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8. Kapitel

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»Wir müssen hier raus, so viel steht fest«, sagte Jeremy und knetete seine Finger. Unruhig und ziellos lief er in der Bibliothek hin und her wie ein Löwe mit Hospitalismus. Er konnte nicht untätig herumsitzen und kostbare Zeit vergeuden. Sie brauchten einen Plan, wie sie diesem Spuk ein Ende bereiten konnten. »Wir müssen überlegen, welche Möglichkeiten wir haben hier herauszukommen!«

»Was denkst du, mache ich seit Tagen? Jey, die Viecher lassen sich weder vertreiben noch einschüchtern.«

»Weshalb hast du niemanden angerufen?«

»Weil ich die Telefonrechnungen nicht bezahlt habe. Ich hab mich im letzten halben Jahr komplett vergraben. Es können zwar Anrufe herein, aber nicht heraus.«

»Und der Notruf? Der müsste doch funktionieren.«

Beschämt schloss Nolan die Augen. Da war es wieder, das altbekannte Gefühl, der kleine, dumme Nolan zu sein, obwohl Jeremy jünger war. Krampfhaft suchte er nach einer plausiblen Erklärung. Wie immer ging der Punkt aber an Jeremy. »Wie dumm von mir. Das hatte ich vergessen«, gestand er widerwillig ein.

Jeremy sah ihn an, dann zuckte er mit den Schultern. »Wie auch immer. Ich habe ja ein Handy. Ich informiere sofort die Polizei. Die wird alles Weitere veranlassen.«

»Du hast hier leider kein Netz, Jey!«

»Und wo finde ich ein Telefon?« Jeremy gab nicht auf.

»Oben im Salon, der jetzt von Krähen belagert ist. Die Apparate in der Küche und im Büro sind wohl kaputt. Ist bestimmt ein Werk der Vögel. Als du gestern anriefst, hat nur das Telefon im ersten Stock geklingelt. Ich stürmte also nach oben. Sofort folgten mir die drei Krähen, die sich in der Eingangshalle positioniert hatten und dort Wache schoben. Noch bevor ich die ersten Stufen erreicht hatte, attackierten sie mich. Sie versuchten sich in meinem Nacken festzukrallen, aber ich hatte mir vorsorglich einen dicken Wintermantel von der Garderobe geschnappt, einen Hut und einen Schirm. Ich muss ausgesehen haben wie eine fleischgewordene Vogelscheuche. Im Salon schaltete ich die Deckenlampe an. Die Fenster hatte ich bereits letzte Woche verrammelt. Kaum flammte das Licht auf, schossen die Krähen zu den Fenstern und begannen die Latten zu bearbeiten. Sie versuchten die Nägel herauszuziehen. Von außen war ein aufgeregtes Gekrächze zu hören. Es war, als ob sie sich miteinander verständigen würden. Zudem versetzte sie das Läuten des Telefons in schiere Raserei. Während ich mit dir sprach, krachten die ersten Latten herunter und zwei Scheiben zersplitterten. Eine Krähe blutete. Das hielt sie aber nicht auf. Sie machte sich über das Telefonkabel her und riss es aus der Wand. Als die ersten Vögel hereinflatterten, raste ich zur Tür, um so schnell wie möglich aus dem Zimmer zu kommen. Panisch knallte ich sie hinter mir zu. Vier Krähen schafften es dennoch, mir zu folgen. Die anderen polterten gegen die Tür. Seitdem versuchen sie, diese mit Gewalt aufzubrechen. Als ich dich hereinließ, konnte ich deutlich hören, dass sie gar nicht daran denken, aufzugeben. Sie sind immer noch dabei, die Tür zu bearbeiten. Es können gut hundert Vögel dort oben sein. Sie haben den Raum annektiert. Wir können dort nicht mehr hinein. Und wozu auch? Das Telefon ist zerstört und die anderen funktionieren auch nicht mehr.«


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