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Kapitel 10

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Philipp ging ungeduldig in seinem Turmgemach auf und ab. Nachdem der Pilger vor ein paar Wochen die Homburg mit seinem Besuch beehrte, hatte er sich tatsächlich von Margareta zu einer Pilgerreise nach Santiago di Compostela überreden lassen. Seine Frau war wie besessen von dem Gedanken, dass diese Reise ihr das erhoffte Kind bescheren würde. Wenn es nach ihm ginge, würde er lieber den Sommer auf der Burg verbringen. Er war schließlich auch nicht mehr der Jüngste. Doch so waren nun viele Dinge vorzubereiten. Sie hatten entschieden, wer alles mitkommen sollte und dass Rupert, Philipps ältester Ritter, die Rolle des Kastellans übernehmen würde. Walther sollte Rupert so gut es ging unter die Arme greifen. Philipp hatte seinem Neffen bereits alles gezeigt, was er hierfür wissen musste. Es bestand schließlich immer noch die Möglichkeit, dass Walther eines Tages Graf der Homburg werden würde.

Die Ritter Thomas und Theodorich, sowie drei Knappen würden sie begleiten. Vom Gesinde kamen die Zofe Grete, eine Magd namens Elvira und Fuhrmann Berthold mit.

Eleonore würde als Margaretas Gesellschafterin mitreisen.

Philipp wartete ungeduldig auf den Mönch, den Abt Stephanus vom Kloster Wörschweiler ihnen für die Reise zur Verfügung stellen wollte. Dieser war schon einmal in Santiago di Compostela gewesen und sprach im Gegensatz zu Philipp und Margareta sehr gut Spanisch und Französisch. Bruder Hubertus wäre zwar auch gerne mitgekommen, aber weil er kein Spanisch sprach, entschied man sich ihn lieber für die geistlichen Belange der Burgbewohner zu Hause zu lassen.

Auf einmal hörte der Graf, wie der Wachmann das Eintreffen des Mönchs meldete. Erleichtert öffnete er die Tür, als es klopfte.

„Tretet ein und seid gegrüßt.“

Der Mönch betrat das Turmgemach und verneigte sich kurz vor dem Grafen.

„Seid gegrüßt, Graf Philipp. Mein Name ist Bruder Frederikus. Ihr habt mich wohl schon erwartet, um mit mir über die Pilgerfahrt zu sprechen.“

„Das ist richtig Bruder. Habt ihr die Karten dabei?“

„Ja, ich breite sie hier auf dem Tisch aus.“

Während der Mönch mehrere Landkarten, die im Besitz des Klosters Wörschweiler waren, auf dem großen runden Tisch ausbreitete, rief Philipp nach seinem Diener Bertram.

„Schicke bitte Thomas und Theodorich her. Sie sollen auch bei der Besprechung dabei sein und bring uns bitte etwas zu trinken.“

Kaum war der Mönch fertig, kamen auch schon die Ritter herbei geeilt, für die diese Reise ein großes Abenteuer war. Man versammelte sich um den großen Tisch und sah sich die Karten an, als es an der Tür klopfte und Margareta um Einlass bat.

„Erlaubt Ihr mir, bei der Besprechung dabei zu sein? Ich fahre schließlich auch mit und möchte gerne wissen, was auf mich zu kommt.“

Bruder Frederikus, der es nicht gewohnt war, dass sich eine Frau um solche Dinge kümmerte, musterte Margareta nur erstaunt, räusperte sich und ergriff dann das Wort: „Der offizielle Pilgerweg aus dem „Liber Sancti Jacobi“ beginnt in Vézelay, ein gutes Stück südwestlich von Paris. Wenn wir dort angekommen sind, geht es über eine festgelegte Pilgerroute, die durch Bourges, Limoges, Périgueux, Roncevalles, Pamplona, Santo Domingo de la Calzada, Léon und schließlich nach Santiago di Compostela führt.“

Der Mönch zeigte mit einem Stab die Städte auf der Karte.

„Auf dieser Route ist man auf Pilger eingestellt und meistens freundlich gesinnt. Es gibt viele Unterkünfte, die man benutzen kann. Nur in den Bergen muss man mit Überfällen rechnen, was aber bei einer Gruppe unserer Größe auch schon fast auszuschließen ist. Im April und Mai kann es noch öfters regen, aber ab Juni wird es dort viel heißer und trockener, als es bei uns im Sommer ist.“

„Wie kommen wir aber am sichersten nach Vézelay? Bis dorthin ist es auch noch ein gutes Stück.“

„Am besten reisen wir über Gemünd nach Puttelange und von dort weiter über Nancy und Neufchâteau, wo wir bald die Grenze zwischen Lothringen und Frankreich passieren werden. Obwohl Pilger eigentlich keine Zölle bezahlen müssen, gibt es an manchen Übergängen und auch Flüssen Zöllner, die sich trotzdem und sogar mit Gewalt ihren Zoll erstreiten wollen. Aber als große Gruppe haben wir das Glück, das wir uns gut durchsetzen können.“

“Die sollen nur mal versuchen irgendwelche krummen Geschäfte zu machen! Dann kriegen sie es mit mir zu tun!“, ereiferte sich Thomas.

„Wie geht es dann nach der Grenze weiter?“

„In Burgund gelangen wir nach Chaumont, Châteauvillain und Châtillon, bis wir Vézelay erreichen.“

„Das wäre also im Großen und Ganzen die Strecke. Die Flüsse fahren wir dann wohl nicht hinunter?“

„Nein, das ist nicht notwendig. Wir müssen zwar hin und wieder einen Fluss überqueren, und kurz vor Vézelay auch ein Stück den Fluss Armancon entlang fahren, aber längere Passagen sind nicht zu empfehlen, das würde mit dem Wagen und den vielen Pferden zu teuer werden.“

„Wie sieht es mit der Ausrüstung aus?“

„Wir brauchen auf jeden Fall Zelte, weil wir nicht überall Unterkunft bekommen werden. An Kleidung brauchen wir für die erste Zeit dicht gewebte Sachen, die den Regen nicht durchlassen und später für die Hitze am besten dünne, helle Kleidung, die vor Sonne schützt. Dort unten gibt es Hüte, mit weiten Krempen, die die Sonne abhalten. Diese können wir uns vor Ort besorgen.“

„Kochgeschirr werden wir auch brauchen“, warf Thomas ein.

„Ja, auf jeden Fall. Aber um diese Dinge, sowie um die Essensvorräte und die Wasserschläuche wird sich die Magd Elvira unter Bertas Anleitung kümmern“, erklärte Margareta.

„Aber Graf, ich hoffe, wir nehmen für die lange Reise nicht nur Wasser mit!“

„Ein paar edlere Tropfen werden wir schon noch einpacken. Aber vergiss nicht, dass wir eine Pilgerfahrt machen und da werden Entbehrungen schon auf dich zukommen.“

„Gewiss, Herr Graf!“, rief Thomas.

Bruder Frederikus fuhr in seiner Planung fort: „Unser Infirmarius richtet mir noch ein paar Kräuter und Salben, die wir vielleicht bei bestimmten gesundheitlichen Beschwerden benötigen. Was noch ganz wichtig ist, ist, dass Ihr den größten Teil Eures Geldes, welches Ihr mitnehmt, an verschiedenen Stellen in Eure Kleidung einnähen lasst und nur einen kleinen Teil im Geldbeutel aufbewahrt. Dann kann Euch bei einem Überfall oder wenn ein Taschendieb im Gedränge zu dicht an Euch herankommt, nie alles gestohlen werden.“

„Das werden die Edelfrauen gerne erledigen“, warf Margareta ein.

„Wann werden wir aufbrechen, Graf?“

„Wir werden das Osterfest abwarten und am nächsten Tag früh morgens aufbrechen. Bis dahin werden die Böden anfangen zu trocknen und wir werden gut vorwärtskommen. Hat noch jemand Fragen?“

„Ich denke, vorerst ist alles geklärt“, antworteten die Ritter einstimmig.

„Gut, dann lasst uns zum Essen gehen, dort werden sie schon auf uns warten.“

Bruder Frederikus räumte die Karten zusammen und dann begaben sie sich gemeinsam zum Rittersaal, wo man mit dem Auftragen des Essens schon begonnen hatte.

Bruder Hubertus erwartete sie schon sehnsüchtig. Auch wenn er selbst nicht mitkam, interessierte er sich sehr für die Pilgerreise, außerdem freute er sich auf Bruder Frederikus, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte.

„Sei gegrüßt, Bruder Frederikus! Ich hoffe es geht dir gut.“

„Sei gegrüßt, Bruder Hubertus. Mir geht es gut. Und dir hoffentlich ebenso.“

„Seid ihr mit eurer Besprechung fertig geworden?“

„Ja. Wir wissen nun genau, wo es lang geht und was wir alles benötigen. Nach dem Osterfest werden wir aufbrechen.“

„Das ist gar nicht mehr so lange. Man hat schon eifrig mit den Vorbereitungen begonnen.“

Frederikus und Hubertus redeten über die Pilgerfahrt, bis sie schließlich das Thema wechselten und sich über ihr gemeinsames Leben im Kloster Wörschweiler unterhielten und noch ein paar neue Begebenheiten austauschten.

Das Mal der Burgherrin

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