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2. Freitag
Оглавление„Also irgendwie glaube ich die Stadt dreht durch, ob es an der Kälte liegt? Im Sommer schieben wir es auf die Hitze im Winter auf die Kälte.“
Tom hatte sich ein Bier aus dem Kühlschrank genommen und sich an die Esstheke gesetzt, die die Küche vom Wohnraum trennte. „Schlägereien, Messerstechereien, Vandalismus, wir kommen kaum noch zur Ruhe. Es ist wie im Hexenkessel, alle spielen verrückt.“
Er trank einen Schluck. „Das Kleid, das du mit meiner Schwester ausgesucht hast, ist wunderhübsch, du wirst bezaubernd aussehen.“ Tom trank noch einen Schluck. „Ich hoffe ich schaffe es morgen pünktlich. Wir haben momentan einen Irren, vier Leichen in drei Wochen.“ Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich wollte über so was nicht mehr reden, ich weiß, aber ...“
Natascha bereitete das Abendessen zu, Hühnchen, frischer Salat und Baguette, ein Glas Rotwein für sie, ein Bier für Tom. Er hatte sich zu ihr gesetzt und beobachtete sie, und er unterhielt sich mit ihr, aber was er sagte, bekam sie kaum mit.
Der Tag im Museum war anstrengend gewesen und dann war da die Begegnung mit dem Mann gestern. Julia hatte sie noch eine Weile deswegen aufgezogen, sie hatte ja keine Ahnung. Tascha war sich nicht sicher gewesen, konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben, aber jetzt, heute, nachdem sie den ganzen Tag eigentlich nur daran gedacht hatte, da war sie sich sicher, es konnte nicht Caleb von Lahn gewesen sein, Mia hätte ihr gesagt wenn, er wieder aufgetaucht wäre. Seit er die Wahrheit über sich erfahren hatte, und dem Tod nur gerade so entkommen war, genauso wie sie selbst, war er verschwunden. Und eigentlich war das auch gut so, sie hasste ihn.
Er hatte sie manipuliert und benutzt und das nicht zum ersten Mal. Und sie war auf ihn hereingefallen. Sie hatte geglaubt, er würde etwas für sie empfinden und hatte ihre Beziehung zu Tom aufs Spiel gesetzt und dann hatte er sie fallen lassen, wieder einmal. Sie hatte sich einst geschworen, würde er ihr jemals wieder unter die Augen kommen, würde sie ihn in die Hölle zurückschicken, dahin, wo er herkam, aber sie hatte es nicht getan. Diesmal würde sie es tun das schwor sie sich.
„... ziemlich grausam zugerichtet.“ Tom verstummte. „Tascha? Hörst du mir überhaupt zu?“
Er saß nicht mehr länger auf dem Hocker, sondern war zu ihr gekommen und legte seinen Arm um ihre Schultern. Nein hatte sie nicht. Was hatte er gesagt? Tom lächelte sie liebevoll an.
„Hattest du einen harten Tag?“
Sie nickte. „Schon, entschuldige Schatz, ich war mit meinen Gedanken woanders. Was hast du gesagt?“
Ein paar Fetzen seiner Worte hatte sie mitbekommen. Wieder eine Mordserie, die Stadt spielte verrückt aber sie wollte davon nichts hören.
„Ich habe gesagt, dass ich noch gar nicht genau weiß, ob ich am Samstag mit zu den von Lahns kommen kann.“
Tascha schaute ihn böse an und ließ das Messer sinken.
„War ja klar. Wann haben wir das letzte Mal was gemeinsam gemacht? Du versuchst dich immer vor so etwas zu drücken.“
„Du wirst Mia und Josh haben und du kommst doch mit Elisabeth von Lahn gut klar.“
Tom nahm sie in den Arm. Sie schmiegte sich an ihn.
„Ich fühle mich dort alleine. Auch wenn ich es sehr nett finde, dass wir zu Richards Geburtstagsfeier eingeladen sind, ohne dich will ich nicht hin.“
Er schaute ihr tief in die Augen und Natascha kam nicht umhin an Calebs wunderschöne, leuchtend grüne Augen zu denken. Verdammt!
„Du wirst auch ohne mich gehen, das weiß ich. Ich kann doch nichts dafür, dass ich Dienst habe“, sagte Tom.
„Ich weiß aber ich glaube, dass es dir nur recht ist.“
Um ehrlich zu sein, war es wirklich so, er war nicht gerne mit jemandem aus dieser Familie zusammen, nicht einmal mit Mia und Joshua von Lahn ihren Freunden. Dafür gab es zwei Gründe, er und diese Familie kamen aus unterschiedlichen Schichten. Er, der einfache Polizist aus der Mittelschicht, die von Lahns, eine der wohlhabendsten Familien Europas aus der Oberschicht. Nicht sein Fall.
Der andere Grund war Caleb von Lahn. Der jüngste Sohn und Bruder von Joshua, Nataschas Exfreund. Undurchsichtig und unheimlich, erst recht nachdem er erfahren hatte, was dieser Kerl wirklich war. Das letzte Mal waren sie sich vor knapp eineinhalb Jahren begegnet und damals hatte sich Toms Weltbild komplett verändert. Er hatte von Dingen erfahren, von denen er lieber nichts gewusst hätte. Seit dem war nichts mehr wie vorher gewesen. Seit dem war seine Beziehung zu Natascha nicht mehr dieselbe.
Er versuchte die Gedanken beiseitezuschieben, dieser Abend gehörte Natascha und ihm, er sollte es genießen und er würde sich wirklich bemühen morgen mit ihr gehen zu können.
Natascha lag wach und starrte an die Decke, auf der sich die Lichter der vorbeifahrenden Autos bewegten. Sie war den ganzen Abend mit ihren Gedanken bei Caleb gewesen und bei dem, was geschehen war. Bisher hatte sie sich immer bemüht die Erinnerungen zu verdrängen und es war ihr im Laufe der Zeit gut gelungen, aber dieser Mann gestern hatte alles wieder hochkommen lassen. Die furchtbaren verstümmelten Leichen. Die Angriffe auf ihr Leben und letztendlich auch der Plan sie zu töten, um an Illjans Sohn heranzukommen, an Caleb. Illjan, der Dunkle Fürst, der Satan, der einst, vor Jahrtausenden die Menschheit hatte erzittern lassen.
Caleb von Lahn hatte nicht gewusst, dass er Illjans Sohn war und immer gewesen war. Einst war er ihm gefolgt, hatte an seiner Seite gekämpft und hatte ihm ewige Treue geschworen, ohne zu ahnen, dass er sein Vater war. Und dann hatte er es erfahren, von Damian, den er seinen Freund genannt hatte und der versucht hatte ihn zu vernichten und auch nicht davor zurück geschreckt war Natascha zu entführen und sie als Köder zu benutzen.
Eigentlich, so dachte Natascha, hätte all das was sie gemeinsam erlebt hatten zusammenschweißen müssen, doch stattdessen hatte ihr Caleb immer wieder unmissverständlich klargemacht, dass er sie nur benutzte und dann wegwarf. Und Tom fing sie auf, jedes Mal.
Sie drehte sich auf die Seite und beobachtete den Mann, der da neben ihr lag. Er war so gut, er liebte sie so sehr und er hielt immer seine Arme für sie auf. Und sie? Liebevoll strich sie Tom über das Gesicht. Ja sie liebte ihn auch, auch wenn sich ihre Beziehung verändert hatte.