sich vor sich selbst, indem es vorgibt, sich auf ein separates Wesen zu beschränken, und dann vergisst, dass es dies nur vorgibt.

Als Folge dieser Selbstbeschränkung projiziert BEWUSSTSEIN alles, was nicht dieses ‚separate Selbst‘ ist, nach außerhalb seiner selbst. Diese Projektion ist das, was wir ‚die Welt‘ nennen. So wird die Trennung zwischen ‚ich‘ und ‚die Welt‘ geboren.

In Wirklichkeit hat diese Trennung nie stattgefunden. Suchen wir nach ihr, so können wir sie nie finden. Ignoranz ist eine Illusion. Es ist eine Illusion, die durch die konzeptuellen Kräfte des Verstandes, durch falsche Vorstellungen eingehämmert wird.

Diese Vorstellungen werden durch einen Prozess irregeführten Denkens erschaffen und aufrechterhalten, der keine Beziehung zur tatsächlichen Erfahrung aufweist. Das Auflösen dieser Vorstellungen wird erreicht, indem sie erforscht und aufgedeckt werden. Dabei dient direkte Erfahrung als Vergleichsmaßstab.

In diesem Prozess des Erforschens wird nichts Neues erschaffen. Das Ziel besteht nicht in Erleuchtung oder Selbstverwirklichung. Es besteht einfach darin, klar zu sehen, was ist.

Unsere Vorstellungen und Ideen sind die Wurzeln psychischen Leidens und werden durch einen Prozess kontemplativer Untersuchung demontiert.

Was wir im Allgemeinen als eine Untersuchungsreihe ansehen, beginnt mit Annahmen, die als in sich wahr gelten. In dieser Betrachtung beginnen wir mit den gleichen Annahmen, messen sie aber an der Wahrheit unserer Erfahrung. Wir bauen nicht auf ihnen auf, sondern wir zerlegen oder dekonstruieren sie.

Dieses Vorgehen führt zu einem Verstehen, das nicht im Verstand stattfindet. Es ist jenseits des Verstandes. Es ist ein Moment, in dem BEWUSSTSEIN sich selbst direkt und wissentlich erfährt.

Verstehen wird genau so wenig durch einen Prozess im Verstand herbeigeführt wie blauer Himmel durch Löcher in der Wolkendecke. Und es kann doch dadurch offenbart werden.

Dem Verstehen gehen oft eine Reihe von Untersuchungen voraus und später kann das Verstehen durch den Verstand formuliert werden. Eine derartige Formulierung, die dem Verstehen entspringt und nicht den Konzepten, hat die Kraft, uns zur Erfahrung der REALITÄT zu führen.

Durch die Kraft seines logischen Denkens wird der Verstand an seine eigenen Grenzen gebracht und als Resultat bricht das Gebäude des Verstandes zusammen. Dies ist die Erfahrung des Verstehens, der zeitlose Moment, in dem BEWUSSTSEIN sich selbst offenbart wird.

BEWUSSTSEIN nimmt sich selbst wahr. Es kennt sich selbst wissentlich.

Bewusstsein ist alles

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