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»Was für eine Kratzbürste!« Lian lachte, während der Fahrtwind durch ihre kurzen Haare fuhr, ihre Locken verwirbelte und ihre Kopfhaut kribbeln ließ.

Sie liebte Herausforderungen, und dazu gehörten auch Frauen, die nicht leicht zu kriegen waren. Was gab es Langweiligeres als eine Frau, die eine vom ersten Moment an anschmachtete? Das hatte sie oft genug erlebt. Das brachte überhaupt nichts. Na ja, für eine Nacht vielleicht.

Aber diese Nicola . . . die hatte schon was. Sie war so zickig, wie eine Frau nur sein konnte, und trotzdem hatte Lian gleich zu Anfang das Interesse in ihren Augen gesehen. Es war nur kurz aufgeblitzt, weil die Wut, die Nicola offensichtlich in sich trug, es gleich wieder zurückgedrängt hatte, aber Lian entging so etwas nicht.

Warum sollte sie es nicht versuchen? Im Moment hatte sie ja Zeit, in den nächsten Wochen hatte sie nichts anderes zu tun, da konnte sie sich auch um diese Nicola kümmern. Das war auf jeden Fall spannender, als nur irgendwo herumzusitzen – und wenn es in der Südsee war – und zu relaxen.

Sie ließ ihren Blick an der Straße entlangschweifen, die sie gemütlich entlangcruiste, und entdeckte nach kurzer Zeit einen Blumenladen. Welche Frau mochte keine Blumen? Selbst so eine wie Nicola Harnoncourt – die Klingelschilder waren wirklich sehr nützlich gewesen, was den Namen betraf – konnte dem Charme eines Blumenstraußes gewiss nicht so einfach widerstehen.

Sie betrat den Laden, und er erschien zuerst einmal leer. Dann kam eine Frau mit einer grünen Schürze von hinten nach vorn. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Können Sie mir einen Strauß zusammenstellen, der ein Frauenherz zum Schmelzen bringt?«, fragte Lian.

Die Floristin blickte sie irritiert an.

Lian lachte. »Keine roten Rosen, bitte. Das wäre zu banal. Sie ist eine . . . ganz besondere Frau.«

Endlich hatte die Floristin ihre erste Überraschung überwunden. »Ihre Frau?«, fragte sie.

»Leider nein«, erwiderte Lian schmunzelnd. »Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«

Nachdenklich betrachtete die Blumenfachfrau die verschiedenen Vasen, die das Angebot ihres Geschäfts enthielten. »Blaue Iris vielleicht«, sagte sie. Sie schaute Lian fragend an. »Mag sie Blau?«

Lian zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Habe sie eben erst kennengelernt.«

»Oh.« Das warf die Floristin offensichtlich in ihrer Planung zurück. »Blaue Iris bedeuten Ich stehe mit meinem ganzen Sein zu dir. Dafür ist es dann vielleicht noch etwas früh.«

Amüsiert lachte Lian auf. »Ja, ich glaube, da muss ich noch etwas Geduld haben.« Sie schüttelte zweifelnd den Kopf. »Obwohl das wirklich nicht meine starke Seite ist.«

»Geduld«, nahm die Blumenhändlerin den Faden auf. »Das wären Veilchen.«

»Veilchen?« Ein lautes Lachen verließ Lians Lippen. »Ich soll ihr Veilchen schicken?«

»Sie sollen gar nichts.« Die Floristin hob die Hände. »War nur ein Vorschlag.« Etwas bedauernd lächelte sie. »Die Blumensprache ist ja auch aus der Mode. Die versteht heute niemand mehr.«

Kurz überlegte Lian. Dann fühlte sie, wie ihre Mundwinkel zu zucken begannen. »Doch, sie wird es verstehen«, sagte sie. Sie amüsierte sich köstlich bei dem Gedanken. »Veilchen sind auf jeden Fall keine roten Rosen. Die sie garantiert von jeder anderen bekommen hat und bekommen würde.«

Die Blumenhändlerin fühlte sich für eine Entscheidung in dieser Hinsicht offensichtlich nicht zuständig und wartete einfach ab, was Lian als Nächstes sagen würde.

»Gut«, sagte Lian. »Veilchen. Kann man daraus überhaupt einen Strauß machen?«

Nun zuckten die Mundwinkel der Floristin fast genauso wie Lians zuvor. »Ich kann aus allem einen Strauß machen«, versprach sie selbstbewusst.

Lian nickte. »Dann tun Sie das doch, bitte. Und dann schicken Sie die Veilchen«, sie musste erneut lachen bei der Vorstellung, wie Nicolas Gesicht aussehen würde, wenn sie diesen Strauß bekam, »an diese Adresse hier.«

Sie griff nach einem Werbeprospekt, suchte eine unbedruckte Stelle und schrieb Nicolas Namen und Adresse darauf. Außerdem zog sie eine Grußkarte aus dem Ständer vor der Verkaufstheke und schrieb darauf: Erwarten Sie mich heute Abend. Ich komme über den Balkon. Das Ganze verzierte sie mit zwei ineinander verschlungenen großen Ls.

Es fiel ihr wirklich schwer, ihre zuckenden Mundwinkel zu beherrschen, als sie der hilfreichen Blumenfrau die Karte überreichte. »Und was macht das jetzt alles zusammen?«

Die Floristin nannte ihr den Preis, Lian bezahlte, verabschiedete sich und verließ das Geschäft.

Kaum glitt die Glastür hinter ihr zu, spitzte sie die Lippen und begann gutgelaunt zu pfeifen, während sie erwartungsvoll vor sich hinlächelte.

Das versprach ein interessanter Urlaub zu werden.

Wechselgeld für einen Kuss

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