Читать книгу Mehr als Freundschaft? - Сандра Грауэр - Страница 7
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Völlig durchgeschwitzt kamen wir am nächsten Tag nach der Schule am Baggersee an. Auch wenn es echt eklig war, den ganzen Schultag über im Badezeug zu verbringen, hatte ich es bereits wie die anderen drunter gezogen. In diesem Moment war ich mehr als froh darüber. Wir brauchten uns nur die Klamotten vom Leib zu reißen und konnten sofort Richtung Wasser stürmen.
Kaum stand ich im Wasser, blieb ich jedoch stehen. Das Wasser war kalt, richtig kalt. Doch Patrick kannte keine Gnade. Mit Schwung nahm er mich auf den Arm und lief mit mir in den Baggersee. Ich schrie, als er mich hineinwarf, sobald es tief genug dafür war. Auch die anderen Mädels hörte ich schreien. Aber bevor ich mich umdrehen konnte, tauchte Patrick plötzlich vor mir auf und küsste mich. Ich war vorbereitet, als er mich schon im nächsten Moment unter Wasser drückte und revanchierte mich, indem ich versuchte, ihm unter Wasser die Badehose herunterzuziehen. Er reagierte blitzschnell und lachte, als ich wieder auftauchte.
»Netter Versuch, aber da musst du schon früher aufstehen.«
»Ich dachte, du hättest sicher nichts dagegen.«
»Prinzipiell nicht«, meinte er, während er mich hochhob.
Ich schlang meine Beine um seine Hüften und hielt mich mit meinen Armen an seinem Nacken fest. Dann küssten wir uns eine ganze Weile. Irgendwann wurden wir jedoch geschubst, verloren das Gleichgewicht und fielen ins Wasser. Als ich wieder auftauchte, stand Pitt grinsend neben uns. Die anderen um uns herum lachten.
»Nehmt euch 'n Zimmer«, sagte Pitt.
Patrick und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, bevor wir uns auf Pitt stürzten.
Eine Weile tobten wir noch herum, dann liefen wir zurück zu unseren Sachen, die überall verstreut auf der Wiese lagen. Ich holte die Sonnencreme aus meiner Tasche und begann mich einzucremen. Patrick beobachtete mich, das sah ich aus den Augenwinkeln. Anne, Wencke und Jasmin sowie Pitt und Fabian beäugten sich einen Moment gegenseitig, um auszuchecken, wer wem den Rücken eincremen sollte. Ich musste grinsen. Pitt bekam gleich zwei Mädels ab: Wencke und Jasmin. Leon stand ein bisschen abseits. Das war so typisch für ihn. Wer weiß, vielleicht hätte Wencke sich sogar von ihm helfen lassen, aber Leon traute sich mal wieder nicht.
Patrick stand auf einmal neben mir und grinste mich an. »Würdest du mir wohl ein bisschen zur Hand gehen?«
Ich ignorierte sein anzügliches Grinsen. »Klar. Wenn du mir danach auch hilfst.«
»Nichts lieber als das.«
Nachdem ich ihm den Rücken eingecremt hatte, reichte ich ihm die Tube und legte mich mit dem Bauch auf mein Handtuch. Das hätte ich allerdings lieber nicht tun sollen, denn bevor ich reagieren konnte, hatte er mein Bikinioberteil mit zwei schnellen Bewegungen aufgeknotet.
»Hey, geht’s noch?«, protestierte ich.
»So komm ich besser dran.«
Ich rollte mit den Augen. »Aber danach wieder zumachen, nur damit das klar ist.«
»Mal seh'n.«
Ich konnte ihn nicht sehen, hörte an seiner Stimme aber deutlich das verschlagene Grinsen. Also hielt ich still, damit nichts verrutschte. Nachdem er fertig war, machte er tatsächlich wieder eine Schleife ins Oberteil. Um sicher zu gehen, ließ ich mir danach von Jasmin eine neue Schleife machen. Eine Doppelschleife. Schließlich wusste man nie. Wir würden noch eine ganze Weile am See bleiben, und da konnte einiges passieren.
Patrick lachte. »Traust du mir etwa nicht?«
»Würdest du dir trauen?«, konterte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Punkt für dich.«
»Wer will ein Eis?«, fragte Jasmin in die Runde.
Alle stimmten zu, und schließlich machten wir Mädels uns auf den Weg quer über die Liegewiese zur kleinen Bude.
»Warum hast du ihn eigentlich mitgenommen?«, fragte Jasmin, als wir außer Hörweite waren. Ich sah sie von der Seite an. »Ich hab keine Ahnung, wen du meinst«, erwiderte ich, obwohl mir natürlich sofort klar war, dass nur Leon gemeint sein konnte. »Na wen schon. Den Langweiler.« Sie verdrehte die Augen. Ich seufzte. »Mensch, Jasmin. Leon ist mein Freund, das weißt du doch. Also reiß dich gefälligst mal zusammen.« »Ich versteh immer noch nicht, warum du mit ihm rumhängst. Es gibt so viele süße Jungs.« »Du musst es auch nicht verstehen. Hauptsache, du akzeptierst es und lässt ihn in Ruhe. Außerdem muss nicht jeder Freund so süß sein, dass man theoretisch mit ihm ins Bett will.« »Gott bewahre«, entfuhr es Anne, die würgende Geräusche machte. Ein böser Blick von mir reichte jedoch, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich wusste, dass meine Freundinnen Leon weder sexy noch süß fanden, aber das war schließlich Geschmackssache. So schlecht sah er gar nicht aus. »Apropos«, meinte Jasmin grinsend. »Wie steht's mit dir und Patrick?« »Was meinst du?«, fragte ich. »Na ja, habt ihr schon …?« Ich sah sie entrüstet an. »Hallo? Wir sind erst seit ein paar Tagen zusammen!« Was dachte die eigentlich? »Na und? Das ist ein Grund, aber kein Hindernis.« Wir mussten lachen. »Wenn wir schon beim Thema sind«, sagte Wencke nun. »Ich find Pitt echt süß. Hat er grad 'ne Freundin?« »Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte ich und sah sie überrascht an. »Aber ich kann ja mal in Erfahrung bringen, ob er momentan Interesse an einer hat.« Nicht, dass das Pitt von einem Abenteuer abhalten würde, aber das musste Wencke ja nicht wissen. »Das wär echt cool. Was ist denn so sein Typ?« Ich betrachtete Wencke einen Moment. Sie war groß und schlank, vielleicht sogar ein bisschen zu schlank, und sie hatte rotblonde, lange Haare. Eigentlich sah sie nicht übel aus. Trotzdem bezweifelte ich, dass sie Pitts Typ war. Andererseits, für ein bisschen Spaß war Pitt fast immer zu haben, solange das Mädel halbwegs gut aussah. Er war da so ganz anders als Leon. Und Wencke suchte wahrscheinlich auch nicht mehr als ein Abenteuer, so wie ich sie kannte. »Hauptsache, sie ist hübsch, unkompliziert und gut drauf«, antwortete ich also. »Alles andere ist erst mal egal.« »Klingt gut«, sagte Wencke zufrieden.
»Hey Pitt, Wencke findet dich süß«, flüsterte ich Pitt zu.
Wir saßen zusammen mit Leon auf der Wiese, während die anderen mit Slacklining beschäftigt waren. Anne versuchte gerade, auf der Line das Gleichgewicht zu halten.
Pitt grinste und schaute sofort zu Wencke hinüber. »Ach nee.«
Ich verdrehte die Augen. »Bitte tu mir den Gefallen und steck's ihr nicht gleich. Wenn sie rauskriegt, dass ich's dir gesagt hab, bringt sie mich um.«
»Auch, wenn ich was mit ihr anfange?«
»Ist das dein Ernst?«, meinte Leon und musterte erst Pitt und dann Wencke skeptisch.
»Würdet ihr beide bitte nicht dauernd zu ihr rüberstarren«, zischte ich.
»Warum denn nicht?«, meinte Pitt zu Leon und ignorierte mich einfach. »Sie sieht doch ganz nett aus.«
»Mein Geschmack wär sie nicht, aber egal. Achte doch einfach mal nicht nur aufs Aussehen. Dann hält's vielleicht auch länger als nur ein paar Tage.«
»Ja, so wie bei dir«, erwiderte Pitt.
Ich sah sofort, dass ihm die Bemerkung leidtat, aber nun hatte er es schon gesagt.
»Sorry, Mann«, murmelte Pitt zerknirscht.
Leon zuckte nur mit den Schultern und reagierte ansonsten auf keine der beiden Bemerkungen.
»Weißt du, ein bisschen recht muss ich Pitt ja schon geben«, sagte ich fast etwas kleinlaut zu Leon. Überrascht und fast ein bisschen sauer sah er mich an. »Sei mir nicht böse, Leon, aber ich finde manchmal, du solltest einfach mehr Spaß haben im Leben. Du nimmst immer alles viel zu ernst.«
»Also soll ich mit 'nem x-beliebigen Mädel was anfangen, nur weil sie gut aussieht?« Er sah von mir zu Pitt und wieder zurück.
»Das sag ich doch gar nicht«, verteidigte ich mich.
»Keiner verlangt das von dir«, sagte auch Pitt. »Das wär ja auch total absurd, du bist halt nicht der Typ dafür. Und das ist okay. Aber deshalb kannst du doch trotzdem ein bisschen mit den Mädels flirten.«
»Als ob sich auch nur eine darauf einlassen würde«, murmelte Leon.
»Versuch's doch einfach«, riet Pitt. »Natürlich nicht bei Jasmin und Konsorten, da ist Hopfen und Malz verloren. Aber vielleicht bei fremden Mädels, bei denen du noch keinen Ruf weg hast.«
»Und wie soll ich die kennenlernen?«
»Wir gehen halt mal zusammen in die Disco oder aufs nächste Fest. Wenn man will, lernt man überall nette Mädels kennen.«
Leon sah Pitt skeptisch an, erwiderte aber nichts. Eine Weile saßen wir schweigend da und beobachteten die anderen auf der Line.
Dann sagte ich: »Wir wollen doch bloß, dass du ein bisschen Spaß hast, Leon.«
»Genau«, stimmte Pitt mir grinsend zu. »Und deshalb fangen wir auch gleich damit an. Los, ich vorne, du hinten.«
Ehe ich begriff, was er vorhatte, hatte Pitt mich auch schon unter den Armen gepackt. Leon zögerte einen Moment, doch dann griff er meine Beine. Gemeinsam schleppten die zwei mich zum See und warfen mich im hohen Bogen hinein. Die anderen folgten mit Gebrüll.