Читать книгу Bewusstsein ist alles - Rupert Spira - Страница 11
Alles fügt sich zusammen
ОглавлениеICH, dieses BEWUSSTSEIN, das diese Worte sieht und das erfährt, was auch immer in diesem Moment erfahren wird, ist nicht in einem Geist angesiedelt. Der Geist ist nicht in einem Körper angesiedelt und der Körper nicht in einer Welt.
Der Körper ist lediglich die Empfindung des Körpers und die Welt ist lediglich die Wahrnehmung der Welt.
Entfernen Sie Empfinden und Wahrnehmen von der Erfahrung des Körpers und der Welt. Welche ihrer objektiven Eigenschaften verbleiben dann? Keine!
Empfindungen und Wahrnehmungen sind aus Geist gemacht – das bedeutet, sie sind aus Empfinden und Wahrnehmen gemacht.
Keine weitere Substanz außer Empfinden und Wahrnehmen ist an ihnen beteiligt.
Gäbe es eine weitere Substanz, unabhängig von Empfinden und Wahrnehmen, aus der der Körper und die Welt bestünde, so bliebe diese Substanz übrig, nachdem Empfinden und Wahrnehmen zurückgezogen wären.
Aber nichts Objektives verbleibt von der Erfahrung des Körpers und der Welt, nachdem Empfinden und Wahrnehmen abgezogen worden sind.
Wenn wir uns die Substanz des Geistes, die Substanz des Empfindens und Wahrnehmens, mit voller Klarheit anschauen, bemerken wir, dass diese nichts anderes ist als das BEWUSSTSEIN, in dem sie erscheint.
Gäbe es eine andere Substanz außer BEWUSSTSEIN, aus der der Geist bestünde, so bliebe diese Substanz übrig, nachdem das BEWUSSTSEIN von der Erfahrung des Geistes abgezogen wäre. Aber nachdem BEWUSSTSEIN vom Geist zurückgezogen worden ist, verschwindet der Geist völlig und nur BEWUSSTSEIN bleibt zurück.
Der Geist, der Körper und die Welt sind im BEWUSSTSEIN angesiedelt und nur aus BEWUSSTSEIN gemacht. Das ist unsere Erfahrung.
Dies ist keine neue Erfahrung, zu der man durch Untersuchung oder Meditation gelangt. Dies war schon immer unsere Erfahrung. Wir haben sie vielleicht nur nicht bemerkt. Beim Meditieren bemerken wir einfach, dass dies schon immer und auch jetzt so ist.
Versuchen wir, das wahrnehmende BEWUSSTSEIN als Objekt wahrzunehmen, so merken wir, dass dies unmöglich ist.
Nehmen wir als Analogie zum BEWUSSTSEIN den physikalischen Raum, also das, was alles beinhaltet. Stellen wir uns vor, dass dieser Raum, so wie BEWUSSTSEIN, bewusst ist, gewahr ist, dass er die Fähigkeit besitzt, wahrzunehmen, zu sehen, zu erfahren. Dass es ein ‚wahrnehmender Raum‘ ist.
Stellen Sie sich nun vor, was dieser Raum wahrnehmen würde, wenn er nach sich selbst Ausschau hielte, wenn er also versuchte, sich selbst anzuschauen.
Er sähe nichts Objektives, denn Raum kann nicht wahrgenommen werden. Er ist leer, transparent, farblos und unsichtbar. Dieser ‚wahrnehmende Raum‘ wäre sich selbst zu nahe, als dass er sich sehen könnte.
Der Raum, nach dem Ausschau gehalten wird, ist der Raum, der Ausschau hält.
Nur ein Objekt kann objektiv, als Gegenstand wahrgenommen werden; also sähe dieser wahrnehmende Raum nur die Objekte, die in ihm enthalten sind, aber nicht den Raum selbst.
Nun haben wir aber angenommen, dass dieser Raum, genau wie BEWUSSTSEIN, mit der Fähigkeit des Erfahrens ausgestattet ist, dass es ein ‚erfahrender Raum‘ ist. Also ist es nicht nötig, dass er nach sich selbst Ausschau hält, da er sich per Definition bereits selbst wahrnimmt. Er erfährt sich bereits selbst, weil dies das ist, was er ist. Seine Natur ist das ‚Erfahren‘.
Er selbst zu sein ist das Wissen um sich selbst oder das Erfahren seiner selbst.
Aber die Erfahrung des ‚Sich-selbst-Erfahrens‘ ist farblos, transparent und unsichtbar. Sie hat keine objektiven Eigenschaften. Es gibt nichts, was objektiv erfahren wird.
Und da dieser bewusste Raum daran gewöhnt ist, ‚Objekte‘ zu erfahren, deutet er diese ‚nicht-objektive‘ Erfahrung seiner selbst, diese farblose, transparente, unsichtbare Erfahrung, als ‚Nicht-Erfahrung‘. Er glaubt, dass er selbst, dieser bewusste Raum, nicht gegenwärtig sei.
An dieser Stelle hat der Raum drei Wahlmöglichkeiten:
Die erste ist, nach sich selbst als objektiver Erfahrung zu suchen, ohne zu verstehen, dass er sich bereits selbst erfährt und sich daher niemals irgendwo anders finden kann.
Die zweite Möglichkeit ist, sich mit einigen der gegenwärtigen Objekte zu identifizieren und so das Gefühl von Identität zu befriedigen, das ihm innewohnt. Dabei verwechselt er seine eigene Identität mit der eines Objekts.
Die dritte ist, klar zu sehen, dass er bereits nur sich selbst erfährt und dass dies schon immer so war.
Was auch immer gesehen oder wahrgenommen wird, ist ein Objekt, ein Objekt des Geistes, des Körpers oder der Welt.
Was auch immer wahrgenommen wird, ist nicht dieses wahrnehmende BEWUSSTSEIN. Es ist ein Objekt, das dem wahrnehmenden BEWUSSTSEIN erscheint und das in ihm erscheint.
Wenn BEWUSSTSEIN nicht als ein Objekt wahrgenommen werden kann, woher wissen wir dann, dass es eine Beschränkung hat?
Erfahren wir eine Beschränkung dieses wahrnehmenden BEWUSSTSEINS?
Es ist unmöglich, eine Beschränkung des BEWUSSTSEINS zu erfahren, denn eine derartige Beschränkung hätte definitionsgemäß objektive Eigenschaften.
Eine solche scheinbare Beschränkung müsste ein Objekt sein und erschiene somit, wie alle Objekte, selbst im BEWUSSTSEIN. BEWUSSTSEIN wäre dieser Beschränkung gewahr, aber nicht durch sie definiert.
Jedes Objekt, das im BEWUSSTSEIN erscheint, teilt uns nichts anderes über BEWUSSTSEIN mit, als dass BEWUSSTSEIN gegenwärtig und gewahr ist, dass es ist. So, wie ein Stuhl uns mitteilt, dass der Raum, in dem er erscheint, gegenwärtig ist.
Daher haben wir keine tatsächliche Erfahrung einer Beschränkung des BEWUSSTSEINS.
Und wenn es keinen auf Erfahrung basierenden Beleg dafür gibt, dass BEWUSSTSEIN einer Beschränkung unterliegt, wie kommen wir dann darauf, anzunehmen, dass es persönlich sei? Warum denken wir, dass wir, als BEWUSSTSEIN, ein individuelles Wesen in einem Körper seien?
Gedanken haben Beschränkungen. Körper haben Beschränkungen. Die Welt hat Beschränkungen. Aber es gibt keinen auf Erfahrung beruhenden Beleg für die Idee, dass BEWUSSTSEIN, in dem Geist, Körper und Welt erscheinen, Beschränkungen hätte oder persönlich wäre.
Wenn wir behaupten, dass BEWUSSTSEIN Beschränkungen habe, so muss es, per Definition, eine Erfahrung dieser Beschränkungen geben und somit eine Erfahrung dessen, was außerhalb dieser Beschränkungen existiert, dessen, was BEWUSSTSEIN eingrenzt.
Wie aber könnten wir die Erfahrung eines derartigen Objekts haben, wenn dieses Objekt selbst außerhalb der Schranken des BEWUSSTSEINS läge? Wie könnten wir uns eines Objekts jenseits des BEWUSSTSEINS bewusst sein?
BEWUSSTSEIN ist Voraussetzung für jede Erfahrung und es ist daher, per Definition, unmöglich, etwas außerhalb von BEWUSSTSEIN zu erfahren. Und wenn wir ein derartiges Objekt nicht erfahren, wie können wir dann behaupten, dass irgendetwas außerhalb von BEWUSSTSEIN existiert?
Wir haben keine Erfahrung, dass etwas außerhalb von BEWUSSTSEIN existiert, und daher haben wir keine Erfahrung eines begrenzten oder persönlichen BEWUSSTSEINS.
BEWUSSTSEIN ist transparent, farblos, selbstleuchtend, selbsterfahrend, selbsterkennend, selbstverständlich. Dies ist unsere Erfahrung in diesem Moment.
BEWUSSTSEIN ist ALLGEGENWÄRTIGKEIT, weil es nichts gibt, wo BEWUSSTSEIN nicht ist. Nicht, dass BEWUSSTSEIN überall wäre. Sondern ‚überall‘ ist im BEWUSSTSEIN.
BEWUSSTSEIN ist PURES WISSEN, weil alles, was gewusst wird, durch und mittels des BEWUSSTSEINS gewusst wird. Es weiß alles, was gewusst wird.
Es ist ALLMÄCHTIGKEIT, weil alles, was erscheint, in seiner EXISTENZ nur von BEWUSSTSEIN abhängig ist. Was immer erscheint, entsteht aus BEWUSSTSEIN, wird durch BEWUSSTSEIN aufrechterhalten und in BEWUSSTSEIN aufgelöst. BEWUSSTSEIN erschafft alles aus seinem eigenen Sein heraus.
BEWUSSTSEIN kann nicht durch den Geist erkannt werden. Der Geist ist ein Objekt. Er weiß nichts. Vielmehr gilt umgekehrt: BEWUSSTSEIN weiß um den Geist.
Daher kann BEWUSSTSEIN nicht vom Geist beschrieben werden. Die Bilder und Metaphern, die hier in diesen Betrachtungen verwendet werden, sind keine Beschreibungen des BEWUSSTSEINS. Sie sind ein Hervorrufen des BEWUSSTSEINS.
Sie sind ein Hervorrufen der nicht-objektiven Erfahrung des BEWUSSTSEINS, wie es um sich selbst weiß, sich selbst erkennt, sich an sich selbst erinnert. Sie sind Einladungen von BEWUSSTSEIN an BEWUSSTSEIN, wissentlich oder bewusst es selbst zu sein.
Wenn wir keine Erfahrung von Grenzen oder Beschränkungen des BEWUSSTSEINS haben und keine Erfahrung eines persönlichen BEWUSSTSEINS, woher wissen wir dann, dass das BEWUSSTSEIN ‚in Ihnen‘ und das BEWUSSTSEIN ‚in mir‘ verschieden sind? In unserer Erfahrung gibt es keinen Beleg dafür, dass sie unterschiedlich sind, noch einen Beleg dafür, dass es mehr als ein BEWUSSTSEIN gibt.
Der Geist kann nichts vom BEWUSSTSEIN wissen und doch ist gleichzeitig alles, was durch den Geist gewusst wird, das PURE WISSEN des BEWUSSTSEINS.
BEWUSSTSEIN kann sich selbst nicht in den Grenzen des Geistes definieren, auch wenn alles, was im Geist erscheint, Ausdruck des BEWUSSTSEINS ist.
Im Zuge unserer Untersuchung gelangen wir zu dem Verständnis, dass es keinen auf Erfahrung basierenden Beleg für ein separates, persönliches, begrenztes BEWUSSTSEIN gibt. Weiter kann der Geist nicht gehen.
Indem wir zu dieser tiefen Überzeugung gelangen, öffnen wir uns für eine andere, weitere Möglichkeit, die Möglichkeit, dass es nur ein BEWUSSTSEIN gibt. Wir erproben diese neue Möglichkeit in unserem Leben, experimentieren mit ihr und die Antwort, die wir vom Universum in unserer tatsächlichen Erfahrung erhalten, ist die Bestätigung dieser Möglichkeit.
Und während diese Überzeugung tiefer und tiefer wird, wird die Bestätigung durch das Universum immer offensichtlicher. Alles fügt sich zusammen.
Wie bei einer Landschaft, die sich ohne unser Zutun allmählich aus dem Nebel schält, so wird es ohne unser Zutun immer offensichtlicher, dass wir, BEWUSSTSEIN, immer nur unser eigenes, unbegrenztes SELBST erlebt haben und dass die Erfahrung der Welt die Offenbarung unseres eigenen, unbegrenzten und ewigen SEINS ist.
Das Beste, was der Geist (zu dem auch der Verstand gehört) unternehmen kann, ist, seine eigenen Grenzen zu erforschen und so zu dem Schluss zu gelangen, dass er weder weiß noch wissen kann, was irgendetwas wirklich ist.
Allerdings ist dies nur eine sprachliche Umschreibung. Es gibt keinen Verstand, keinen Geist. Der Geist ist nur der momentane Gedanke, wenn es einen momentanen Gedanken gibt. Und ein momentaner Gedanke kann nichts tun oder erforschen, genauso wenig, wie ein Laternenpfahl etwas tun oder erforschen kann.
Wenn wir sagen, dass der Geist seine eigenen Grenzen erforschen könne, so verwenden wir konventionelle, dualistische Sprache. Es sollte aber daraus nicht der Schluss gezogen werden, dass die impliziten dualistischen Vorannahmen, die in unserer Sprache eingebettet sind, hier stillschweigend geduldet werden.
Sagen wir, dass der Geist seine eigenen Grenzen erforschen könne, so sagen wir tatsächlich, dass BEWUSSTSEIN, das PURE WISSEN, welches BEWUSSTSEIN ist, die Gestalt abstrakten Denkens annimmt und mittels dieser Gestalt die eigene Fähigkeit erforscht, sich selbst in den abstrakten Begriffen der Gedanken zu repräsentieren.
Und dabei entdeckt es, dass die abstrakten Konzepte des Geistes nicht seine direkte, vertraute Erfahrung seiner selbst repräsentieren.
Es ist das Forschen und anschließende Entdecken, dass BEWUSSTSEIN durch den Geist, durch Denken weder gefunden noch repräsentiert werden kann, was diese Suche nach sich selbst im Geist wirklich zu Ende gehen lässt.
Und während der Geist im Suchen und Denken zu einem Ende kommt, wird das offenbart, was als Träger und Substanz des Geistes allgegenwärtig ist.
Dies ist die Erfahrung des Verstehens. Sie ist eine ‚nicht-objektive‘ Erfahrung und somit zeitlos.
Allerdings wird diese Entdeckung nicht durch das Verstummen des Geistes verursacht, ebenso wenig wie Licht durch Beenden von Dunkelheit verursacht wird. Es ist die Argumentationskette, die den Geist zu seinem natürlichen Ende führt, und während der Geist sich auflöst, wird das, was versteht, offenbart.
Während des Erscheinens des Geistes ist ‚Das-was-allgegenwärtig-ist‘ die Substanz dieser Erscheinung und gleichzeitig scheinbar als jene Erscheinung verkleidet. In diesem Fall erkennt BEWUSSTSEIN sich selbst nicht.
Sobald jedoch dieses Verstehen, diese SELBSTERKENNTNIS erst einmal stattgefunden hat, braucht BEWUSSTSEIN sich nicht mehr länger während des Erscheinens des Geistes (oder des Körpers oder der Welt) zu vergessen. Es erkennt sich selbst in und als die Aktivitäten des Geistes und auch in der Abwesenheit des Geistes.
Wodurch diese SELBSTERKENNTNIS hervorgebracht wird, ist ein Mysterium. Es ist so, als würde man in einen Spiegel schauen und ausrufen: „Oh, das bin ich!“
In dieser SELBSTERKENNTNIS entsteht das gefühlte Verstehen, dass BEWUSSTSEIN schon immer nur sich selbst erfahren hat. Es wird offensichtlich, dass keine neue Erfahrung stattgefunden hat.
Es wird verstanden, dass diese Erfahrung, sich selbst zu kennen, schon immer stattgefunden hat und dass es auch immer schon nur diese Erfahrung war, die stattfand. Und dass es daher keinen Sinn ergibt, einer Erfahrung, die schon immer gegenwärtig war, eine Ursache zuzuschreiben.
Nach einer Ursache dieser SELBSTERKENNTNIS zu suchen ist, genau wie die Suche nach ihrer Begründung, in sich selbst ein Leugnen der SELBSTERKENNTNIS. Und dieses Leugnen stellt wiederum gleichzeitig die Gestalt dar, die jene allgegenwärtige SELBSTERKENNTNIS zu diesem Zeitpunkt annimmt.
Wie kann man sagen, dass das, was die Grundlage, die Ursache aller Dinge ist, eine Ursache habe? Was könnte die Ursache für BEWUSSTSEIN sein, wenn jeder potenzielle Kandidat für eine solche Ursache selbst durch BEWUSSTSEIN verursacht ist?
BEWUSSTSEIN ist seine eigene Ursache. Das ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass es ohne Ursache ist.