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Juli 1833, Ottakring

»Eichen, Buchen, Tannen und du musst fangen. Eichen, Tannen, Buchen und du musst suchen«, kichernd liefen Barbara und Elisabeth davon. Josef war sehr lustig anzusehen, wenn ihn die beiden älteren Mädchen abschüttelten und er sich darüber ärgerte. Katharina lehnte sich an den Baumstamm, barg ihr Gesicht in den Händen und drückte die Augen fest zu, um nicht des Schummelns bezichtigt zu werden.

»Ich komme!«, rief sie und machte sich auf die Suche. Katharina war fünf und somit gleich alt wie Josef, der ebenso wie Elisabeth und Barbara aus Wien kam. Sie hingegen war aus dem Bauch der Mutter gekommen. Manchmal wünschte sie, sie käme ebenso aus Wien. Die Mutter lag seit dem Mittagessen mit Bauchschmerzen im Bett. Sie hatte sie unter angestrengtem Keuchen nach draußen geschickt. Katharina liebte es, mit Barbara und Elisabeth und Josef im Gemüsegarten zu knien, während die Mutter ihnen Geschichten über die verärgerte Karotte erzählte. Katharina musste jedes Mal losprusten, wenn die Karotte orange vor Ärger den Erdapfel als dicke Knolle beschimpfte. Allein mit der Mutter fühlten sich die Kinder glücklich.

Weniger gern mochte Katharina die Großmutter und den Großvater. Wenn der Pfarrer in der Sonntagspredigt darauf hinwies, seinen Nächsten zu lieben, berief sie sich darauf, dass der Teufel nicht zu diesen Nächsten zählen konnte. Immerhin hatte sie die Mutter und die Geschwister aus Wien lieb. Das musste genügen.

Die Mutter schrie sich in dieser Nacht die Seele aus dem Leib. Die Kinder saßen zusammengekauert in einer Ecke und weinten still. Im Morgengrauen gebar sie zwei Mädchen, die so winzig waren, dass Katharina es kaum glauben konnte. Wenige Stunden danach schloss ihre Mutter die Augen und öffnete sie trotz inständigen Flehens nicht mehr. Die Großmutter saß ausnahmsweise nicht keifend am Küchentisch und starrte die beiden Säuglinge an.

Am darauffolgenden Tag packte sie eines der Neugeborenen und fuhr mit dem Wagen davon. Katharina, Josef und die beiden älteren Mädchen blieben mit dem Zwillingsmädchen zurück. Bald entdeckten die Kinder, dass es sich am besten beruhigen ließ, wenn man ihm den kleinen Finger in den Mund steckte. So wechselten sie sich den ganzen Tag darin ab und ließen es mal am eigenen, mal am Finger des anderen saugen, bis die Großmutter am Abend heimkehrte und wortlos das Geschwisterchen und einen weiteren Säugling mitbrachte.

Das Kreuz im Apfel

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