Читать книгу Scharfe Klingen (-Stadt) - Ruth Broucq - Страница 7
Versetzung wider Willen
ОглавлениеIm Cafe Müller ging Ruth zielstrebig auf den Tisch zu, an dem Udo saß und den Ankömmlingen gespannt entgegen sah.
Verwundert folgte ihr Bert Meier, der wohl den Braten sofort roch, denn er fragte: „Ist er das?“
„Ja, das ist mein Freund.“ Bestätigte Ruth knapp, und als sie vor dem Tisch standen, stellte Ruth die Herren vor: „Darf ich bekannt machen? Mein Freund, Udo Gogolscheff, und das ist mein Chef Bert Meier.“
„So, dann lerne ich den Mann endlich kennen, der meine Werbeleiterin zu anderen Wegen verleitet? Das kommt doch sicher von Ihnen?“ fragte Meier gerade heraus, während er Udos Hand schüttelte.
„Und Sie sind der Chef, dem es nicht egal ist, wer die Aufträge reinbringt, sondern mit dem meine Partnerin erst lange Diskussionen ausfechten muss, bevor sie ihr Geld bekommt?“ erwiderte Udo gelassen.
Die Kellnerin kam wie gerufen, als sie nach den Wünschen der neuen Gäste fragte, dadurch entstand eine Gesprächspause, die die Situation entschärfte. Als die Kellnerin sich wieder entfernt hatte, sagte Meier: „Eigentlich lege ich nur Wert darauf, dass meine Firma würdig vertreten wird, Herr Garbsobski….
„Gogolscheff, Herr Meier. Aber wenn das zu schwer für Sie ist, dürfen sie gerne Udo zu mir sagen.“
Bert schmunzelte während er entschuldigend sagte: „Na ja, Entschuldigung, aber Meier ist nun mal einfacher, als ein russischer Name.“
„Der Name ist kein russischer Name, sondern schlesisch. Meine Großmutter stammt aus Schlesien.“ korrigierte Udo.
„Polnisch also, nichts für ungut, Herr Udo!“ entschuldigte sich Meier, und es klang eher wie eine Abwertung. „Aber mit der Ruth habe ich nun mal ein anderes Vertragsverhältnis als mit den Vertretern. Sie ist Angestellte, keine freie Mitarbeiterin, deshalb wird es schwierig sein, Rechnungen mit Steuer auf ihren Namen auszustellen. Das könnte irgendwann zu steuerlichen Problemen führen, und zwar für beide Seiten.“
„Hm, dem kann doch abgeholfen werden, Herr Meier. Ich kann Ihnen die Rechnungen ausstellen. Ich bin frei und unabhängig, geschäftlich gesehen. Wäre damit die Diskussion aus der Welt?“ Udos breites Grinsen ließ keinen Zweifel offen, dass er sich als Sieger dieses Wettstreites fühlte.
Meier überlegte sekundenlang, dann fragte er: „Das heißt also, Sie haben den Auftrag geschrieben?“
Als Ruth und Udo nickten fuhr er fort: „Ich habe nichts dagegen, Herr Gogolscheff, denn zusätzlich einen neuen Vertreter kann ich gut gebrauchen, noch dazu, weil sich ein sehr guter Mann selbständig gemacht hat. Das heißt aber auch, die Ruth muss genügend Adressen bringen, denn die sind ja in den letzten Tagen sehr spärlich geworden. Und natürlich muss die Verteilung über das Büro gehen und nicht nach Sympathie durch die Ruth. Das versteht sich doch wohl? Dann können wir das Thema ja abhaken und zu dir kommen, Ruth?“
Es wunderte weder Ruth noch ihren Freund, dass Meier Udos Namen plötzlich doch behalten hatte, aber sie gingen nicht darauf ein, sondern warteten beide gespannt auf Meiers Anliegen.
Unbeirrt redete Meier weiter: „Da du ja auch Aufträge schreiben willst, anstatt für ein, wie sagtest du, Mickymaus-Gehalt, zu arbeiten, können wir doch deinen Vertrag gleich auflösen? Denn beides geht ja bekanntlich nicht. Dann bist du freie Handelsvertreterin, und kannst mit deinem Freund zusammen oder auch getrennt, Aufträge schreiben. Nur was machen wir dann mit unseren Werbedamen? Soll die dann eine andere Werbeleiterin übernehmen?“
Empört fuhr Ruth hoch: „Nichts da! Das könnte dir so passen! Weder das Eine noch das Andere. Es ist meine Idee und sind meine Werbedamen! Und wenn du den Vertrag ändern willst, gibt es weder Adressen noch Werbedamen für die Firma Meier. Es sei denn, alles läuft über mich. Ich lass mich doch nicht ausbooten. Auch nicht von dir, lieber Bert. Komm Udo, ich möchte gehen.“ Schimpfte sie und sprang energisch auf. „Und du kannst dir bis Montag überlegen, welchen meiner Vorschläge du annehmen möchtest, oder ob du ganz auf meine Mitarbeit und automatisch auf meine Werbekolonne verzichten willst. Tschüss!“
Udo war ihr nachgekommen und maulte sie draußen an: „Sag mal, bin ich dein Hund? Was rennst du denn weg, ohne auf mich zu warten? Mach das nicht noch einmal mit mir, verstanden?“
„Entschuldige“, murmelte Ruth geknickt. „Aber das hat mich so geärgert, dass ich nicht länger mit dem an einem Tisch sitzen wollte.“
„Hast du wenigstens das Geld?“ war ihm nur das wichtig.
„Klar!“ grinste sie. „Sonst hätte ich den Auftrag nicht abgegeben. Er hat zwar versucht mich zu vertrösten, aber hat nicht geklappt!“
„Sag mal, ist der Norbert Fuchs nicht mehr bei dem Meier? Ich habe vorhin ein Gespräch am Nebentisch mitgehört, ich glaube das waren Monteure von Meier. Irgendwas von Fuchs und Firmengründung. Genaues konnte ich nicht verstehen!“
Verwundert schüttelte Ruth den Kopf: „Nee, weiß ich nix von. Glaub ich aber nicht. Wo soll der denn die Kohle für Selbständigkeit hernehmen? Aber was machen wir denn jetzt?“
„Wochenende! Entweder feiern, oder nach Lörrach fahren.“
„Verreisen? Nein, Udo, ich muss hierbleiben. Der Robert und die Kinder wollen morgen kommen. Ich muss ja mal langsam die Details unserer Trennung besprechen. Ich habe mit ihm vereinbart, dass er zur Beate kommt.“
„Warum?“ wollte Udo wissen. „Es ist doch viel einfacher, wenn wir zu ihm gehen. Dann kannst du noch ein paar Sachen mitnehmen.“
Ruth nickte: „Stimmt, die Sache hat nur den Haken, dass er dich nicht in seiner Wohnung haben will. Also muss er zu uns kommen. Ach, lass uns über was Schöneres reden!“
Auch in dieser Nacht musste Ruth Udos trinkfeste Ausdauer überstehen, sodass sie erst am frühen Morgen ins Bett kamen. Trotz übermäßigem Alkohol war Udo sexuell genauso aktiv und einfühlsam wie sonst auch.
Erst am späten Samstagnachmittag meldete sich Robert telefonisch.
Aber entgegen seiner vorherigen Äußerung verlangte er Ruth solle zu ihm kommen.
„Dann kommt Udo aber mit.“ Machte sie zur Bedingung.
„Meinetwegen!“ knurrte Robert.
Überraschenderweise weigerte sich Udo mitzukommen. „Nein, nicht heute hüh und morgen hot, wie es dem gnädigen Herrn gefällt. Fahr du mal alleine hin, ich fahre ins Sportcafe. Lass mir nur Geld hier.“ Entschied er.
Auch wenn Ruth über Udos Sinneswandel nicht gerade erfreut war, dachte sie, >es ist vielleicht besser so<, als sie eine Stunde später auf dem Weg zu ihrer ehemaligen Wohnung war.
Robert war ungewohnt ruhig und sachlich, aber die Kinder gingen ihrer Mutter ganz offensichtlich aus dem Weg, sie demonstrierten deutlich ihr Missfallen indem sie sich in das Fernsehprogramm vertieften.
„Lass uns im Büro reden!“ schlug Robert vor.
Auf Ruths Zögern versicherte er: „Keine Sorge, ich will dich weder zum Bleiben überreden noch angreifen. Wir müssen schließlich eine Lösung finden, mit der auch die Kinder leben können. Hier schaffe ich es nicht, die Beiden alleine zu versorgen. Im Haus meiner Eltern war das anders. Also wie stellst du dir die Trennung vor?“
Als Ruth die kleine grüne Ledergarnitur im Büro sah, wusste sie gleich was sie wollte: „Du hast Recht Robert. Die Ramona kann bei dir bleiben, die wird dir auch im Haushalt helfen können, aber der Rene ist noch zu flapsig um nachmittags alleine zu sein, denn auf die Ramona hört er sowieso nicht. Sobald ich eine Wohnung habe, und da werde ich jetzt mit Druck dran arbeiten, hole ich den Kleinen zu mir. Wenn wir uns nicht bekämpfen, sondern in Frieden alles regeln, können die Kinder ja zwischen dir und mir pendeln wie sie Lust haben. An mir soll es nicht liegen. Hier die kleine Ledergarnitur möchte ich gerne mitnehmen, du hast ja im Wohnzimmer die große Veloursgarnitur und brauchst ja keine zwei. Dann natürlich für Rene sein Bett, seinen kleinen Kleiderschrank, und Bettzeug mit Wäsche. Wir haben ja reichlich Handtücher und Bettwäsche, da kannst du die Hälfte entbehren. Tja, und ich will die Scheidung einreichen, einverständlich wäre für uns beide billiger, dann brauchst du keinen Anwalt, den bezahle ich dann.“
Robert war mit allem einverstanden und Ruth konnte in Ruhe noch einen Teil ihrer Kleidung einpacken.
In der Zeit hatte Robert mit den Kindern gesprochen, sodass sie sich nicht mehr ganz so abweisend verhielten. Ruth widmete sich noch eine Weile ihren beiden Kindern, hörte sich deren Erlebnisse an, dann verabschiedete sie sich, mit dem Versprechen, immer für sie da zu sein.
Erleichtert stieg sie zwei Stunden später in ihr Auto.
Nachdem Ruth ihre Kleidung in den Schrank geräumt hatte, machte sie sich auf den Weg nach Barmen, jedoch kaufte sie unterwegs noch eine Zeitung. In der Wochenendausgabe würde sie sicher viele Wohnungs-
Angebote finden, sodass sie hoffe, etwas Passendes zu finden.