Читать книгу Mehr als Freundschaft? - Сандра Грауэр - Страница 5
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Sonntag, 21. April, 20 Uhr Liebes Tagebuch …
Kann das Leben noch schöner sein? Er hat mich geküsst. Patrick hat mich endlich geküsst. Ach, ich könnte die ganze Welt umarmen, so glücklich bin ich. Ich kann es kaum erwarten, dass endlich Montagmorgen ist und wir uns in der Schule wiedersehen. Ist das zu glauben? Wer hätte gedacht, dass ich mich noch mal auf die Schule freuen würde?! Wenn das meine Eltern wüssten. Oh Mann, vielleicht sollte ich mir ein besseres Versteck für mein Tagebuch suchen. Egal, was mach ich denn jetzt noch mit diesem wundervollen Abend? Mal wieder »Breaking Dawn« gucken? Nein, ich kann mich jetzt nicht konzentrieren, nicht einmal auf Robert Pattinson. Am besten, ich ruf Jasmin an. Hoffentlich ist sie da. Oh, ich bin ja so glücklich!!!
»Nun erzähl schon, Mia«, drängte Jasmin und zog mich beiseite.
Wir standen eng beieinander vor unseren Schließfächern. Im Gang war es laut und voll, aber wir hatten noch ein paar Minuten, bis es zur ersten Stunde klingeln würde.
»Ich hab dir doch gestern schon alles erzählt«, erwiderte ich grinsend.
»Egal, nun schieß schon los. Ich will alles wissen, jedes kleine Detail.«
»Also«, begann ich und genoss es, Jasmin noch ein wenig auf die Folter zu spannen, bevor ich weitererzählte: »Ich war mit Anne zum Schwimmen verabredet. Während ich da so vor dem Eingang stehe und auf sie warte, weil sie natürlich wie immer zu spät ist …«
»Natürlich«, unterbrach Jasmin mich und verdrehte die Augen.
»… steht auf einmal Patrick vor mir. So allein?, fragt er mit tiefer Stimme.« »Oh ja, seine Stimme ist fast so sexy wie die deutsche Synchro von Ian Somerhalder.« Ich lächelte verschmitzt und seufzte. »Ich weiß, seine Stimme ist wirklich sexy.« »Wessen Stimme ist sexy?«, fragte jemand Vertrautes neben mir. Ich drehte mich zur Seite und sah Leon. Er hielt mit beiden Händen die Träger seines dunklen Rucksacks, den er auf den Schultern trug, und lächelte mich an. Nun beugte er sich ein Stückchen zu mir vor, und ich gab ihm ein Küsschen auf die Wange. »Hi, Leon.« »Morgen. Also, was hab ich verpasst?« »Ich bin dann mal weg, wir sehen uns später«, meinte Jasmin zu mir, die Leon weder gegrüßt noch beachtet hatte. Nun warf sie mir noch einen eindringlichen Blick zu, bevor sie im Gewühl verschwand. »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich zähneknirschend für Jasmins Verhalten, während wir uns gemeinsam auf den Weg zum Geschichtsunterricht machten. Doch falls sie Leon verletzt hatte, ließ er sich nichts anmerken. »Ach was, nun vergiss die mal. Sag mir lieber, von wem ihr gesprochen habt.« »Du lässt nicht locker, oder?« Leon grinste. »Nö.« »Es ging um Patrick«, antwortete ich und konnte nicht verhindern, dass ich zu strahlen begann. »Patrick, verstehe. Dann habt ihr euch am Wochenende gesehen?« »Kann man so sagen. Wir waren gestern mit ein paar Leuten schwimmen und danach noch allein ein Eis essen, und dann hat er mich geküsst.« Ich wusste, dass ich mich in diesem Moment nicht wie eine Sechzehnjährige anhörte, aber das war mir egal. Das war schließlich Leon, einer meiner besten Freunde. »Das freut mich für dich.« Er machte eine kurze Pause. »Das sollte es doch, oder?« Ich verdrehte die Augen. »Blödmann, das weißt du doch.« »Dann seid ihr jetzt also zusammen?«, fragte Leon ohne mich anzusehen. Ich zuckte mit den Schultern. »Das wird sich noch zeigen.« Leon runzelte die Stirn. »Das muss ich jetzt nicht kapieren, oder?« »Nein, musst du nicht«, antwortete ich seufzend und hielt ihm die Tür zu unserem Klassenzimmer auf.
»Welche Pizza wollt ihr?«, fragte Leon, der im Gefrierschrank herumwühlte. Nun sah er Pitt und mich an. Wie jeden Montagnachmittag trafen wir drei uns nach der Schule noch bei Leon, um Pizza zu essen und zu quatschen.
»Ich nehm Salami«, antwortete Pitt, ohne nachzudenken.
Leon verdrehte die Augen. »Was für eine Überraschung.«
Pitt aß jeden Montag Salamipizza. Leon und ich hatten uns schon öfter gefragt, warum sie ihm nicht langsam zum Hals raushing.
»Was ist mit dir?«, fragte Leon nun mich, während er eine Salamipizza aus dem Gefrierschrank angelte.
»Ich glaub, ich nehm heut mal Thunfisch.«
»Thunfisch, wirklich?«, meinte Pitt und grinste mich an. »Sind da nicht Zwiebeln drauf?«
Verständnislos sah ich ihn an. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er auf Patrick anspielte. »Mann Leon, du hast es ihm gesagt.« Ich stieß Leon mit meinem Ellenbogen fester in die Rippen als geplant, sodass er meine Thunfischpizza wieder zurück ins Eisfach fallen ließ.
Lachend rieb er sich die Seite. »Woher sollte ich wissen, dass es ein Geheimnis ist? Schließlich hast du es ja selbst jedem erzählt.«
»Mensch Mia, ich gehöre zu deinen besten Freunden, schon vergessen?«, meinte Pitt und legte mir einen Arm um die Schultern. Nun senkte er seine Stimme, er sprach aber trotzdem laut genug, dass Leon jedes Wort verstand. »Worauf steht er denn bei dir so? Als er noch mit Sabine zusammen war, hat er immer von ihrem geilen Arsch geschwärmt, bei Svenja war's die Oberweite.«
»Das werd ich grad noch mit dir diskutieren«, erwiderte ich, schob seinen Arm von meiner Schulter und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Ich hörte Pitt und Leon lachen, war ihnen aber nicht wirklich böse. Ich kannte sie schon lange, seit dem Kindergarten, um genau zu sein, und wusste, dass sie mich nur ein wenig aufziehen wollten. Wenn es drauf ankam, waren sie für mich da.
Als ich zurück in die Küche kam, lehnte Pitt lässig an der Arbeitsfläche, während Leon auf einem Stuhl am Tisch saß. Beide hatten eine Flasche Cola in der Hand. Für mich hatten sie eine Cola Light auf den Tisch gestellt. Ich setzte mich Leon gegenüber, griff nach der Flasche und öffnete sie. Während ich einen großen Schluck nahm, vermied ich es, einen der beiden Jungs anzusehen. Sie starrten mich an, das spürte ich, und warteten darauf, dass ich nachgab und von Patrick erzählte.
Mit Leon sprach ich gerne über solche Sachen, ich konnte gar nicht genau sagen, warum. Er hatte irgendwie so eine Art an sich, dass ich mich ihm gerne anvertraute. Mit Pitt redete ich allerdings nicht so gerne über Jungs. Was eigentlich komisch war, denn in der Regel war er viel neugieriger als Leon, was solche Themen anging. Nicht, dass er selbst kein Liebesleben gehabt hätte und stattdessen scharf darauf war, über Hörensagen an meinem teilzuhaben. Eher im Gegenteil, Pitt war echt beliebt bei den Mädchen aus der Schule. Und ich musste zugeben, dass er verdammt gut aussah.
Leon hingegen hatte überhaupt kein Glück mit Mädchen, was ich so gar nicht verstand. Schließlich sah er auch ganz gut aus, selbst wenn es einem bei seinem Anblick nicht unbedingt die Sprache verschlug. Seine Haare waren dunkelbraun. Man hätte echt was draus machen können, aber Leon hatte einfach keinen Sinn für modische Frisuren. Seit ich ihn kannte, lief er immer gleich rum. Zu allem Überfluss war er auch noch unsportlich, und das sah man seinem Körper leider Gottes auch an. Nicht, dass er dick war, eher im Gegenteil. Aber ein paar Muskeln hätten ihm schon ganz gut getan. Seine blauen Augen waren aber wirklich schön. Außerdem war er total lieb, und man konnte sich auf ihn verlassen. Das war ja wohl auch wichtig. Trotzdem hatte er bis heute noch keine Freundin gehabt. Was nicht an ihm lag, wie ich wusste.
»Also, was wollt ihr wissen?«, gab ich schließlich nach.
Tja, das war ein Fehler, denn Pitt wollte natürlich alles wissen. Ich tat ihm den Gefallen. Und so erzählte ich zum zweiten Mal an diesem Tag von meinem Treffen mit Patrick, während sich allmählich der leckere Pizzaduft in der Küche ausbreitete.